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Wir werden verfolgt! (Teil 1)

Trost­lo­se, dre­cki­ge Häu­ser­schluch­ten und eine unheim­li­che Men­schen­fül­le prä­gen das Stra­ßen­bild. Über­all auf den Bür­ger­stei­gen sind Stän­de und Buden, die etwas ver­kau­fen wol­len. Von den Bür­ger­stei­gen bleibt gera­de soviel Platz übrig, dass wir uns hin­ter­ein­an­der durch­quet­schen kön­nen. Über­all auf den Stra­ßen liegt Dreck und Müll her­um. Dass wir uns hier wohl füh­len, kann man nicht gera­de sagen.

Man­aus – Wahnsinn

Wir sind in Man­aus. Viel haben wir nicht bei uns. Ich habe ein Fake-Porte­mon­naie mit abge­lau­fe­nen Kre­dit­kar­ten und ein paar Schei­nen in der einen Hosen­ta­sche, falls wir über­fal­len wer­den kann ich das ohne nen­nens­wer­ten Scha­den her­aus­ge­ben. In der ande­ren Hosen­ta­sche habe ich lose ein paar Reais für den heu­ti­gen Bedarf und dar­über die Dose Pfef­fer­spray. Sonst haben wir nur noch einen Rei­se­füh­rer mit Stadt­plan zur Ori­en­tie­rung dabei, die Anschrift unse­rer Pousa­da, unse­re Regen­ja­cken und die klei­ne Lumix. Ganz ohne Fotos geht es ja nicht. Hier die Spie­gel­re­flex bei sich zu tra­gen wäre fatal.


In einem sol­chen Umfeld ist es wich­tig, mög­lichst wenig auf­fal­len. Gut, das ist natur­ge­mäß schwer, wenn man Blond ist und 1,90 groß und sich inmit­ten all der dunk­le­ren und deut­lich klei­ne­ren Bra­si­lia­ner bewegt. Nichts des­to trotz ist es wich­tig, so zu tun, als ob man dazu gehört. Als ob man hier lebt.

Dazu gehört natür­lich, läs­sig und ziel­ge­rich­tet zu gehen. Nicht so wie man­che Tou­ris­ten, die sich mit Ruck­sack auf dem Rücken und Rei­se­füh­rer in der Hand rat­los suchend umse­hen. Ein guter Tipp z.B. ist, sich in einem Laden eine Ein­kaufs­tü­te zu holen, und dort die paar Sachen hin­ein zu tun, die man bei sich hat. Das ist viel bes­ser als ein Rucksack!

In Sal­va­dor haben wir ein­mal einen Ein­hei­mi­schen gefragt, woher er denn wüss­te, wer Tou­rist sei und wer Bra­si­lia­ner. Er sag­te: Das ist ganz ein­fach. Die Tou­ris­ten blei­ben über­all unver­mit­telt ste­hen und schau­en nach oben zu den Gebäu­den. So ein­fach ist das.

Wir gehen also läs­sig aber bestimmt durch das Gewühl. Die weni­gen Fotos, die ich mache, schie­ße ich rela­tiv unauf­fäl­lig aus der Hüfte.

Man­aus

In einer sol­chen Umge­bung sind bei mir ganz auto­ma­tisch alle Sin­ne und Instink­te geschärft. Ganz unter­be­wusst scan­ne ich per­ma­nent die Umge­bung und neh­me Auf­fäl­lig­kei­ten und Men­schen beson­ders gut wahr.

Und plötz­lich sehe ich Ihn und bin alar­miert. Ein Mann in einem blau­en T‑Shirt. Er geht schräg hin­ter uns auf der ande­ren Straßenseite.

Instink­tiv weiß ich, dass er uns folgt. Ich bin sicher, dass ich ihn vor­hin schon ein­mal gese­hen habe.

Ich las­se mir nichts anmer­ken. Auch zu Dia­na sage ich erst­mal nichts. Ich will sie nicht beun­ru­hi­gen und mir erst ein­mal Klar­heit ver­schaf­fen. Ich gehe mit ihr wei­ter­hin ziel­stre­big Rich­tung Hafen. Ich will sehen, ob er uns wirk­lich folgt, viel­leicht täu­sche ich mich ja auch?

Ziel­stre­big gehen wir auf das Hafen­ge­bäu­de zu. Aus den Augen­win­keln sehe ich, dass er uns immer noch folgt. Wir gehen durch die Türen und fin­den uns in einem noch grö­ße­ren Gemen­ge wieder.

Gleich wer­de ich es wis­sen. Ich gehe mit Dia­na ganz ans ande­re Ende des Gebäu­des, bis es nicht mehr wei­ter­geht. An einem Kiosk blei­ben wir ste­hen. Ich tue so, als ob ich etwas essen woll­te und stu­die­re die ange­schla­ge­ne Karte.

Und da ist er wie­der. Unauf­fäl­lig tuend geht er an uns vor­bei. Wo will er hin? Hier geht es doch nicht wei­ter! Als er vor­bei ist gehe ich mit Dia­na zurück und wie­der aus der Ein­gangs­tür her­aus. Dia­na sage ich, dass es mir hier zu voll sei und wir uns doch ein­mal die Schwim­men­den Docks anse­hen mögen. Sie ist froh dar­über, ihr ist es hier auch zu voll.

Wie­der vor dem Hafen­ge­bäu­de ange­kom­men, gehen wir nach links und sehen eine Über­füh­rung, die zu den Schwim­men­den Docks führt. Es ist eine über­dach­te Über­füh­rung, sie sieht ein biss­chen aus, wie eine Gang­way. Wir gehen hoch und aus den Augen­win­keln sehe ich links von mir den Typen aus dem Hafen­ge­bäu­de kom­men und in unse­re Rich­tung schlendern.

Schei­ße. Jetzt ist es sicher. Ich lag also von Anfang an rich­tig mit mei­ner Ver­mu­tung. Der Typ ver­folgt uns. Und das jetzt schon seit über 10 Minuten.
Was hat er vor?? 

Man­aus – Moloch im Amazonas

Wei­ter­le­sen: Wir wer­den ver­folgt! (Teil 2)

Der Rei­se­be­richt Bra­si­li­en, High­lights des Nor­dens wird wöchent­lich fortgesetzt!
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