Nach Eurem großen Interesse an dem Astro Tracker für die Sternenfotografie, über den ich vor kurzem geschrieben habe, möchte ich Euch heute noch eine Alternative vorstellen. David Wemhöner, der Erfinder des MDK (Motor-Dreh-Kopf) hat diesen wieder einmal weiter entwickelt und mit der V4 eine neue Version fertiggestellt. Neben den Features des «Ur-MDK», kann man die neue Version nun auch als Astro-Nachführung verwenden.
Erstmal ist der MDK natürlich nach wie vor ein Kamera-Schwenkkopf für Zeitraffer-Fotografen. Und noch dazu ein sehr flexibler. Nicht nur eine Drehbewegung könnt ihr damit realisieren, sondern auch mithilfe einer Fadenspule einen Slider motorisieren. Zur Ansteuerung benötigt ihr einen Controller für Gleichstrommotoren, wie den MX‑2 oder MX‑3 von Dynamic Perception. Wie das grundsätzlich funktioniert, könnt ihr in meinem Testbericht zum UR-MDK nachlesen und natürlich auf Davids Seite, dort erfahrt ihr auch, wie das mit der Fadenspule funktioniert (die erst nach meinem Bericht dazu kam).
Der eigentliche Clou an der neuen Version ist hingegen, dass ihr ihn mit wenigen Handgriffen in einen Astro-Tracker umbauen könnt, oder ihn als «MDK Astro» auch direkt so bestellen könnt. Dann funktioniert er ähnlich wie die Vixen-Polarie, die ich Euch vor kurzem vorgestellt habe.
Dazu liefert David in der «Astro» Version des MDK einen eigenen kleinen Controller mit (ein MX2/MX3 ist dann nicht erforderlich!), der mit einer 9V-Block Batterie oder einem entsprechenden Akku betrieben wird. Ich empfehle den Betrieb mit einem Akku, nicht nur aus Umweltgründen, sondern auch, weil der MDK bei mir die Batterie auch im ausgeschalteten Zustand nach einigen Wochen geleert hat. Eine Entnahme der Batterie/des Akkus bei Nichtbenutzung empfiehlt sich daher.
Um die Erdrotation bei den Astro-Aufnahmen zu kompensieren, muss natürlich auch der MDK parallel zur Erdachse ausgerichtet werden. Hierfür liefert David einen praktischen Polsucher mit Leuchtpunkt mit. Die Ausrichtung damit geht damit leichter und exakter von Hand, als durch das Guckloch der Polarie ohne ihren optionalen Polsucher. David bat mich, darauf hinzuweisen, dass er jeden MDK einzeln per Laser exakt justiert, so dass der Polsucher genau mit der Drehachse des MDK abgestimmt ist.
Natürlich kann man mit diesem Leuchtpunktsucher die prinzipbedingten Ungenauigkeiten bei der Ausrichtung auch nicht umgehen, die ich bereits im Testbericht zu der Polarie angesprochen habe. Der Polarstern liegt ist nicht exakt auf dem Himmelspol und auf der Südhalbkugel fehlt ein direkter Anhaltspunkt ganz. Diese Punkte versucht der Polsucher der Polarie zu berücksichtigen, allerdings zu einem entsprechenden Preis. Beim MDK bleibt, genau wie bei der Polarie ohne Polsucher, nur die ungefähre Ausrichtung. In der Praxis habe ich allerdings festgestellt, dass eine hundert Prozent exakte Ausrichtung oft gar nicht nötig ist. Und besser als das Guckloch der Polarie funktioniert der Punktsucher des MDK allemal.
Hat man die Ausrichtung erledigt, funktioniert der Rest sehr einfach. Mithilfe eines Schalters könnt ihr die Drehrichtung einstellen (abhängig von der Erd-Hemisphere, auf der ihr Euch befindet). Während man bei der Polarie nur einige fest vorgegebene Geschwindigkeiten einstellen kann, kann man hier die Geschwindigkeit mit einem Poti feineinstellen. Ein Punkt markiert dabei die Erdgeschwindigkeit. Andere Geschwindigkeiten muss man dann per Gefühl einstellen. Spezielle Geschwindigkeiten, wie die Mondgeschwindigkeit oder die exakt halbe Erdrotationsgeschwindigkeit trifft man so natürlich nicht. In der Praxis sind sie allerdings auch nicht so relevant. Auf der anderen Seite ist man mit dem Drehregler natürlich sehr flexibel unterwegs und kann auch mal nachjustieren. Für Zeitraffer-Fotografen, die den mitgelieferten Astro-Controller für kontinuierliche Schwenks verwenden wollen ist sicherlich interessant, dass die Geschwindigkeit sich auch etwas schneller als die vorgegebene Sternengeschwindigkeit eingestellt werden kann, das geht bei der Polarie ja derzeit nicht.
Den MDK mit der Polarie zu vergleichen ist vielleicht etwas unfair. Ist doch der MDK das enthusiastische Projekt eines meiner treuen Leser. Er baut ihn mit viel Liebe zum Detail in seiner Garage und steckt eine Menge Herzblut hinein. Die Polarie hingegen ist ein professioneller Astro-Tracker, der ca. das Doppelte kostet. Trotzdem haben beide ihre Vor- und Nachteile – jedenfalls muss der MDK den Vergleich nicht scheuen. Darauf möchte ich hier einmal kurz eingehen.
Vorteile der Polarie
- Die Polarie ist durch ihre Bauweise kompakter, leichter und besser transportabel
- Mit dem optionalen Polsucher ist eine genauere Ausrichtung möglich (auch wenn er teuer ist und seine Schwächen hat)
- Die Polarie arbeitet unhörbar, während man beim MDK das Motogeräusch schon hört – insbesondere in der Stille der Nacht.
Vorteile des MDK gegenüber der Polarie
- Der MDK Astro bringt schon direkt einen sehr guten Polsucher mit, um den noch zu toppen, muss man bei der Polarie relativ viel Geld für den optionalen Polsucher ausgeben
- Der MDK lässt sich einfach zum echten Zeitraffer-Drehkopf umbauen, dann kann man ihn mit einem Zeitraffer-Controller im Shoot-Move-Shoot-Modus berteiben, das ist mit der Polarie nicht möglich.
- Man kann den MDK mit einer Fadenspule ausstatten und damit auch einen Slider betreiben – mit dem entsprechenden Controller auch im Shoot-Move-Shoot-Modus.
- Der MDK ist deutlich günstiger
Fazit
Die Nachführung der Kamera für Astroaufnahmen funktioniert bei dem MDK genauso hervorragend, wie bei der Polarie. Einen Unterschied konnte ich nicht feststellen. Der große Vorteil des MDK ist sicherlich seine Flexibilität. Ob Zeitraffer Drehkopf, Slider Antrieb oder jetzt auch Astrotracker – das alles leistet das kleine Gerät. Ein solches Projekt so zielstrebig und konsequent durchzuziehen, das gelingt nur ganz Wenigen. David Wemhöner ist einer davon. Ich find’s total klasse und unterstützenswert.
Wenn ich die Polarie nicht hätte, würde ich sicherlich den MDK auch auf meine Reisen mitnehmen. Da ich sie aber nun mal habe, ist die Polarie doch die kompaktere Lösung und ich genieße, dass sie so lautlos arbeitet. Ich würde mir wünschen, dass David das Motorengeräusch des MDK Astro in der Zukunft noch etwas dämpfen kann, er hat mir jedenfalls versprochen, sich darüber Gedanken zu machen… ;-) Auch der Betrieb mit 2 AA Zellen gefällt mir ein bisschen besser, als der 9V Block des MDK.
Solltet ihr in die Welt der Astro- und Zeitraffer-Fotografie reinschauen wollen, so ist der MDK sicherlich mehr als eine Überlegung wert. Für das Geld bekommt man meiner Meinung nach kein anderes Werkzeug mit auch nur annähernd der Flexibilität und einem so großen Einsatzbereich.
Einen schönen Testbericht zum MDK V4 findet ihr übrigens auch bei Sven Zickler von Free-Inspiration.com
Hier geht’s zu David’s Wemhöners Seite mit allen Details und der Möglichkeit den MDK V4 zu bestellen.
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!
Gunther,
wenn Du jetzt noch den AstroTrack aus den UK testest, dann wärst Du komplett ;) Das war mein allererster Pan-Kopf für Timelapse…
Der AstroTrack kann zwar nur 2 Stunden nachführen, hat aber trotz minimaler Detailmängel bei der Ausführung (Plastiktube) den besten Polsucher von allen dreien.
Wenn jemand den AstroTrack Polsucher in Metall modden würde, und den für Polarie und MDK kompatibel machen, wäre es perfekt.
Mit dem AstroTrack Polsucher hab ich ohne Probleme 10 Minuten Langzeit Nachführungen mit Polaris geschafft, und ich bin wahrlich kein Spezialist.
Liebe Grüsse
Christoph
salut gunther
super, dass du den bericht des mdkv4 so schnell nachgeliefert hast. vielen dank!!!
eine frage habe ich betreffend
«Der Polarstern liegt ist nicht exakt auf dem Himmelspol». wie du schreibst, wird dies beim einsatz des optionalen polsuchers der polarie kompensiert. der polsucher des mdkv4 soll dabei aber nicht helfen. wenn das am polsucher liegt frage ich mich, warum david dann nicht auch einen polsucher einsetzt, der dies kann?
gruss
sven
Weil dieser verhältnismäßig extrem teuer wäre (aufwändige mechanische Kontruktion) und der Vorteil, zumindest auf der Nordhalbkugel vernachlässigbar wäre.
Es gibt Apps, womit man die Abweichung berechnen kann und dann auch mit dem einfachen Sucher einstellen kann, vielleicht kann David dazu noch etwas sagen, ich selbst habe mir die Mühe nie gemacht, da ich auch so hervorragende Ergebnisse bekommen habe.
«Zufällig» habe ich den MDK Astro diese Woche bestellt, das passt dein Review natürlich super. Danke.
Hallo Gunther,
coole Sache! Gibts schon L‑Winkel für die D750? Ich seh da einen bei Dir.
Gruß Jörg
Ja, gibt es!
Hallo Gunther, super, dass Du so rasch diesen Artikel in Ergänzung zum Polarie-Post online bringen konntest. Eine Frage beschäftigt mich allerdings nach wie vor bei beiden Alternativen: Wie würdest Du – nach Deinen bisherigen Erfahrungen – die maximal sinnvolle «Beladung» der Geräte einschätzen? Ich denke da z.B. an eine Kombination aus D800 und 70–200 2,8. Zusammen mit einem zweiten Kugelkopf käme da ja einiges auf die Waage. Überhaupt realistisch oder «pushing it»? Wenn ja, eher Polarie oder MDK? Danke vorab für Dein Feedback & happy shooting!
Das funktioniert meiner Erfahrung nach mit beiden Geräten.
Schöner Vergleich der beiden Geräte und danke für die Verlinkung ;-)
Grüße Sven
Danke, ich liebäugel schon länger damit. Was ich nicht wusste, ist die Möglichkeit einer Nutzung mit Slider. Wird wohl mein Weihnachtsgeschenk