Wie gut ist das neue Nikon 8–15 AF‑S 3.5–4.5 Fisheye für 360 Grad Panoramen geeignet? Wie ist seine Performance im Vergleich zum rasierten 10.5mm DX Fisheye?
Bis vor kurzem gab es kein «offizielles» Fisheye von Nikon, mit dem Panorama-Fotografen einzeilige 360 Grad Panoramen erstellen konnten. Dazu benötigt man einen vertikalen Bildwinkel von mindestens 180°. Beholfen haben sich viele, so auch ich, mit dem 10.5mm DX Fisheye von Nikon, bei dem die Sonnenblende «wegrasiert» wurde an einer Vollformat-Kamera. Das macht es zum zirkulären Fisheye mit über 180° vertikalem Bildwinkel im Hochformat.
Nun hat Nikon mit dem 8–15 AF‑S 3.5–4.5 ein Fisheye Zoom auf den Markt gebracht, welches ganz ohne «rasieren» verspricht, solche Aufnahmen in der 8mm Stellung sehr einfach und mit hoher Bildqualität machen zu können.
Ob das Objektiv hält, was es verspricht, ob es die bessere Alternative zum günstigeren und leichteren rasierten 10.5mm DX ist und wie die Bildqualität im Vergleich ist, beschreibe ich diesem Review.
Das Nikon 8–15 Fisheye AF‑S 3.5–4.5
Das neue Fisheye ist als Zoom-Objektiv deutlich größer, als das 10.5 DX. Es bringt eine abnehmbare Sonnenblende mit und eine große Kappe, die über die Sonnenblende geht. Das ist sehr praktisch, da sich so Kappe und Sonnenblende auch gemeinsam abnehmen lassen, z.B. um die 360° Panoramen machen zu können.
Die Sonnenblende ist eigentlich nur bei 15mm zu gebrauchen, ansonsten erzeugt sie eine relativ große Abschattung im Bild.
Auch bei 12mm gibt es noch eine Abschattung – ob mit oder ohne Sonnenblende.
Den vollen rechteckigen Bildbereich deckt das Fisheye erst bei 15mm ab.
Das 10.5 mm DX Fisheye
Das kleine, rasierte DX Fisheye liefert an der Vollformat-Kamera einen deutlich größeren Bildkreis, als das 8–15 bei 8mm – logisch, es hat ja auch 10.5mm.
«Rasieren» bedeutet übrigens in diesem Zusammenhang, dass man die standardmäßig nicht entfernbare Sonnenblende wegfräsen lässt. Es gibt spezielle Anbieter, die diesen Service anbieten.
360 Grad Panoramen aufnehmen
Der Hauptanwendungsfall eines solchen Fisheye-Objektives dürften für die Meisten die 360 Grad Panoramen sein. Denn nur mit einem Fisheye, das mindestens einen vertikalen Bildwinkel von 180 Grad im Hochformat liefert, lassen sich solche Panoramen ohne zusätzliche Aufnahmen nach oben und (mit Einschränkungen) unten realisieren. Unten ist halt das Stativ mit drauf – oft lässt sich das aber leichter wegretuschieren, als ein separates Nadir-Bild (Bodenaufnahme) anzufertigen.
Wenn das für Euch jetzt Böhmische Dörfer sind, dann empfehle ich Euch einen unserer ersten Fotoschnacks, hier haben wir ausführlich über die Aufnahme und Bearbeitung von 360 Grad Panoramen gesprochen:
Fotoschnack, Folge 03: Das 360 Grad Panorama – Video Tutorial
Wie entsteht eigentlich ein interaktives 360 Grad Panorama? Wie nimmt man es auf? Wie setzt man die Einzelbilder zusammen und wie präsentiert man es interaktiv im Web? In der heutigen Folge vom Fotoschnack möchten wir Euch zeigen, wie man ein solches Panorama professionell aufnimmt, zusammensetzt und für die Web-Präsentation vorbereitet. Wir erklären wofür man einen Nodalpunktadapter benötigt, […]
Mit beiden Objektiven, also dem rasierten 10.5mm DX und dem neuen 8–15mm lassen sich an einer Vollformat-DSLR solche Panoramen aufnehmen. Mit dem 8–15mm geht das auch an Kameras mit dem kleineren APS‑C (DX) Sensor, aber dazu später mehr.
Mit beiden Objektiven sind eigentlich 3 Bilder mit einem Winkel von 120° zueinander ausreichend, um ein komplettes 360 Grad Panorama aufzunehmen. Ich selbst empfehle, 4 Bilder mit jeweils 90° Drehung zu machen.
Und ich empfehle euch, bei dem 8–15 Zoom Fisheye an einer Vollformat-Kamera eben nicht in der 8mm Einstellung zu arbeiten, sondern hochkant mit 11mm – hier ist auch eine entsprechende Markierung an der Brennweitenskala des Objektivs angebracht. Bei dieser Brennweite bekommt ihr die maximale Auflösung bei einem 360 Grad Panorama. Wenn ihr mit kürzeren Brennweiten arbeitet, verschenkt ihr Auflösung, da das Objektiv einfach mehr Schwarz drumherum aufnimmt (an dem Bildwinkel ändert sich nichts).
Um ein solches Panorama aufnehmen zu können, müsst ihr auf jeden Fall recht exakt arbeiten. Ich empfehle einen Nodalpunkt-Adapter, damit die Kamera wirklich um die optische Achse des Objektives dreht. Eine der günstigsten Optionen ist mein Selbstbau-Nodalpunktadapter. Diesen nutze ich auch so gut wie immer. Die Bauanleitung findet ihr hier:
Bauanleitung: Nodalpunktadapter für perfekte Panoramen selbst bauen – günstig, leicht, stabil!
Heute stelle ich Euch einen Bauvorschlag für einen Nodalpunktadapter für die Panorama-Fotografie vor, der ca. 50€ kostet und so leicht ist, dass ihr ihn immer dabei haben könnt. Handwerkliches Geschick oder eine Werkstatt braucht ihr für den Nachbau nicht. Ein Nodalpunktadapter ist unerlässlich, wenn ihr perfekte Panoramen aufnehmen möchtet. Er sorgt dafür, dass sich Vorder- und […]
360 Grad Panoramen aus der Hand aufzunehmen funktioniert eigentlich nicht. Das bedeutet, man kann sie oft nicht richtig bzw. gerade zusammensetzen. Je mehr Vordergrund ihr habt, um so exakter müsst ihr arbeiten.
Von einem Hochstativ wie dem Nodal Ninja Travel Pole könnt ihr solche Panoramen auch ohne Nodalpunktadapter aufnehmen, wenn ihr das Monopod sehr ruhig und in Waage haltet und kein unmittelbarer Vordergrund existiert.
Mit dem Nodal Ninja Travel Pole unterwegs im Altiplano
Auf der diesjährigen Altiplano Reise hatte ich erstmals das 2,92 m lange «Travel Pole» von Nodal Ninja dabei. Wie es sich im Vergleich zu meinem großen Monopod von PT4Pano geschlagen hat, erfahrt ihr in diesem Praxisbericht, den ich mit vielen Fotos und Panoramen von unserer letzten Südamerika Tour illustriert habe. Seit ich in Patagonien zum ersten […]
Zusammensetzen der Panoramen in PTGui
Zum Zusammensetzen der Panoramen nutze ich PTGui. Wenn man exakt, also mit Nodalpunktadapter, gearbeitet hat, dann setzt PTGui die Panoramen beider Objektive problemlos und perfekt zusammen. Dabei errechnet es den vertikalen Bildwinkel.
Bei dem Nikon 8–15 ist es mir leider nicht gelungen, vertikal eine volle 180 Grad Abdeckung zu erreichen. Das Maximale, was mir PTGui bei einem Panorama angezeigt hat, waren 179 Grad. Aber auch das lässt einen ganz kleinen leeren Fleck im endgültigen Panorama oben zurück.
Die Gradanzeigen waren immer etwas unterschiedlich bei den einzelnen Panoramen, das liegt daran, dass man trotz sorgfältiger Nivellierung mit der Libelle die Kamera so gut wie nie 100% in der Waagerechten dreht. Sobald die Kamera ein klein wenig nach unten oder oben geneigt ist, fehlt auf der anderen Seite ggf. etwas. Je knapper vertikale Bildwinkel also bemessen ist, umso weniger fehlertolerant ist das Objektiv. Meiner Erfahrung nach sind die 180 Grad bei dem 8–15 Zoom Fisheye extrem knapp bemessen.
Bei dem 10.5er DX hingegen, existiert hier viel mehr Spielraum. Dessen Panoramen konnten so gut wie immer perfekt zusammengesetzt werden. PTGui zeigt hier auch durch die Bank deutlich größere vertikale Bildwinkel an, zum Teil sogar deutlich mehr als 180 Grad. Das ermöglicht es auch dann, die Panoramen ohne Lücken oben oder unten zusammenzusetzen, wenn die Kamera vertikal nicht ganz exakt in Waage ausgerichtet wurde.
Die kleine Lücke die ich bei den Bildern aus dem 8–15 oben erhalte stört mich nicht weiter, sie lässt sich in der Regel ohne Weiteres in Photoshop mit «Inhaltsabhängiges Füllen» o.ä. schließen. Schade finde ich es aber doch. Das ist übrigens bei jeder für 360° Panoramen nutzbaren Brennweite (also 8–11mm) aufgetreten.
Beispiel Panorama mit dem Nikon 8–15 Fisheye
Mit der Maus könnt ihr euch in dem Panorama umsehen.
In den nächsten Tagen veröffentliche ich übrigens noch ein Video-Tutorial, in dem ich zeige, wie ich das Panorama zusammengesetzt habe. Dabei gehe ich dann auch darauf ein, wie ihr die Lücken oben und unten schließen könnt und natürlich, wie ihr daraus auch ein «Little Planet» erstellen könnt. Abonniert am besten meinen Newsletter, um das nicht zu verpassen!
360 Grad Panoramen mit Kameras mit APS‑C (DX) Sensor
Obwohl es ein DX Objektiv ist, eignet sich das 10.5mm DX Fisheye nicht, um an Kameras mit APS‑C Sensor 360 Grad Panos aufzunehmen. Das Objektiv ist ja ursprünglich nicht als zirkuläres Fisheye gedacht gewesen, sondern als rechteckig abbildendes Fisheye an DX-Kameras. Erst die Rasur erzeugt den Kreisförmigen Bildausschnitt – und das auch nur an den größeren Vollformat-Sensoren.
Das 8–15mm hingegen, ermöglicht nun in seiner 8mm Einstellung, auch an DX-Kameras einzeilige 360 Grad Panoramen aufzunehmen. Hier der abgedeckte Bildausschnitt:
Ihr seht, der vertikale Bildausschnitt wird sehr gut ausgenutzt, das führt zu einer hohen Auflösung des erzeugten Panoramas.
Vergleich der Bildqualität
Zum Vergleich habe ich zwei typische Panoramen von der gleichen Stativposition aus aufgenommen. Beide mit f/8, was so ziemlich dem «Sweet-Spot» der Objektive entsprechen sollte und für solche Panoramen eine sehr typische Blende ist. Ich wollte wissen, wie die Bildqualität des neuen 8–15mm Fisheye im Vergleich zum 10.5mm DX abschneidet.
Hier zunächst die Bilder in voller Größe:
Hier einige Bildausschnitte in 1:1 Ansicht.
Also von der Schärfe ist das neue 8–15 dem DX Fisheye auf jeden Fall deutlich überlegen, das haben alle Vergleiche, die ich gemacht habe deutlich gezeigt. Alles andere hätte mich aber auch wirklich verwundert. Immerhin ist das 10.5 bereits seit 14 Jahren am Markt und kostet weniger als die Hälfte von dem neuen 8–15.
Auch im Bereich der Chromatischen Aberrationen, mit denen das 10.5er schon immer etwas zu kämpfen hatte, schlägt sich das 8–15 deutlich besser. Das bedeutet nicht, dass es in keiner Situation solche Aberrationen zeigt, aber sie sind deutlich schwächer und seltener als bei dem 10.5er.
Vor- und Nachteile der beiden Objektive
Das Nikon 8–15 Fisheye AF‑S 3.5–4.5
Pro:
- Sehr gute Abbildungsleistung
- Flexibler Zoombereich von 8–15 mm
- Geeignet für 360 Grad Panos im Bereich 8–11 mm an Vollformat-Kameras
- Geeignet für 360 Grad Panos bei 8mm an DX-Kameras
- Rechteck abbildendes Fisheye bei 15 mm
- Abnehmbare Sonnenblende, auch gemeinsam mit der Kappe
- Schneller und leiser Autofokus
Contra:
- Relativ teuer
- Mit f/3.5–4.5 nicht besonders lichtstark
- Vertikal wird ein 180° Bildwinkel nur knapp erreicht, das macht das Zusammensetzen der Panoramen u.U. etwas aufwändiger und erfordert extrem exaktes Arbeiten
Das Nikon 10.5 f/2.8 DX Fisheye
Pro:
- Klein und leicht
- Relativ günstig
- Mit f/2.8 verhältnismäßig lichtstark
- Rasiert für 360 Grad Panoramen an Vollformat Kameras einsetzbar
- Großer Bildwinkel, größer als 180 Grad, dadurch lassen sich 360 Grad Panoramen verhältnismäßig leicht und fehlerfrei zusammensetzen
- Die mitgelieferte Kappe passt auch auf das rasierte Objektiv
Contra:
- Eingeschränkter Einsatzbereich durch Festbrennweite, an DX-Kameras können keine einzeiligen 360 Grad Panoramen aufgenommen werden
- Bildqualität könnte besser sein, insbesondere treten bei sehr kontrastreichen Bildpartien zum Teil Chromatische Aberrationen auf. Diese lassen sich allerdings in Lightroom recht gut entfernen.
Mein Fazit
Das neue Nikon 8–15 Fisheye AF‑S 3.5–4.5 ist ein Objektiv, das in dem Nikon Lineup schon seit Jahren schmerzlich vermisst wurde. Das Objektiv bietet eine tolle Bildqualität und sehr gute Bedienung. Es bietet auch die Flexibilität, schnell zwischen einer zirkulären Abbildung und der rechteckigen Abbildung zu wechseln um entweder 360 Grad Panoramen oder sehr weitwinklige Fisheye Aufnahmen zu machen, die den gesamten Bildbereich abdecken. Es bleibt dabei aber ein Fisheye, sobald der Horizont nicht in der Mitte des Bildes ist, wird er krumm – egal bei welcher Brennweite.
Für jemanden, der professionell 360 Grad Panoramen aufnimmt, stellt sich die Frage nach einer Alternative vermutlich gar nicht – hier ist das 8–15 das Objektiv höchstwahrscheinlich das Werkzeug, worauf er schon lange gewartet hat.
Für Hobbyisten, die gelegentlich 360 Grad Panoramen oder mal einen Little Planet aufnehmen wollen und eine Vollformat Kamera besitzen, ist das rasierte 10.5er nach wie vor eine gute Wahl. Es so klein und leicht, dass es wirklich immer in der Fototasche verbleiben kann. An einer DX-Kamera oder an einer Vollformat-Kamera im DX-Modus gibt es auch ein recht brauchbares und einigermaßen lichtstarkes Objektiv für Zeitraffer ab – allerdings immer mit der Fisheye-typischen Verzerrung. Korrigiert man diese z.B. mit der Lightroom Profil-Korrektur, macht sich die etwas schwache Auflösung des Objektivs dann wieder bemerkbar.
Für Fotografen, die mit einer DX-Kamera, wie der Nikon D500, Nikon D7x00 oder D5x00 arbeiten, wäre das 8–15mm grundsätzlich ein Objektiv, mit dem sie einzeilige 360 Grad Panoramen aufnehmen können. Allerdings ist das Objektiv halt relativ teuer. Ggf. wäre hier als Alternative das Sigma 4,5 mm F2,8 EX DC HSM Zirkular Fisheye eine Überlegung wert, wenn es nur darum geht, solche Panoramen aufzunehmen. Zur Bildqualität kann ich allerdings nichts sagen.
Produktlinks
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- Nikon 8–15 Fisheye AF‑S 3.5–4.5
- Nikon 10.5 AF G DX Fisheye f/2.8 – Rasur-Service bei 360pano.de
- Sigma 4,5 mm F2,8 EX DC HSM Zirkular Fisheye
Tutorial zum Zusammensetzen der 360 Grad Panoramen
360 Grad Panorama und Little Planet zusammensetzen – Zenit und Nadir korrigieren
In diesem Video Tutorial zeige ich euch, wie ihr ein 360 Grad Panorama in richtig zusammensetzt. Darüber hinaus lernt ihr, wie ihr das Stativ richtig aus den Bildern entfernen könnt und auch eine etwaige Lücke im Zenit schließen könnt. Die Einzelaufnahmen habe ich mit dem neuen Nikon 8–15 Fisheye gemacht, meinen Testbericht inklusive Vergleich zum Nikon 10.5 […]
Disclaimer
Das Nikon 8–15 wurde mir auf meine Bitte hin von Nikon für den Testzeitraum zur Verfügung gestellt. Eine wie auch immer geartete Vergütung erfolgte nicht.
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