Die Nikon Z 50 ist die erste spiegellose APS‑C Kamera von Nikon. Hier erfahrt ihr meine persönliche Einschätzung zu dieser Kamera.
Die Z 50 ist eine APS‑C Kamera mit dem gleichen Z‑Bajonett, welches Nikon mit der Z 6 und Z 7 eingeführt hat. Das bedeutet, die Objektive der Vollformat Z‑Kameras lassen sich problemlos auch an der Z 50 anschließen. Ebenfalls können alle Objektive für das F‑Bajonett, die auch an der Z 6 und Z 7 funktionieren mithilfe des gleichen FTZ-Adapters angeschlossen werden. Durch das Z‑Bajonett profitiert die Z 50, wie ihre großen Schwestern Z 6 und Z 7, von dem extrem kurzen Auflagemaß, das eine Adaptierbarkeit von so gut wie allen Objektiven von anderen Herstellern mit speziellen Adaptern erlaubt.
Zusätzlich hat Nikon aber auch zwei spezielle APS‑C Objektive für die neue Kamera vorgestellt, die, genau wie der Kamera-Body extrem klein und leicht sind: Das NIKKOR Z DX 16–50 mm 1:3,5–6,3 VR und das NIKKOR Z DX 50–250 mm 1:4,5–6,3 VR.
Sensor
Die Z 50 kommt mit einem 20,9 Megapixel-Sensor, ähnlich dem der D500. Da sie aber wie ihre großen Schwestern Z 6 und Z 7 einen Hybrid-Autofokus hat, kann es nicht der identische Sensor sein. Der neue Sensor deckt einen ISO-Bereich von 100 bis 51.200 ab. Meine Vermutung, dass wir von einer ähnlichen Bildqualität wie bei der D500/D7500 ausgehen können, wurden sogar übertroffen. Nach meinen Tests, liegt die Bildqualität auf Augenhöhe mit der Nikon Z 6, knapp unter der der Nikon Z 7. Als Prozessor kommt der Nikon-eigene Expeed‑6 zum Einsatz. Dieser ermöglicht schnelle Serienaufnahmen von bis zu 11 Bilder/s mit Autofokus und Belichtungsmessung.
Bei meinem Test konnte ich 29 Raw-Dateien in 14 Bit im schnellsten Modus am Stück aufnehmen, bevor der Puffer voll war und die Kamera langsamer wurde, das ist sehr ordentlich.
Dank des optionalen elektronischen Verschlusses lässt sich die Kamera bei Bedarf auch komplett lautlos auslösen.
Bildqualität des Sensors ist für eine Kamera in dieser Preisklasse außergewöhnlich, sie ist im Bereich ISO-Leistung und Dynamik auf Augenhöhe mit der Nikon Z 6, dazu findet ihr hier einen separaten Beitrag.
Autofokus
Auch die Performance des Autofokus mit seinen 209 Messfeldern, die 90 % des Bildfeldes abdecken, liegt sowohl bei Fotos als auch bei Video auf dem Niveau ihrer großen Schwestern. Die Z 50 bringt im Auslieferungszustand sowohl Gesichts- als auch Augenautofokus mit. Letzteren musste man ja bei der Z 6 und Z 7 erst per Firmware-Update nachrüsten. Der Autofokus fokussiert bei schwachem Licht hinunter bis ‑4 LW.
Stabilisator
Leider hat Nikon den sensorbasierten 5‑Achsen Bildstabilisator der Z 6 und Z 7 bei der Z 50 eingespart. Damit steht ein ganz großer Vorteil der Z 6 und Z 7 hier nicht zur Verfügung.
Das bedeutet, an der Z 50 wird nur stabilisiert, wenn Objektive mit intern eingebautem VR eingesetzt werden. Das sind derzeit aus der Z‑Serie ausschließlich die beiden neuen DX Objektive, die gemeinsam mit der Z 50 vorgestellt wurden. Alle anderen, bisher für die Z 6 und Z 7 vorgestellten Vollformat-Z-Objektive haben keinen eingebauten VR, da sie ja mit dem Sensor-Stabi der Z 6 und Z 7 im Hinterkopf entwickelt wurden – diese können an der Z 50 also nur ohne Stabilisierung betrieben werden. Zusätzlich stabilisieren an der Z 50 natürlich Objektive für das F‑Bajonett mit eingebautem VR, die per FTZ-Adapter angeschlossen werden. Mit den F‑Mount-Objektiven ist im Video-Modus aber erfahrungsgemäß kein wirklich smoothes Nachführen des Autofokus möglich.
Sucher und Monitor
Selbstverständlich kommt auch die Z 50 mit einem elektronischen Sucher, der mit seinen 2.3 Mio. Pixel nicht ganz so hoch aufgelöst ist, wie der der Z 6 und Z 7. In der Praxis muss man aber schon genau hinschauen, um den Unterschied zu sehen. Am ehesten sieht man ihn bei den eingeblendeten Zeichen und Zahlen im Sucher, kaum beim Sucherbild selbst. Der Sucher erlaubt eine Dioptrienkorrektur und bietet auch eine automatische Augenerkennung um zwischen Sucher und Monitor umzuschalten. Auch für die manuelle Umschaltung gibt es wieder einen Knopf auf der linken Schulter der Kamera. Das ist ähnlich, wenn nicht gar besser umgesetzt, als bei der Z 6 und Z 7. Bei Letzteren «hängt» der automatische Sensor durch die tiefe Gummiwulst am Okular manchmal, das passiert bei der Z 50 nicht, da das Okular flacher ist und der Sensor nicht so stark abgedeckt wird.
Und natürlich gibt es auch einen 3,2 Zoll (8 cm) Touchscreen-Monitor mit 1,04 Mio Bildpunkten auf der Rückseite, das sich nach unten wegklappen lässt.
Der «Selfie-Modus»
Dass der Monitor sich dafür nach unten wegklappen lässt, ist leider für Selfie-Aufnahmen und VLOGs alles andere als ideal, da ein notwendiger Griff oder ein Stativ entweder das Umklappen des Displays verhindert oder direkt vor dem Display sitzt. Es ist mir unverständlich, warum hier nicht das bewährte seitliche Klappdisplay der D5x00-er Serie übernommen wurde. Dazu kommt, dass man sich schon bei dem kleinen 16–50 Objektiv kaum selbst sieht, weil das Objektiv im Weg ist. Vor allem, wenn man sein Gesicht aus kompositorischen Gründen im oberen Drittel des Bildes positionieren möchte, ich versuche das mal mit einem Handy-Bild zu zeigen.
Bei einem längeren Objektiv, wie dem Sigma 18–35 f/1.8 Art, sieht man eigentlich gar nichts mehr vom Display.
Wenn man den Monitor der Z 50 komplett nach unten wegklappt, wird das Bild um 180° gedreht angezeigt und die Kamera schaltet den Monitor standardmäßig in einen besonderen Modus, ich nenne den jetzt mal «Selfie-Modus». In diesem Modus ist die Kamera leider von vorne kaum bedienbar, da so gut wie alle Bedienoptionen ausgeblendet werden. Zum Beispiel ist in dem Selfie-Modus das gerade hier wichtige i-Menü plötzlich nicht mehr verfügbar. Das macht aus meiner Sicht so keinen Sinn. Wenn ich von hinten auf die Kamera schaue, habe ich sowohl die i-Taste am Gehäuse als auch eine i-Schaltfläche im Display. Hier ist die im Display ist eigentlich überflüssig, da sie die physische Taste nur doppelt. Die i-Schaltfläche im Display würde allerdings genau dann Sinn machen, wenn das Display nach vorne geklappt ist! Aber genau dann ist sie (zunächst!) einmal nicht da (Spoiler: man kann diesen Modus zum Glück abschalten!). Das gleiche gilt für die Soft-Buttons am rechten Displayrand. Die sind eigentlich eine gute Idee, weil sie eben auch von vorne bedienbar wären. Die Betonung liegt aber auch hier leider auf «wären». Dem im Selfie-Modus verschwindet nicht nur die i-Schaltfläche, sondern auch die Soft-Buttons funktionieren nicht. Und um es komplett zu machen, ist auch die i‑Taste auf der Rückseite abgeschaltet. Keine Chance also, in diesem Modus die Kameraeinstellungen zu verändern, ohne das Display wieder zurückzuklappen. Darüber hinaus verschwindet die für Video-Aufnahmen so wichtige Aussteuerungsanzeige im Video Modus, und auch der Nachführ-Autofokus bei Video funktioniert nicht, sobald die Kamera im Selfie-Modus ist.
Hier einmal die Displayansicht (Kamera im Video-Modus) von hinten:
und zum Vergleich (gleiche Einstellungen) im Selfie Modus:
Diesen eingeschränkten Modus kann man zum Glück über das Menü abschalten, und zwar über System / Selbstportrait-Modus = AUS und erhält dann die volle Bedienbarkeit der Kamera auch mit nach vorne geklapptem Display. Mir unverständlich, warum Nikon das standardmäßig eingeschaltet hat.
Fokus Peaking
Sowohl im Sucher als auch im Monitor gibt es bei Manuellem Fokus (AF aus) die Möglichkeit sich ein Fokus-Peaking anzeigen zu lassen (also eine Kantenhervorhebung auf der Schärfeebene. Diese Funktion muss im Menü (d9) freigeschaltet werden. Dort kann auch die Empfindlichkeit dafür eingestellt werden.
Zebra-Lichter-Anzeige
Eine Zebra-Anzeige für ausgefressene Lichter gibt es nur für den Video-Modus. Im Foto-Modus kann man sich mit dem Live-Histogramm behelfen.
Auch Zebra muss im Menü (g5) erst eingeschaltet werden. Es lässt sich nicht einschalten, wenn gleichzeitig Fokus-Peaking aktiv ist.
Ergonomie
Auffällig ist das kleine und leichte Gehäuse, es wiegt nur 450 g mit Akku und Speicherkarte und hat die Abmaße 93,5 x 126,5 x 60 mm. Die Z 50 sieht aus, wie eine Mini‑Z 6. Trotz ihrer Größe liegt die Kamera Nikon-typisch sehr gut in der Hand. Und das selbst bei meiner großen Hand.
Auch sehr gut: Die Front und Oberseite des Gehäuses sind aus Magnesium, bringen also die notwendige Stabilität mit und sind spritzwassergeschützt.
Weiterhin bietet die Kamera, wie die «großen» Nikons, zwei Einstellräder, eines vorne und eines hinten/oben, mit denen sich im M‑Modus z.B. Blende und Belichtungszeit, im A Modus Blende und Belichtungskorrektur etc. einstellen lassen. Damit bietet die Z 50 einen großen Vorteil gegenüber der D5x00 und D3x00 und orientiert sich beim Bedienkonzept eher an der D7x00er Serie.
Ansonsten werden sich Nikon-User sofort zurechtfinden. Das Menü entspricht dem Menü anderer Nikon Kameras. Auch bei der Z 50 gibt es ein individuell konfigurierbares i-Menü.
Oben rechts auf der Kamera gibt es das bekannte Modus-Wahlrad und einen Foto/Video-Umschalter.
Vorne an der Kamera gibt es zwei individuell belegbare Funktionstasten.
Die neuen Objektive
Die beiden neuen Z‑DX-Objektive wurden speziell für das Z‑Bajonett entwickelt. Der Autofokus der Zoom-Objektive arbeitet schnell und praktisch lautlos, sodass sie sich auch für Videoaufnahmen gut eignen.
Das sehr kleine und mit 135 g auch sehr leichte Zoomobjektiv NIKKOR Z DX 16–50 mm 1:3,5–6,3 VR ist im eingefahrenen Zustand wirklich ziemlich flach gebaut. Es deckt mit seinen 16–50 mm an APS‑C (24–75 mm Vollformat-Äquivalent) einen guten Brennweitenbereich ab und hat mit 0,2 m eine kurze Naheinstellgrenze.
Das NIKKOR Z DX 50–250 mm 1:4,5–6,3 VR ist ein Telezoom, welches gut zu der Kamera passt, auch noch leicht, aber natürlich um einiges größer ist. Der abgedeckte Brennweitenbereich entspricht bei Vollformat 75–375 mm. Die Naheinstellgrenze liegt bei 0,5 m. Das Objektiv wiegt 405 g.
Beide Objektive müssen zunächst «ausgefahren» werden, bevor sie eingesetzt werden können.
Beide Objektive bringen, ähnlich wie andere Z‑Objektive, einen Einstellring mit, der sich mit bestimmten Funktionen wie manuelle Fokussierung, Blendensteuerung und Belichtungskorrektur belegen lässt.
Ebenfalls sind beide Objektive mit einem Bildstabilisator (VR) ausgestattet, um Verwackelungen sowohl beim Filmen als auch beim Fotografieren zu reduzieren. Leider ist das auch notwendig, da die Z 50 ja leider keinen eingebauten, sensorbasierten Bildstabilisator (IBIS) hat.
Die Bajonette beider Objektive sind aus Kunststoff.
Blitz
Die Z 50 bringt einen eingebauten Blitz mit Leitzahl 7 mit, der nach oben über dem EVF ausgeklappt werden kann. Darüber hinaus gibt es auch einen ISO-Blitzschuh, zum Anschluss eines externen Blitzes oder weiteren Zubehörs.
Video
Die Z 50 filmt in Auflösungen bis zu 4K mit 24, 25 oder 30 fps, ähnlich wie die Z 6 und Z 7. Zeitlupen lassen sich bis hin zu 4x (120 fps) in Full HD direkt aufnehmen.
Alle Video-Modi können den vollen Sensor nutzen (kein Zwangs-Crop). Andere Reviews berichteten zunächst von einem Zwangs-Crop, den gibt es aber definitiv nicht.
Bei Bedarf kann man natürlich auf eigenen Wunsch einen 1.5x-Crop aktivieren, um ein engeres Bildfeld zu realisieren.
Die Kamera hat neben dem obligatorischen eingebauten Mikrofon auch einen 3,5 mm Klinkenanschluss für ein externes Mikrofon, bietet aber leider keine Möglichkeit, einen Kopfhörer anzuschließen.
Konnektivität
Die Kamera lässt sich per WLAN und Bluetooth mit Smartgeräten koppeln. Dabei gibt es sowohl die Option, die Nikon-eigene Snapbridge App zu nutzen, als auch ein offenes WLAN einzusetzen, genau wie es auch mit der Z 6, Z 7 und (nach Firmwareupdate) so gut wie allen anderen Nikon Kameras möglich ist.
Eine Riesenenttäuschung, nicht nur für Zeitrafferfotografen ist, dass die Kamera keinen Anschluss für einen externen Intervallauslöser mitbringt!
Das bedeutet für Zeitrafferfotografen, dass sie auf die recht rudimentäre Intervallfunktionalität der Kamera angewiesen sind. Diese erzwingt allerdings lange Schwarzzeiten, blockiert die Kamera und hat noch andere Nachteile. Dadurch verhindert sie erweiterte Techniken, wie die Aufnahme von Tag-Nacht und Nacht-Tag-Übergängen (dem Heiligen Gral). Weiterhin lassen sich dadurch auch keine marktüblichen Fernauslöser anschließen, sondern man ist auf die proprietäre Bluetooth Fernbedienung von Nikon angewiesen.
Die Kamera hat einen Micro-USB Anschluss (kein USB‑C). Laden kann man den Akku in der Kamera leider nur, wenn sie abgeschaltet ist (genau wie bei der Z 6 und Z 7). Die Kamera wird über USB als Mediengerät eingehängt. Die Übertragung ist verhältnismäßig langsam, da hier offenbar noch USB2.0 zum Einsatz kommt. Ein externes USB‑3 Lesegerät für SD Karten bietet sich hier definitiv an.
Akku und Speicherkarten
Zur Stromversorgung kommt leider ein komplett neuer Akku zum Einsatz, der EN EL 25. Dazu gibt es natürlich auch ein neues Ladegerät.
Für die Bildablage gibt es einen SD-Karten-Slot, der UHS‑I unterstützt.
Verfügbarkeit und Preise
Hier die UVP des Herstellers – weiter unten findet Ihr Links mit den aktuellen Straßenpreisen.
Nikon Z 50 Gehäuse | 949,00 € |
Nikon Z 50 Kit DX 16–50 mm 1:3.5–6.3 VR | 1.099,00 € |
Nikon Z 50 Kit DX 16–50 mm 1:3.5–6.3 VR + DX 50–250 mm 1:4.5–6.3 VR | 1.339,00 € |
Nikon Z 50 Gehäuse + FTZ Bajonettadapter | 1.099,00 € |
Nikon Z 50 Kit DX 16–50 mm 1:3.5–6.3 VR + FTZ Bajonettadapter | 1.249,00 €
|
NIKKOR Z DX 16–50 mm 1:3.5–6.3 VR | 359,00 € |
NIKKOR Z DX 50–250 mm 1:4.5–6.3 VR | 409,00 € |
Mein Fazit
Mit der Nikon Z 50 geht Nikon meines Erachtens nach den richtigen Weg und bringt eine kleinere und günstigere Kamera mit APS‑C Sensor und dem großen Z‑Bajonett auf den Markt. Damit erschließt man sich sicher eine Zielgruppe von Neukunden im kostensensitiveren Bereich.
Wirklich großartig ist die Bildqualität und Ausstattung, die diese Kamera mit sich bringt, vor allem im Anbetracht der Preisklasse. Bei den Einstellungen im Menü bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen so gut wie alles, was es auch bei der Z 6/Z 7 gibt. Die Kamera hat zwei Einstellräder, eine gute Blendensimulation im Liveview (wie bei der Z 6 und Z 7 blendet die Kamera aber ohne Abblendtaste im Liveview nur bis f/5.6 ab. Eine der Funktionstasten lässt sich aber problemlos als Abblendtaste belegen (siehe auch meine Grundeinstellungen). Der Autofokus ist auf Augenhöhe mit der Z 6/Z 7 und ermöglicht Gesichts- und Augenerkennung. Damit spielt die Z 50 in Punkto Ausstattung definitiv eher in der Klasse der D7500 als der der D5600.
Weiterhin spricht die Kamera natürlich all diejenigen an, denen an einer kleinen und leichten Kamera/Objektiv-Kombo gelegen ist und die trotzdem nicht auf die gewohnte Ergonomie einer Nikon mit dem tollen Handgriff und ausgereiftem Bedienkonzept verzichten wollen.
Die vorgestellten zwei Objektive sind sicher erst der Anfang. Man darf gespannt sein, was Nikon (oder Fremdhersteller) in dem Bereich noch an Objektiven herausbringt. Davon wird es sicher auch maßgeblich abhängen, ob die Kamera abseits der oben genannten Zielgruppe erfolgreich sein wird. Derzeit werden kreative Fotografen mit dem verhältnismäßig lichtschwachen neuen Standard-Zoom-Objektiv jedenfalls noch nicht wirklich glücklich, da es kaum Freistellpotenzial bietet. Pluspunkt ist natürlich, dass die Kamera mit dem 16–50 wirklich beeindruckend klein und leicht ist.
Leider versäumt es Nikon mit der Z 50 die wichtige Zielgruppe der Youtuber, Instagrammer und VLogger für die Kamera mitzunehmen – gerade bei der jüngeren Klientel angesagte Themen. Aber nicht nur: Auch bei mir hätte die Kamera hier einen Einsatzbereich finden können. Heute setze ich für Videos, bei denen ich mich selbst filme, die Z 6 ein und als «Selfie-Monitor» mein Handy, welches ich via qDslrDashboard per WLAN oder USB kopple. Die Interview-Aufnahmen in meinem Kenia-Safari-Film sind zum Beispiel Aufnahmen, die ich so gemacht habe. Ein großer Nachteil der Z 6 ist dabei allerdings, dass das Display sich nicht nach vorne klappen lässt, man also ohne Weiteres nicht sieht, was man filmt, wenn man sich selbst filmen möchte. Bei der Z 50 ist nun das Display zwar nach vorne klappbar, aber auf die denkbar ungünstigste Form: Der Monitor wird nach unten weggeklappt und steht so Handgriffen und Stativen im Weg. Den speziellen Selfie-Modus kann und sollte man im Menü abschalten, wenn man mehr als einfache Schnappschüsse aus der Hand machen möchte.
Auch vom Gewicht her, wäre die Z 50 gegenüber der Z 6 im Vorteil, um sich selbst länger aus der Hand zu filmen, bestünden nicht die eben genannten Probleme und hätte Nikon nicht auch auf den Stabilisator (IBIS) verzichtet. Hier bleibt nur, auf ein lichtsärkeres DX Objektiv mit Stabilisator zu warten. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Kameras zum sich-selbst-Filmen leider nicht besonders geeignet ist.
Leider sind die vorgestellten Objektive verhältnismäßig lichtschwach und stellen daher nicht nur in solchen Situationen kaum frei. Hier würde es einer lichtstarken Weitwinkel-Festbrennweite für APS‑C bedürfen, um ein schönes Bokeh zu erhalten – die gibt es allerdings derzeit für das Z‑Bajonett nicht. Das 35 mm f/1.8 S ist an APS‑C quasi ein 50er und hat auch keinen VR eingebaut.
Die Adaptierung von F‑Mount-Objektiven über den FTZ-Adapter ist an einer solch kleinen Kamera auch nur so mittel-attraktiv: Der Adapter und die Objektive machen den Größen- und Gewichtsvorteil der Kamera wieder etwas zunichte. Das alte AF‑S 35mm DX f/1.8 wäre noch die attraktivste Festbrennweite an der Z 50 – es ist günstig, klein und leicht. Allerdings benötigt es den FTZ-Adapter und trägt daher natürlich etwas mehr auf. Kamera, Adapter und Objektiv kommen damit zusammen auf 798 g, das ist noch vertretbar und wäre eine Alternative für kreative Fotografen.
Auch für Zeitrafferfotografen wäre die Z 50 eigentlich eine ideale Kamera: Sie ist klein und leicht, bietet eine verschleißfreie elektronische Auslösung, mit 21 MP nicht zu große Dateien, einen sehr guten Sensor und die übliche Nikon Performance. Und nicht zu vergessen: offenes WLAN! Und dann spart Nikon bei der Kamera den Anschluss für den externen Fern- bzw. Intervallauslöser ein. Das hat mich wirklich geschockt! Damit ist die Z 50 für Zeitrafferfotografen, die nur ein bisschen mehr machen wollen, als tagsüber statische Aufnahmen, nicht zu gebrauchen. Das ist wirklich verschenktes Potenzial.
Unbestreitbar bleibt bei der Z 50 aber natürlich der Preisvorteil gegenüber einer Z 6. Hier konkurriert die Z 50 aber natürlich mit ihren Vorgängerinnen, der D5600 und der D7500, auch wenn die Z 50 sie in Punkto Bildqualität und (bis auf den fehlenden Anschluss für Fernauslöser) auch bei der Ausstattung aussticht. Die DSLRs sind zwar derzeit noch günstiger zu haben (aktuelle Preise hinter den Links), wie üblich wird der Marktpreis der Z 50 aber auch relativ schnell unter den UVP fallen wird.
Ich bin und wahr jahrelang ein großer Fan der D5x00 Serie. Die Kameras haben ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, einen tollen Sensor und alles, was man braucht, um gute Fotos zu machen. Eigentlich wäre die Z 50 hier ein würdiger Nachfolger. Sie ist eine kleine Z‑Kamera, die toll in der Hand liegt und alle wichtigen Funktionen bietet. Der Video-Modus ist sogar deutlich besser als der Video-Modus der D5x00, der elektronische Sucher toll, sie hat zwei Einstellräder, Abblendtaste, echte Belichtungssimulation im Liveview, der Puffer um einiges größer, der Autofokus deutlich besser und so weiter. In den allermeisten Punkten ist die Z 50 deutlich dichter an der D7500 dran, als an der D5600, in einigen Punkten, z.B. der Bildqualität sogar besser, als die D7500.
Klar werden sich viele gerade über den «fehlenden» IBIS-Stabilisator ärgern, aber den hatte vor den Z 6 und Z 7 keine Nikon Kamera. Das ist natürlich dem anvisierten Preis und der Größe der Z 50 geschuldet.
Natürlich schürt die Z 50 Erwartungen, dass nun alles kleiner und leichter würde. Dem ist halt nur so, wenn man auf die neuen Objektive setzt. Sobald man alte Objektive adaptieren muss, relativiert sich das. Hier wird es darauf ankommen, wie schnell und zu welchem Preis Nikon (oder Andere) welche APS-C-Objektive für das Z‑Bajonett herausbringen werden.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass z.B. Sigma eine Version des berühmten Sigma 18–35 f/1.8 Art für den Z‑Mount herausbringen könnte, und dieses dann kürzer und leichter wäre, weil der Z‑Mount durch sein kurzes Auflagemaß im Weitwinkelbereich beim Objektivbau ja am ehesten punktet. Aber hier bleibt natürlich nur abwarten – oder eben das bestehende Objektiv mit dem Adapter nehmen, und die Vorteile des Spiellosen Systems mitnehmen, aber halt mit dem etwas höheren Gewicht leben.
Zum Vergleich:
- Z 50 mit DX 16–50 f/3.5–6.3: 597 g
- Z 50 mit FTZ Adapter und Sigma 18–35 f/1.8 Art: 1.431 g
- D5500 mit Sigma 18–35 f/1.8 Art: 1.315 g.
Bezugsquellen und aktuelle Preise
- Nikon Z 50 Spiegellose Kamera im DX-Format mit Nikon 16–50mm 1:3,5–6,3 VR und FTZ-Adapter bei Amazon
- Nikon Z 50 KIT DX 16–50 mm 1:3.5–6.3 VR + FTZ Objektivadapter Kamera, und Lexar Professional 633x 128 GB SDXC UHS‑I Karten bei Amazon.
Letztes Update des Artikels: 11.05.2021.
Was sagt ihr? Passt die Z 50 in euer «Beuteschema»? Habt ihr Fragen zur Kamera? Ich freue mich über euer Feedback in den Kommentaren!
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