Nikon hat ein neues spiegelloses System (DSLM) vorgestellt und dazu gleich zwei Kameras mit Vollformat-Sensor sowie drei dazu passende Objektive. Dazu gibt es einen Adapter, über den so gut wie jedes Objektiv mit F‑Mount an das neue System angeschlossen werden kann. Ich hatte vorab die Gelegenheit, die Kameras auszuprobieren und schildere euch hier meine ersten Eindrücke. Dieser Artikel wird sukzessive mit neuen Erkenntnissen ergänzt.
Nikon betritt den Bereich der Spiegellosen Vollformat DSLM Kameras spät, aber mit der Ambition, alles richtig zu machen und aus den Erfahrungen der Mitbewerber zu lernen. Ich selbst war bisher immer bekennender DSLR-Fan, bislang konnte mich keine der am Markt verfügbaren spiegellosen Kameras wirklich überzeugen. Im Bereich der Systeme mit Vollformat Sensoren beschränken die sich derzeit aber auch auf Sony und Leica. Sony hat sicher viel für diese Sparte getan, allerdings werde ich mit den Kameras nicht wirklich warm, weil sie für meine Art der Fotografie bisher immer einige Nachteile hatten. Und Leica überlasse ich dem Paddy… :-)
Ein bisschen Historie
Warum überhaupt Spiegellos? Nun der Klapp-Spiegel in der heutigen DSLR wurde damals ja noch zu Analogzeiten erfunden, um exakt das Bild, welches durch das Objektiv kommt auch im Sucher sehen zu können. Vorher gab es die Messsucher Kameras, die mit zwei verschiedenen Optiken – eine für den Sucher und eine für den Film gearbeitet haben. Die Probleme waren offensichtlich: die Brennweite des Objektivs spiegelte sich nicht im Sucher wieder. Der Sucher zeigte nicht exakt den Bildausschnitt, den das Objektiv aufnahm. Und so weiter. Ich bewundere die Leute, die sich das sogar heute noch freiwillig antun… :-)
Die Einführung der SLR (noch ohne «D») war damals eine Offenbarung. Hier wird das Bild durch das Objektiv auf einen Spiegel gelenkt, läuft dann durch ein Prisma und lässt sich dann durch den Sucher seitenrichtig betrachten. Beim Auslösen klappt der Spiegel dann nach oben und das gleiche Bild landet auf dem Film bzw. Sensor.
Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich zum ersten mal durch den Sucher einer SLR geschaut habe (nachdem ich vorher auch nur Messsucher-Kameras von meinen Eltern kannte) – wow, das war cool. Man konnte nun wirklich den Schärfe-Verlauf im Sucher sehen und bekam exakt den gleichen Ausschnitt auf den Film, den man im Sucher sah. Zoomen am Objektiv sah man im Sucher.
Die SLR Technik hat sich bis heute bewährt und gehalten, auch, wenn es mittlerweile andere Möglichkeiten gibt, das Objektiv-Bild sowohl in den Sucher als auch auf den Sensor zu bekommen.
Speziell ist das die Umsetzung über einen elektronischen Sucher, der das Sensorbild über ein Display im Sucher anzeigt. Leider hat es Jahre gedauert, bis diese Sucher-Displays dem «Video-Kamera-Look» entwachsen sind und nun annähernd die gleiche Qualität liefern, wie ein optischer Sucher. Darüber hinaus, bieten solche elektronischen Sucher aber natürlich auch Vorteile. So können z.B. Informationen, wie das Histogramm, Schärfe-Bereiche etc. ganz einfach in das Display eingeblendet werden. Darüber hinaus fällt dadurch die doch recht aufwändige, große und physikalisch träge Spiegelkonstruktion weg und damit die Notwendigkeit, beim Fotografieren immer «laut» zu sein. Hochzeits- und Theaterfotografen können ein Lied davon singen.
Wer einmal den Spiegel einer D5 beim Auslösen mit 12fps beobachtet hat, weiß, was da für eine technische Meisterleistung dahinter steckt und welche Massen da in atemberaubender Geschwindigkeit bewegt werden.
Mit den Fortschritten bei der Display-Technologie relativieren sich die Vorteile des optischen Suchers aber und im Gegenzug können Kameras die Vorteile der elektronischen Sucher voll ausspielen und auch bei den Fotografen eine entsprechende Akzeptanz erzielen. Das zeigen auch die aktuellen Marktanteile. Viele Käufer sind offenbar bereit für den Umstieg.
Marktanteile
Der Marktanteil der Spiegellosen Verkäufe laut Nikon mittlerweile weltweit bei 30% und in Deutschland offenbar sogar schon bei 50%. Zeit für Nikon, diesen Markt zu betreten.
Damit das wirklich funktioniert, reicht es aus meiner Sicht aber nicht, gleich gut wie die Mitbewerber zu sein, sondern Nikon muss Alleinstellungsmerkmale umsetzen, die ihre Lösung von den anderen abhebt. Das ist auch Nikon bewusst. Ob das gelungen ist, darauf war ich sehr gespannt.
Unter strenger Geheimhaltung wurden einigen Presse-Kollegen und mir die neuen Kameras in Hamburg vorab präsentiert. Noch Vorserien-Modelle – aber nach den ganzen «Rumors» im Netz, für mich nun endlich die Möglichkeit, die Kameras zu sehen, sie in die Hand zu nehmen, sie auszuprobieren. Darauf habe ich mich sehr gefreut. Danach konnte ich sie dann noch bei der offiziellen Vorstellung in Tokio testen und seit Ende September habe ich nun selbst eine Z7 zum Test zuhause.
Zunächst einmal haben mich die Ziele interessiert, die sich Nikon für das neue System ins Pflichtenheft geschrieben hat. Das Hauptziel ist laut Nikon nicht weniger, als die Vorteile der beiden Systeme DSLR und DSLM miteinander zu kombinieren.
Schauen wir uns einmal an, was die offensichtlichen und heute am Markt schon umgesetzten Alleinstellungsmerkmale der DSLM Kameras sind:
- Kleiner und leichter als DSLR
- Bessere Video-Fähigkeiten (z.B. Autofokus bei Video, Stabilisator im Kameragehäuse)
- Die Potenziale eines elektronischen Sucher (What you see is what you get, Einblendungen wie Histogramm, Bildreview, etc. direkt im Sucher)
- Schnellere Bildfolgen durch Wegfall eines Großteils der Mechanik (Spiegel)
- Lautlose Auslösung
Darüber hinaus möchte Nikon nun aber auch noch die bewährten Vorteile der Spiegelreflex in das neue System einbringen:
- Ergonomie durch tiefen Griff und gutes, gewohntes Handling
- Zuverlässigkeit
- Wetterschutz
- Kompatibilität mit vorhandenen F‑Bajonett Linsen
- Übernahme der bewährten Menü- und Benutzerführung
Die Kameras
- Die Z7 ist eine 46 MP Kamera, die 9 Bilder pro Sekunde aufnehmen kann und einen ISO Bereich von 64–25.600 abdeckt. Sie hat 493 AF Felder.
- Die Z6 hat 24 MP, nimmt 12 Bilder pro Sekunde auf, deckt einen ISO Bereich von 100–51.200 ab und hat 273 AF Felder.
Ansonsten sind die Kameras gleich – sie unterscheiden sich nicht in der Ausstattung. Das im Folgenden Gesagte bezieht sich also auf beide Kameras, sofern ich nicht ausdrücklich darauf hinweise.
Die Kameras haben einen neuen Prozessor, die Sensoren wurden von Nikon entwickelt und sind wieder BSI Sensoren (Backside Illumination), für besseres Rauschverhalten.
Haptik
Bei den Z‑Kameras hat Nikon dankenswerterweise darauf verzichtet, auf den «Retro»-Zug aufzuspringen, wie es andere tun. Die Z6 und Z7 sind echte Nikon Kameras, in einem sehr schön modernisierten Gewand. Insbesondere der tiefe, ergonomische Griff begeistert und lässt die Kameras fantastisch in der Hand liegen. Das setzt bei dem Redesign zugunsten tieferer Griffe an, das Nikon in den letzten Jahren auch bei den DSLR Kameras realisiert hat.
Der elektronische Sucher steht relativ weit nach hinten vor, das ist der aufwändigen optischen Konstruktion geschuldet, die für ein sehr großes und helles Sucherbild sorgt. Auch die Brillenträger in unserer Preview-Runde waren ganz angetan. Außerdem verhindert der nach hinten abstehende Sucher effektiv die Nasenwischerei auf dem Monitor.
Die Tasten auf der Rückseite sind allesamt auf der rechten Seite angebracht und wirken sehr aufgeräumt.
Monitor, Sucher und Schulterdisplay
Schulterdisplay
Starten wir mit dem Schulter-Display: es ist kein LCD sondern ein OLED-Display, welches richtig schick und modern aussieht im Vergleich zu den LCDs anderer Kameras. Hier werden die wichtigsten Einstellungen (Belichtungszeit, Blende etc.) oben auf der Kamera angezeigt. Das Display lässt sich abschalten.
Monitor
Der Monitor ist ein 3,2″ Klappdisplay mit 2,1 Mio Bildpunkten, ähnlich dem der D850. Es ist ein LCD mit Touch-Funktionalitäten und der sehr hohen Auflösung die auch die D850 anbietet.
Elektronischer Sucher
Der elektronische Sucher ist das Beste, was ich bisher an elektronischen Suchern gesehen habe. Er kommt einem optischen Sucher extrem nah und bietet darüber hinaus natürlich die Vorteile eines elektronischen Suchers.
Mit 3,69 Mio Pixeln ist er sehr hochauflösend und bietet eine schnelle Reaktionszeit durch eine 60fps Ansteuerung. Ich konnte weder Pixel, noch Flackern, Schlieren oder andere negative Effekte feststellen, weder bei Tageslicht noch bei Kunstlicht. Kurzum: dieser Sucher hat mich beeindruckt. Der Sucher sitzt hinter eine sehr aufwändigen optischen Konstruktion, die zu einem sehr großen Sucherbild führt (ca. 0.8x gegenüber der Realität – zum Vergleich, bei der D850 beträgt die Vergrößerung ca. 0.7x). 100% Abdeckung ist bei einem elektronischen Sucher ohnehin klar.
Was mir auch gut gefällt ist, dass der Sucher sehr aufgeräumt daher kommt. Im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern, die die Infos als über das Bild legen gibt es bei Nikon oben eine aufgeräumte Statusleiste, in der man die Kameraeinstellungen ablesen kann, ohne dass das Bild dadurch zugemüllt wird.
Update: Abblenden im Sucher
Die Schärfentiefe des Bildes im Sucher ändert sich beim Abblenden nur bis f/5.6. Größere Blendenwerte werden beim Blick durch den Sucher nicht direkt eingestellt, sondern werden erst visualisiert, wenn man die Abblendtaste drückt. Das entspricht also leider nicht ganz dem gewohnten Liveview-Verhalten der D750, D850 etc., bei denen man auch größere Blendenwerte einstellen konnte, und diese auch direkt im Liveview genutzt wurden.
Ich vermute, Nikon hat das bewusst eingebaut, damit Liveview/E‑Sucher und Autofokus bei geschlossenen Blenden und wenig Licht noch einigermaßen funktionieren. Bei der Spiegellosen ist die Kamera für das Sucherbild ja auf das Licht angewiesen, das durch das Objektiv kommt. Eine DSLR hingegen, zeigt das Licht durch den Sucher immer per Offenblende. Jeder, der z.B. mal mit einer Nikon DSLR im Liveview mit geschlossener Blende und bei wenig Licht gearbeitet hat, weiß das eigentlich.
Zum Vergleich: Canon DSLR Kameras z.B. zeigen im Liveview immer Offenblende an – diesbezüglich sind wir bei Nikon im Vergleich schon immer verwöhnt worden! Und ein noch direkterer Vergleich: Die Sony A7 Serie scheint sowohl im Liveview als auch E‑Sucher auch immer alles bei Offenblende anzuzeigen (korrigiert mich, wenn ich mich irre). Somit ist die Umsetzung bei Nikon bis f/5.6 die tatsächliche Blende einzustellen schon deutlich besser und halt ein Kompromiss, um die technischen Restriktionen zu umgehen:
Wenn die Spiegellose komplett auf z.B. f/22 abblenden würde, käme in dunklen Situationen kaum noch Licht auf den Sensor. Das Bild würde dann sehr rauschig, und der AF würde nicht mehr funktionieren. Man darf nicht vergessen, dass die Bildwiederholfrequenz des E‑Suchers gegenüber dem Liveview jetzt noch einmal erhöht wurde. Soweit ich weiß, wird der E‑Sucher mit 60fps angesteuert, die alten Liveviews bei den DSLR mit 30. Das heißt für den E‑Sucher steht zum Auslösen jetzt nur noch eine längste Belichtungszeit von 1/60 zur Verfügung.
Um zu verhindern, dass das Sucherbild bei geschlossener Blende und wenig Licht nun krisselig wird, hat Nikon diese halb/halb Strategie eingebaut. So ganz glücklich finde ich das nicht, da es für den Benutzer (wenn er es nicht weiß) ja nicht wirklich transparent ist.
Am besten wäre es, wenn man das komplette Abblenden per Menü für Power-User freischalten könnte die dann die o.a. Nachteile bewusst in Kauf nehmen können.
Derzeit funktioniert das natürlich über die Abblendtaste. Die Funktion kann man sich auf eine der Benutzertasten legen und sieht damit genau das abgeblendete Bild. Während man abblendet kann man allerdings nicht nachfokussieren und auch nicht in das Bild reinzoomen.
Allerdings fokussiert man im Liveview nicht bei f/11 oder gar f/22. Das geht technisch auch nicht. Die Schärfentiefe ist da so groß, dass man nicht exakt fokussieren kann. Auch ein Kontrast-Autofokus kann bei geschlossener Blende nicht treffen, da so gut wie alles von vorne bis hinten scharf ist und die Kontraste sich nicht unterscheiden. Wie ein Kontrast-AF funktioniert habe ich hier erklärt. Man fokussiert also in der Regel wie gehabt mit Offenblende und blendet dann ab.
Ein echtes “What you see is what you get” gibt es ja im Liveview oder Elektronischen Sucher ohnehin nicht. Denkt nur mal an lange Belichtungszeiten. Sobald an der Kamera Belichtungszeiten länger als 1/60 Sekunde eingestellt sind, ist das Liveview auf jeden Fall eine Simulation. Schon bei einer Belichtungszeit von einer Sekunde wird z.B. das Bild 60x heller angezeigt als die Kamera es aufnimmt, weil der Sensor ja 60x pro Sekunde ausgelesen wird. Sonst hätte man ein sehr ruckelndes Bild. Das aber nur am Rande um klarzumachen, wie kompliziert das Ganze ist.
Für mich ist das ein Punkt der schade ist, aber meine Freude mit der Kamera erstmal nicht trübt. Man muss ihn allerdings im Hinterkopf behalten.
Ich würde mich allerdings sehr freuen, wenn Nikon über ein Firmware-Update dem User in Zukunft die Möglichkeit einräumen würde, die Blendeneinstellung wieder über den gesamten Bereich an das Liveview zu koppeln.
Ein-/Ausschalten der Kamera
Zwischen dem Einschalten der Kamera und der Schussbereitschaft vergeht ca. 1 Sekunde. Das ist gerade noch tragbar, in der Praxis spürt man diese Verzögerung nicht. Ein ganz wichtiger Punkt, der mich schon bei vielen anderen Spiegellosen Kameras extrem gestört hat. Wenn ich ein Motiv sehe, will ich mit einem Handgriff die Kamera ans Auge nehmen und einschalten und sie muss sofort schussbereit sein. Eine Wartezeit oder der Blick durch einen schwarzen Sucher ist für mich dabei inakzeptabel. Und Nikon hat hier nicht enttäuscht: sie haben geschafft, dass man auch beim einschalten der Spiegellosen keine nennenswerte Verzögerung merkt.
Autofokus
Der Autofokus der Z6 und Z7 ist eine Kombination aus Phasen-AF und Kontrast-AF. Bei meinen Tests war er sehr schnell und akkurat. Der große Vorteil gegenüber einer DSLR ist, dass die Fokus-Felder bis an den Rand gehen. Bei der Z7 gibt es 493 Fokusfelder, bei der Z6 gibt es 273 Fokusfelder. Das ist wirklich viel und ermöglicht ein schnelles und exaktes Fokussieren.
Ich konnte keinen Unterschied beim Fokussieren mit Objektiven mit Z‑Bajonett vs. solchen mit F‑Bajonett, die via Adapter angeschlossen waren feststellen. Auch das Fokussieren von Fremdhersteller Objektiven (im Test Sigma Art 18–35) hat hervorragend funktioniert, ob es bei allen Fremdhersteller Objektiven funktioniert, weiß ich nicht.
Update: weitere Infos zum AF
Etwas schade ist, dass die bewährte AF-Taste vorne links an der Kamera weggefallen ist. Allerdings kann man sich eine der Funktionstasten oder die Video-Aufzeichnungstaste mit der Wahl des AF-Modus belegen.
Die AF-Modi wurden aufgrund des geänderten Autofokus Systems (Phase+Kontrast) auch umstrukturiert. Den gruppenautofokus, 3D AF oder die Fokusmodi d9/d25/d153 gibt es in der Form nicht mehr. Die Autofokus Möglichkeiten erinnern mehr an den Einstellmöglichkeiten, die man bei anderen Nikons für den LiveView Autofokus hat – allerdings natürlich viel besser und performanter.
Es gibt Einzelfeld und einen «Dynamic» Modus (für AF‑C). Das entspricht ungefähr dem bekannten Einzelfeld und D9 Autofokus. Dann gibt es noch einen «Auto» Modus mit Gesichtserkennung.
Die Autofokuspunkte sind sehr gut sichtbar und der gewählte leuchtet rot auf, so dass man ihn gut erkennen kann.
Anstatt weiteren Modi wie «d25» oder «Gruppe», gibt es noch zwei weitere Modi: «Wide S» (Größeres Einzelfeld) und «Wide L» (größer als bei «Dynamisch»).
Man wird sehen, wie sich diese Modi in der Praxis schlagen. Einige Fotografen, die die Autofokus-Möglichkeiten der Nikon DSLRs dahingehend ausschöpfen, dass sie regelmäßig mit den Tracking-Modi oder 3D AF arbeiten, werden sicher enttäuscht sein, dass es diese Modi in der Form in der Kamera derzeit nicht gibt. Ob sie in Zukunft auch in die Spiegellosen Nikons Einzug halten werden, weiß wohl nur Nikon selbst. Ich denke aber, diese Fotografen sind auch nich primär die Zielgruppe für diese Kameras. Ich persönlich fotografiere z.B. so gut wie immer mit Einzelfeld/Kontinuierlich. Ganz selten, wenn ich sehr kleine Motive in Bewegung fotografiere wechsele ich auf D9 oder Gruppe. Diese arbeitsweise unterstützen auch die Z‑Kameras.
Video
Die Z6 und Z7 Kameras haben einen 5 Achsen Stabilisator, der 5 Blendenstufen gewinnen können soll. Dazu nehmen sie in 4K auf, auch mit Fokus-Peaking (bei der D850 geht das im 4K Modus ja nicht). Auch eine Zebra-Funktion fehlt nicht. Im Full HD Modus können 120 Bilder pro Sekunde aufgenommen werden.
Bei der Z6 werden im 4K Modus alle Pixel ausgelesen (Pixel Binning) und herunterskaliert. Bei der Z7 laut Nikon Informationen offenbar nicht, hier werden dann selektiv nur die benötigten Pixel für 4K ausgelesen und zusammengefasst. Hier könnte ein weiterer Unterschied zwischen den zwei Kameras liegen, der allerdings nur Video Puristen interessieren dürfte.
Darüber hinaus können die Z6 und Z7 über HDMI ein 10 Bit Videosignal in 4K ausgeben. Bei Full HD soll die 10bit Ausgabe Aufzeichnung auch auf die Speicherkarte möglich sein.
Im Video-Bereich können die Kameras in einem flachen N‑Log Profil (neu bei Nikon!) und auch einen Timecode aufzeichnen (dazu konnte ich noch keine weiteren Informationen bekommen).
Im Gegensatz zu den Nikon DSLR lässt sich bei den spiegellosen Z‑Kameras nun auch der Autofokus während der Video-Aufzeichnung ganz gut nutzen – zum Einsatz kommt eine Kombination aus Phasen- und Kontrastautofokus. Die Geschwindigkeit des Ansprechverhaltens des Autofokus lässt sich konfigurieren. In der Praxis soll das eine sanfte Fokusverlagerung ermöglichen, wenn sich die Fokusebene ändert. Um wirklich sagen zu können, wie Praxistauglich dieser neue Video-Autofokus ist, muss ich allerdings noch weitere Tests machen. Der erste Eindruck war aber schonmal sehr gut.
WiFi / Snapbridge
Ihr könnt euch meine Freude darüber vorstellen, als ich gesehen und erfahren habe, dass die Z6 und Z7 wieder ein offenes WLAN mitbringen, wie von mir und vielen anderen wieder und wieder gewünscht. Das bedeutet, es wird möglich sein, auch nicht Nikon-Apps zur Kamerasteuerung zu verwenden (sobald die Apps die Kameras unterstützen). Snapbridge ist zusätzlich optional an Bord.
Wetter-Abdichtung
Die Abdichtung der Kameras entspricht der der D850. Nikon legt hier also viel Wert auf Robustheit und die Eignung auf für raue Bedingungen.
Speicherkarten
Es gibt leider nur einen Kartenslot und der ist für xQD Karten bzw. CFExpress. Das heißt, hier müssen alle diejenigen, die noch keine xQD Karte haben, sich eine anschaffen. Sobald das neue Format CFExpress verfügbar ist, werden auch diese Karten in der Z6 und Z7 funktionieren.
Ich selbst finde das ein bisschen schade, weil das SD Kartenformat ja sehr verbreitet ist und mit SD Express ja auch einen schnellen und abwärtskompatiblen Nachfolger hat.
Auf der anderen Seite sind die xQD/CFExpress Karten von der Bauweise her deutlich stabiler und auch günstiger als SD Express.
Es ist klar, dass Nikon für die schnellen neuen Kameras auf eines der schnellen Formate gehen musste – normale SD Karten reichen vermutlich nicht aus, um 46 MP Raws mit 9 Bildern pro Sekunde zu schreiben. Die Entscheidung für das eine oder andere System musste also getroffen werden. Wohin sich der Speicherkartenmarkt in der Zukunft entwickelt, kann man heute leider nicht absehen, aber eine Zweigleisigkeit finde ich als Konsument immer ziemlich ungünstig. Bedeutet das doch für mich, ich muss an zwei Kartenleser denken, kann Karten nicht einfach zwischen Kameras tauschen und muss extra neue Karten anschaffen.
Schade werden sicherlich viele auch finden, dass nur ein Speicherkarten-Slot verbaut ist. Mich persönlich stört es nicht so, aber das Backup-Argument sticht bei professioneller Fotografie schon in vielen Fällen.
Update: da das Thema Speicherkarten ja offenbar viele umtreibt, habe ich dazu einige weitere Gedanken in meinem Video aus Tokio geäußert.
Benutzerinterface / Menü
Das Menü lehnt sich an den bewährten Menüs der Nikon Kameras an. Lediglich die Schriftart und die Symbole wurden (sehr schick) modernisiert. Mir gefällt es. Und ich finde es auch genau die richtige Entscheidung, für das neue Kamerasystem nicht alles über Bord zu werfen und eine komplett neue Benutzerführung umzusetzen.
Es gibt auch wieder ein i-Menü, welches sich nun sogar individuell konfigurieren lässt und sich natürlich auch in den optischen Sucher einblenden lässt.
Richtig cool finde ich auch, dass sich der Fokus-Ring bei den Z‑Objektiven auch anderweitig belegen lässt, z.B. mit der Belichtungskorrektur oder der Blende. Das ist mal richtig nice: durch den elektronischen Sucher schauen und die Helligkeit des Bildes durch Dreh am Objektiv-Ring verändern! Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die ein Grinsen auf dem Gesicht des Testers erscheinen lassen! :-)
Das Menü lässt sich auch über den Touchscreen bedienen. Leider muss ich auch hier wieder die gleiche Kritik üben, wie schon bei der D850. Zumindest im Vorserienmodell ist nämlich auch bei der Z6 und Z7 die Touch-Funktion bei den Menüs so implementiert, dass schon das Aufsetzen des Fingers zum Scrollen den darunterliegenden Menüpunkt selektiert. Das ist nervig und nicht das, was der User erwartet. Aus Usability-Sicht ist das einfach falsch implementiert und steht dem entgegen, was die User von allen anderen Touch-Bedienoberflächen (z.B. Smartphone) gewohnt sind. Schade, dass Nikon hier die neue Kamera-Generation nicht auch dazu genutzt hat, das endlich richtig zu machen.
Bei der Navigation durch die Bilder, dem Zoomen etc. funktioniert das Touch-Display hingegen gewohnt gut.
Das Z‑Bajonett
Mit den neuen Kameras löst Nikon nach 60 Jahren das F‑Bajonett ab und führt ein neues, moderneres und viel größeres Z‑Bajonett ein.
Dieses soll auf die Zukunft gerichtet sein und nicht nur mit 55mm Innendurchmesser den größten Bajonett-Durchmesser bei allen Kleinbild-Kameras bieten, sondern auch das geringste Auflagemaß. Ziel ist es, mit dem größeren Innendurchmesser und kleineren Auflagemaß neue optische Möglichkeiten für noch bessere Objektive erschließen zu können.
Das Auflagemaß beträgt beim Z‑Mount nur 16mm (zum Vergleich: Nikon‑F: 46,5mm, Sony E: 18mm).
So können heute mit dem F‑Mount laut Nikon technisch nur Objektive gebaut werden, die eine maximale Blendenöffnung von f/1.4 haben. Lichtstärkere Optiken werden erst mit dem Z‑Mount möglich. Weiterhin soll das Z‑Mount auch den Bau von kleineren und leichteren Objektiven ermöglichen.
Darüber hinaus ermöglicht es das neue Z‑Mount, mit entsprechenden Adaptern so gut wie jedes Objektiv mit einem größeren Auflagemaß anzuschließen. Einen Adapter für Objektive mit F‑Bajonett hat Nikon zum Start im Programm.
Durch die große Öffnung lassen sich laut Nikon extrem lichtstarke Objektive bauen, ein 55mm f/0.95 ist in Entwicklung und soll kurz nach Einführung der Kameras offiziell vorgestellt werden.
Neue Objektive mit Z‑Mount
Die ersten verfügbaren Objektive mit Z‑Mount werden ein 24–70 f/4 sein sowie ein 35mm f/1.8. Kurz danach soll ein 50mm f/1.8 vorgestellt werden. Diese Objektive, insbesondere die Festbrennweiten sind verhältnismäßig leicht und sollen eine hervorragende optische Qualität aufweisen und z.B. an den Rändern deutlich schärfer sein, als Premium‑f/1.4‑Objektive der Mitbewerber.
Die Objektive sehen schick und modern aus, sie sind nicht ultra-klein, aber auch nicht zu groß. Insgesamt machen insbesondere die Festbrennweiten einen hervorragenden Eindruck und auch die Bildqualität scheint überragend zu sein. Genauere Tests folgen.
Der F‑Mount Adapter
Bereits zu Beginn soll ein Adapter verfügbar sein, der es ermöglicht, so gut wie alle Objektive mit dem «alten» F‑Bajonett anzuschließen.
Das umfasst alleine 363 Nikon Objektive. Darüber hinaus werden auch viele Fremdhersteller-Objektive an dem Adapter funktionieren.
Ich selbst konnte den Adapter mit einem Nikon 24–70 f/2.8 testen und habe auch mein Sigma 18–35 f/1.8 (DX) angeschlossen. Bei beiden Objektiven war kein Unterschied zum nativen Fokus an einer DSLR festzustellen. Selbst die alleräußersten Fokusfelder der Z6/Z7 (die sich ja viel weiter am Rand befinden als die Fokusfelder einer DSLR) haben tadellos funktioniert.
Sehr schön ist übrigens auch, dass der Adapter nicht so extrem aufträgt sondern erstaunlich leicht ist. Das, und die Problemlosigkeit mit der er funktioniert machen ihn zu einem unverzichtbaren und tollen Werkzeug, um alle Objektive mit F‑Mount an die neuen Kameras anschließen zu können. Weitere Adapter für andere Systeme werden mit Sicherheit folgen, vermutlich von Fremdherstellern. Man kann nur hoffen, dass die dann genauso gut funktionieren. Technisch ermöglicht das extrem geringe Auflagemaß jedenfalls eine hervorragende Adaptierbarkeit von Fremdobjektiven.
Alle AF‑S und AF‑P Objektive sollen mit dem Nikon-F-Adapter mit vollem Autofokus-Speed arbeiten. Ältere Objektive mit Stangen-Autofokus lassen sich nur manuell fokussieren (mit Fokus-Peaking), da die Kameras keinen AF-Motor eingebaut haben.
Bei VR Objektiven arbeitet der VR der Objektive gemeinsam mit dem Stabilisator in der Kamera, das soll die Stabilisierungswirkung noch einmal steigern.
Update: Kompatibilität mit Objektiven von Fremdherstellern
Ich habe mal alle meine Objektive von Fremdherstellern mit dem Adapter durchgetestet.
Problemlos funktionieren die Sigma Art Linsen – erfolgreich getestet habe ich:
Das einzige Objektiv aus meinem Fundus, welches zunächst nicht funktioniert hat, war das Tamron SP 24–70 Di VC USD G2.
Tamron hat aber mittlerweile Firmware-Updates für die meisten Objektive herausgebracht, die diese Inkompatibilitäten beheben. Um die Updates einzuspielen benötigt ihr die Tamron Tap-In Console.
Update: FTZ-Adapter vs. Arca-Stativplatten
Leider hat die Bauweise des Adapters den Nachteil, dass er nicht kompatibel ist mit einer Vielzahl von Arca-Stativplatten bzw. L‑Winkeln. Das bedeutet, der FTZ-Adapter kann nicht an die Kamera angesetzt werden, wenn eine dieser Stativplatten montiert ist. Alle Platten mit mittiger Schraube funktionieren nicht. Das Gleiche gilt für so gut wie alle generischen L‑Winkel, auch sie blockieren das Ansetzen des Adapters. Das ist besonders ärgerlich, da ich normalerweise den L‑Winkel oder die Platte permanent an der Kamera lasse.
Ja, man kann die Platte an den Adapter selbst schrauben, aber das ist natürlich sehr unpraktisch, sofern man auch noch Z‑Objektive hat, die man alternativ nutzt – dann müsste man die Platte jedesmal umschrauben. Eine Platte an dem FTZ-Adapter und eine an der Kamera geht schonmal garnicht.
Die einzige Platte in meinem Fundus, die funktioniert, ist die BP-CS von Really Right Stuff. Diese Platte hat eine quer verschiebbare Schraube, so dass sich die Platte weit nach hinten schieben lässt.
Update: mittlerweile gibt es einige Anbieter, die spezielle L‑Winkel für die Z6 und Z7 anbieten, ich selbst nutze den Adapter von Kirk und bin sehr zufrieden damit. Er funktioniert mit und ohne FTZ-Adapter, sieht gut aus und ist darüber hinaus noch einer der leichtesten wenn nicht sogar der leichteste L‑Winkel für die Z‑Kameras.
Anschluss von DX Objektiven für APS‑C Kameras
Bei einem DX Objektiv (getestet mit dem Sigma 18–35 f/1.8) schaltet die Kamera automatisch in den DX Modus, man sieht das DX Bildfeld dann im gesamten Sucher, ein kleines DX Symbol wird in der oberen Leiste im Sucher angezeigt. Die einzige Auswirkung bei der Benutzung von DX Objektiven an der Z6/Z7 Kamera ist, dass die Auflösung des aufgenommenen Bildes entsprechend geringer ist. Ansonsten lässt es sich mit DX Objektiven hervorragend arbeiten, da das Sucherbild automatisch aufgezogen wird (bei einer DSLR ist das nutzbare Sucherbild ja nur der kleine DX Rahmen in der Mitte des Suchers).
Leider kann man umgekehrt, an der Z7 und Z6 keine DX-Objektive im Vollformat-Modus betreiben, so wie das an den Vollformat DSLR möglich ist, durch Ausschalten der DX-Automatik. Bei den Spiegellosen kann man die DX Automatik leider nicht abschalten. Dadurch lässt sich z.B. das 10.5mm DX Fisheye auch nicht als zirkuläres Fisheye betreiben, wie es viele Panorama-Fotografen zur Direkten Aufnahme von 360° Panos machen.
Stromversorgung
Auch bei der Stromversorgung der Z6 und Z7 hat Nikon aus meiner Sicht vieles (wenn auch nicht alles) richtig gemacht. Die Kameras werden mit den bewährten EN-EL15 Akkus betrieben, die auch in einer Vielzahl von Nikon DLSR zum Einsatz kommen, wie der D850, D7500, D500 etc…
Beim normalen Fotografieren kommt man auf ca. 400–800 Bilder mit einem Akku, je nachdem wie lange man den Monitor/den Sucher anhat. Das ist natürlich deutlich weniger, als bei einer DSLR mit dem gleichen Akku, ist aber natürlich dem elektronischen Sucher geschuldet. Das kann man ungefähr damit vergleichen, wenn man mit einer DSLR permanent im Live-View arbeitet. Allerdings kann man den elektronischen Sucher und den Monitor auch komplett abschalten. Das gleiche gilt für das Schulterdisplay.
Update1: Ich habe mich mit in Tokio mit Rob Whitworth unterhalten, der einen fantastischen Hyperlapse Film für Nikon mit den neuen Kameras gemacht hat. Er hat gesagt, er hätte beim Stromverbrauch keinen Unterschied zur D850 festgestellt.
Update2: Ich habe einen Timelapse mit der Z7 laufen lassen. RAW-Dateien aufgenommen, Monitor und E‑Sucher aus. Aber mit dem mechanischen Verschluss (also nicht Lautlos). Der Akku hat 9.939 Auslösungen geschaft. Und das, obwohl ich meine Speicherkarte zwischendrin immer wieder in der Kamera formatiert habe. Also theoretisch wären die 10.000 wohl geknackt worden. Krass. Das bedeutet: der limitierende Faktor ist ganz klar die Monitor/E‑Sucher-Nutzung. Das verbraucht Strom.
Was übrigens sehr cool ist, ist dass die Kameras einen USB 3.1 Anschluss haben über den man sie auch mit Strom versorgen kann. Das ist eine Premiere bei Nikon. So könnt ihr eine Powerbank oder ein USB-Netzteil direkt an die Kamera anschließen und der Akku wird dabei geladen.
Und jetzt kommt das Aber: leider funktioniert das nur, wenn die Kamera ausgeschaltet ist. Ansonsten wird nicht geladen. Oh Mann. Wer ist denn auf die Idee gekommen?! :-/
Meine erste Einschätzung für die Astro- und Zeitraffer-Fotografie
Richtig gut finde ich, dass elektronischer Sucher und Monitor mit einer Taste links am Sucherschacht komplett abgeschaltet werden können, ohne die sonstige Funktion der Kamera zu beeinflussen. Das ist die Funktion, die Zeitraffer- und Astro-Fotografen an anderen Spiegellosen Kameras vermissen. So kann die Kamera nämlich dunkel und stromsparend bei Zeitrafferaufnahmen betrieben werden – und das auch im Lautlos-Modus. Anders als bei der D850, die den Lautlos Modus nur entweder bei der eingebauten Intervall-Funktion (die dann keinerlei Steuerung der Kamera zulässt) oder im Liveview (bei aktiviertem Monitor) zulässt, können die Z6 und Z7 über einen externen Fernauslöser bei ausgeschalteten Monitor und E‑Sucher komplett lautlos ausgelöst werden. In diesem Modus sollte sich auch der Stromverbrauch in Grenzen halten und deutlich mehr als die oben genannten 800 Bilder ermöglichen. Sobald ich die Gelegenheit dazu habe, werde ich das natürlich testen.
Über das nun wieder frei zugängliche WLAN konnte ich direkt eine Verbindung herstellen und qDSLRDashboard zum Steuern der Kamera nutzen. Die LRTimelapse Seite mit der Möglichkeit die sog. «Heiliger Gral»-Übergänge zu machen, ist voll nutzbar! Damit fällt mit den Z6 und Z7 Kameras eine große Einschränkung für die Zeitraffer-Fotografie weg!
Update: Ich habe Zoltan, dem Entwickler von qDslrDashboard geholfen, die volle Kompatibilität zur Z7 und Z6 einzubauen. Die neue Version ist mittlerweile im Google Playstore (qDslrDashboard) und iTunes Store (ControlMyCamera) zu haben.
Verfügbarkeit weiterer Objektive
Für 2019 sind dann weitere Objektive geplant, z.B. das 58mm f/0.95 sowie einige Premium-Festbrennweiten. Auch Standard, Tele und Weitwinkel-Zooms sind geplant.
Hier mal Nikons grobe Roadmap für Nikkor Objektive mit Z‑Mount:
Bildqualität
Alles spricht dafür, dass die Z7 auf den Sensor der D850 aufsetzt, der weiterentwickelt wurde. In Japan, habe ich die Entwickler gefragt, und sie haben gesagt, dass der Sensor eine Neuentwicklung ist. De 24 MP Sensor der Z6 ähnelt dem nach wie vor hervorragenden Sensor der Nikon D750.
Also: der Sensor der Z7 ist einer der besten Sensoren, die man bekommen kann, insbesondere, wenn man seine Auflösung berücksichtigt.
Ich nun einen Artikel der Kollegen von dPreview zum Anlass genommen, um selbst einmal ein paar «Pixel-Peeping-Tests» mit meiner Z7 durchzuführen. In ihrem Artikel attestieren sie der Z7 einen geringeren Dynamikumfang als der D850 sowie eine Streifenbildung in dunklen Bereichen bei starker Aufhellung. Interessanterweise, gibt es etliche Kommentare von Z7 Besitzern dazu, die das selbst probiert haben und dieses Verhalten nicht nachvollziehen können.
Also habe ich es auch einmal getestet.
Ich habe im dunklen Raum 2 total unterbelichtete Bilder mit der Z7 gemacht: eines mit ISO 64 und 1/2 Sek – und eines mit ISO 2000 und 1/60 Sekunde.
So dunkel sahen die Bilder dann out of Cam aus.
Dann habe ich beide mit Nikon Capture NX‑D entwickelt und jegliche voreingestellen Rauschreduzierungen rausgenommen. Auch Objektivkorrekturen etc. Nun habe ich die Helligkeit um 5 Blendenstufen erhöht:
Und zu guter Letzt einen 1:1 Ausschnitt genommen und die 4 Bilder nebeneinander gestellt:
Also – das ist jetzt echtes Pixel-Peepen, um den Dynamikumfang des Sensors bei verschiedenen ISO-Einstellungen vergleichen zu können. Mit der Realität hat das nur dann etwas zu tun, wenn ihr wirklich Bilder habt, die einen extrem großen Kontrastumfang haben und ihr die Schatten z.B. krass aufhellt.
Was ich dabei nicht sehe, ist eine wie auch immer geartete Streifenbildung. Was ich allerdings sehe ist, dass der Sensor der Z7 noch etwas sauberer arbeitet, als der der D850. Sprich: er rauscht schon bei ISO 64 weniger, bei ISO 2000 wird das noch deutlicher.
Es kann durchaus sein, dass dPreview noch ein Vorserien-Modell der Z7 benutzt hat. Ich habe den Eindruck, Nikon hat zu einem frühen Zeitpunkt Kameras herausgegeben, die noch nicht ganz den Stand der endgültigen Produktions-Modelle hatten. Ggf. war das ein solches Modell. Anders kann ich mir nicht erklären, dass einige Kameras eine solche Streifenbildung aufweisen und andere, wie meine, nicht.
Aber nochmal: das sind absolute Extrem-Tests unter recht künstlichen Bedingungen – in der Praxis wird man bei 99,9% aller Bilder keinen Unterschied zwischen Bildern aus der Z7 und D850 sehen. Es ist aber schön, zu sehen, dass in den Extrembereichen der Z7 Sensor sogar ein klein bisschen zulegen konnte und das trotz der Tatsache, dass nun auch noch der Phasen-AF auf dem Sensor untergebracht ist.
Preise (UVP)
- Nikon Z 7 Kit Gehäuse + FTZ Bajonettadapter: 3.849,00 €
- Nikon Z 7 Kit 24–70 mm 1:4 S: 4.299,00 €
- Nikon Z 7 Kit 24–70 mm 1:4 S + FTZ Bajonettadapter: 4.449,00 €
- Nikon Z 6 Kit Gehäuse + FTZ Bajonettadapter: 2.449,00 €
- Nikon Z 6 Kit 24–70 mm 1:4 S: 2.899,00 €
- Nikon Z 6 Kit 24–70 mm 1:4 S + FTZ Bajonettadapter: 3.049,00 €
- NIKKOR Z 24–70 mm 1:4 S: 1.099,00€
- NIKKOR Z 35 mm 1:1,8 S: 949,00 €
- NIKKOR Z 50 mm 1:1,8 S: 679,00 €
- Bajonettadapter FTZ: 299,00 €
Mein Fazit bisher
Als erster Kamera Hersteller bisher hat Nikon es tatsächlich geschafft mein «brauch ich nicht» gegenüber spiegellosen Kameras ins Wanken zu bringen. Was sie allerdings darüber hinaus geschafft haben, ist bei mir ein ziemlich krasses «Will ich haben» Gefühl zu erzeugen!
Die neuen Kameras fühlen sich einfach gut an. Sie liegen super in der Hand, haben ein wertiges, professionelles Gehäuse und sehen modern aus. Und das alles, ohne alte Tugenden über Bord zu werfen. Darüber hinaus sind sie leicht und handlich, ohne sich aber wie «Spielzeug» anzufühlen. Man hat jederzeit das Gefühl eine ausgewachsene Kamera in der Hand zu haben.
Schön wird z.B. beim Menü deutlich: es wirkt moderner, aber jeder Nikon Fotograf wird sich sofort zurechtfinden. Das gleiche gilt für die Knöpfe an der Kamera oder das i‑Menü, welches jetzt sogar individualisierbar ist.
Der elektronische Sucher erzeugt zum ersten Mal bei mir das Gefühl, dass hier die Vorteile des Systems wirklich überwiegen, ohne, dass ich Nachteile in Kauf nehmen muss. Das Fotografieren durch diesen riesigen Sucher macht einfach Spaß. Das gleiche gilt für das Klappdisplay, welches die ideale Ergänzung darstellt und nicht weniger, als das beste Display am Markt ist – direkt aus der D850 übernommen.
Auch die lautlose Auslösung ist natürlich etwas, was im Grunde genommen jeder gerne haben möchte, vor allem, wenn es einfach da ist und sich jederzeit ein und ausschalten lässt. Für Hochzeits- und Bühnenfotografen ist es ein ganz wichtiges Argument.
Dass Nikon der Schritt zur Spiegellosen-Technik gewagt hat, ist mit Sicherheit die richtige Entscheidung gewesen. Dass sie eine zunächst einmal unpopuläre Entscheidung getroffen haben, nach 60 Jahren ein neues Bajonett zu kreieren, aus meiner Sicht auch – eröffnet dieses doch völlig neue optische und technische Möglichkeiten. Auch der von Beginn an verfügbare F‑Mount-Adapter, der so problemlos und transparent funktioniert, eine goldrichtige Entscheidung. Dadurch wird der Umstieg jedem Fotografen extrem erleichtert. Es ist wirklich ein bisschen wie das Beste aus beiden Welten.
Das verhältnismäßig späte Aufspringen auf den Zug «Spiegellos» wird, glaube ich, Nikon deutlich mehr nutzen, als es geschadet hat. Ich habe den Eindruck, dass sich Nikon sehr genau überlegt hat, wie sie sich positionieren wollen und sich auch ganz genau angesehen hat, was bereits am Markt vorhanden ist, und wo dort die Verbesserungspotenziale liegen.
Das offene WLAN freut mich natürlich besonders und zeigt, dass Nikon hier tatsächlich auf die Anwenderschaft gehört hat. Mein offener Brief hat Hunderttausende erreicht und die Zustimmung der Anwenderschaft hat gezeigt, dass nicht nur Zeitraffer‑, Astrofotografen und Nerds an einem offenen WLAN interessiert sind, sondern auch ganz viele andere Anwender von Nikon Kameras. Nikon hat zugehört und verstanden und sie haben entschieden, dass sie diese Zielgruppe nicht weiterhin im Regen stehen lassen möchte. Chapeau! Auch Snapbridge ist mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen und bietet darüber hinaus die Möglichkeit schnell mal ein Bild auf’s Handy zu laden, um es z.B. über Social Media zu teilen. Beides zusammen führt zu einer Kamera mit guter Konnektivität, die diesbezüglich kaum noch Wünsche offen lässt.
Auch die Möglichkeit, die Displays der Kamera mit einem einfachen Knopfdruck komplett abzuschalten ist so einfach wie genial. Hilft das doch extrem, Akku zu sparen und in lichtarmen Umgebungen das ständige Aufleuchten der Kamera zu verhindern. Für mich zeigen solche Details, dass die Praxis-Erfahrung mit der neuen Technologie «Spiegellos» erst gemacht werden mussten. Und mir persönlich ist es lieber, wenn ein Hersteller etwas länger wartet und dann ein ausgereiftes Produkt auf den Markt bringt, als wenn das Produkt erst bei mir als Anwender reifen muss.
Die verbesserte Video-Funktion, insbesondere, dass der AF erstmalig bei einer Nikon im Video-Modus wirklich sehr gut nutzbar ist, ist für mich einer der größten Pluspunkte. Und endlich gibt es einen eingebauten 5 Achsen Stabilisator. Bei meinen Tests hat sich die Kamera beim Filmen wirklich extrem ruhig angefühlt. Das, in Verbindung mit einem deutlich verbesserten Autofokus im Video Modus, Fokus-Peaking auch bei 4K, Zebra sowie einem flachen Log-Profil, 10bit HDMI Out etc. machen diese Kameras auch für ambitionierte Videofilmer zu einer echten Alternative zu Lumix, Sony und Co.
Die neuen Objektive hinterlassen einen wirklich sehr guten Eindruck. Die Bildqualität ist hervorragend und mir gefallen sie auch optisch.
Dass sie nicht besonders lichtstark sind, kommt andererseits ihrem Gewicht zugute. Nikon sagt, sie wollten keine Kompromisse hinsichtlich der Bildqualität eingehen und dass lichtstärkere Objektive folgen werden. Ich hätte mir hier noch etwas ausgefalleneres gewünscht, vielleicht ein besonders kleines Pancake, mit Eignung als handliche Reportage-Kamera.
Mir ist natürlich klar, dass Nikon nicht mal eben ein komplett neues Kamerasystem nebst zwei Kameras, einem Adapter plus einem großen Objektivpark auf einmal in die Welt setzen kann. Für den Start denke ich, bedienen die 3 Objektive eine relativ breite Zielgruppe – und wem diese Objektive noch zu teuer oder zu lichtschwach sind, der nimmt halt den Adapter und bleibt bei seinem bestehenden Objektivpark – der wird dadurch nicht schlechter. Dadurch, dass der Adapter so leicht ist, fällt er kaum ins Gewicht – allerdings setzt er die Objektive ca. 3cm vom Bajonett ab – das sind genau die 3cm, die das Auflagemaß des Z‑Mounts kürzer ist, als das des F‑Mounts.
Was verbessert werden könnte
Wo viel Licht ist, ist auch etwas Schatten. Die Punkte, die ich gerne noch von Nikon adressiert hätte, sind:
- Lademöglichkeit über USB 3.1 auch wärend die Kamera läuft. Die Kamera kann ja gerne verlangen, dass ein Akku als Puffer eingelegt ist. Wenn allerdings eine Powerbank per USB 3.1 angeschlossen ist, sollte der Akku geladen werden, auch wenn die Kamera läuft!
- Möglichkeit auch größere Blendenzahlen, als f/5.6 im Liveview/E‑Sucher direkt und ohne Abblendtaste zu visualisieren.
- Änderung des FTZ-Adapters, so dass dieser auch angesetzt werden kann, wenn eine Stativplatte unter der Kamera verbaut ist. So, wie es derzeit ist, ist es praxisfern. Man schraubt die Stativplatte nicht um, nur weil man den Adapter aufsetzt.
- Es fehlt die Möglichkeit, die DX-Automatik abzuschalten. Das heißt, man kann DX-Objektive nicht mehr im FX-Modus betreiben. Zum Beispiel entfällt dadurch die Möglichkeit, das bewährte 10.5mm DX Fisheye im FX Modus als Zirkuläres Fisheye für 360°Grad Panoramen einzusetzen.
- Touch-Display Steuerung für Menü könnte besser umgesetzt sein, siehe oben.
- Die «Mein Menü» Einstellungen werden beim Speichern der Kamera-Einstellungen auf der Speicherkarte nicht berücksichtigt, das ist sehr schade.
All diese Dinge ließen sich sicher relativ leicht per Firmware-Update verbessern.
Ach ja – eins noch: Z7 oder Z6?
Schön ist jedenfalls, dass sie sich so gut wie nur im Sensor (und im Preis) unterscheiden. Für diejenigen, die das letzte Quäntchen ISO-Leistung suchen, ist die Z6 vermutlich die richtige Kamera. Für die Megapixel-Freaks die Z7. Ich tue mich da auch extrem schwer, eine Präferenz zu setzen. Für Zeitraffer und Astro würde ich wohl eher auf die Z6 gehen. :-)
Bezugsquellen
Derzeit könnt ihr die Z7 und Z6 z.B. bei Calumet (vor)bestellen:
- Nikon Z7 mit FTZ Adapter bei Calumet
- Nikon Z6 mit FTZ Adapter bei Calumet
Und ihr so?
Wie seht ihr den Schritt von Nikon in den Spiegellosen Markt? Was sagt ihr zu den Ankündigungen? Habenwollen oder eher nicht? :-) Lasst es mich in den Kommentaren wissen!
Paddy war übrigens auch mit bei der Nikon-Vorstellung in Hamburg und hat ebenfalls einen Blog-Artikel geschrieben. Schaut für eine zweite Meinung doch auch nochmal bei ihm vorbei!
Ich hatte in Tokio weitere Gelegenheit, die Kameras auszuprobieren und auch mit Nikon Mitarbeitern zu sprechen. Davon habe ich ein Video für euch gemacht:
So war es in Tokio! Vorstellung und Test der Nikon Z7 und Z6, mein Video-Bericht
Moin, hier gibt es «zwischen den Reisen» meinen Video-Bericht aus Tokio, wohin ich zur offiziellen Vorstellung der neuen spiegellosen Kameras Z6 und Z7 von Nikon eingeladen wurde. In dem Video findet ihr zum einen natürlich einen kleinen Reisebericht, zum anderen aber natürlich auch noch einige weitere Gedanken zu den neuen Kameras über das hinaus, was ich […]
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!