Sony DSC-RX 100-II – mein Praxis Test einer Kompakt-Kamera mit RAW Format

9072013

Ich war wie­der ein­mal zu Gast bei Sony und durf­te dies­mal direkt am Tag ihrer Vor­stel­lung eine inter­es­san­te neue Kom­pakt-Kame­ra tes­ten – die DSC-RX 100-II. Sie sticht durch ihren für die­se Kame­ra-Klas­se ver­hält­nis­mä­ßig gro­ßen 1″ Sen­sor her­vor und durch die Mög­lich­keit, RAW-Datei­en auf­zu­neh­men. Auch das Zeiss-Objek­tiv und ihr zeit­lo­ses Design mach­ten mir Lust dar­auf, die­ses Expe­ri­ment zu wagen.

Sony DSC-RX 100-II

Als Spie­gel­re­flex-Nut­zer stel­le ich an Kom­pakt-Kame­ras vor allem eine Anfor­de­rung: wenn ich sie auf­grund ihrer Kom­pakt­heit ein­set­ze, möch­te ich trotz­dem nicht das Gefühl haben, Bil­der «2. Wahl» zu machen. Für mich ist es daher vor allem wich­tig, die Bil­der in einer gewis­sen «Tie­fe» auf­neh­men zu kön­nen, um spä­ter im Ligh­t­room noch Nach­be­ar­bei­tungs­mög­lich­kei­ten zu haben – und das ver­spricht die Mög­lich­keit, der RAW-Auf­zeich­nung ja schon­mal. Ich den­ke da unter­schei­de ich mich sicher­lich von der eigent­lich ange­peil­ten Ziel­grup­pe – aller­dings ist der UVP der RX 100-II mit 749,-€ schon in einer Regi­on ange­sie­delt, die in der Klas­se der Kom­pakt-Kame­ras durch­aus nicht das «klas­si­sche» Kli­en­tel anspricht und schon als «Pre­mi­um» bezeich­net wer­den könn­te. Für das Geld bekommt man auch schon eine Nikon D3200 inklu­si­ve licht­star­kem 35mm Objek­tiv. Aber eine sol­che Kom­pak­te hat natür­lich ganz ande­re Vor­tei­le: als aller­ers­tes ist sie mög­li­cher­wei­se genau dann dabei, wenn die «Gro­ße» zuhau­se geblie­ben ist und ermög­licht dann eben das Foto mit ihren spe­zi­el­len Mög­lich­kei­ten auf­zu­neh­men – anstatt mit dem mitt­ler­wei­le ja omni­prä­sen­ten Smartphone.

Bevor ich nun die Sony in die Hand neh­men konn­te, muss­te ich erst­mal nach Mün­chen – dort­hin hat­te Sony dies­mal zur Prä­sen­ta­ti­on und gemüt­li­chem Bei­sam­men­sein ein­ge­la­den. Wie schon letz­tes Jahr war wie­der alles her­vor­ra­gend orga­ni­siert. Nach einer kur­zen theo­re­ti­schen Vor­stel­lung beka­men wir die Kame­ras in die Hand und auf ging es, in das berühm­te BMW-Muse­um zum foto­gra­fi­schen Praxis-Test.

Das Muse­um bie­tet her­vor­ra­gen­de Mög­lich­kei­ten, um ins­be­son­de­re die span­nen­den Low-Light Berei­che einer Kame­ra aus­zu­tes­ten, die Mischung aus Kunst- und Tages­licht sowie die unter­schied­li­chen Beleuch­tungs­si­tua­tio­nen gaben eine her­vor­ra­gen­de Spiel­wie­se ab und so konn­ten alle Tes­ter aus­gie­big die unter­schied­lichs­ten Auf­nah­me­si­tua­tio­nen und Moti­ve ausprobieren.

Ich selbst bin mal wie­der ganz unvor­ein­ge­nom­men an die Sache her­an­ge­gan­gen. Für mich muss eine Kame­ra intui­tiv zu bedie­nen sein – und das konn­te ich gleich tes­ten, denn tech­ni­sche Erklä­run­gen oder gar eine Bedie­nungs­an­lei­tung gab es nicht – und die­se waren erfreu­li­cher­wei­se auch nicht erforderlich.

Ich habe die Kame­ra fast immer im A‑Modus ver­wen­det. Für eine Kom­pakt­ka­me­ra nicht selbst­ver­ständ­lich, bie­tet die Sony­SCR-RX 100-II eigent­lich das Bedien­kon­zept einer moder­nen Spie­gel­re­flex. Die Modi P, A, S und M sind vor­han­den und somit die für mich eigent­lich aus­schließ­lich wich­ti­gen Modi A und M. Die Blen­de lässt sich dann mit dem hin­te­ren Rad ein­stel­len – die ISO nach einem Knopf­druck auf die Frei beleg­ba­re fn-Tas­te. Zusätz­lich gibt es bei der Kame­ra vor­ne um das Objek­tiv her­um noch einen Bedien­ring, der als «Haupt­ein­stell­rad» fun­gie­ren kann – z.B. für die Blen­de im A‑Modus – so wie frü­her, außer­dem kann er gemein­sam mit der Fn-Tas­te für eine viel­zahl von selbst zu bestim­men­den Funk­tio­nen belegt wer­den. Ich selbst habe mich dabei ertappt statt­des­sen lie­ber das hin­te­re Rad zu nut­zen, aber das ist Geschmacks- und Gewohn­heits­sa­che und glück­li­cher­wei­se funk­tio­niert ja bei­des. Die eige­ne Bele­gung von Tas­ten habe ich in der kür­ze der Zeit nicht aus­pro­biert, aber dadurch kann man die Kame­ra sicher­lich sehr fein an die eige­nen Bedürf­nis­se anpas­sen – bei einer Kom­pak­ten nicht selbstverständlich.

Sony DSC-RX 100-II

Das ope­ra­ti­ve Bedien­kon­zept ist, ähn­lich, wie ich es bei der NEX schon erle­ben durf­te, sehr durch­dacht und schlank umge­setzt. Man fin­det sich auf Anhieb zurecht. Nor­ma­ler­wei­se muss man beim Foto­gra­fie­ren nicht in das Menü. Und das ist auch gut so. Denn das Menü ist – wie eigent­lich bei allen Kame­ras (da ist Sony nicht allei­ne) – recht unüber­sicht­lich – man ertappt sich dabei, alles line­ar durch­zu­su­chen, um eine bestimm­te Funk­ti­on zu fin­den. Aber ich gebe zu, dass ich auch bei mei­nen Nikons teil­wei­se auch heu­te noch suchen muss.

Das Zeiss-Objek­tiv bie­tet einen Brenn­wei­ten­be­reich im Klein­bild-Äqui­va­lent von 28–100mm bei einer maxi­ma­len Blen­den­öff­nung von f/1.8. Das lässt natür­lich auf den ers­ten Blick auf eine schö­ne Schär­fen­tie­fe hof­fen und wird im Mar­ke­ting auch so posi­tio­niert. Also ver­such­te ich auch mein Bes­tes, um Auf­nah­men mit einer gewis­sen Tie­fen­staf­fe­lung zu bekom­men. Lei­der kon­ter­ka­riert der – zwar für Kom­pakt­ka­me­ras ver­hält­nis­mä­ßig gro­ße – aber doch ins­ge­samt zu klei­ne 1″-Sensor die­ses Vor­ha­ben. Man muss schon sehr dicht an das Motiv her­an (zum Glück liegt die Nah­ein­stell­gren­ze bei irgend­was-um-die-fünf-Zen­ti­me­ter) und der Hin­ter­grund muss weit ent­fernt sein damit man einen ent­spre­chen­den Effekt erhält.

Nichts­des­to­trotz ist das Zeiss Objek­tiv sehr gut. Es pro­du­ziert kaum Bild­feh­ler an dem 20,2 Mega­pi­xel Sen­sor. Außer­dem hat die Kame­ra einen opti­schen Bild­sta­bi­li­sa­tor ein­ge­baut, der sowohl bei Video als auch bei Foto­auf­nah­men einen guten Dienst leistet.

Sehr schön ist das Klapp­dis­play. Zwar nicht ganz so fle­xi­bel, da nur kipp­bar und nicht, wie z.B. bei der Nikon D5200 zusätz­lich schwenk­bar, aber es ermög­licht doch boden­na­he und Über­kopf-Auf­nah­men. Das Dis­play ist 3″ groß und steht mit sei­ner Auf­lö­sung von 1.2 Mio Punk­ten einer DSLR in nichts nach. Gro­ßer Pluspunkt!

Der ISO-Bereich geht von 100 bis 12.800 – und ich muss zuge­ben, ich war von der ISO-Leis­tung für den klei­nen Sen­sor echt posi­tiv über­rascht. Ich habe natür­lich kei­ne Labor-Tests gemacht, aber die Auf­nah­men mit ISO 6400 sehen durch­aus brauch­bar aus:

ISO 6400 an einer Kom­pakt­ka­me­ra – habe ich so noch nicht gesehen!

Im Video-Modus steht die prak­ti­sche Focus-Pea­king-Funk­ti­on zur Ver­fü­gung, die auch ande­re Sonys, wie die gro­ße A99 (ich berich­te­te) bie­ten, und die wir bei Nikon so schmerz­lich ver­mis­sen. Damit lässt sich über den Live-View durch farb­li­che Her­vor­he­bun­gen die Foku­se­be­ne ganz ein­fach erken­nen – unver­zicht­bar für’s manu­el­le «Fokus-Zie­hen». Als Faux-Pas darf man aller­dings auch hier wie­der den Firm­ware Bug erle­ben, der mich schon bei der A99 zum ver­zwei­feln gebracht: bei ein­ge­schal­te­ter NTSC-Bild­wie­der­hol­fre­quenz (30 Bilder/sec) macht die Kame­ra bei jedem Ein­schal­ten (auch im Foto­mo­dus) mit einem schwar­zen Bild­schirm und ent­spre­chen­der Ein­blen­dung dar­auf auf­merk­sam, dass man sich in die­sem Modus befin­det. Die­se Anzei­ge will dann auch noch mit einem Tas­ten­druck bestä­tigt wer­den. Somit muss man in der Pra­xis eigent­lich dar­auf ver­zich­ten, den schnel­len 30fps Modus stan­dard­mä­ßig ein­ge­schal­tet zu haben und ihn dann jedes mal umständ­lich über das Menü akti­vie­ren – wenn man es denn nicht vergisst.

Mit WiFi und NFC zeigt Sony dann, dass sie wäh­rend ande­re noch «schna­cken» durch­aus «machen» kön­nen. Die Kopp­lung per WiFi ermög­licht das beque­me Ver­schi­cken von Fotos über Smart­phones und ande­re WLAN-fähi­ge Gerä­te und die NFC-Tech­no­lo­gie, macht die Kopp­lung zum Kin­der­spiel. Ein NFC-fähi­ges Smart­phone kurz mit der Kame­ra berührt, und die WLAN-Kopp­lung steht – ein­fa­cher geht’s eigent­lich nicht.

Fazit

Für einen aus­führ­li­ches Review reich­te die Zeit natür­lich nicht. Nach dem schö­nen Rund­gang im BMW-Muse­um woll­ten wir ja auch noch die ande­ren Gad­gets, die Sony dabei hat­te bestau­nen und so fuh­ren wir ins Upsi­de East, wo es dann auch ein sehr lecke­res «Roof-Top-Bar­be­cue» gab – sogar mit umfang­rei­cher und super lecke­rer Aus­wahl für uns Vegetarier.

Aber immer­hin muss der Her­stel­ler bei einer Kame­ra, die schon in den ers­ten Stun­den Spaß macht, bei der man sich (bis auf das NTSC-Pro­blem) über eine durch­dach­te Bedie­nung freut und die dann auch noch tol­le Ergeb­nis­se lie­fert, ja eini­ges rich­tig gemacht haben.

Ins­ge­samt ist für mich der größ­te Spiel­ver­der­ber bei der Kame­ra – aber bei der Bau­grö­ße halt ver­mut­lich nicht anders rea­li­sier­bar – der klei­ne Sen­sor, der ein «frei­stel­len» nur ein­ge­schränkt ermög­licht. Auf der ande­ren Sei­te muss man sehen, dass man hier, trotz ihrer Bau­grö­ße eine «rich­ti­ge» Kame­ra in der Hand hat, die Wel­ten von dem ent­fernt ist, was «ein­fa­che» Point and Shoot oder Smart­phones leis­ten. Die RAW-Datei­en lie­ßen sich in Ligh­t­room 5 öff­nen und boten eine ähn­li­che «Tie­fe», wie man sie von DSLR-RAW-Datei­en kennt. Das heißt es steht eini­ges an Dyna­mik-Umfang zur Ver­fü­gung, um Schat­ten auf­zu­hel­len, Lich­ter abzu­mil­dern und selbst­ver­ständ­lich lässt sich der Weiß­ab­gleich wäh­rend der Bear­bei­tung festlegen.

Wer sei­ne DSLR mal zuhau­se las­sen möch­te, um mit leich­tem Gepäck los­zu­zie­hen und trotz­dem nicht auf sei­ne gewohn­te Foto­gra­fier­wei­se und den Ligh­t­room-Bear­bei­tungs-Work­flow bei hoher Bild­qua­li­tät ver­zich­ten möch­te, dem sei die neue Sony ans Herz gelegt. Sie soll ab mit­te August 2013 ver­füg­bar sein. Der erfolg­rei­che Vor­gän­ger, die DSC-RX 100, ist übri­gens der­zeit für weni­ger Geld zu haben – die Haupt­un­ter­schie­de sind, dass die Vor­gän­ge­rin kein Klapp­dis­play, kei­nen Blitz-/Zu­be­hör-Schuh, kein NFC/WiFi hat, sowie der Sen­sor der Vor­ge­ne­ra­ti­on entstammt.

Hin­weis: Bit­te beach­tet, dass ich kei­ner­lei Kennt­nis über die aktu­el­len Ver­gleichs­mo­del­le der Mit­be­wer­ber habe und daher auch kei­ne ver­glei­chen­de Kauf­emp­feh­lung geben kann. Ich habe die­sen Erfah­rungs­be­richt ganz sub­jek­tiv aus der Sicht eines DSLR Benut­zers geschrie­ben, die die Sony – als eine der weni­gen Kom­pakt­ka­me­ras in den letz­ten Jah­ren – in die Hand genom­men, damit foto­gra­fiert hat – und posi­tiv über­rascht wurde.

Sony DSC-RX 100-II

Alle Fotos in die­sem Arti­kel (bis auf die Pro­dukt-Shots) wur­den mit der DSC-RX 100-II im RAW-For­mat auf­ge­nom­men und in Ligh­t­room bearbeitet.

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