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Jasper Falls – Roraima Trek, 6. Tag

Ein letz­tes Mal bau­en wir die Zel­te ab und früh­stü­cken die letz­ten Res­te unse­res Pro­vi­ants. Im Nach­hin­ein betrach­tet war unse­re Aus­wahl gut, wir haben nicht zuviel und auch nicht zu wenig mit­ge­nom­men. Ein letz­tes Mal fül­len wir unse­re Fla­schen im Fluss auf und schul­tern unse­re Rucksäcke.

Queb­ra­da de Jas­pe, ein Was­ser­fall auf einem Bett aus Jaspis

Die­se letz­te Etap­pe ist nicht lang. Auf dem Hin­weg haben wir 3–4 Stun­den gebraucht. Aber wir mer­ken, dass uns die letz­ten 5 Tage ganz schön in den Kno­chen ste­cken. Und auch heu­te brennt die sen­gen­de Son­ne über der baum­lo­sen Ebe­ne gna­den­los auf uns her­ab. Ein letz­tes Mal pas­sie­ren wir das Auf und Ab der Hügel in der Gran Saba­na. Zum letz­ten Mal über­que­ren wir einen klei­nen Fluss auf einem Baum­stamm. Als wir an der von den Ein­hei­mi­schen ange­zün­de­ten Stel­le vor­bei kom­men, wis­sen wir, dass wir es bald geschafft haben. Der meh­re­re Hekt­ar gro­ße Bereich, der auf dem Hin­weg gebrannt hat, liegt nun in Asche.
Sie zün­den die Step­pe an, um die Klap­per­schlan­gen zu ver­trei­ben, haben wir her­aus­ge­fun­den. Mehr als fragwürdig.

Nico und ich rei­ßen die ver­blei­ben­de Ste­cke in knap­pen 3 Stun­den ab. Fer­tig aber glück­lich wer­fen wir die Ruck­sä­cke ab und set­zen unse­re Trink­fla­schen an. Klar, könnt ihr jetzt sagen, wären wir nicht so schnell gegan­gen, dass wir bei jeder Etap­pe min­des­tens eine Stun­de vor den ande­ren (selbst den Indi­os) ange­kom­men wären, dann wären wir jetzt auch nicht so erle­digt. Das ist sicher­lich rich­tig. Aber für mich war es als Aus­gleich zu dem ewi­gen Büro­job ein­fach wich­tig, mal wie­der an mei­ne Gren­zen zu gehen und Nico hat das offen­bar, trotz des Han­di­caps sei­ner offe­nen Füße, ähn­lich gesehen…

Alles wird auf­ge­la­den – ob es hält?

Am Ziel war­ten wir nun zum letz­ten Mal auf den Rest der Trup­pe. Zwei Jeeps von der Agen­cy sind sind nebst Fah­rern auch schon da. Die Jungs laden unser Gepäck die Dächer der Jeeps und bin­den sie fest. Wir stei­gen ein und dann geht es in einem Affen­zahn über die Buckel­pis­te nach San­ta Ele­na. In den Jeeps sind hin­ten links und rechts jeweils Bän­ke, so dass wir im neun­zig Grad Win­kel zur Fahrt­rich­tung sit­zen. So kön­nen wir nicht nur nach vor­ne sehen, son­dern auch die Staub­wol­ke hin­ter uns aus dem hin­te­ren Fens­ter her­aus beob­ach­ten. Zum Glück! Denn plötz­lich fliegt einer der Ruck­sä­cke vom Dach und in den Staub am Sta­ßen­rand. Der Fah­rer bemerkt es noch nicht ein­mal. Erst als wir rufen, er sol­le anhal­ten, tritt er voll auf die Brem­se und kommt rut­schend in einer Staub­wol­ke zum ste­hen. Kra­chend legt er den Rück­wärts­gang ein und fährt mit durch­dre­hen­den Rei­fen bei null Sicht rück­wärts, bis neben ihm im Stra­ßen­gra­ben ein völ­lig ein­ge­staub­tes Gebil­de auf­taucht, das ent­fernt an einen Ruck­sack erin­nert. Ich glau­be, es gibt nie­man­den in dem Jeep, der nicht die Dau­men drückt, dass es nicht sei­ner sei. Aber erken­nen kann man das beim bes­ten Wil­len nicht. Der Fah­rer springt raus und wirft den Ruck­sack mit einem Schwung wie­der aufs Dach, klet­tert kurz hoch (mög­li­cher­wei­se um ihn fest zu machen, aber wis­sen kann man das nicht) und sitzt dann auch gleich wie­der vor­ne. Erneut kra­chend ras­tet der Gang ein und mit durch­dre­hen­den Rei­fen und einem Schlin­gern setzt sich der Jeep wie­der in Bewe­gung. Das zwei­te, vor uns fah­ren­de, Fahr­zeug ist längst außer Sicht.

Was­ser­fäl­le auf einem Fluss­bett aus blut­ro­tem Jaspis

Die Fahrt von Paraí Tepui nach San­ta Ele­na dau­ert unge­fährt zwei Stun­den. Nur wenig abseits der Stre­cke lie­gen die soge­nann­ten «Jas­per Falls». Was­ser­fäl­le, die auf ein Fluss­bett aus blut­ro­tem Jas­pis, einem Halb­edel­stein, fal­len. Da wir das in unse­rem Gui­de gele­sen hat­ten, bespre­chen wir hin­ten im Wagen, wie wir den Fah­rer wohl trotz sei­ner offen­ba­ren Eile davon über­zeu­gen könn­ten, die­sen Abste­cher noch mit uns zu machen. Bei sei­ner gestress­ten Fahr­wei­se hat er bestimmt kei­ne Lust dazu. Fidel fragt an. Der Fah­rer mur­melt etwas von kei­ne Zeit und er müs­se nach San­ta Ele­na. Aber wir las­sen nicht locker. Gemein­sam reden wir nun auf ihn ein und letz­ten Endes lässt er sich erweichen.

Nico rollt nur die Augen über unse­ren Aktio­nis­mus. Er hat kei­ne Lust mehr zu lau­fen, und sei­en es auch nur fünf­hun­dert Meter. Als wir dann an dem klei­nen Park­platz anhal­ten, kommt er aber trotz­dem mit. Und in der Tat sind es gera­de mal fünf­hun­dert Meter, die wir lau­fen müs­sen. An eini­gen Rund­hüt­ten vor­bei, in denen die Indi­os Kunst­hand­werk ver­kau­fen und dann hin­ab in das Fluss­tal. Schon vom wei­ten hören wir das Getö­se eines Was­ser­falls. Beim Näher­kom­men traue ich mei­nen Augen kaum. Der ca. fünf­zehn bis zwan­zig Meter brei­te Fluss fließt in einem Bett, das voll­stän­dig aus aus glat­tem, rotem, oran­ge­nem und gel­bem Stein besteht.

Queb­ra­da de Jas­pe, ein Was­ser­fall auf einem Bett aus Jaspis

Ein Fluß­bett aus Jaspis

Ein Stück Fluss­auf­wärts befin­det sich ein Was­ser­fall. Er ist an die 5 Meter hoch und das Was­ser fällt dort auf der gesam­ten Brei­te des Flus­ses hin­ab auf den Jas­pis. Ober­halb des Was­ser­falls ist das Fluss­bett aus dem glei­chen Halb­edel­stein. Und wie­der eine Lau­ne der Natur, die in die­ser Gegend offen­bar ein Füll­horn an Super­la­ti­ven aus­ge­schüt­tet hat.

Queb­ra­da de Jas­pe, ein Was­ser­fall auf einem Bett aus Jaspis

Wow. So etwas habe ich noch nie gese­hen. Das Far­ben­spiel ist fan­tas­tisch. Über­all flie­gen gel­be Schmet­ter­lin­ge her­um und set­zen sich immer wie­der auf den roten Stein. Ich bin froh, dass wir noch her­ge­kom­men sind! Eine Vier­tel­stun­de und eini­ge Fotos spä­ter, gibt uns der Fah­rer ein Zei­chen, dass wir nun aber end­lich wei­ter müs­sen. Nach San­ta Ele­na ist es jetzt nicht mehr weit. 

Wie lan­ge wir für die­ses kur­ze Stück jedoch brau­chen wür­den, soll­ten wir bald erfahren…

Queb­ra­da de Jas­pe, ein Was­ser­fall auf einem Bett aus Jaspis

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