Die nächsten zwei Tage verbringen wir mit Reiten, Angeln und der weiteren Erkundung der umliegenden Llanos. Besonders das Angeln nach Piranhas ist hier sehr ergiebig. Nach unserer Angeltour wird unser Fang von den Familie hier auf der Ranch zubereitet und abends gibt es ein absolutes Festessen. Gebratene Piranha! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so leckeren Fisch gegessen habe – Piranha ist wirklich eine Delikatesse!
Leider sind wir gegenüber unserem Guide Juan mittlerweile etwas misstrauisch geworden. Er versucht nämlich immer wieder, uns auf seine subtile Art ein bisschen zu übervorteilen. Nichts Großes – bisher – aber irgendwie nervig und nicht gerade Vertrauen bildend. Sei es, dass er uns, nachdem das Bier alle ist, plötzlich herbeigezauberten Rum verkaufen will. Oder plötzlich im Flüsterton erzählt, er könne uns Joints besorgen. Und warum ist unser Bier überhaupt plötzlich alle? Eben hatten wir noch etliche Flaschen und auf ein Mal sind sie weg. Schon komisch. Es ist ja auch nicht etwa so, dass er zu den Getränken etwas beigesteuert hätte, ganz im Gegenteil – wir hatten ihn bisher eingeladen. Ein anderes Mal fällt ihm plötzlich ein, dass er Geld für die Musiker am ersten Abend ausgelegt haben will. Die können wir natürlich auch nicht mehr befragen, also müssen wir ihm glauben, oder sollen wir ihm etwa Lügen unterstellen? Von unserer Anzahlung schuldet er uns auch noch 4.000 Bvs, da er angeblich kein Wechselgeld hatte.
Für sich genommen, sind das natürlich nur Kleinigkeiten und für uns wirklich geringe Beträge – aber es trägt nicht gerade dazu bei, Vertrauen zu ihm aufzubauen. Das Vertrauen, dass wir eigentlich brauchen, um uns von ihm irgendwo im Nichts an einer Straße aussetzen zu lassen.
Warum das alles? Nun, morgen wollen wir weiter. Joao hat uns versichert, dass wir von einer (relativ) nahe gelegenen Straße aus, zu der er uns fahren werde, mit öffentlichen Verkehrsmitteln Richtung Osten käme. Zunächst Richtung Cuidad Bolívar und von dort dann nach Süden zum Dreiländereck Venezuela, Brasilien und Guaiana. Wir haben uns vorgenommen, dort den Mount Roraima zu besteigen, den geheimnisumwobenen Tafelberg.
Es hängt jetzt alles davon ab, ob wir Juan vertrauen. Sollen wir uns von ihm zur «nächsten Straße» fahren lassen, mit der Hoffnung, dass seine Aussage stimmt und wirklich irgendwann ein Bus kommt, der uns nach Osten fährt? Oder sollen wir lieber den sicheren Weg mir ihm zurück Richtung Mérida fahren und dafür einen für uns riesigen Umweg in Kauf nehmen?
Vertrauen hin oder her. Was kann uns im schlimmsten Fall passieren? Auf uns gestellt werden wir schon irgendwie einen Weg finden. Und für gewalttätig halten wir ihn nicht. Immerhin, wir suchen das Abenteuer. Also machen wir mit ihm aus, dass wir morgen früh um 5 Uhr losfahren, damit wir gegen 7 an der Straße sind, wo der Bus angeblich irgendwann ankommen soll.
Sowohl Nico als auch ich haben da zwar nach wie vor so unsere Zweifel, aber…
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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