On Top – Roraima Trek, 4. Tag

15072009

Der Maverick spie­gelt sich in einem nahen Tümpel

Und wie­der lau­fen wie­der durch die­se sur­rea­le Land­schaft, die einer­seits fel­sig und karg, ande­rer­seits aber auch grün und mit vie­len inter­es­san­ten und unbe­kann­ten Pflan­zen über­sät ist. Bal­bi­na geht vor­an, wir fol­gen ihr. Wie­der beein­druckt es mich, wie ziel­si­cher Sie sich hier oben ori­en­tiert. Heu­te haben wir den gan­zen Tag Zeit, um über das Pla­teau zu wan­dern und sei­ne Geheim­nis­se zu ent­de­cken. Viel­leicht haben wir ja Glück, und fin­den wir ja auch einen der urzeit­li­chen Frö­sche, einen Oreo­phry­nella, ein Relikt aus der Urzeit.

Der Rorai­ma hat die Form eines Stiefels

Wenn man von oben auf den Rorai­ma blickt, hat er die Form eines Stie­fels mit glei­cher Aus­rich­tung wie Ita­li­en, nur dass er auf der Hacke auf­ge­setzt ist, und die Zehen nach oben zei­gen. In die­ser Ana­lo­gie befin­det sich die Ram­pe, über die wir auf­ge­stie­gen sind, unge­fähr in der Mit­te der Fuß­soh­le, unser Hotel etwas wei­ter Rich­tung Hacke und die Fett­schwalme an der Hacke. Heu­te gehen wir hin­ge­gen in Rich­tung der Zehen, erst an der Ram­pe vor­bei und dann die Fuß­soh­le wei­ter aufwärts.

Unser Weg führt uns also nach Wes­ten, genau­er, Nordwesten.

Wir hal­ten uns bei der Stie­fel­spit­ze auf… Ein­ge­zeich­net: unse­re Route

Auf der Kar­te schön zu sehen: (5) das Base Camp, (6) die Ram­pe, (7) der «Pass der Trä­nen», die schwer pas­sier­ba­re Stel­le, (8) der Maverick, (CAMP) Unser «Hotel», (13) die Schlucht der Fett­schwalme, (11) das «Fens­ter» zum Kukenán, (10) der Abgrund in Wol­ken, (12) die Jacuz­zis. Auch schön zu sehen, die Rich­tung in die die Wol­ken zwi­schen Rorai­ma und Kukenán neh­men. Bit­te drauf­kli­cken, um die Kar­te groß zu sehen!

Das inter­es­san­te an der Land­schaft hier oben ist, dass sie so unheim­lich viel­fäl­tig ist. Hin­ter jedem Fel­sen, hin­ter jeder Kup­pe, in jedem Tal war­tet eine neue Überraschung.

Fels­durch­brü­che

Zum Bei­spiel pas­sie­ren wir einen rie­si­gen Fels­durch­bruch mit zwei über ein Meter gro­ßen Löchern, die über­ein­an­der lie­gen. Kur­ze Zeit spä­ter stei­gen wir auf eine Anhö­he und gleich dahin­ter kom­men wir an einem See vor­bei. In sei­ner Mit­te befin­det sich eine klei­ne Insel aus Fels. Der Gra­nit der Insel ist wie eine Burg geformt. Es sieht aus wie ein schot­ti­sches Cas­tel mit­ten auf einem See.

Ein schot­ti­sches Cast­le in Miniaturausführung?

Und dann die Far­ben. Ich fin­de, jede Gegend auf der Erde hat ihre cha­rak­te­ris­ti­schen Far­ben. Wenn ich die­se hier cha­rak­te­ri­sie­ren soll­te, wür­de ich den Kon­trast zwi­schen dem sagen­haf­ten Blau des Him­mels, dem Rot vie­ler Pflan­zen und man­cher Fel­sen und dem Grau-Braun des Gra­nits in Ver­bin­dung mit dem Grün/Gelb der Pflan­zen nennen.

Ein Tal, das fast aus­schließ­lich aus Berg­kris­tall besteht

Wir gehen wei­ter. Hin­ter der nächs­ten Kup­pe war­tet ein wei­te­res High­light. Bal­bi­na führt uns zum «Val­ley of Crys­tals», dem Tal der Kris­tal­le. Ein Tal, das fast aus­schließ­lich aus Berg­kris­tall besteht.

Val­ley of Crys­tals – das Tal der Kristalle

Schon vom wei­ten sehen wir es schim­mern und in den Son­ne blin­ken. Bal­bi­na schärft uns noch ein­mal ein, dass auch hier auf kei­nen Fall Stei­ne oder Dru­sen mit­ge­nom­men wer­den dürf­ten, aber das ist uns ohne­hin klar. Sie erzählt, dass die Pracht vor eini­gen Jahr­zehn­ten noch um in Viel­fa­ches grö­ßer gewe­sen sei und das, was wir sehen, eigent­lich nur noch die kläg­li­chen Über­res­te der eins­ti­gen Fül­le wären. Als bekannt wur­de, dass es auf dem Rorai­ma Edel­stei­ne und Halb­edel­stei­ne in rau­hen Men­gen gäbe, haben sich natür­lich sofort rei­che Ame­ri­ka­ner mit Hub­schrau­bern hier­her flie­gen las­sen, und die Kris­tal­le säcke­wei­se abtrans­por­tiert. Mitt­ler­wei­le ist das glück­li­cher­wei­se seit eini­gen Jah­ren ver­bo­ten und wird auch streng kontrolliert. 

Die engs­te Stel­le zwi­schen Rorai­ma und Kukenán

Nach­dem wir das Tal durch­wan­dert haben, errei­chen wir die Kan­te des Rorai­ma im äußers­ten Wes­ten, also die «Zehen­spit­ze». Hier ist er dem Kukenán am nächs­ten und von hier aus haben wir dem ent­spre­chen­de auch einen tol­len Blick auf den nun sehr nahen Schwes­ter-Tepui. Wir machen eine Pau­se. Hier gibt es ein so genann­tes «Fens­ter» einen Schacht in einem Fels­über­hang, der den senk­rech­ten Blick auf den hun­der­te Meter unter uns lie­gen­den Regen­wald frei gibt. Jeder von uns will natür­lich ein­mal bis an die Kan­te her­an­rob­ben und den Blick in die Tie­fe wagen. 

Hier geht es extrem tief runter…

Nico und ich an der Kante

Der wei­te­re Weg führt uns an der engs­ten Stel­le zwi­schen Rorai­ma und Kukenán ent­lang, also auf den «Zehen» in Rich­tung «Fuß­rü­cken». Einer Pas­sa­ge, die für ihre Wet­ter­um­schwün­ge bekannt ist. Schon an den ers­ten bei­den Tagen unse­rer Wan­de­rung hat­ten wir gese­hen, wie sich die Wol­ken zwi­schen den zwei Tepuis bil­de­ten und sich zwi­schen die­sen hin­durch scho­ben. Jetzt sehen wir das Schau­spiel von oben. Unter uns schie­ben sich – wie eine Lawi­ne – dicke Wol­ken zwi­schen den Tafel­ber­gen hin­durch. Je wei­ter wir nach Nord-Osten kom­men, um so schlech­ter wird die Sicht. Wir nähern uns dem Ursprung der Wol­ken­bil­dung. Selbst auf unse­rer Kar­te vom Rorai­ma sind dies Wol­ken ein­ge­zeich­net. Wir nähern uns dem nörd­li­chen Ende des «Span­nes».

Dicke Wol­ken bau­en sich inner­halb von Minu­ten auf

Da wir hier kei­ner­lei Sicht mehr haben, son­dern von dicken Wol­ken umhüllt sind, schlägt Bal­bi­na vor, eine Stel­le etwas wei­ter süd­lich auf­zu­su­chen. Wor­um es sich dabei genau han­delt, will sie nicht ver­ra­ten. «Zur Ent­span­nung» sagt sie nur, «Ihr wer­det schon sehen…» 

Folgt mir, ich ken­ne da ein schö­nes Plätzchen!

Sie führt uns über ein Bach­lauf Rich­tung Süden, weg von den Wol­ken. Wir pas­sie­ren noch eini­ge Täler und Fels­hü­gel und dann sehen wir, was sie meinte. 

Nicht zuviel ver­spro­chen! Rela­xen im Jacuzi

Und sie hat nicht zu viel ver­spro­chen. Inmit­ten der Fel­sen lie­gen zwei wun­der­schö­ne Becken mit kris­tall­kla­rem Was­ser, die soge­nann­ten «Jaku­zis», die ein­fach zum Baden ein­la­den. Beson­ders Ange­lo, unser Lüt­ter, freut sich rie­sig und ist auch der ers­te, der dort hin­ein­springt. Aber auch wir ande­ren sind nach der nun schon meh­re­re Stun­den dau­ern­den Wan­de­rung über die Fel­sen dank­bar über die Pau­se und die Erfrischung. 

Kris­tall­kla­res Was­ser auf dem Roraima

Nach unge­fähr einer Stun­de ent­spann­ten Rela­xens bei traum­haf­tem Son­nen­schein ist die Zeit gekom­men, zum Lager zurück­zu­keh­ren. Mitt­ler­wei­le ist es schon Nach­mit­tag und wir haben noch einen ganz schö­nen Weg vor uns. 

Eine Zeit­span­ne, die sich jeder Vor­stel­lungs­kraft entzieht.

Oreo­phry­nella, die Urzeitkröte

Plötz­lich bleibt Bal­bi­na ste­hen und zeigt auf etwas klei­nes, schwar­zes auf dem Sand­stein vor ihr. Was wir zuerst gar nicht ein­ord­nen kön­nen stellt sich bei nähe­rem Betrach­ten als klei­ner, war­zen­über­sä­ter Frosch her­aus: Eine Oreo­phry­nella! Eigent­lich ist es vom Aus­se­hen her eher eine Krö­te. Sie wird aller­dings maxi­mal drei Zen­ti­me­ter lang. Unend­lich lang­sam, gera­de­zu in Zeit­lu­pe bewegt sie sich mit weit aus­ho­len­den Bein­be­we­gun­gen über den Fels. Bal­bi­na erzählt, das sie im Fal­le einer Bedro­hung nicht etwa weg­läuft oder hüpft, son­dern sich zu einer Kugel zusam­men­rollt und sich ein­fach den nächs­ten Fel­sen her­un­ter­rol­len lässt. Das aller­dings wol­len wir nicht aus­pro­bie­ren. Wir las­sen das Tier nach einem schnel­len Foto wie­der alleine. 

Kan­nen­pflan­zen war­ten auf ihre Opfer

Wie bei vie­len der hier vor­kom­men­den Rep­ti­li­en leben die nächs­ten Ver­wand­ten der Oreo­phry­nella in Afri­ka. Damit ist auch die Oreo­phry­nella ein Relikt aus einer längst ver­ges­se­nen Zeit, lan­ge bevor sich die Wege Afri­kas und Süd­ame­ri­kas vor über 160 Mil­lio­nen Jah­ren trenn­ten. Und selbst die­ser unvor­stell­ba­re Zeit­raum ist noch nichts gegen das Alter des Rorai­mas. For­scher schät­zen es auf knapp 2 Mil­li­ar­den Jah­re. Das hab ich aller­dings – glau­be ich – schon­mal geschrie­ben. Aller­dings wage ich zu behaup­ten, dass man über eine sol­che Zahl schnell hin­weg liest. So geht es mir immer. Was bedeu­tet die­ses Alter? Was macht das Alter des Rorai­ma so besonders?

2.000 Mil­lio­nen Jah­re. Vor 2.500 Mil­lio­nen Jah­re ist die Erd­tem­pe­ra­tur erst­mals auf unter 100 Grad Cel­si­us gesun­ken. Auf der Erde gibt es kaum Gestein, das älter als 600 Mio. Jah­re ist. Alles ande­re ist längst durch Druck und Tem­pe­ra­tur in die Tie­fe der Erde verschwunden.

Wun­der­schö­ner Roraima

Wir haben gera­de erfah­ren, dass sich der Ur-Kon­ti­nent Godswa­na vor 160 Mil­lio­nen Jah­ren in die heu­te noch exis­tie­ren­den Kon­ti­nen­te Ame­ri­ka und Afri­ka getrennt hat. Das heißt, wenn der Rorai­ma am 1. Janu­ar 100 Jah­re alt wür­de, dann hät­ten sich die Kon­ti­nen­te in sei­nem 92. Lebens­jahr begon­nen zu tren­nen. Und die gesam­te Erde wür­de über­haupt erst 50 Jah­re vor sei­ner Geburt ent­stan­den sein!

Um die­se Zeit­span­nen über­haupt grei­fen zu kön­nen müss­te man jetzt noch ein­schät­zen kön­nen, wann die Mensch­heit dazu gekom­men ist.

Der auf­rech­te Gang begann mit dem Homo Erec­tus vor rund 1,8 Mil­lio­nen Jah­ren, unser hun­tert­jäh­ri­ge Rorai­ma ist jetzt schon seit 11 Mona­ten 99 Jah­re alt und fei­ert im nächs­ten Monat sei­nen Hundertsten. 

Der Homo Nean­der­tal­ensis, auch bekannt als «Nean­der­ta­ler» exis­tier­te vor ca. 200.000 Jah­ren. Unser bald hun­dert­jäh­ri­ge Rorai­ma kreuzt auf sei­nem Kalen­der den 27. Dezem­ber an. In 3 Tagen wird er hun­dert. Die Gäs­te sind lan­ge geladen.

Far­ben­fro­he Flo­ra, wohin man blickt

Der Homo Sapi­ens kam schließ­lich vor ca. 40.000 Jah­ren nach Euro­pa – wir schrei­ben den 31. Dezem­ber, Rorai­ma sitzt beim Früh­stück. Das Jahr 0 unse­rer Zeit­rech­nung schließ­lich beginn um 23:10 am 31.12., also 50 Minu­ten vor dem 100 Geburtstag.

Der Schrift­stel­ler John McPhee hat ein­mal geschrie­ben: „Wenn man als Maß­ein­heit für die Geschich­te der Erde (3 Mrd. Jah­re) das alte Eng­li­sche Yard nimmt, also die Län­ge von der Nase des Königs bis zur Spit­ze sei­ner aus­ge­streck­ten Hand: Dann tilgt ein ein­zi­ger Fei­len­strich über den Nagel­rand des Mit­tel­fin­gers die gan­ze Geschich­te der Menschheit“.

Ich fin­de, die­se Ana­lo­gien machen ziem­lich deut­lich, was das Beson­de­re an die­sen Tepuis ist und wes­halb sie unbe­dingt geschützt wer­den müssen!

Wie­der kom­men wir am Maverick vor­bei. Ich fra­ge Bal­bi­na, ob man da hoch­ge­hen kön­ne? Mit einem kur­zen Blick zur Son­ne schätzt sie die Uhr­zeit ab und fragt dann in die Run­de: «wollt ihr?»

Fleisch­fres­sen­de Pflan­zen – gibt es des­we­gen kei­ne Moskitos?

«Klar!» Sage ich. Auch Fidel und sei­ne Beglei­te­rin sind dabei. Die ande­ren wol­len lie­ber zurück gehen. Bei Nico kann ich das voll ver­ste­hen. Ein Wun­der, dass er mit sei­nen Füßen über­haupt noch lau­fen kann und mor­gen steht der gesam­te Abstieg, eine Dop­pel­etap­pe bis zu unse­rem aller­ers­ten Lager, auf dem Programm. 

Tho­mas, Bal­bi­nas Beglei­ter, geht also mit den ande­ren schon vor zum Lager und wir machen uns gemein­sam mit Bal­bi­na an den Auf­stieg auf den höchs­ten Punkt des Roraima.

Es sind noch ein­mal rund zwan­zig Minu­ten Kra­xel­tour, dann ste­hen wir oben – auf dem defi­ni­tiv höchs­ten Punkt der Gran Saba­na, dem 2810 Meter hohen Maverick. 

Der Maverick heißt so, weil die­ser Fel­sen aus­sieht, wie die Schnau­ze eines rie­si­gen, alten Ford Maverick. Hier füh­le ich mich wirk­lich wie auf dem Dach der Welt! Der Rund­um­blick umfasst jetzt nicht nur die Gran Saba­na, son­dern auch den Rorai­ma unter mir und den Kukenán neben mir. 

Ich erwi­sche einen nicht ganz siche­ren Tritt und mein lin­ker Fuß rutscht ab

Natür­lich ist die Beleuch­tung nicht mit der heu­te mor­gen zu ver­glei­chen, aber dafür ist die Rund­um­sicht von hier oben aus unver­gleich­lich. Wir haben nicht nur die 180 Grad Sicht auf die Flan­ke des Rorai­ma, die Gran Saba­na und den Kukenán, son­dern in die ande­re Rich­tung auch den Blick über das nun unter uns lie­gen­de Rorai­ma-Pla­teau, soweit das Auge bli­cken kann. Mit einem Wort: Unüber­treff­lich. So lang­sam gehen mir wirk­lich die Super­la­ti­ve aus, aber das hier ist defi­ni­tiv das fas­zi­nie­rends­te Pan­ora­ma, das ich je gese­hen habe!

Fan­tas­ti­sches Pan­ora­ma vom Maverick (2810 Meter hoch) aus

Das muss ich natür­lich foto­gra­fie­ren. Ich beschlie­ße, eine Pan­ora­ma Auf­nah­me aus vie­len Ein­zel­bil­dern zu machen, die ich spä­ter am Com­pu­ter zusam­men­bau­en kann. Dafür wage ich mich recht dicht an den Abhang. Wäh­rend­des­sen unter­hal­te ich mich mit Fidel über irgend­et­was und bin offen­bar nicht ganz kon­zen­triert, so dass ich einen nicht ganz siche­ren Tritt erwi­sche und mein lin­ker Fuß abrutscht. Reflex­ar­tig grei­fe ich in eine Pflan­ze, die auf dem Fel­sen neben mir wächst, um mich fest­zu­hal­ten, erwi­sche aber prompt eine, die über und über mit Dor­nen gespickt ist. Der Schmerz lässt mich zurück­zu­cken aber ich las­se die Pflan­ze zum Glück nicht los solan­ge mein Fuß nicht wie­der halt hat. Puh. Das gan­ze spielt sich in einem Bruch­teil einer Sekun­de ab und setzt eine Extra­do­sis Adre­na­lin in mei­nem Kör­per frei. Ein wei­te­rer Tritt und ich ste­he, dank der Pflan­ze stüt­zen­den, wenn auch schmerz­haf­ten, Wir­kung der Pflan­ze wie­der auf fes­tem Fel­sen. Nicht aus­zu­den­ken, wenn sie sich aus dem Fels gelöst hät­te oder abge­ris­sen wäre. Dafür zah­le ich ger­ne den Preis, dass mei­ne Hand jetzt vol­ler Dor­nen steckt.

Das Gan­ze ging so schnell, dass die ande­ren es kaum bemerkt haben und ich ver­su­che mir, auch erst­mal nichts anmer­ken zu las­sen. Bal­bi­na fragt: «Alles in Ord­nung?» ich: «jaja, kein Pro­blem.» Mein Herz klopft bis zum Hals. Hof­fent­lich hört das keiner.

Ich will hier nicht weg!

Eine Wei­le hal­ten wir uns noch hier oben auf. Um ehr­lich zu sein, eigent­lich will ich hier gar nicht mehr weg. Ich kann mich ein­fach nicht satt sehen an die­sem Pan­ora­ma. Dazu kommt, dass sich die Son­ne jetzt lang­sam senkt und ich wün­sche mir natür­lich nichts sehn­li­cher, als bis zum Son­nen­un­ter­gang hier zu blei­ben. Lei­der jedoch ist das nicht mög­lich, da wir vor Ein­bruch der Dun­kel­heit wie­der am «Hotel» sein müs­sen. Und so machen wir uns also an den Abstieg. Bal­bi­na geht wie­der vor und wir fol­gen ihr bis wir das Lager kur­ze Zeit spä­ter erreichen. 

So lang­sam wird uns klar, dass es mor­gen heißt Abschied zu neh­men, von die­ser ver­lo­re­nen Welt. Ich bin zwie­ge­spal­ten. Klar sehen wir neu­en Aben­teu­ern ent­ge­gen. Aber ande­rer­seits hat mich etwas von die­sem Berg wirk­lich in sei­nen Bann gezo­gen. Ich spü­re das noch heu­te, wo ich die­se Zei­len auf­schrei­be. Eine Fas­zi­na­ti­on, die ich vor­her sel­ten erlebt habe, und die mich ver­mut­lich mein Leben lang nicht los­las­sen wird. Ich weiß: Einen Teil des Rorai­mas wer­de ich mit­neh­men. Ob ich noch einen Tag hier oben blei­ben wür­de, wenn es gin­ge? Sofort!

Wun­der­schö­ne Flo­ra auf dem Roraima

Dass das nicht jedem so geht, spü­re ich spä­tes­tens abends, als ich mit Nico bespre­che, wie unse­re Tour wei­ter­ge­hen soll. Wir hat­ten ja mal ange­dacht, noch einen Abste­cher nach Canaí­ma, zum Auyan-Tepui und dem sich dort befind­li­chen «Sal­to Angel», dem höchs­ten Was­ser­fall der Welt zu machen. Der Tepui-Bann, der mich gefan­gen hat ver­langt: jaja – da wol­len wir auf jeden Fall hin! Drei bis vier Tage, noch einen Tafel­berg, jaja :-) Lei­der sieht Nico das anders. Er hat die Nase voll vom Wan­dern auf nack­tem Fleisch und vom schla­fen auf nack­tem Fels. Er will an die Küs­te, rela­xen und sur­fen. Ich kann das natür­lich ver­ste­hen. Den­ke mir aber, dass er sei­ne Mei­nung bestimmt noch ändern wird, wenn wir erst­mal unten sind und sich sei­ne Füße etwas erholt haben. 

Ich schla­ge also vor, die Ent­schei­dung erst­mal auf spä­ter zu ver­ta­gen, wenn wir in San­ta Ele­na mehr Details über unse­re Rei­se­op­tio­nen her­aus­be­kom­men haben.

Ales in allem sind wir heu­te von 8:30 bis 16:00 über den Rorai­ma gewan­dert – eine ganz schö­ne Tour! Und dabei haben wir gera­de mal die «Fuß­spit­ze», und somit nur ein ganz klei­nes Stück des Tepuis gese­hen! Das Drei­län­der­eck Bra­si­li­en / Veneu­e­la / Guya­na befin­det sich übri­gens fanz oben, am Stiefelschaft!

Eines bin ich natür­lich noch schul­dig. Das Pan­ora­ma, für das ich fast abge­stürzt bin. Da die sagen­haf­te 360 Grad Rund­um­sicht als Bild hier viel zu klein erschei­nen wür­de, habe ich dar­aus ein Video gemacht. Aber seht selbst…

Hier kli­cken für die HD Version!

Hat Dir der Artikel gefallen?

Dann melde Dich doch bitte zu meinem kostenlosen Newsletter an. Dann bekommst Du eine Nachricht bei neuen Artikeln und Du wirst auch exklusiv als erstes über neue Workshops und Reisen informiert! Außerdem gibt es dort auch immer wieder Hintergrund-Infos, die so nicht im Blog stehen.

Natürlich freue ich mich auch sehr, wenn Du mir bei YouTube, Instagram und Facebook folgst.

Alle Inhalte © Gunther Wegner

*) Mit einem Stern gekennzeichnete Links sind externe Partner-Links. Ihr unterstützt mich, wenn ihr darüber bestellt. Alternativ könnt ihr auch über folgende Direktlinks in die Shops wechseln:
Amazon.de, Amazon.at, Amazon.com, Foto Koch, Augenblicke-Eingefangen, camforpro.com.
Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!

Werbung

Wir freuen uns über Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4 Kommentare bisher


  1. Sehr sehr schö­ne Bil­der! Nur ist das kein Gra­nit, son­der Quar­zit, d.h. ein meta­morph über­präg­ter Sandstein.

  2. evelyn Wegner 30. Juli 2009, 14:11   »

    Lie­ber Gunther,
    Dank Eurer Umsicht und Bal­bi­nas außer­ge­wöhn­lich guten Kenntnisse
    des Lan­des, habt Ihr das Rorai­ma Gebir­ge, bei guter Wetterlage,
    erle­ben dür­fen, und konn­tet für die Daheim­ge­blie­be­nen herliche
    Fotos schie­ßen. Ein herz­li­ches Dan­ke­schön. E.

  3. Hal­lo Gunther,
    ein fan­tas­ti­scher Bericht wie­der­um! Die ein­zig­ar­ti­gen Plan­zen, glas­kla­ren Seen, Kris­tal­le (unglaub­lich!), Fels­un­ge­tü­me, span­nen­den Zah­len­ver­glei­che! Viel­leicht heißt es ein­mal, dass der Rie­se Rorai­ma 1 Sekun­de vor sei­nem hun­derts­ten Geburts­tag sei­nen letz­ten Atem­zug tat, denn die­se 1 Sekun­de leben wir nach der vor­lie­gen­den Berech­nung ja wohl zur Zeit. Wir wol­len es nicht hof­fen! – und … könn­ten es nicht mehr bezeugen!
    Sich die­se Zeit­be­zü­ge ein­mal vor Augen zu füh­ren beim Anblick die­ser Herr­lich­keit dort oben, mit­at­men und mit­er­le­ben zu dür­fen und sich dabei an kei­nen Dor­nen fest­hal­ten zu müs­sen (Dank sei ihnen!) ist ein beson­de­res Geschenk. Gut. dass Du uns erhal­ten geblie­ben bist! Hm! IHW

Unsere Empfehlungen*

  • Astrofotografie: Spektakuläre Bilder ohne Spezialausrüstung!
  • Excire Search für Lightroom: Bilder finden statt Suchen!
  • Foto Koch
  • Lutufy.Me LUTs für Lightroom, Premiere, Davinci etc.
  • Artlist - freie Musik für eure Videos!
  • Motion Array - Vorlagen, Plugins etc. für euren Videoschnitt!
Wir nutzen diese Produkte selber, bekommen aber eine kleine Provision, wenn ihr über diese Links kauft.

Letzte Kommentare

  • Gunther: Ok, ich nehme den Artikel mal raus, hab da lange nichts mehr bestellt.... (→ weiterlesen)

  • Andreasw: Ich hatte in 2018 auch bei ZOR bestellt, war zufrieden. Ich frage mich aber was da grad los ist - ich hatte jetzt erst übers Kontaktformular angefragt, dann vor drei Werktagen per Mail, keine Reaktio... (→ weiterlesen)

  • Alois Micheler: Danke für diese Mitteilung, ich fotografiere viel abends in der Kirche (abends) - nehme da durchwegs M - 5,6 / 30 das geht soweit ganz gut - will nur keinen Blitz verwenden. Werde einmal diese Blend... (→ weiterlesen)

  • Jens Neckermann: Mir ist schleierhaft, warum ich die Focus-Moduswahl zwar auf (z.B.) Fn3 legen kann, nicht aber im Gegenzug die (schwerer zugängliche) Focus-Modustaste nicht frei mit was anderem belegen kann.... (→ weiterlesen)

  • Stefan: Hallo, ich habe auch die D7500 und nutze in dunklen Räumen auch die Zeitautomatik und ISO-Automatik. Die habe ich auf ISO 6400 begrenzt und manchmal je nach Situation die Belichtungszeit auf min 1... (→ weiterlesen)