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Liquid Art – oder wie kommt das Vicuna in den Tropfen?

Die Trop­fen­fo­to­gra­fie oder «Liquid Art» ist eine fas­zi­nie­ren­de Spiel­art der Foto­gra­fie – als mir Car­lo Schü­ler, Teil­neh­mer mei­ner Peru Rei­se auf sei­nem Tablet sei­ne Trop­fen-Bil­der zeig­te, war ich gleich begeis­tert und frag­te ihn, ob er nicht Lust habe, einen Gast­ar­ti­kel dazu zu schrei­ben. Er hat­te – und so gebe ich hier nun an Car­lo ab:

Schon auf der Per­ur­ei­se war klar – das eine oder ande­re Motiv gehört in den Tropfen.

Liquid Art – und hier die High­speed Trop­fen­fo­to­gra­fie – sind ein Spe­zi­al­ge­biet, wel­ches sich pro­blem­los in der hei­mi­schen Stu­be rea­li­sie­ren lässt. Man benö­tigt kei­ne Dun­kel­kam­mer, man benö­tigt kein Stu­dio, alles wird bei nor­ma­lem Tages­licht aufgenommen.

Wel­che Tech­nik benö­tigt man, um Trop­fen­fo­to­gra­fie betrei­ben zu kön­nen? Ange­fan­gen habe ich vor ca. einem Jahr mit der bestehen­den Kame­ra­aus­rüs­tung und einem Tropf/Infusionsset aus der Apo­the­ke (muss­te hier­für bei einem befreun­de­tem Apo­the­ker 2€ inves­tie­ren). Mei­ne Startausrüstung:

Schnell war klar, dass man für pro­fes­sio­nel­le Trop­fen­fo­tos wei­te­re Tech­nik benö­tigt. Die­ses sind inzwischen:

Hier möch­te ich jetzt eine spe­zi­el­le Art der Trop­fen­fo­to­gra­fie vor­stel­len: Refraktionen

Bei der Refrak­ti­on wird ein (Hintergrund)Bild in einem davor her­un­ter­fal­len­den Was­ser­trop­fen gespie­gelt. Ich nut­ze hier­zu Fotos im For­mat 30x45cm, in denen ein ca. Hand­flä­chen gro­ßes Haupt­mo­tiv in der Mit­te des Bil­des plat­ziert ist. Der Rest des Bil­des wird nach­her unschar­fer Hin­ter­grund. In mei­nem Bei­spiel der Kopf eines Vicu­nas. Die­ses Bild wird dann Kopf­über (die Refrak­ti­on spie­gelt es ja) im Halb­kreis hin­ter der Tropf­an­la­ge positioniert.

Trop­fen und Tropf­an­la­ge: Bei einer Refrak­ti­on wird i.d.R. exakt ein Trop­fen im Abtropf­vor­gang direkt hin­ter dem Ven­til­aus­lass foto­gra­fiert. Aus die­sem Grund ver­län­ge­re ich den Ven­til­aus­lass um ca. 10–15cm, um den Aus­lass etwa in die Mit­te des dahin­ter­ste­hen­den Bil­des zu positionieren.

Kame­ra und Blitz­ein­stel­lun­gen: Sowohl Kame­ra als auch Blitz­ge­rä­te wer­den im manu­el­len Mode betrie­ben. Kame­ra: M, 1/125sec, F16, Auto­fo­cus manu­ell, ISO200. Blitz­ge­rä­te: Manu­ell, 1/32 Blitz­leis­tung oder klei­ner. Blitz­aus­lö­sung erfolgt über CLS (alter­na­tiv auch über Micro­con­trol­ler mög­lich). Über CLS kann ich an der Kame­ra direkt die Blitz­leis­tung steu­ern. Wich­tig hier­bei ist, dass die ohne Blitz auf­ge­nom­me­nen Bil­der kom­plett schwarz sind. Nur durch die kur­ze Abbrenn­zeit der Blit­ze wer­den die ent­ste­hen­den For­men aus­ge­leuch­tet und eingefroren.

Der Focus­punkt: Der Auto­fo­cus funk­tio­niert bei der Trop­fen­fo­to­gra­fie nicht. Die Aus­lö­se­ver­zö­ge­run­gen wären viel zu lan­ge; wenn er denn über­haupt funk­tio­niert. Also muss manu­ell in den „luft­lee­ren“ Raum ca. 3cm unter dem Ven­til­aus­lass fokus­siert wer­den. Erlaubt ist hier­bei alles, was zum Ziel führt. Ich nut­ze hier­für eine lan­ge Schrau­be, die ich genau an der Stel­le posi­tio­nie­re, in der spä­ter der Trop­fen fal­len wird.

Die Aus­leuch­tung: Eine äußerst dif­fi­zi­le Ange­le­gen­heit. Ziel ist es, ein mög­lichst schar­fes Bild ohne Blitz­re­flek­tio­nen im Trop­fen zu erzeu­gen. Arbei­te ich mit Acryl­schei­ben als Dif­fu­sor, sind die Trop­fen „weich­ge­zeich­net“ und ohne Blitz­re­flek­tio­nen. Arbei­te ich ohne Dif­fu­sor, sind die Bil­der knack­scharf, aber (noch) mit Blitz­re­flek­tio­nen. Hier muss man mit der Blitz­po­si­ti­on spielen.

Der zeit­li­che Ablauf (Bild mit zwei Tropfen):

Ven­til 1 (lin­ker Trop­fen) öff­net bei 10ms auf die Län­ge von 60ms (ange­schlos­sen ist ein 4mm Düsen­aus­lass). Ven­til 3 (rech­ter Trop­fen) öff­net bei 15ms auf die Län­ge von 60ms (ange­schlos­sen ist ein 6mm Düsen­aus­lass). Die Kame­ra löst bei 88ms (Hauptblitz2) aus.

Gut zu sehen ist der Ein­fluss der unter­schied­li­chen Düsen­durch­mes­ser auf das Abtropf­ver­hal­ten und die Abtropf­form. Hier kann man gestal­te­risch tätig wer­den. Durch den Zeit­punkt der Kame­ra­aus­lö­sung – weni­ge Mil­li­se­kun­den frü­her oder spä­ter – kann ich jetzt unter­schied­li­che Trop­fen­for­men im Bild festhalten

Bild­be­ar­bei­tung: Hier füh­re ich ledig­lich Beschnitt, Kon­trast, Sät­ti­gung und Ent­fer­nung von Sen­sor­fle­cken (durch F16 und Macro­ob­jek­tiv ein lei­di­ges The­ma) durch.

Wei­te­re Bil­der zu Liquid Art – Refrak­tio­nen, TaT’s, Bubbles, Dou­ble Pil­lar – fin­det ihr auf mei­ner Home­page http://​wuerm​bi​ker​.de/

 

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