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Die Nikon D810 und das weiße Rauschen

Irgend­was ist ja immer. Nach­dem die Auf­re­gung um die Ölver­schmut­zung bei der D600 sich nun gera­de etwas legen woll­te, berich­ten Käu­fer der neu­en D810 über selt­sa­me wei­ße Fle­cken bei Lang­zeit­be­lich­tun­gen. Alles halb so wild oder die nächs­te Gro­ße Pan­ne bei Nikon?

Milch­stra­ße auf Feh­marn. 14mm, f/2.8, ISO 640 59 Sekunden.

Die D810 war noch kei­ne 2 Wochen auf dem Markt, da erschie­nen die ers­ten Berich­te über die­se wei­ßen Pixel. Ich fra­ge mich dann immer, ob Nikon die Leu­te, die nichts bes­se­res zu tun haben als eine Kame­ra so akri­bisch zu tes­ten, nicht als offi­zi­el­le Tes­ter enga­gie­ren soll­te, um sich so eini­gen Stress zu ersparen.

Ehr­lich gesagt habe ich mich über den Hype, der über die­se Wei­ßen Pixel in den Foren und auf den ein­schlä­gi­gen Web­sei­ten gemacht wur­de, schon etwas auf­ge­regt. Ver­mut­lich ist der Grund für die Reak­tio­nen, dass vie­le den Ärger mit der D600 noch nicht ver­ges­sen haben und daher nun beson­ders emp­find­lich sind.

Aber was war denn eigent­lich der Stein des Anstoßes?

Nun, bei den Kame­ras tauch­ten bei extre­men Lang­zeit­be­lich­tun­gen von meh­re­ren Minu­ten in der 1:1 Ansicht spo­ra­disch wei­ße Pixel auf.

Nun könnt ihr Euch viel­leicht auch den­ken, war­um hier die Ver­hält­nis­mä­ßig­kei­ten etwas in Fra­ge stel­le. Wann habt ihr das letz­te Mal eine Lang­zeit­be­lich­tung von meh­re­ren Minu­ten gemacht?

Aber plötz­lich sind sie da – all die­se Arti­kel – «war­um ich mei­ne D810 zurück­schi­cke», «Sie hät­te ja die Bes­te Nikon sein kön­nen, aber so…» – ihr braucht nur mal nach «D810 ther­mal noi­se issue» zu goog­len… – ach – lasst es lieber.

Plötz­lich machen alle nur noch minu­ten­lan­ge Lang­zeit­be­lich­tun­gen und die D810 ist nicht mehr die eben noch so hoch­ge­lob­te Kamera.

Und dabei hat Nikon dies­mal eigent­lich alles rich­tig gemacht. Sobald die ers­ten Berich­te auf­ge­taucht sind, haben die Japa­ner sofort den Feh­ler ein­ge­räumt und jedem D810-Besit­zer ange­bo­ten, die Kame­ra kos­ten­los ein­zu­schi­cken, um das Pro­blem kurz­fris­tig behe­ben zu las­sen. Natür­lich ist es ärger­lich, ein paar Tage auf die Kame­ra ver­zich­ten zu müs­sen – aber hey – erst ein­mal soll­te man sich fra­gen, ob das Pro­blem einen über­haupt betrifft.

Ganz ehr­lich, bes­ser kann man mit einer sol­chen Situa­ti­on nicht umge­hen. Ich habe mich ja damals auch über die Pro­ble­me mit der D600 auf­ge­regt und vor allem, dass hier die offen­bar ein­zi­ge funk­tio­nie­ren­de Lösung dar­in bestand, mit der D610 ein Nach­fol­ge­mo­dell zu brin­gen. Aber das hier? Das ist doch nicht zu vergleichen.

Bei der D600 konn­te man de fac­to nicht mit einer wei­ter geschlos­se­nen Blen­de als f/8 arbei­ten, weil dann der Sen­sor-Dreck auf den Bil­dern sicht­bar wur­de. Ja – mit geschlos­se­nen Blen­den arbei­tet man schon häu­fi­ger mal.

Aber mit Belich­tungs­zei­ten von meh­re­ren Minu­ten? Ich behaup­te, die wenigs­ten hät­ten das Pro­blem über­haupt fest­ge­stellt – und wenn doch – dann eben ab zum Service.

Gan­au so war es auch bei mir. Ich habe mich am Anfang gar nicht dar­um geschert. Wo kei­ne Pro­ble­me auf­tre­ten, muss ich mich nicht auf­re­gen. Dann war ich vor 2 Wochen los, um die Ster­ne zu foto­gra­fie­ren. Hier habe ich erst­mals den neu­en MDK V4 zur Nach­füh­rung der Kame­ra mit mei­ner Vixen Pola­rie ver­gli­chen (dazu in einem ande­ren Arti­kel mehr).

14mm, f/2.8, ISO 800, 120 Sekun­den – durch die Nach­füh­rung ver­schwimmt die Land­schaft. Schön sieht man Andro­me­da oben rechts und die Pleiaden dicht über dem Horizont.

Mit sol­chen Astro-Nach­füh­rung kommt man dann schon­mal auf Belich­tungs­zei­ten von 2 Minu­ten. Natür­lich habe ich dann sofort geschaut, ob auch bei mir die Pixel auf­tre­ten. Zunäüchst habe ich gar nichts gese­hen. Erst, als ich in Ligh­t­room den Belich­tungs­reg­ler auf +4 getrie­ben habe, konn­te ich aus­ma­chen, wor­um die Gan­ze Auf­re­gung geht.

Hier ein 1:1 Aus­schnitt nach dem Pushen der Belich­tung auf +4 in Lightroom:

Ein Anruf beim Nikon Ser­vice hat genügt, Nikon hat mir dann sofort einen DHL Abhol­schein per EMail geschickt, und ich habe die Kame­ra weggebracht.

Und was soll ich sagen: nach 6 Tagen war die Kame­ra wie­der bei mir. Das Pro­blem ist beho­ben und ich erfreue mich mehr als je zuvor an mei­ner D810.

Übri­gens: neue­re Exem­pla­re der Kame­ra zei­gen das Pro­blem nicht mehr. Die­se sind mit einem schwar­zen Punkt unten im Sta­tiv­ge­win­de gekenn­zeich­net. Noch neue­re Exem­pla­re sind mit einem Blau­en Kreis auf der Ver­pa­ckung gekennzeichnet.

Wenn ihr Euch also nicht sicher seid, ob Eure Kame­ra betrof­fen ist, dann schaut mal unten ins Sta­tiv-Gewin­de rein bzw. wenn ihr jetzt eine Kauft, ach­tet auf den blau­en Kreis auf der Verpackung.

Fazit

Wenn ihr eine D810 der ers­ten Char­ge habt, mit der ihr größ­ten­teils tags­über foto­gra­fiert und mit Belich­tungs­zei­ten, die nicht län­ger als 30 Sekun­den sind, braucht Ihr Euch kei­nen Stress machen. Ansons­ten schickt die Kame­ra bei Gele­gen­heit zu Nikon, lasst Euch die neue Firm­ware auf­spie­len und gut ist. Kein Grund zur Auf­re­gung. Diesmal. :-)

Neue­re Kame­ras haben einen blau­en Punkt auf der Ver­pa­ckung oder einen schwar­zen Punkt im Stativgewinde.

Alle Bil­der in die­sem Arti­kel wur­den übri­gens auf­ge­nom­men, bevor die Kame­ra beim Ser­vice war…

Andro­me­da mit 200mm, f/2.8, ISO 640, 40 Sekunden.

Meta-Fazit

Kei­ne Pixel zäh­len. Raus­ge­hen, Fotografieren. :-)

 

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