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Farbmanagement Tutorial Teil 1 – Grundlagen: Farbräume, Farbprofile und warum das alles…

In die­ser mehr­tei­li­gen Serie möch­te ich euch das The­ma Farb­ma­nage­ment nahe­brin­gen. Ich wer­de euch nach­voll­zieh­bar erklä­ren, war­um die­ses The­ma so wich­tig ist und euch Tipps geben, wie ihr in Zukunft zu noch bes­se­ren und vor allem kon­sis­ten­te­ren Fotos kommt.

Heu­te geht es um die Farb­räu­me, war­um die eine solch gro­ße Rol­le spielen,und wel­chen Ein­fluss euer Moni­tor hat. In Teil zwei erklä­re ich euch dann wie ihr eure Foto-Anwen­dun­gen wie Bild­an­zei­ge­pro­gram­me, Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gram­me aber auch Web-Brow­ser rich­tig ein­stellt. In Teil drei geht es dann um das The­ma Farb­ma­nage­ment bei Vide­os und Zeitraffern.

Einleitung

Ohne Farb­ma­nage­ment gäbe es kei­ne Ver­bind­lich­keit, dass Bil­der auf ver­schie­de­nen Gerä­ten auch nur annä­hernd gleich aus­se­hen wür­den. Das gilt sowohl für das Bear­bei­ten als auch für das Anzei­gen oder gar Dru­cken von Bildern.

Die meis­ten Hob­by- und Ama­teur­fo­to­gra­fen geben viel Geld für ihr Kame­ra- und Objek­tiv-Equip­ment aus und inves­tie­ren viel Zeit dafür, die Grund­la­gen der Foto­gra­fie zu ler­nen – Blen­de, Zeit, ISO – irgend­wann sitzt das nor­ma­ler­wei­se. Auch in die Auf­nah­me und Ent­wick­lung der Fotos fließt oft viel Zeit und Mühe.

Immer wie­der stel­le ich aber fest, dass sich Vie­le kaum Gedan­ken dar­über machen, wel­chen Ein­fluss die ver­wen­de­ten Farb­räu­me, der ver­wen­de­te Moni­tor und auch die ver­wen­de­ten Anwen­dun­gen zur Bear­bei­tung und Anzei­ge der Bil­der haben und dass es hier durch­aus eini­ge wich­ti­ge Stell­schrau­ben gibt. Und das gilt nicht nur für den Foto­gra­fen selbst, den «Pro­du­zen­ten» – son­dern auch für die «Kon­su­men­ten», also jeden, der sich Bil­der anschaut.

Die schöns­ten Bil­der kom­men nicht zur Gel­tung, wenn sie nur auf dem eige­nen Moni­tor so aus­se­hen wie sie sich der Pro­du­zent vor­stellt, über­all sonst aber ganz anders. Zu flau, zu bunt, zu gelb, zu blau, zu dun­kel, zu hell: Oft fällt das über­haupt nur dann auf, wenn man mal selbst etwas dru­cken lässt. Und dann wird der Feh­ler oft auf den Druck­dienst­leis­ter gescho­ben. «Also mit Anbie­ter XYZ habe ich schlech­te Erfah­run­gen gemacht. Die Bil­der kamen viel zu dun­kel raus.» In ande­ren Fäl­len, wenn Bil­der online gestellt wer­den, z.B. bei Face­book oder Insta­gram, sehen alle ande­ren halt etwas ande­res. Selbst mer­ken tut man das meist nicht. Oder man ist selbst Kon­su­ment, schaut sich Bil­der im Inter­net an und denkt: «Die sehen aber krass bear­bei­tet aus» – und dabei ist es viel­leicht nur eine feh­len­de Browsereinstellung.

Para­do­xer­wei­se haben sich die Pro­ble­me in die­sem Umfeld in den letz­ten Jah­ren durch das Auf­kom­men der Wide-Gamut Moni­to­re – also Moni­to­ren mit erwei­ter­tem Farb­raum – deut­lich ver­stärkt. Dabei soll­te man doch den­ken, dass die Inves­ti­ti­on in einen guten und teu­ren Moni­tor sich posi­tiv aus­wirkt! Das tut es auch – aber man muss auch mit sol­chen Moni­to­ren, wie mit jedem «fort­ge­schrit­te­nen» Werk­zeug, rich­tig umge­hen können.

Warum Farbmanagement

In einer Welt ohne Farb­ma­nage­ment wür­den Far­ben wie auf Com­pu­tern üblich, ein­fach nur in RGB Wer­ten beschrie­ben, also in Antei­len von Rot, Grün, Blau. Ein sat­tes Grün wird also beschrie­ben mit 0% Rot, 100% Grün und 0% Blau. Und hier stellt sich dann schon die Fra­ge: Was ist «satt», was ist 100%? Bezieht sich das auf die Natur? Auf das, was die Kame­ra auf­neh­men kann? Auf das, was ein bestimm­ter Moni­tor wie­der­ge­ben kann?

Kame­ra-Sen­so­ren zum Bei­spiel, funk­tio­nie­ren ganz anders als Moni­to­re. Wäh­rend Moni­to­re für jede Pri­mär­far­be (Rot, Grün, Blau) in der Regel einen Pixel vor­se­hen, aus dem sie die ange­zeig­te Far­be dann mischen, haben die Sen­so­ren der meis­ten Kame­ras dop­pelt so vie­le grü­ne Pixel wie rote oder blaue. Dazu kommt, dass die ein­zel­nen Farb­pi­xel auf den Sen­so­ren der ver­schie­de­nen Kame­ras auch unter­schied­lich auf das ankom­men­de Licht reagie­ren. Jeder Sen­sor hat also sei­ne spe­zi­el­le Cha­rak­te­ris­tik. Die Roh­da­ten eines spe­zi­fi­schen Sen­sors müs­sen also immer erst indi­vi­du­ell inter­pre­tiert wer­den. Das machen die Raw-Con­ver­ter, sie brin­gen für jedes Kame­ra­mo­dell eine Art «Koch­re­zept» mit, wie die Roh­da­ten in Far­ben über­führt wer­den. Das bedeu­tet, es muss bei der Raw-Ent­wick­lung eine Umrech­nung der Sen­sor­da­ten in bestimm­te Far­ben erfolgen.

Aber auch hier stellt sich dann die Fra­ge: Wie grün ist denn 100% Grün? Wie rot 100% Rot? Man­che Kame­ras kön­nen viel­leicht viel gesät­tig­te­re Rot­tö­ne umset­zen, als ande­re. Wür­den alle Kame­ras den kräf­tigs­ten Rot­ton, den sie umset­zen kön­nen als 100% defi­nie­ren, wür­den die Bil­der alle unter­schied­lich aus­se­hen. Es muss also eine Art Nor­mie­rung statt­fin­den und dazu gibt es die soge­nann­ten Farb­räu­me.

Ein Farb­raum ist also eine bestimm­te Grund­ge­samt­heit an defi­nier­ten Far­ben, der ent­spre­chend nor­miert ist und in dem die Far­ben genau spe­zi­fi­ziert sind.

Der Metho­de der Über­füh­rung der Kame­ra-Roh­da­ten in einen bestimm­ten Farb­raum hin­ge­gen, hängt stark von dem ver­wen­de­ten Raw-Con­ver­ter ab und den dort hin­ter­leg­ten Algorithmen.

Das Glei­che was für Kame­ra-Sen­so­ren gilt, gilt auch für Moni­to­re. Man­che Moni­to­re kön­nen z.B. deut­lich kräf­ti­ge­re Far­ben dar­stel­len als ande­re. Gibt man dem Moni­tor wie­der nur die ein­fa­che Infor­ma­ti­on: «stel­le 100% Rot dar», dann stellt jeder Moni­tor das unter­schied­lich, abhän­gig von sei­ner tech­ni­schen Beschaf­fen­heit, dar.

Wir kön­nen Far­ben also nicht ein­fach nur durch Antei­le von Rot, Grün und Blau defi­nie­ren, son­dern müs­sen auch Anga­ben zu den Bezugs­grö­ßen, also den Farb­räu­men machen.

Mit­te der 90er Jah­re wur­de der soge­nann­te sRGB Farb­raum fest­ge­legt. Die­ser wur­de den damals exis­ten­ten Moni­to­ren und Anfor­de­run­gen gerecht. 100% Rot ist im sRGB Farb­raum  ein nicht beson­ders leuch­ten­des Rot, eben das, was die Moni­to­re damals dar­stel­len konn­ten. Die meis­ten Moni­to­re konn­ten Far­ben in die­sem Farb­raum eini­ger­ma­ßen dar­stel­len, die Kame­ras lie­fer­ten die Bil­der in die­sem Farb­raum an, alles war für dama­li­ge Ver­hält­nis­se gut.

Vie­len Foto­gra­fen, die nicht nur für den Moni­tor arbei­te­ten, son­dern auch dru­cken woll­ten, war der sRGB Farb­raum eher zu ein­ge­schränkt. Ins­be­son­de­re Schwä­chen im Blau- und Grün­be­reich stör­ten die Land­schafts­fo­to­gra­fen und so erfand Ado­be 1998 den grö­ße­ren Ado­beRGB Farb­raum, der hier mehr Spiel­raum bot. Weil vie­le Anwen­dun­gen damals aber nicht mit dem Kon­zept unter­schied­li­cher und von sRGB abwei­chen­der Farb­räu­me umge­hen konn­ten, blie­ben die Datei­en im Ado­beRGB Farb­raum eher Pro­fis vor­be­hal­ten, die hier­für spe­zi­el­le Soft­ware ein­setz­ten und genau wuss­ten, was sie taten, alle ande­ren blie­ben bei sRGB.

Exkurs: AdobeRGB vs. sRGB

Foto­gra­fen waren in den 90er Jah­ren auch beson­ders des­we­gen auf den Ado­beRGB Farb­raum scharf, weil damals oft in JPG foto­gra­fiert wur­de – schon auf­grund des Spei­cher­be­darfs der Raw-Datei­en und der damals noch ver­hält­nis­mä­ßig teu­ren Speichermedien.

Wenn die Kame­ra auf JPG ein­ge­stellt ist, ist die Kame­ra auch selbst dafür zustän­dig, die Roh­da­ten zu ent­wi­ckeln und in dem ent­spre­chen­den Farb­raum abzu­le­gen. Bei sRGB ist der wei­te­re Bear­bei­tungs­spiel­raum dann rela­tiv ein­ge­schränkt – ins­be­son­de­re im für Land­schafts­fo­to­gra­fen wich­ti­gen Grün- und Blau­be­reich. Ado­beRGB erwei­ter­te gera­de die­se Berei­che und ermög­lich­te es so, die Kame­ras hier dif­fe­ren­zier­te­re Far­ben spei­chern zu las­sen, die der Bear­bei­tung dann zugutekamen.

Mit dem Auf­kom­men von kom­for­ta­blen und Work­flow-zen­trier­ten Raw-Con­ver­tern, wie Raw­shoo­ter Pro oder Ligh­t­room, ver­la­ger­te sich die Fest­le­gung des Farb­raums von der Kame­ra in den Raw-Con­ver­ter und somit von vor der Bear­bei­tung auf nach der Bear­bei­tung, was ein rie­si­ger Unter­schied ist. Nach dem Bear­bei­ten der Far­ben und Kon­tras­te war und ist es in den aller­meis­ten Fäl­len völ­lig ok, im sRGB Farb­raum aus­zu­ge­ben. Aus­nah­men sind, dass man bewusst die Fähig­kei­ten von Wide-Gamut Moni­to­ren aus­rei­zen, HDR Mate­ri­al pro­du­zie­ren oder noch mög­lichst viel Bear­bei­tungs­spiel­raum in den expor­tier­ten Datei­en erhal­ten möch­te – z.B. für Zeit­raf­fer- oder Video­be­ar­bei­tung. Dazu aber mehr in Teil 2 die­ser Artikelreihe.

Dann kamen irgend­wann Moni­to­re mit grö­ße­ren Farb­räu­men, sog. Wide-Gamut Moni­to­re, die viel kräf­ti­ge­re Far­ben dar­stel­len kön­nen, also grö­ße­re Farb­räu­me abde­cken. Der Über­gang zu Moni­to­ren, die den sRGB Farb­raum abde­cken, ist dabei flie­ßend. Lei­der geben auch nicht aller Her­stel­ler an, wel­chen Farb­raum ein jewei­li­ger Moni­tor abdeckt. Hier hilft nur, den eige­nen Moni­tor selbst aus­zu­mes­sen, aber dazu kom­men wir wei­ter unten noch.

Und nun gin­gen die Pro­ble­me los, denn jetzt wur­de es plötz­lich extrem wich­tig, nicht nur den Farb­raum, in dem ein bestimm­tes Bild vor­liegt, son­dern auch den des Aus­ga­be­ge­rä­tes zu berück­sich­ti­gen und ent­spre­chen­de Umrech­nun­gen vorzunehmen.

Nutzt man bei Anzei­ge auf einem Wide-Gamut Moni­tor näm­lich wei­ter­hin nur die ein­fa­che Beschrei­bung von 100% Rot, dann bekommt man plötz­lich ganz ande­re Ergeb­nis­se als auf einem ein­fa­chen Moni­tor. Jeder der je von einem älte­ren Moni­tor auf einen Wide-Gamut Moni­tor gewech­selt ist, kennt das: Schon das Win­dows-Hin­ter­grund­bild sieht plötz­lich krass bunt aus – das liegt bis heu­te am feh­len­den Farb­ma­nage­ment, sprich dem fal­schen Umgang mit Farben.

Im fol­gen­den zwei Bei­spie­le dafür.

  1. Ganz oben wird das Bild zunächst so dar­ge­stellt, wie der Foto­graf es bear­bei­tet hat. Es ist ein Bild im sRGB Farb­raum, das mit dem ent­spre­chen­den sRGB Pro­fil auf einem kali­brier­ten Sys­tem mit kor­rek­tem Farb­ma­nage­ment dar­ge­stellt wird.
  2. In der Mit­te hat der Foto­graf das Bild im Ado­beRGB Farb­raum expor­tiert, weil er sich erhofft, dadurch die Far­ben noch nuan­cier­ter abbil­den zu kön­nen. Die­ses Bild wird dann von jeman­dem auf einem Sys­tem ohne Farb­ma­nage­ment wie­der­ge­ge­ben. Die Far­ben erschei­nen flau, weil der gro­ße Farb­raum jetzt zur Dar­stel­lung auf den klei­ne­ren geschrumpft wird. Das Bild hat nun lei­der nichts mehr mit der Inten­ti­on des Foto­gra­fen zu tun.
  3. Ganz unten seht ihr dann jeweils den umge­kehr­ten Fall. Hier wird ein ganz «nor­ma­les» sRGB Bild auf einem Moni­tor mit erwei­ter­ten Farb­raum mit einer Anwen­dung, die kein Farb­ma­nage­ment beherrscht oder wo es nicht akti­viert ist, ange­zeigt. Hier wird der klei­ne­re Farb­raum des Bil­des nun auf den gro­ßen des Moni­tors gestreckt, die Far­ben wer­den über­sät­tigt dargestellt.

Hier noch ein wei­te­res Beispiel.

Ihr seht also, dass es durch­aus Sinn macht, sich sowohl als Foto­graf / Pro­du­zent als auch als Betrach­ter / Kon­su­ment mit dem The­ma Farb­ma­nage­ment auseinanderzusetzen.

Farbräume als Zusatzinformation

Um Far­ben ver­bind­lich und ver­gleich­bar dar­stel­len zu kön­nen, muss man also zusätz­lich zu der rei­nen Farb­infor­ma­ti­on in den Bil­dern noch eine wei­te­re beschrei­ben­de Infor­ma­ti­on mit­lie­fern, näm­lich den Farb­raum. Also sagt man z.B., man möch­te 100% Grün aus dem sRGB Farb­raum anzei­gen oder eben 100% Grün aus dem Ado­beRGB Farb­raum. Bei­des sieht unter­schied­lich aus. Die­se zusätz­li­che Infor­ma­ti­on wird den Bil­dern über soge­nann­te Farb­pro­fi­le mit­ge­ge­ben, die in die Bild­da­tei­en ein­ge­bet­tet werden.

Die­se Farb­pro­fi­le wer­den vom Inter­na­tio­nal Color Con­sor­ti­um (ICC) defi­niert, man nennt sie daher auch ICC-Pro­fi­le.

Die Idee, jedem Bild ein Farb­pro­fil mit­zu­ge­ben war natür­lich sehr gut. Schnell stell­te sich aber her­aus, dass das auch Nach­tei­le hat, z.B. auf Web­sei­ten. Weil näm­lich die­se Pro­fi­le zusätz­li­chen Spei­cher­platz benö­ti­gen (ca. 3 KB für ein sRGB-Pro­fil) und Web­sei­ten z.T. Hun­der­te von klei­nen Bil­dern nach­la­den, die oft sogar klei­ner sind, als das Pro­fil selbst, wur­de beschlos­sen, dass Web­brow­ser Bil­der auf Web­sei­ten, die kein ein­ge­bet­te­tes Pro­fil haben, so behan­delt wer­den sol­len, als hät­ten sie ein zuge­ord­ne­tes sRGB-Pro­fil. Lei­der tun das nicht alle gän­gi­gen Brow­ser auto­ma­tisch, aber das ist nur eines der Pro­ble­me, um die wir uns küm­mern müs­sen – dazu wei­ter unten mehr.

Zusätz­lich zur Infor­ma­ti­on dar­über, in wel­chem Farb­pro­fil die Bild­da­ten ange­legt wur­den, benö­tigt man für die kor­rek­te Dar­stel­lung des Bil­des noch eine Kennt­nis über die Cha­rak­te­ris­tik des Moni­tor­farb­raums auf dem es ange­zeigt wer­den soll und deren Beschrei­bung über ein ent­spre­chen­des Moni­tor­pro­fil. Also:


Sinn­vol­les Farb­ma­nage­ment funk­tio­niert also nur, wenn neben den Bild­in­for­ma­tio­nen auch Infor­ma­tio­nen über das ver­wen­de­te Farb­pro­fil des Bil­des über­mit­telt wer­den UND die­se bei der Dar­stel­lung kor­rekt auf die Mög­lich­kei­ten des Wie­der­ga­be­ge­rä­tes umge­rech­net werden.

Wir benö­ti­gen also immer zwei Profile:

  1. das Farb­pro­fil des Bil­des und
  2. das Farb­pro­fil des Aus­ga­be­ge­rä­tes, also in die­sem Fall das Monitorprofil.

Dazwi­schen sitzt das soge­nann­te CMS, also Color Manage­ment Sys­tem. Moder­ne Betriebs­sys­te­me bie­ten hier ent­spre­chen­de Funk­tio­na­li­tä­ten an, alter­na­tiv kön­nen die­se auch von den Anwen­dun­gen selbst über­nom­men werden.

Der Workflow für Bildbearbeitung und ‑anzeige mit korrektem Farbmanagement

  1. Los gehts in der Regel mit einer Foto­auf­nah­me im Raw-For­mat – hier sind die kom­plet­ten Infor­ma­tio­nen, die die Kame­ra auf­ge­nom­men hat, vor­han­den – aller­dings erst ein­mal in einem Roh­for­mat, das die ori­gi­na­len Sen­sor­da­ten beinhal­tet und nicht direkt ange­zeigt wer­den kann.
  2. Hier kommt der Raw-Con­ver­ter ins Spiel (z.B. Ligh­t­room): Die­ser ent­wi­ckelt das Bild, das heißt, er trans­for­miert die Roh­da­ten in ein anzeig­ba­res For­mat – dabei wen­det er die vom Nut­zer vor­ge­nom­me­nen Bear­bei­tun­gen an. Solan­ge man auf dem Raw Bild in Ligh­t­room arbei­tet, ist der Arbeits­farb­raum der extrem gro­ße Pro­Pho­to RGB Farb­raum, der erst mal so gut wie kei­ne Ein­schrän­kun­gen vor­nimmt. Bei der Anzei­ge auf dem Moni­tor des Foto­gra­fen wird das im Sys­tem des Foto­gra­fen hin­ter­leg­te Moni­tor­pro­fil (im Bild mit M‑ICC beschrif­tet) berücksichtigt.
  3. Beim Export des Bil­des aus dem Raw-Con­ver­ter in ein gän­gi­ges For­mat wie JPG oder TIFF legt der Foto­graf fest, für wel­ches Farb­pro­fil das Bild expor­tiert wird. In der Regel ist dies sRGB oder das grö­ße­re Ado­beRGB. Ligh­t­room wan­delt die Bild­da­ten dann in die­sen Farb­raum und hängt das ver­wen­de­te ICC-Pro­fil als Meta­da­ten an das Bild an.
  4. Das expor­tier­te Foto wird nun in der Regel mit einem Bild­an­zei­ge­pro­gramm ange­zeigt, ins Web hoch­ge­la­den und dann von einem Web­brow­ser auf einem ande­ren Com­pu­ter ange­zeigt oder zum Dru­cken verwendet.
  5. Bei der Anzei­ge oder dem Druck eines sol­chen Bil­des wird der mit­ge­lie­fer­te Farb­raum über das ein­ge­bet­te­te ICC Pro­fil von dem Anzei­ge­pro­gramm iden­ti­fi­ziert und das Bild dann unter Berück­sich­ti­gung die­ses Farb­raums zur Dar­stel­lung in den Farb­raum des Anzei­ge­ge­rä­tes (im Bild: M‑ICC) trans­for­miert. Das ist bei einem Com­pu­ter­mo­ni­tor idea­ler­wei­se der Farb­raum, auf den die­ser kali­briert wur­de. Beim Druck wie­der­um ist es der Farb­raum, den der Dru­cker abbil­den kann. Auch hier müs­sen die «rich­ti­gen» Trans­for­ma­tio­nen stattfinden.
Damit ein Bild beim Betrach­ter genau­so ange­zeigt wird, wie beim Foto­gra­fen selbst, muss auf dem Weg von der Kame­ra bis zur Aus­ga­be vie­les rich­tig gemacht wer­den. Spielt nur eine Kom­po­nen­te auf die­sem Weg nicht mit, wird das Bild falsch ange­zeigt oder falsch gedruckt.

Zurück in die 90er: Solan­ge alle Moni­to­re maxi­mal sRGB dar­stel­len konn­ten, muss­te man sich um das gan­ze The­ma deut­lich weni­ger Gedan­ken machen. Heu­te aber bil­den sogar Smart­phones mit OLED Dis­plays unfass­bar gro­ße und frü­her undenk­ba­re Farb­räu­me ab. Wer­den hier Bil­der im gän­gi­gen sRGB Farb­raum ohne ent­spre­chen­des Farb­ma­nage­ment ange­zeigt, sehen die­se quietsch­bunt bis furcht­bar aus. Damit auch im Jahr 2020 also Bil­der noch so dar­ge­stellt wer­den, wie es der Foto­graf beab­sich­tigt hat, muss man sich also mit dem The­ma Farb­ma­nage­ment beschäf­ti­gen und sei­ne Werk­zeu­ge ent­spre­chend kon­fi­gu­rie­ren – sowohl als Pro­du­zent als auch als Konsument.

Den Monitor kalibrieren und profilieren

Zunächst ein­mal ist es ganz wich­tig, dass wir als Foto­gra­fen selbst eine Refe­renz haben, anhand derer wir unse­re Bil­der bear­bei­ten und unse­re Bear­bei­tun­gen über­prü­fen. Das heißt, unser Moni­tor muss die Far­ben einem gewis­sen Stan­dard fol­gend anzei­gen. Hier­zu las­sen sich Moni­to­re kali­brie­ren und pro­fi­lie­ren. Bei­des wird in der Regel von gän­gi­gen Colo­ri­me­tern, wie dem Spy­der von Dat­a­co­lor, auto­ma­tisch gemacht.

Colo­ri­me­ter sind Mess­ge­rä­te, die zur Kali­brie­rung und Pro­fi­lie­rung vor den Moni­tor gehängt wer­den, die­sen aus­mes­sen und ein ent­spre­chen­des Moni­tor­pro­fil erstel­len. Sie brin­gen eine Soft­ware mit, die euch Schritt-für-Schritt durch den Pro­zess führt und im Grun­de so gut wie alles auto­ma­tisch macht. Die Soft­ware unter­stützt dabei nicht nur dabei, die rich­ti­ge Farb­ab­stim­mung zu fin­den, son­dern auch die Hel­lig­keit und den Kon­trast des Moni­tors in Abhän­gig­keit einer oder meh­re­re Ziel­vor­ga­ben ein­zu­stel­len. Dar­über habe ich in einem sepa­ra­ten Arti­kel aus­führ­lich geschrieben:

Gamut vs. Farbraum

Jeder Moni­tor hat einen bestimm­ten Farb­be­reich (Gamut), den er abde­cken kann. Her­stel­ler wer­ben hier mit Aus­sa­gen wie 100% sRGB oder gar 99% Ado­beRGB, Letz­te­res ist schon ein Qua­li­täts­kri­te­ri­um und sol­che Moni­to­re wer­den als Wide-Gamut Moni­to­re bezeich­net. Dabei bil­den auch sie noch nicht wirk­lich alle Farb­tö­ne ab, die in der Natur vor­kom­men. Es gibt wenn über­haupt nur ganz weni­ge Pro­fi-Anzei­ge­ge­rä­te die tat­säch­lich moder­ne Farb­räu­me wie den gro­ßen Rec.2020 Farb­raum (der noch deut­lich grö­ßer als Ado­beRGB ist und vor Allem im moder­nen Video Bereich ein­ge­setzt wird) kom­plett abde­cken. Aber Moni­to­re und Fern­se­her wer­den von Jahr zu Jahr bes­ser und stel­len immer mehr Farb­nu­an­cen dar.

Man unter­schei­det zwi­schen den Begrif­fen Gamut und Farb­raum. Der Farb­raum ist eine theo­re­ti­sche Grö­ße, die besagt, wel­che Far­ben ver­füg­bar sind, also die Grund­ge­samt­heit der mög­li­chen Far­ben. Mit Gamut bezeich­net man das, was ein bestimm­tes Aus­ga­be­ge­rät tat­säch­lich dar­stel­len kann.

Ein Moni­tor, der laut Her­stel­ler 90% Ado­beRGB dar­stel­len kann, hat also einen Gamut, der 90% des Ado­beRGB Farb­raums wie­der­ge­ben kann. Bil­der, die in dem Ado­beRGB Farb­raum vor­lie­gen, wer­den also auf die­sem Moni­tor in den Extrem­be­rei­chen, wo die Far­ben sehr gesät­tigt sind, nicht ganz farb­kor­rekt angezeigt.

Durch die Kali­brie­rung und Pro­fi­lie­rung des Moni­tors und die Hin­ter­le­gung des Moni­tor­pro­fils im Betriebs­sys­tem kön­nen wir uns zumin­dest schon ein­mal eini­ger­ma­ßen sicher sein, dass wir nicht «blind» arbei­ten, son­dern das, was wir ange­zeigt bekom­men das Poten­zi­al hat, spä­ter auch woan­ders genau­so oder zumin­dest sehr ähn­lich ange­zeigt zu werden.

Aller­dings funk­tio­niert das lei­der nach wie vor nur bei Anwen­dun­gen, die auch aktiv ein sol­ches Farb­ma­nage­ment unter­stüt­zen. Wel­che das sind, wel­che hier pat­zen und wel­che Ein­stel­lun­gen ihr dafür in euren Brow­sern und Bild­an­zei­ge­pro­gram­men vor­neh­men soll­tet, das erfahrt ihr in der nächs­ten Fol­ge mei­nes Tuto­ri­als zum The­ma Farb­ma­nage­ment! Mel­det euch am bes­ten bei mei­nem News­let­ter an, um die nächs­te Fol­ge nicht zu verpassen!

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