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3 Ursachen für unscharfe Fotos und wie ihr sie in den Griff bekommt!

«Hil­fe, mei­ne Kame­ra macht unschar­fe Fotos – wor­an liegt das?» – Fast täg­lich erhal­te ich Emails mit ähn­li­chem Inhalt. Und immer ist die Ant­wort nicht ein­fach mal so gege­ben – daher möch­te ich heu­te ein­mal erklä­ren, wel­che Ursa­chen es für unschar­fe Bil­der geben kann, wie man die Schär­fe von Fotos über­haupt sinn­voll beur­tei­len kann und war­um gera­de bei die­sem The­ma so vie­le Denk­feh­ler gemacht werden…

Grund­sätz­lich gibt es min­des­tens drei völ­lig unter­schied­li­che Fak­to­ren, die zu «unschar­fen Bil­dern» füh­ren können

  1. Die Kame­ra oder das Motiv haben sich wäh­rend der Auf­nah­me bewegt, das Bild ist verwackelt
  2. Der Fokus wur­de nicht rich­tig «getrof­fen»
  3. Das Objek­tiv, mit dem foto­gra­fiert wur­de, löst zu schlecht auf

Allen die­sen Fak­to­ren ist eines gemein: sie tre­ten mehr oder weni­ger stark eigent­lich bei allen Fotos auf, egal wie viel Mühe man sich gibt. Oft­mals fal­len sie gar nicht ins Gewicht, weil ihre Effek­te gerin­ger sind, als das Auf­lö­sungs­ver­mö­gen der Kame­ra. Dann spre­chen wir von «schar­fen Fotos».

Mit stei­gen­den Kame­ra­auf­lö­sun­gen wer­den die­se Effek­te aller­dings immer «frü­her» sicht­bar und füh­ren unter Umstän­den zu Frus­tra­tio­nen, die nicht sein müss­ten. In die­sem Arti­kel möch­te ich der Sache mal auf den Grund gehen und Wege auf­zei­gen, damit umzugehen.

Um die fol­gen­den Bei­spie­le zu illus­trie­ren, wer­de ich ein Foto von unse­rer Alti­pla­no-Rei­se ver­wen­den, und zwar dieses:

Wir gehen in die­sem Bei­spiel von einem ide­al schar­fen Foto aus, es gibt kei­nen Schär­fe­ver­lauf in Abhän­gig­keit der Motiv­ent­fer­nung, also kön­nen wir einen belie­bi­gen Bild­aus­schnitt neh­men, um unse­re Expe­ri­men­te durchzuführen.

Die Lok links hin­ten wer­den wir im Fol­gen­den als Aus­schnitt betrach­ten, dabei wer­de ich unter­schied­lich gro­ße Pixel bei unter­schied­li­chen Sen­so­ren und in unter­schied­li­chen Zoom-Stu­fen sti­li­siert dar­stel­len. Zunächst wer­de ich Euch den Bild­aus­schnitt so zei­gen, als ob er mit einem «idea­len Objek­tiv» auf­ge­nom­men wor­den wäre. Also ohne jeg­li­che, durch das Objek­tiv ein­ge­brach­ten Unschär­fen. Spä­ter wer­den wir dann Bewe­gungs­un­schär­fe durch Ver­wa­ckeln simu­lie­ren sowie die Ein­flüs­se eines «Nor­mal-guten» Objektives.

Neh­men wir mal das Bei­spiel der Ver­wack­lung. Wann ist ein Bild ver­wa­ckelt? Wenn man es sieht. Ok. Aber wann sieht man es? Sieht man es auf einem 13x9 Abzug? Sieht man es beim Pro­ji­zie­ren auf die 18 Meter Lein­wand im Kino? Und selbst dann – sieht man es nur aus der ers­ten oder auch aus der letz­ten Reihe?

Wie oben schon ange­deu­tet, ist jedes aus der Hand auf­ge­nom­me­ne Foto ver­wa­ckelt. Durch kur­ze Belich­tungs­zei­ten ver­su­chen wir die­se Ver­wack­lun­gen so klein zu hal­ten, dass sie nicht auf­fal­len. Es geht also nicht dar­um, ob ein Foto ver­wa­ckelt ist – son­dern, wie stark es ver­wa­ckelt ist.

Das glei­che gilt für gute oder schlech­te Objek­ti­ve. Nie­mand sieht auf einem 4″ Han­dy-Dis­play im Voll­bild, dass ein Bild auf­grund von Objek­tiv-Defi­zi­ten unscharf ist. Das Han­dy­bild auf dem Hei­mi­schen Full-HD-Moni­tor, oder gar auf eine Lein­wand pro­ji­ziert, offen­bart dann aber ggf. schon Schwächen.

Neu­lich schrieb mir ein Leser ganz auf­ge­bracht, er habe zu Ana­log­zei­ten viel mit Spie­gel­re­flex-Kame­ras gear­bei­tet, spä­ter dann Digi­tal nur noch mit Kom­pakt Kame­ras. Mit sei­ner Kom­pak­ten sei er dann auch soweit ganz zufrie­den gewe­sen, immer­hin habe sie schar­fe Bil­der gelie­fert. Nun habe er sich eine Nikon D7100 gekauft. Die­se nun, wür­de nur noch unschar­fe Bil­der pro­du­zie­ren. Da hät­te er sich doch von der Fir­ma Nikon im Jah­re 2013 deut­lich mehr erwartet…

Mei­ne Gegen­fra­ge lau­te­te dann, woher er denn wis­se, dass die Kame­ra unschär­fer sei, als die Kompaktkamera?

Nun, er habe sich die Bil­der in der 1:1 Ansicht ange­se­hen, und da wäre bei der DSLR null Schär­fe vorhanden.

Die 1:1 Ansicht – Fluch und Segen zugleich

Die 1:1 Ansicht hat sich als «Mess­grö­ße» zur Beur­tei­lung der Schär­fe irgend­wie eta­bliert. Das ist ein­fach und erst­mal vor­der­grün­dig plau­si­bel, aber es führt auch zu einer ziem­lich ver­zerr­ten Wahrnehmung.

In Ligh­t­room bedarf es z.B. nur eines Klicks in das Bild, und schon wird alles schön groß ange­zeigt – nun sieht man, was «wirk­lich drin­steckt». Und danach wird beurteilt.

An die­ser Stel­le möch­te ich Euch ein­mal ver­deut­li­chen, was pas­siert, wenn ihr auf Bil­der im Voll­bild oder auf «1:1» her­ein­ge­zoomt anseht.

Ein FullHD Moni­tor kann unge­fähr eine Auf­lö­sung von 2 Mega­pi­xeln dar­stel­len. Wenn ihr also ein 24 Mega­pi­xel Bild als Voll­bild auf die­sem Moni­tor anzeigt, wird die­ses zunächst mal auf 1/12 sei­ner Flä­che verkleinert.

Wenn ihr nun auf 1:1 her­an­zoomt, seht ihr 2 Mega­pi­xel aus die­sem Bild, also 1/12 des Gesamt­bil­des. Ein Pixel des auf­ge­nom­me­nen Bil­des wird nun, in der 1:1‑Ansicht, auf genau ein Pixel des Moni­tors projiziert.

Ein Moni­tor mit 60cm Brei­te und 35cm Höhe stellt nun also 2 Mega­pi­xel dar. Um die kom­plet­ten 24 Mega­pi­xel in 1:1 dar­stel­len zu kön­nen, müss­te euer Moni­tor bei gleich­gro­ßen Pixeln knapp 2 Meter breit sein. Und ihr wür­det immer noch im Abstand von 50cm davor sitzen.

Kino. Ers­te Reihe.

Was nun in den letz­ten Jah­ren pas­siert ist, ist, dass die Kame­ra­her­stel­ler immer mehr Mega­pi­xel in die Kame­ras gepackt haben. Mei­ne ers­te Digi­ta­le hat­te noch 4 MP, mitt­ler­wei­le hat jedes Han­dy min­des­tens 8 MP, eine D800 36 Mega­pi­xel – und ein Ende ist noch nicht abzusehen.

Hier die deut­lich fei­ne­re Ras­te­rung (klei­ne­re Pixel) eines 36 MP Bil­des im Ver­gleich zu den 12 MP oben.

Gleich­ge­blie­ben ist aller­dings der 1:1‑Klick – nur – um bei unse­rer Ana­lo­gie zu blei­ben – mit der höhe­ren Auf­lö­sung  rücken wir immer Dich­ter an die Lein­wand heran!

Um auf die Aus­gangs­fra­ge zurück zu kom­men – wie beur­tei­len wir Schär­fe? Wenn wir sie so beur­tei­len, dass bei 1:1 Ansicht und einem Betrach­tungs­ab­stand von 50cm zu unse­rem Moni­tor jeder Pixel knack­scharf sein muss – dann ver­glei­chen wir – wenn wir Kame­ras mit unter­schied­li­chen Auf­lö­sun­gen ver­glei­chen – Äpfel mit Birnen.

Denn nicht die Sen­so­ren sind für die Schär­fe eines Bil­des ver­ant­wort­lich, son­dern unse­re oben genann­te Fak­to­ren. Und mit stei­gen­der Auf­lö­sung stei­gen, wenn wir die Bil­der in 1:1 ver­glei­chen, dann die Anfor­de­run­gen daran:

  1. Wir müs­sen beim Foto­gra­fie­ren immer ruhi­ger wer­den. Wo bei 12 Mega­pi­xel ein ein­zel­ner Pixel noch nicht ver­wa­ckelt war, ist er es bei 24 oder 36 Mega­pi­xeln möglicherweise.

    Boah, hab ich ein ruhi­ges Händchen!

    Ach du Sch* – das ist ja total verwackelt!

    Bit­te beach­tet den unter­schied­li­chen Abbil­dungs­maß­stab! Dadurch, dass die Pixel bei höhe­rer Auf­lö­sung immer klei­ner wer­den, «zoo­men» wir bei 1:1 immer dich­ter ran!
  2. Wir müs­sen immer akku­ra­ter Fokus­sie­ren – Ein unge­fähr getrof­fe­ner Fokus bei 12 MP fällt viel­leicht noch nicht auf. Bei 24 oder 36 Mega­pi­xeln in 1:1 Ansicht sieht das ganz anders aus!
  3. Objek­ti­ve, die mit 12 Mega­pi­xeln kei­ne Pro­ble­me hat­ten, auch in 1:1 schar­fe Bil­der zu lie­fern, wer­den jetzt zwar nicht unschär­fer – aber die «neu­en» 1:1 der 24 oder 36 MP stel­len natür­lich ande­re Anforderungen!

    Sieht super aus – tol­le Kame­ra – tol­les Objek­tiv! – und das für das Geld!

    Au weia – was für eine Sch* Kame­ra – die schick ich gleich zurück!

Ins­be­son­de­re die opti­sche Leis­tung der Objek­ti­ve hinkt dem Mega­pi­xel­wahn prin­zip­be­dingt hin­ter­her. Selbst die schärfs­ten Objek­ti­ven, wie z.B. das Sig­ma 35mm f/1.4 (ich berich­te­te) haben eine nomi­nel­le Auf­lö­sung von nicht mehr als 17 MP. Kit-Objek­ti­ve, wie das ger­ne bei Kame­ras mit­ver­kauf­te 18–55 oder das 18–105 brin­gen nicht mehr als 6 bzw. 7 MP auf die Sensoren.

Objek­ti­ve nur nach die­ser Mess­grö­ße zu beur­tei­len, wäre natür­lich ver­mes­sen. Zu erwar­ten, dass einem bei Auf­nah­men mit sol­chen Objek­ti­ven an einem 24MP Sen­sor dann bei 1:1‑Ansicht knack­schar­fe Aus­schnit­te ent­ge­gen­sprin­gen, aller­dings auch…

Der Crop Sensor stellt noch höhere Anforderungen

Kom­men wir zu den neu­en Kame­ras mit Crop-(Aps‑C)-Sensoren und 24 Mega­pi­xeln Auf­lö­sung, wie z.B. der Nikon D7100, Nikon D5200 und Nikon D5300. Was vie­len nicht klar ist, ist, dass die­se Sen­so­ren eine noch höhe­re Pixel­dich­te – also mehr Pixel pro Flä­che und somit klei­ne­re Pixel haben, als die D800 mit 36 Mega­pi­xeln an Vollformat.

Nimmt man den D800 Sen­sor und schnei­det ihn auf Grö­ße des Crop-Sen­sors zu, blei­ben 16 Mega­pi­xel übrig. Das ent­spricht dem 16 MP Sen­sor der D7000/D5100. Die D800 und die D7000/D5100 haben also gleich­gro­ße Pixel. Sieht man von dem grö­ße­ren Bild­aus­schnitt ab, haben sie also in Bezug auf Schär­fe und «1:1»-Verhalten, wie ich es oben erklärt habe, die glei­chen Eigen­schaf­ten, wenn man die glei­chen Objek­ti­ve einsetzt.

Die immer wie­der, u.A. von Blog­ger-Kol­le­gen aber auch von Fach­ver­käu­fern renom­mier­ter Foto­ge­schäf­te schon gehör­te Aus­sa­ge «Die D800 ist eine Diva, an ihr braucht man die bes­ten Objek­ti­ve, mit ihr ein schar­fes Bild zu erhal­ten gleicht einem Glücks­spiel etc. etc…» könnt ihr nach dem bis hier­her gele­se­nen ja nun selbst werten.

Nun aber zu den 24 Mega­pi­xel Sen­so­ren der Nikon D7100, der Nikon D5200 und Nikon D5300. Wür­de man aus die­sem Sen­sor ein Voll­for­mat-Sen­sor machen, also außen­her­um die feh­len­de Flä­che mit Pixeln glei­cher Grö­ße und Dich­te ergän­zen, bekä­me man einen 54 Mega­pi­xel Sen­sor. Wol­len wir wet­ten, dass es nicht all zu lan­ge dau­ern wird, bis der ers­te Her­stel­ler die­sen auf den Markt bringt? :-)

Im fol­gen­den Bild seht ihr die sti­li­sier­ten Pixel schon nur noch, wenn ihr drauf­klickt und es euch grö­ßer anzei­gen lasst.

Die Her­aus­for­de­run­gen bezüg­lich unse­rer drei oben genann­ten Schär­fe-Kri­te­ri­en gel­ten also für die «klei­nen» Kame­ras, D7100, D5200, D5300 aber genau­so der 24 MP Ein­stei­ger-Kame­ras D3200 und D3300, in ver­stärk­tem Maße!

Nicht umsonst ist Nikon dazu über­ge­gan­gen, den Hoch­pass­fil­ter (AA-Fil­ter) bei der D7100 und D5300 vor dem Sen­sor weg zu las­sen. Sen­sor­sei­tig ermög­licht erst der feh­len­de Fil­ter die hohen Auf­lö­sun­gen theo­re­tisch dar­zu­stel­len. Ich schrei­be theo­re­tisch, weil das prak­ti­sche Ergeb­nis natür­lich davon abhängt, was die Objek­ti­ve über­haupt «durch­las­sen». Im direk­ten 1:1 Ver­gleich habe ich bis­her nur mit dem 300mm f/2.8 über­haupt Unter­schei­de zwi­schen dem Sen­sor mit AA-Fil­ter und dem ohne fest­stel­len können.

Wir müssen die Messmethode hinterfragen

Trotz der Tat­sa­che, dass z.B. Sig­ma mit ihren neu­en Art-Objek­ti­ven zei­gen, dass höhe­re opti­sche Auf­lö­sun­gen durch­aus mög­lich sind und das auch zu einem fai­ren Preis – ist die Fra­ge, die wir uns stel­len müs­sen, doch eine ganz andere.

In Fra­ge stel­len müs­sen wir doch die «Mess­me­tho­de», die wir anwen­den. Die­ses Ver­glei­chen von Äpfel und Bir­nen in der 1:1 Ansicht. Es geht doch nicht dar­um, immer das theo­re­tisch maxi­mal mög­li­che zu ver­glei­chen, dass ein jewei­li­ger Sen­sor leis­ten könn­te, son­dern wir müs­sen wie­der dazu über­ge­hen, uns nach dem Ver­wen­dungs­zweck unse­rer Fotos zu richten!

In ana­lo­gen Zei­ten wäre doch der Foto-Enthu­si­ast, der mit sei­nen 10x15 Abzü­gen glück­lich war gar nicht auf die Idee gekom­men, die­se bei einer Mul­ti­vi­si­ons­show auf eine 18 Meter Lein­wand pro­ji­zie­ren zu las­sen, sich die­se aus 2 Metern Ent­fer­nung anzu­se­hen und fort­an nur noch unglück­lich mit sei­ner ach so insuf­fi­zi­en­ten Kame­ra/­Ob­jek­tiv-Com­bo zu sein, weil sie kei­ne schar­fen Bil­der mache.

Sicher – die 18m Pro­jek­ti­on gab es nicht per Knopf­druck im Gegen­satz zum heu­ti­gen 1:1 Klick. Aber so wie mein Bei­spiel den Meis­ten ein­leuch­ten mag, ist es auch heu­te so, dass der aller­größ­te Teil aller Digi­tal­fo­tos am Rech­ner betrach­tet wer­den. Und nein, nicht auf 2 Meter brei­ten Bild­schir­men aus 50 cm Ent­fer­nung. Sicher wer­den auch Foto­bü­cher gedruckt und Abzü­ge erstellt. Aber auch hier wer­den so gut wie nie die gesam­ten Auf­lö­sun­gen ausgereizt.

Natür­lich gibt es Aus­nah­men. So wie damals (und natür­lich auch noch heu­te :-)) Foto­gra­fen die­se Mul­ti-Pro­jek­tor-Shows foto­gra­fiert haben und dafür teu­re Kame­ras und spe­zi­el­le Fil­me ein­ge­setzt haben, so gibt es natür­lich auch heu­te genü­gend – ja sogar mehr als frü­her – Anwen­dungs­ge­bie­te für hoch­auf­lö­sen­des Mate­ri­al. Aber genau wie frü­her muss man sich, wenn man dafür foto­gra­fiert, dann im Kla­ren sein, dass man dann auch in ent­spre­chen­de Tech­nik – sprich: Objek­ti­ve inves­tie­ren muss. Und rich­tig gute Objek­ti­ve sind nun mal meist nicht für schma­les Geld zu haben.

Ein nicht zu ver­nach­läs­si­gen­der Fak­tor ist aber sicher­lich auch, dass die­se hier erläu­ter­te Dis­kre­panz zwi­schen Sen­sor-Auf­lö­sung und Mainstream-«Kit»-Objektiven den Her­stel­lern in die Hän­de spielt. Jeder ent­täusch­te 1:1‑Klicker ist doch ein poten­ti­el­ler Kun­de für teu­res Glas. Umge­kehrt wer­den hier aber viel­leicht oft auch Bedürf­nis­se geschürt, die viel­leicht gar nicht da sind. Für die Aller­meis­ten sind 12 Mega­pi­xel im End­ergeb­nis völ­lig aus­rei­chend und decken alle Bedürf­nis­se ab – vom Web-Upload zu Face­book und Kon­sor­ten über das gele­gent­li­che Foto­buch bis hin zum Pos­ter an der Wand.

Und jetzt kommt’s: Nur weil eine Kame­ra 24 Mega­pi­xel auf­löst und das Objek­tiv das nicht «auf die Stra­ße» bringt, heißt das ja nicht, dass die­se Bil­der, auf z.B. 12 Mega­pi­xel her­un­ter­ska­liert schlech­ter wären, als wenn man sie gleich mit 12MP auf­ge­nom­men hät­te! Auch wenn der 1:1 Klick im Ver­gleich genau das suggeriert!

Tipp für «Normal»-Anwender

Hier ein ein­fa­cher Tipp: wenn ihr sowie­so nicht in Kino-Grö­ße pro­ji­ziert und nicht tau­sen­de Euros für Objek­ti­ve aus­ge­ben wollt, schal­tet doch im Ligh­t­room die 1:1 Ansicht ein­fach auf 1:2 um. Das geht ganz ein­fach, in dem ihr oben links in Lightroom’s Navi­ga­tor die Zoom-Ansicht auf 1:2 klickt (Klick auf die bei­den Pfei­le bringt ein Menü). Fort­an wird Ligh­t­room beim rein­zoo­men durch Kli­cken in das Bild auf 1:2 zoo­men, anstatt auf 1:1. Eure Bil­der wer­den schär­fer aus­se­hen, und ihr arbei­tet zweck­ori­en­tiert und müsst Euch nicht über für Eure Anwen­dun­gen irrele­van­te Defi­zi­te ärgern.

Exkurs: Und was ist mit «Schärfen?»

Ein wei­te­rer ver­brei­te­ter Irr­tum ist, dass man mit der «Schär­fen»- oder «Unscharf-Maskieren»-Funktion in Ligh­t­room oder Pho­to­shop, unschar­fe Bil­der scharf bekommt. Das kann die «Schär­fen» oder «Unscharf-Mas­kie­ren» Funk­ti­on nicht. Unscharf ist unscharf. «Schär­fen» auf unschar­fe Bil­der anzu­wen­den macht die Sache nicht bes­ser, son­dern meis­tens noch schlech­ter. Die Schär­fen-Funk­ti­on ist dafür da, um scharf auf­ge­nom­me­ne Bil­der visu­ell noch etwas schär­fer erschei­nen zu las­sen, nicht mehr aber auch nicht weniger.

Vielleicht ist aber doch etwas kaputt

Natür­lich kann es auch sein, dass mit Eurer Kame­ra/­Ob­jek­tiv-Kom­bi­na­ti­on etwas tech­nisch nicht in Ord­nung ist. Mei­ner Erfah­rung nach ist das von allen Fäl­len von «Hil­fe-es-ist-unscharf» die abso­lu­te Aus­nah­me, aber es kommt natür­lich vor.

Zum Schluss also noch ein paar Tipps, wie ihr fest­stel­len könnt, ob tech­nisch alles in Ord­nung ist.

Um zu tes­ten, wir scharf Eure Kame­ra/­Ob­jek­tiv-Kom­bi­na­ti­on ist, macht bit­te folgendes:

  1. Stellt die Kame­ra auf ein sta­bi­les Stativ.
  2. Schal­tet einen ggf. vor­han­de­nen Bild­sta­bi­li­sa­tor aus (meist Schal­ter VR bzw IS am Objektiv).
  3. Schal­tet im Menü der Kame­ra die Spie­gel­vor­aus­lö­sung auf 1 Sekun­de und den Selbst­aus­lö­ser auf 2 Sekun­den. Den Selbst­aus­lö­ser müsst ihr ggf. noch akti­vie­ren. Durch die­se Maß­nah­men eli­mi­niert ihr jeg­li­che Bewegungsunschärfe.
  4. Blen­det das Objek­tiv auf f/5.6 ab. Hier­durch «betreibt» ihr die meis­ten Objek­ti­ve in dem Bereich, in dem sie am schärfs­ten sind.
  5. Schal­tet Live­View ein, dann fokus­siert im Live­view auf ein defi­nier­tes Objekt. Hier­durch schal­tet ihr jeg­li­che Inkon­sis­ten­zen des Pha­sen-Auto­fo­kus aus. Der Live­view-Auto­fo­kus arbei­tet visu­ell, per Kon­trast­mes­sung, hier gibt es kei­ne Dejus­ta­ge. Zum Unter­schied zwi­schen den Auto­fo­kus-Modi habe ich hier schon­mal einen Arti­kel geschrie­ben.

Macht nun ein Bild und schaut es Euch in 1:1 <;-) an. Ist es scharf? Das soll­te das Maxi­mum sein, was Ihr aus der Kame­ra/­Ob­jek­tiv-Com­bo her­aus­ho­len könnt. Soll­te die­ses Bild schär­fer sein, als das, was ihr «gewöhnt» seid, dann könn­te auch der Auto­fo­kus dejus­tiert sein. Um das zu prüfen:

  1. Schal­tet den Live­view wie­der aus.
  2. Ver­schiebt das Fokus­feld im Sucher dort­hin, wor­auf ihr fokussiert.
  3. Stellt die Blen­de auf Offen­blen­de (also die größ­te mög­li­che Blen­den­öff­nung / kleins­te Blen­den­zahl), z.B. f/2.8 oder f/3.5, je nach Objek­tiv. Hier habt ihr die gerings­te Schär­fen­tie­fe, der Effekt wird also am ehes­ten sichtbar.
  4. Ver­dreht von Hand den Fokus­ring am Objek­tiv, bis durch den Sucher alles unscharf ist.
  5. Fokus­siert mit Auto­fo­kus und Blick durch den Sucher und löst (auch wie­der mit Selbstauslöser/Spiegelvorauslösung) aus.
  6. Macht das glei­che Bild (auf glei­che Pos­ti­ti­on des AF-Punk­tes ach­ten!) nun noch ein­mal mit Liveview.

Nun habt ihr ein Bild mit dem Pha­sen-Auto­fo­kus fokus­siert und eines mit Live-View. Der Pha­sen Auto­fo­kus kann schon mal dejus­tiert sein. Soll­te das Ergeb­nis mit dem Pha­sen-Auto­fo­kus deut­lich schlech­ter sein, als das mit dem Live­view-Auto­fo­kus, gehört die Kame­ra zum Service.

Exkurs: Telekonverter

Ein Vor­teil der hohen Auf­lö­sun­gen möch­te ich aller­dings nicht ver­schwei­gen: mit den neu­en 24 MP Crop Kame­ras ein Objek­tiv, wie das 300mm f/2.8 zu betrei­ben, ist eine wah­re Freu­de. Die­ses Objek­tiv löst nomi­nell ca. 24 MP auf (bezo­gen auf Voll­for­mat) – dadurch spart man sich bei der Tier­fo­to­gra­fie jeg­li­chen Kon­ver­ter und hat selbst in 1:1 Ansicht wirk­lich knack­schar­fe Fotos. Hier mal eine 1:1 Ansicht des Auges eines Impa­las – auf­ge­nom­men mit der Nikon D7100 und dem 300 mm f/2.8.

1:1 Aus­sch­nit mit 300mm f/2.8

Das ist ein 1:1 Aus­schnitt aus die­sem Bild:

Apro­pos Tele-Kon­ver­ter. Zu dem The­ma hat­te ich ja schon eini­ge Male etwas geschrie­ben. Ich habe zwar den recht guten TC2-EIII 2x Con­ver­ter hier, aber ich nut­ze ihn nicht mehr. Nach den Aus­füh­run­gen eben, könnt ihr Euch ja vor­stel­len, was pas­siert, wenn man die ohne­hin von der Auf­lö­sung hin­ter den Sen­so­ren her­hin­ken­den Objek­ti­ve noch mit den wei­te­ren Lin­sen des Tele­kon­ver­ters schwächt…

Frü­her, zu Ana­log-Zei­ten gab es kei­ne Aus­schnitts­ver­grö­ße­run­gen, wie wir sie heu­te machen kön­nen, zumin­dest bei Dias. Da war ein Kon­ver­ter die Ein­zi­ge Mög­lich­keit mit einem bestehen­den Objek­tiv noch näher an das Motiv her­an­zu­kom­men. Gewis­se opti­sche Ein­schrän­kun­gen nahm man dafür bil­li­gend in Kauf.

Heu­te kon­kur­riert ein Kon­ver­ter mit den hoch­auf­lö­sen­den Sen­so­ren, die Aus­schnitts­ver­grö­ße­run­gen erlau­ben – soweit eben die Auf­lö­sung des Objek­ti­ves das hergibt.

Durch jeden Kon­ver­ter wird die Auf­lö­sung des Objek­ti­ves ver­rin­gert – da hilft es auch nicht, dass das nun unschär­fe­re Bild grö­ßer auf den Sen­sor pro­ji­ziert wird.

Fazit

Hohe Sen­sor­auf­lö­sun­gen sind nicht schlecht. Aller­dings wer­den ihnen die meis­ten Objek­ti­ve nicht gerecht. Per se ist auch das nicht schlimm, kommt es doch in ers­ter Line dar­auf an, für wel­che Aus­ga­be­grö­ße und wel­chen Betrach­tungs­ab­stand man fotografiert.

Skur­ril wird es, wenn wenn man die Bild­qua­li­tät nicht an den eige­nen Anwen­dungs­fäl­len beur­teilt, son­dern am Maxi­mum, das ein Sen­sor in der Lage wäre, dar­zu­stel­len – also in maxi­ma­ler Ver­grö­ße­rung – sprich 1:1. Unzu­frie­den­hei­ten sind hier vorprogrammiert.

Die Inves­ti­ti­on in gute Objek­ti­ve ist immer der­je­ni­gen in teu­re Kame­ras vor­zu­zie­hen. Ein gutes Objek­tiv macht jah­re­lang Freu­de und ver­al­tet auch nicht so schnell. Die Kame­ra-Bodies wer­den immer mehr zum Tech­no­lo­gie­schau­platz – und die End­ergeb­nis­se – sprich Fotos – wer­den immer nur tech­nisch so gut sein, wie die Objek­ti­ve, durch die sie auf­ge­nom­men wer­den. Die Sen­so­ren sind hier nicht die limi­tie­ren­den Faktoren.

Nichts­des­to­trotz las­sen sich auch mit güns­ti­gen Objek­ti­ven gute Bil­der machen – man muss sie ja nicht auf 18 Meter pro­ji­zie­ren. Auf unse­re digi­ta­le Zeit bezo­gen bedeu­tet das, man zoomt dann bei der Beur­tei­lung eben auf 1:2 und nicht 1:1.

Ich hof­fe, ich konn­te mit die­sem Arti­kel ein wenig Licht ins Dun­kel brin­gen und Eure Augen für eine etwas  rea­lis­ti­sche­re «Qua­li­täts­be­ur­tei­lung» öffnen.

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