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Afrika Hautnah – Folge 22 – Der Marakele Nationalpark und unser Abschied aus Afrika

Hier in Süd­afri­ka ist alles in Pri­vat­be­sitz. Zaun, Zaun, Zaun. Links und rechts der Stra­ße. Von der Stra­ße zum jewei­li­gen Zaun sind es maxi­mal 10 Meter. Die­se sind meist gemäht oder mit nied­ri­gem Gras und eini­gen klei­nen Büschen bestan­den. Und das über hun­der­te, ja tau­sen­de von Kilo­me­tern –  Wahn­sinn. Nach den wun­der­schö­nen «offe­nen» Ein­drü­cken in Bots­wa­na, ist das für uns nun sehr ernüchternd.

Irgend­wie geht es mei­nem Magen heu­te nicht so gut. Des­we­gen muss ich drin­gend mal – ihr wisst schon. Aller­dings ist das hier in Süd­afri­ka ein ech­tes Pro­blem. Hier ist näm­lich alles ein­ge­zäunt. Nicht die Frei­heit, wie in Bots­wa­na, dass viel­leicht auch mal Tie­re die Stra­ße pas­sie­ren oder län­ge­re Wan­de­run­gen unter­neh­men könnten.

Und die­se Zäu­ne las­sen mich gera­de echt ver­zwei­feln. Hier kann ich nir­gend­wo anhal­ten. Kei­ne Park­plät­ze, schon gar kei­ne Toi­let­ten. So ein Mist. Immer nur Zäu­ne und ver­schlos­se­ne Tore. Mann was für ein Sch***. Erst die Sor­ge ums Tan­ken, dann um Dia­na und nun das. Heu­te ist echt der Wurm drin.

Irgend­wann geht es beim bes­ten Wil­len nicht mehr und ich bie­ge in eine Sei­ten­stra­ße ab. Auch hier – Zäu­ne, Zäu­ne. Es ist zum ver­rückt werden!

Aber hier ist es zum Glück nicht befah­ren, so dass ich mir einen klei­ne­ren Busch suchen und das drin­gend Not­wen­di­ge end­lich erle­di­gen kann.

Nach wei­te­ren 2 Stun­den zaun­be­haf­te­ter Fahrt, errei­chen wir unser Camp, das Nkwa-Camp in der Nähe des Mara­ke­le Natio­nal­parks. Eigent­lich woll­ten wir im Mara­ke­le-Park selbst cam­pen, haben aber dort trotz inten­sivs­ter Bemü­hun­gen kei­nen Platz ergat­tern kön­nen. Es soll­te sich spä­ter näm­lich her­aus­stel­len, dass heu­te Fei­er­tag «Liber­ty-Day» in Süd­afri­ka ist und mor­gen und Über­mor­gen Wochen­en­de, dann am Diens­tag der ers­te Mai. Das heißt, mit einem Brü­cken­tag haben die Süd­afri­ka­ner 5 Tage frei – ent­spre­chend vie­le haben wir mit ihren Trai­lern auf der Stra­ße gese­hen und ent­spre­chend voll sind die Camps.

Nun, unser Camp hier ist natür­lich nicht ver­gleich­bar mit denen in Bots­wa­na. Man steht eng und so rich­tig schön ist die Umge­bung auch nicht. Dazu hört man die Stra­ße. Nun, so ist es halt – «back in civilization».

Wir besor­gen an der Bar etwas Bier und für Dia­na einen Cuba-Lib­re – das sind dann die ange­neh­men Sei­ten der Zivi­li­sa­ti­on. Dann fal­len wir auch recht früh in unser Zelt. Mor­gen geht es in den letz­ten Natio­nal­park unse­rer Rei­se – den Mara­ke­le Park.

Der Mara­ke­le Park umfasst zwei Tei­le: den unte­ren ebe­nen Teil, in dem eine Vege­ta­ti­on vor­herrscht, wie wir sie aus Bots­wa­na ken­nen und den obe­ren, ber­gi­gen Teil.

Bei­de sind durch eine Stra­ße von­ein­an­der getrennt, die zwar unter­tun­nelt ist, trotz­dem sind bei­de Park­tei­le aber auch noch durch ein Tor von­ein­an­der getrennt. Wie beschlie­ßen, zunächst den obe­ren Part zu machen. Hier geht ist durch wun­der­schö­ne Berg­land­schaft in Ser­pen­ti­nen auf fast 2000 Meter Höhe. Zwar sehen wir recht wenig Tie­re aber oben hat man einen tol­len Aus­blick auf die Umge­bung, aller­dings ist der Berg­gip­fel mit meh­re­ren rie­si­gen Anten­nen­an­la­gen ver­schan­delt wor­den. Trotz­dem kann man von hier aus Gei­er beob­ach­ten, von denen es hier 800 Brut­paa­re geben soll, wie sie rie­sig und ele­gant ihre Krei­se zie­hen und die Ther­mik best­mög­lich aus­nut­zen. Auch ande­re Vögel gibt es hier, nebst Mur­mel­tie­ren, Stein­bö­cken und wei­te­ren Tieren.

Nach einer kur­zen Pau­se fah­ren wir die enge und kur­ven­rei­che Stra­ße wie­der run­ter. Wir fah­ren noch eini­ge Wege im obe­ren Bereich ab und tref­fen auf 3 Rhi­nos. Wirk­lich toll und impo­sant die­se Tie­re, die ja lei­der so sel­ten gewor­den sind, dass sie eigent­lich nur noch in geschlos­se­nen Parks, wie die­sem, ange­trof­fen wer­den können.

Wie­der im unte­ren Bereich machen wir noch ein­mal Rast und fah­ren dann auch hier das Wege­netz noch ein­mal ab. Eine der schöns­ten Stel­len, eine wei­te Ebe­ne, in der wir noch ein­mal 3 Rhi­nos (Eltern+Kleines) sehen, fin­den wir, als wir einen Weg rein­fah­ren der als «4x4 only» gekenn­zeich­net ist. Ich neh­me einen Zeit­raf­fer auf, weil dies hier so sehr Afri­ka-typisch ist und wir beob­ach­ten die Rhi­nos und suchen nach wei­te­ren Tieren.

Ins­ge­samt haben wir hier nicht so vie­le Tie­re gese­hen, nach wie vor feh­len uns zu den «Big Five» noch die Leo­par­den, lei­der haben wir sie auch heu­te nicht sehen können.

Auf der ande­ren Sei­te freu­en wir uns natür­lich, dass die Tie­re hier so viel Platz haben, dass sie sich ver­ste­cken kön­nen und sind über­glück­lich über die Rhi­nos, die wir gese­hen haben. Am spä­ten Nach­mit­tag fah­ren wir zurück zum Camp. Abends kochen wir noch ein­mal und wer­den dann schon etwas weh­mü­tig, denn das ist der letz­te Abend. Noch ein­mal schau­en wir zur Milch­stra­ße hin­aus, die hier schon deut­lich blas­ser ist, wir haben schon wie­der fast Halb­mond und dazu kommt hier auch wie­der das Zivilisationslicht.

Es blei­ben die weh­mü­ti­gen Erin­ne­run­gen an all die lieb gewon­nen Tie­re in Bots­wa­na, die tol­len Him­mel und aben­teu­er­li­chen Pis­ten. An eine Rei­se, die unver­ges­sen blei­ben wird und die Freu­de auf die Bil­der, Zeit­raf­fer und Vide­os, die wir mit nach Hau­se bringen.

Am nächs­ten Tag packen wir weh­mü­tig das Auto wie­der so, wie wir es über­nom­men haben. Ein letz­tes mal fal­ten wir das Zelt zusam­men, wel­ches uns so her­vor­ra­gen­den Schutz in der Wild­nis gebo­ten hat. Alle unse­re per­sön­li­chen Sachen wan­dern aus den vie­len Ver­ste­cken und Abla­gen des Autos wie­der in unse­re Rei­se­ta­schen und ein letz­tes Mal kochen wir Nudeln, um die letz­ten Vor­rä­te auf­zu­brau­chen. Wir haben das mit dem Abschät­zen der Lebens­mit­tel ganz gut hin­be­kom­men, es ist eigent­lich nicht viel übrig geblie­ben. Das, was noch da ist, packen wir in eine sepa­ra­te Kis­te, viel­leicht kön­nen die Ange­stell­ten von unse­rem Auto­ver­mie­ter damit etwas anfan­gen. Zum Weg­wer­fen wäre es zu schade.

Irgend­wie ist das mit den Ent­fer­nun­gen hier wie ver­hext. Die 200 Kilo­me­ter bis zum Flug­ha­fen zie­hen sich dann auch län­ger hin, als wir gedacht hät­ten – natür­lich haben wir rich­tig viel Zeit – der Flie­ger geht erst um 20:45. Außer­dem sind wir sehr zei­tig losgefahren.

Ein­gangs hat­ten wir ver­ein­bart, das wir das Auto um 18:00 Uhr am Flug­ha­fen abge­ben und uns dort dazu mit zwei Leu­ten von Bushlore tref­fen. Von unter­wegs rufen wir an und machen dar­aus 17:00. Da wir noch frü­her da sind (16:00) und fest­stel­len, dass man im Bereich «Inter­na­tio­nal Depar­tures» nur ganz schlecht par­ken kann, fah­ren wir zwei­mal um den Block. Das gan­ze wird nicht bes­ser, als wir sehen, dass direkt vor uns ein nagel­neu­er Golf GTI abge­schleppt wird.

Die Bushlore-Leu­te kom­men dann zum Glück schon eine hal­be Stun­de frü­her und sind total ent­spannt, was die Par­ke­rei angeht. Ganz gemüt­lich machen wir die Wagen­über­ga­be. Der Rest klappt wie am Schnür­chen. Gepäck-Auf­ga­be (auch hier wird kon­trol­liert, dass ich die 3. Tasche auch ja ange­mel­det habe!), Check in, Umset­zen der letz­ten Rand in ein paar Bier und ver­tei­len des Res­tes an Kell­ner und Klo-Aufpasser.

Und dann geht der lan­ge Nacht­flug los. Dies­mal geram­melt voll. Es ist über­haupt unglaub­lich – in der Zeit zwi­schen 19:45 und 20:45 sind im Vier­tel­stun­den­takt 4 Maschi­nen von Johan­nes­burg nach Lon­don Heath­row abge­flo­gen. Ist das nicht Wahnsinn?

Wir ver­ab­schie­den uns von unse­rem lieb gewon­ne­nen Afri­ka und wis­sen schon jetzt: Wir kom­men auf jeden Fall wieder! :-)

Und nach fast einem Jahr «Rei­se­be­richt ver­öf­fent­li­chen», ist es nun wie­der so weit. Wir sind am packen. In weni­gen Tagen geht es los. Wie­der nach Afri­ka. Dies­mal zu einem grö­ße­ren Film- und Zeit­raf­fer­pro­jekt in den Län­dern Süd­afri­ka, Nami­bia und Bots­wa­na. Wir kön­nen es kaum erwarten!

Alle Fol­gen von Afri­ka Haut­nah fin­det ihr hier:

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