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Leica SL2 Review – meine Einschätzung

Ich habe die Lei­ca SL2 getes­tet, den neu­en spie­gel­lo­sen 47 Mega­pi­xel Boli­den aus dem Hau­se Lei­ca mit Auto­fo­kus, 5‑Achsenstabilisator, elek­tro­ni­schem Sucher und vie­lem mehr. Also eine Kame­ra, die das Zeug haben könn­te, auch abseits der ein­ge­schwo­re­nen Lei­ca-Com­mu­ni­ty, Inter­es­sen­ten zu fin­den. Ich war sehr gespannt, wie sich die SL2 tat­säch­lich im Ver­gleich zu der eta­blier­ten Kon­kur­renz schla­gen würde.

Bevor ihr euch wun­dert, wie es dazu kam: Lei­ca hat mich gebe­ten, mir ein Vor­ab-Modell der Kame­ra anzu­se­hen und ihnen fun­dier­tes Feed­back zu geben aus der Sicht von jeman­dem, der eben sonst nicht mit Lei­ca Kame­ras foto­gra­fiert und so natür­lich einen unge­trüb­te­ren Blick hat als die ein­ge­schwo­re­nen Lei­ca-Fans! ;-) Und das vor allem auch im Ver­gleich zu den Mit­be­wer­bern, die ich recht gut ken­ne. Wei­ter­hin schät­zen sie wohl mei­ne kri­ti­schen und detail­lier­ten Reviews zu ande­ren Kame­ras … da schei­ne ich mir also schon einen gewis­sen Ruf erar­bei­tet zu haben … Und klar, wenn jemand ernst­haft an mei­nem Input inter­es­siert ist, dann bin ich auch ger­ne bereit, mir die Mühe zu machen!

Vie­le ande­re Reviews wer­den ja von Lei­ca-Usern geschrie­ben, und hier ist die Fra­ge­stel­lung ja in der Regel: Kann die neue Kame­ra den Lei­ca-Gerä­te­park sinn­voll erwei­tern? Mir per­sön­lich, als nicht Lei­ca-User, inter­es­siert aber vor allem, ob Lei­ca es schafft, mit der Kame­ra auch Kun­den aus den ande­ren «Lagern» abzu­zie­hen, weil sie die dafür not­wen­di­gen Allein­stel­lungs­merk­ma­le bie­ten. Sprich: ob sie auch jeman­den, ohne einen Bestand an Lei­ca-Objek­ti­ven dazu brin­gen kön­nen, (trotz ihres Prei­ses) eine SL‑2 anzu­schaf­fen und fort­an auf das L‑Bajonett zu set­zen, ein­fach weil die­se Kame­ra so gut ist.

Mir war beim Test der Kame­ra vor allem ihre Usa­bi­li­ty, ihre Bild­qua­li­tät und die tech­ni­sche Aus­stat­tung gegen­über den Mit­be­wer­bern wichtig.

Und auch wenn das jetzt kein in allen Berei­chen voll­stän­di­ges Review ist (dafür hat­te ich die Kame­ra auch zu kurz, und zu wenig Mög­lich­kei­ten damit ernst­haft zu foto­gra­fie­ren), den­ke ich, kann mei­ne Ein­schät­zung sicher auch für den einen oder ande­ren von euch wert­voll sein, daher tei­le ich mei­ne Erfah­run­gen jetzt hier mit euch, auch wenn sie auf einem Vor­se­ri­en­mo­dell basie­ren. Es mag sein (und bleibt zu hof­fen), dass Lei­ca im Bereich der Soft­ware noch eini­ges nach­ge­bes­sert hat und auch noch nach­bes­sern wird. Soll­tet ihr mitt­ler­wei­le ein Pro­duk­ti­ons­mo­dell der Kame­ra haben, und sich Din­ge gegen­über mei­nem Review geän­dert haben, schreibt mir doch bit­te, damit ich das ändern kann.

Rahmendaten

Monitor und Sucher

Die SL‑2 bie­tet einen schnel­ler und schar­fen elek­tro­ni­schen Sucher auf Augen­hö­he mit den ande­ren füh­ren­den spie­gel­lo­sen Kameras.

Beson­ders gut gefällt mir die Diop­trien­ver­stel­lung am Sucher. Der run­de Sucher mit dem Ring drum­her­um ist eine sehr schö­ne Inge­nieurs­leis­tung und zeigt Lie­be zum Detail, so wie man es von Lei­ca erwartet.

Nega­tiv: Lei­der hat sich Lei­ca gegen ein Klapp­dis­play ent­schie­den. Das ist in vie­len foto­gra­fi­schen Situa­tio­nen eine Ein­schrän­kung und bei Video fast ein Show-Stop­per. Hier fin­de ich, hat Lei­ca wahr­schein­lich die­ses prak­ti­sche Fea­ture dem Design der Kame­ra geop­fert, das ist mehr als schade.

Bedienung und Haptik

Hardware

Die Kame­ra ist schick. Das Design ist modern, wirkt aber zeit­los und ele­gant. Dadurch, dass die Kame­ra recht groß und auch sehr mas­siv gebaut ist, ist sie aller­dings recht schwer für eine Spie­gel­lo­se. Zum Ver­gleich: Die Nikon Z 7 wiegt 675 g. Die SL‑2 (928 g) spielt also eher in der Gewichts­klas­se einer Spie­gel­re­flex wie der Nikon D850, die wiegt 985 g und damit nur unwe­sent­lich mehr.

Auch das Vario Elma­rit 24–90 f/2.8–4 ist mit 1.140 g ver­hält­nis­mä­ßig schwer. Und auch vom Preis her, eine «Klas­se für sich», es kos­tet 4.600€. Zum Ver­gleich, das her­vor­ra­gen­de Nikon Z 24–70 mit durch­gän­gi­ger Blen­de f/2.8 kos­tet unter 2.000 € und wiegt 805 g.

Zu dem Gewicht des 24–90 kommt die Gegen­licht­blen­de, die lei­der optisch über­haupt nicht zu der schi­cken Kame­ra und dem schi­cken Objek­tiv passt.

Aber wei­ter mit den posi­ti­ven Din­gen. Die Lei­ca SL2 hat einen ergo­no­misch tie­fen Griff und liegt gut in der Hand.

Sie hat 6 beleg­ba­re Funk­ti­ons­tas­ten (die Fn-Tas­te links vom Dis­play, die Tas­te zum Umschal­ten zwi­schen EVF und Dis­play, zwei Knöp­fe auf der Deck­kap­pe und zwei Knöp­fe vor­ne neben dem Bajo­nett). Die Pro­gram­mie­rung der Tas­ten ist wirk­lich sehr schön gelöst (wenn man ein­mal dar­auf gekom­men ist): Lang-Klick weist der jewei­li­gen Tas­te eine neue Bele­gung zu.

Ein dedi­zier­tes Rad für die Modus-Umschal­tung (also P, A, S, M) sucht man zunächst ver­ge­bens. Die Kame­ra­mo­di las­sen sich aber durch einen Druck auf das hin­te­re Rad umschal­ten, alter­na­tiv über das Menü. Eine kle­ve­re Lösung, die aber ohne Hand­buch kaum raus­zu­fin­den ist.

Ins­ge­samt mag ich ja einen gewis­sen Mini­ma­lis­mus. Bei der Arbeit mit der Lei­ca SL2 hat­te ich trotz­dem das Gefühl, zu wenig Tas­ten an der Kame­ra zu haben. Dass kei­ne Tas­ten­be­schrif­tun­gen da sind, sieht natür­lich schick aus und erleich­tert das indi­vi­du­el­le Bele­gen der Tas­ten – aber gewis­se Grund­funk­tio­nen, wie eine dedi­zier­te Tas­te zur Video­auf­nah­me, die AF‑L Tas­te etc. die ande­re Kame­ras fest aus­wei­sen, machen mei­ner Mei­nung nach schon Sinn und erleich­tern Neu­lin­gen den Ein­stieg in die Kamera.

Klar soll­te ein Foto­graf sei­ne Kame­ra aus­wen­dig ken­nen und dann braucht er nach einer gewis­sen Ein­ar­bei­tung auch kei­ne Beschrif­tun­gen an der Kame­ra, trotz­dem kann ich mich des Ein­drucks nicht erweh­ren, dass auch hier Design auf Kos­ten der Usa­bi­li­ty betrie­ben wurde.

Ein wei­te­res schö­nes Bei­spiel dafür ist der zwei­fels­oh­ne schi­cke Ein-/Aus­schal­ter. Ja, er sieht gut aus. Aber ich habe zwei Pro­ble­me damit: Ers­tens, er ist auf der lin­ken Sei­te ange­bracht. Das ist uner­go­no­misch, weil man immer die zwei­te Hand braucht, um die Kame­ra ein­zu­schal­ten. In der Pra­xis ist es bei mir ganz oft so, dass ich die Kame­ra mit der rech­ten Hand grei­fe, sie direkt ans Auge füh­re und dabei gleich­zei­tig ein­schal­te. Das ist eine Bewe­gung, die defi­ni­tiv kei­ne zwei­te Hand erfor­dert. Bei der SL‑2 geht das nicht. Da muss man jedes Mal mit der lin­ken Hand den Ein­schal­ter suchen. Wei­ter­hin ist der Schal­ter eher Design- als Benut­zer­ori­en­tiert gestal­tet. Schaut euch mal das Bild an. Da seht ihr, dass man den Schal­ter nach unten klap­pen muss, um die Kame­ra ein­zu­schal­ten. On steht aber auf der gegen­über­lie­gen­den Sei­te und damit oben. Sicher kann man sich dar­an gewöh­nen, aber man muss es auch.

Software

Die Lei­ca SL2 bringt ein sehr schön gemach­tes «Quick­me­nü» mit, auf dem man die wich­tigs­ten Ein­stel­lun­gen täti­gen kann. Das Quick­me­nü ist per Touch bedien­bar und bie­tet z. B. Schie­be­reg­ler für die Ein­stel­lung der Blen­de etc. Ins­ge­samt ist das Quick­me­nü (im Gegen­satz zum «gro­ßen Menü») von der Usa­bi­li­ty her sehr gut gelungen.

Das nor­ma­le Kame­ra­menü ist nicht per Touch zu bedie­nen, hier gibt es einen Bruch in der Usa­bi­li­ty, sobald man vom Quick­me­nü in das nor­ma­le Menü gelangt. Ins­ge­samt wirkt es so, als ob das Quick­me­nü nach­ge­rüs­tet wur­de. Hier hät­te ich mir eine ein­heit­li­che Bedie­nung gewünscht.

Es gibt, wie auch bei ande­ren Kame­ras üblich, ein Benut­zer­me­nü, in das man sei­ne wich­tigs­ten Funk­tio­nen legen kann, lei­der lässt sich die­ses aber nicht sor­tie­ren, son­dern die Rei­hen­fol­ge der Ein­trä­ge ist vorgegeben.

Bei der Touch-Bedie­nung soll­te auch eine Zurück-Mög­lich­keit per Touch ange­bo­ten wer­den, es ist nicht intui­tiv, dass man auf «Menü» kli­cken muss, um zurück zu kommen.

Es ist auch nicht intui­tiv, dass man im Kame­ra­menü die Sei­ten des Menüs über die Menü-Tas­te wech­selt. Hier wäre ein Swi­pe links oder rechts das erwar­te­te Ver­hal­ten, zumin­dest aber ein tap auf die Sei­ten­num­mern oben. Die Sei­ten­na­vi­ga­ti­on im Menü funk­tio­niert aber zusät­lich auch über das vor­de­re Dreh­rad. Mit dem Dreh­rad kann man vor­wärts und rück­wärts navi­gie­ren, wäh­rend man mit der Menü­tas­te nur vor­wärts navi­gie­ren kann.

Die SL2 bie­tet Benut­zer­pro­fi­le für Ein­stel­lun­gen. Ich habe kein Hand­buch gehabt, aber intui­tiv fand ich das nicht. Ist aber bei ande­ren Her­stel­lern genau das glei­che. Auch bei Nikon sind nach wie vor die Benut­zer­pro­fi­le eine Wis­sen­schaft für sich, daher nut­ze ich sie auch nicht.

Bei der SL2 kam dann noch dazu, dass ich, nach­dem ich die Kame­ra kon­fi­gu­riert hat­te, ein­mal aus Ver­se­hen bei Benut­zer­pro­fil das Stan­dard-Pro­fil erneut aus­ge­wählt habe, und das dann alle mei­ne Kame­ra­ein­stel­lun­gen ohne Rück­fra­ge zurück­ge­setzt hat. Hier ist defi­ni­tiv Nach­ar­beit an der Firm­ware gefragt, wenn man sei­ne User nicht frus­trie­ren möchte.

Was mich auch gestört hat bei der Bedie­nung ist, dass die Kame­ra sich die jewei­li­ge Menü­po­si­ti­on nicht gemerkt hat. Jedes Mal, wenn man das Menü auf­ruft, steht es wie­der am Anfang.

Und dann noch ein Punkt zur Iso-Auto­ma­tik, einer Funk­ti­on, die ich sehr häu­fig nut­ze, fast immer, wenn ich aus der Hand foto­gra­fie­re. Ins­be­son­de­re schät­ze ich die intel­li­gen­te Auto­ma­tik z. B. bei Nikon, bei der man «Län­ge­re» oder «Kür­ze­re» Zei­ten als Prä­fe­renz hin­ter­le­gen kann. Wenn ich z. B. abends aus der Hand foto­gra­fie­ren möch­te und damit län­ge­re Belich­tungs­zei­ten rea­li­sie­ren möch­te, stel­le ich «Län­ge­re Zei­ten» ein. Wenn ich im Urwald schnell sprin­gen­de Affen foto­gra­fie­ren will, stel­le ich «Kür­ze­re Zei­ten» ein.

Bei der SL2 kann man die Auto-ISO ent­we­der sta­tisch auf eine Belich­tungs­zeit begren­zen oder dyna­misch auf Auto. Aber Aus­prä­gun­gen wie «Kür­ze­re Zei­ten» oder «Län­ge­re Zei­ten» gibt es nicht. Auch das wäre etwas, das sich sicher leicht per Firm­ware nach­rüs­ten ließe.

Dateiformat, Raw-Converter

Sehr schön: Die Kame­ra schreibt die Datei­en im DNG For­mat, die Raw-Datei­en des Vor­se­ri­en­mo­dells wur­den sofort von Ligh­t­room unter­stützt. Bei so gut wie allen ande­ren Her­stel­lern muss man im Gegen­satz dazu erst war­ten, bis die Kame­ras nach ihrer offi­zi­el­len Markt­ein­füh­rung von den gän­gi­gen Raw-Con­ver­tern unter­stützt werden.

Die bei­den Kar­ten­slots unter­stüt­zen sowohl nor­ma­le SD-Kar­ten, als auch die schnel­len (und teu­ren) UHS-II SD Kar­ten. Letz­te­re sind eigent­lich ein abso­lu­tes Muss, wenn man mit der Kame­ra auch ein­mal Seri­en­auf­nah­men machen will, ansons­ten dau­ert das Weg­schrei­ben des Puf­fers ewig (sie­he unten).

Video

Die SL2 bie­tet einen sehr guten Video­mo­dus mit hohen Auf­lö­sun­gen und hohe Bit­ra­ten für anspruchs­vol­le Video­auf­nah­men. Auch gibt es einen Log-Modus! Man merkt hier die enge Zusam­men­ar­beit mit Pana­so­nic, die ja im Videobe­reich recht weit vor­ne liegen.

In 4K filmt die Kame­ra mit bis zu 60 Bildern/Sekunde, das bie­ten vie­le Mit­be­wer­ber noch nicht.

Die SL2 hat ein ein­ge­bau­tes Mikro­fon und ein­fa­chen Laut­spre­cher, viel wich­ti­ger ist aber, dass sie zusätz­lich einen Kopf­hö­rer- und einen Mikro­fon­an­schluss bietet.

Nicht so schön ist die Auto­fo­kus-Nach­füh­rung im Video­mo­dus. Hier hat Sony die Mess­lat­te hoch­ge­legt, mitt­ler­wei­le ist auch Nikon mit der Z 6 und Z 7 hier auf­ge­schlos­sen. Dage­gen wirkt die AF-Leis­tung der Lei­ca im Video­mo­dus wie bei einer DSLR. Das ist auch nicht ver­wun­der­lich, da die Lei­ca ja lei­der kei­nen Pha­sen-Hybrid-Auto­fo­kus hat, son­dern nur eine Kon­trast-Auto­fo­kus. Dabei ist es prin­zip­be­dingt so, dass der Auto­fo­kus «pum­pen» muss, um die Fokus­sie­rung fest­le­gen zu kön­nen. Bei Fotos lässt sich das noch etwas kaschie­ren, beim kon­ti­nu­ier­li­chen Fokus­sie­ren im Video­mo­dus wirkt es unschön.

Ins­ge­samt ist die Video­qua­li­tät der Lei­ca sehr gut, in der Pra­xis wür­de mich das feh­len­de Klapp­dis­play und der unzu­rei­chen­de Nach­führ­au­to­fo­kus stö­ren. Wer beim Fil­men kei­nen Auto­fo­kus nutzt, für den spielt das natür­lich kei­ne Rol­le, aber wenn man ein­mal mit einer Kame­ra gefilmt hat, die das «rich­tig» macht, möch­te man eigent­lich nicht mehr zurück.

Zeitraffer

Der ein­ge­bau­te Inter­vall­aus­lö­ser ist ein­fach aber ok. Er löst die Kame­ra mit kur­zen Schwarz­zei­ten aus (ver­zö­gert also nicht unnö­ti­ger­wei­se die Bild­an­zei­ge zwi­schen den Aufnahmen).

Nicht so schön: Wäh­rend der Auf­nah­men bekommt man lei­der bei der Bild­vor­schau immer eine über­la­ger­te «Abbrechen?»-Meldung, die die Beur­tei­lung des Bil­des schwer macht. Die Abbre­chen-Funk­ti­on auf die Play-Tas­te zu legen ist auch aus Usa­bi­li­ty-Grün­den kei­ne gute Idee (so wie Start zum Been­den bei Win­dows …:-)). Ggf. könn­te man das auf die OK oder die Joy­stick-Tas­te legen, ich habe das Lei­ca vorgeschlagen.

Lei­der las­sen sich auch wäh­rend der Bild-Wie­der­ga­be im Zeit­raf­fer­mo­dus die Kame­rapa­ra­me­ter nicht nach­stel­len. Das wäre z. B. für Auf­nah­men nach der Hei­li­ger-Gral-Metho­de notwendig.

Eine Strom­ver­sor­gung oder das Laden der Kame­ra über USB funk­tio­niert mit gewis­sen Ein­schrän­kun­gen und zwar wie folgt: die Kame­ra wird gela­den, wenn sie aus­ge­schal­tet ist und sobald sie ein­ge­schal­tet ist, wird die Kame­ra nur mit Strom ver­sorgt ohne dass sie gela­den wird.

Performance

Die SL2 nimmt bis zu 20 Bil­der pro Sekun­de auf. Dazu braucht man aber schnel­le UHS‑2 Spei­cher­kar­ten, die ich nicht hat­te. Wenn ihr mit einer SL2 lieb­äu­gelt, soll­tet ihr auf jeden Fall die Anschaf­fung von schnel­len UHS‑2 Kar­ten ein­pla­nen, um die Kame­ra nicht auszubremsen.

Bild­re­view nach­dem drü­cken auf Play dau­ert rela­tiv lan­ge (im Ver­gleich zu ande­ren Kame­ras). Das kann aber auch an mei­ner «nor­ma­len» Spei­cher­kar­te gele­gen haben.

Play­back: Rein­zoo­men auf 100% zeigt das Bild zunächst unscharf an, habe ich auch noch bei kei­ner ande­ren Kame­ra so gese­hen, mag aber auch mei­ner lang­sa­men Spei­cher­kar­te geschul­det sein.

Den Kame­ra-Puf­fer zu schrei­ben dau­ert ver­hält­nis­mä­ßig lan­ge – auch wie­der getes­tet mit mei­ner San­disk Extre­me Pro 95 MB/sec:

Autofokus

Der Auto­fo­kus zit­tert bei AF‑C, bei AF‑i wird nicht kon­ti­nu­ier­lich son­dern Ruck­ar­tig nach­ge­stellt. Ein rie­sen Unter­schied zur AF‑C Per­for­mance einer Nikon Z oder Sony Alpha z.B. bei denen der Fokus Smooth unmerk­bar und unhör­bar nach­ge­stellt wird.

Offen­bar arbei­tet die Kame­ra aus­schließ­lich mit einem kon­trast­ba­sier­ten Auto­fo­kus, das erklärt das Pum­pen. Im Ver­gleich set­zen die meis­ten ande­ren DSLM Kame­ras auf eine Kom­bi­na­ti­on auf kon­trast- und sen­sor­ba­sier­ten Pha­sen-Auto­fo­kus. Es ist mir wirk­lich unver­ständ­lich, war­um Lei­ca bei einer so teu­ren Kame­ra auf den rein kon­trast­ba­sier­ten Auto­fo­kus setzt, wo es doch schon lan­ge die deut­lich bes­se­ren Alter­na­ti­ven am Markt gibt.

Bei sta­ti­schen Bil­dern spielt das kei­ne gro­ße Rol­le, da trifft der Auto­fo­kus gut. Im AF‑C Modus (also kon­ti­nu­ier­li­cher Auto­fo­kus) lie­fert die Lei­ca lei­der nicht so gut ab, wie ihre Mitbewerberinnen.

Dafür ist der sen­sor­ba­sier­te 5‑Achsen Sta­bi­li­sa­tor wirk­lich top und spielt in einer Liga mit den Besten.

Bildqualität

Kom­men wir zur Bild­qua­li­tät. Zwei­fels­oh­ne lie­fert der 46 Mega­pi­xel Sen­sor gesto­chen schar­fe und bril­lan­te Bil­der. Natür­lich kommt es hier auch auf das Objek­tiv an. Mich per­sön­lich hat das 24–90 2.8–4 trotz sei­nes Prei­ses nicht vom Hocker geris­sen. Ich fin­de in der Preis­re­gi­on könn­te es schon ein Objek­tiv mit durch­gän­gi­ger 2.8 Blen­de sein, selbst wenn dies dann nur bis 70mm gehen soll­te. Wie man es z. B. an dem Nikon Z 24–70 2.8 S sieht, das ja auch noch um eini­ges leich­ter ist.

Gestört hat mich bei dem 24–90 auch, dass es eine ziem­li­che Rand­ab­schat­tung hat, die die Kame­ra ver­sucht zu kor­ri­gie­ren, indem sie das Objek­tiv-Pro­fil direkt in die Raw-Datei­en schreibt. Ligh­t­room zeigt dann nur an, dass ein Kame­rain­ter­nes Pro­fil ange­wen­det wur­de, man kann die­ses aber nicht abschal­ten. Das führt ins­be­son­de­re in den Grenz­be­rei­chen des Sen­sors dann dazu, dass die Rand­be­rei­che durch das star­ke Auf­hel­len in der Qua­li­tät krass gegen­über der Mit­te abfallen.

Bei guter Beleuch­tung lie­fert der Sen­sor der Lei­ca SL2 wirk­lich sehr gut ab. Bei höhe­ren ISOs fällt der Dyna­mik­um­fang und das Rausch­ver­hal­ten gegen­über der Kon­kur­renz dann aber lei­der etwas ab.

Für einen Test habe ich mit der Lei­ca SL2 eine Belich­tungs­rei­he auf­ge­nom­men, von ISO 100 bis ISO 6.400 und die glei­che Rei­he mit exakt iden­ti­schen Ein­stel­lun­gen mit der Nikon Z 6. Eine Z 7 hat­te ich zu dem Zeit­punkt lei­der nicht zur Ver­fü­gung. Bei der Z 6 und Z 7 ist es aber so, dass die Bild­qua­li­tät auf glei­chem Niveau ist, wenn man die Bil­der der Z 7 auf 24 MP her­un­ter ska­liert. Des­we­gen habe ich auch bei dem Test mit der Lei­ca die Bil­der auf die glei­che Grö­ße gebracht, um einen fai­ren Ver­gleich im Bereich der ISO-Leis­tung und des Dyna­mik-Umfangs anstel­len zu können.

Hier zunächst mal ein Ver­gleich ohne Kon­trast­be­ar­bei­tung, Rausch­re­du­zie­rung +10 (Lum) in Ligh­t­room, Belich­tung um 2 Blen­den­stu­fen gepusht, ansons­ten alles neu­tral und gleich eingestellt.

Mit etwas Schat­ten auf­hel­len und Lich­ter absen­ken wird der Unter­schied im Dyna­mik­um­fang dann doch recht schnell deutlich.

Die Details in den dunk­len Par­tien ver­schwin­den und das Rau­schen nimmt über­hand. Das ist halt der Preis für die sehr hohe Auflösung.

Das gilt aber eigent­lich grund­sätz­lich für Kame­ras mit sehr hoher Auf­lö­sung: die Pixel wer­den klei­ner, der Dyna­mik­um­fang geringer.

Dafür punk­tet die Lei­ca natür­lich mit extre­mer Detail­zeich­nung wenn ent­spre­chen­de Objek­ti­ve ange­schlos­sen sind. Ins­be­son­de­re in den unte­ren ISO-Bereichen.

Mein Fazit

Lei­ca bringt mit der SL2 eine sehr wer­ti­ge und in vie­len Details durch­dach­te Kame­ra auf den Markt. Design­ent­schei­dun­gen für ein schi­ckes Äuße­res geht man als Lei­ca-User auch dann mit, wenn sie zulas­ten eini­ger Usab­li­li­ty-Ein­schrän­kun­gen gehen, dass muss man ein­fach wis­sen, am bes­ten macht man sie sich daher zu eigen und sieht sie als Feature. :-)

Lei­ca nimmt für die­je­ni­gen User, die schon ent­spre­chen­de Objek­ti­ve und Adap­ter haben oder pla­nen in dem Umfeld des L‑Bajonetts zu inves­tie­ren, mit der SL2 eine tol­le Kame­ra ins Port­fo­lio auf, die im Ver­gleich zu dem Vor­gän­ger ein gro­ßer Schritt nach vor­ne ist.

Mit dem 5‑Ach­sen-Sta­bi, dem hoch­auf­lö­sen­den Sen­sor und den guten Video­mög­lich­kei­ten bringt die Kame­ra etli­che Vor­tei­le gegen­über ande­ren Leica-Modellen.

Scha­de fin­de ich vor allem, dass beim Auto­fo­kus Poten­zi­al ver­schenkt wur­de, indem man auf einen rein kon­trast­ba­sier­ten AF gesetzt hat, der eigent­lich nicht mehr Sta­te of the Art ist. Für vie­le Foto­gra­fen mag das gar kein Pro­blem sein, weil der Auto­fo­kus ja schon «trifft», die Aus­beu­te bei Fotos also durch­aus gut ist. Wem es also egal ist, dass die Kame­ra beim Fokus­sie­ren pumpt, sel­ten in AF‑C foto­gra­fiert und kei­nen Wert auf Video mit Nach­führ-Auto­fo­kus legt, der kann mit dem Auto­fo­kus der SL2 durch­aus auch hap­py werden.

Der Sen­sor ist zwei­fels­oh­ne gut, die hohe Auf­lö­sung und Detail­zeich­nung erkauft man sich, wie üblich, mit leich­ten Abstri­chen in der Bild­qua­li­tät und dem Dyna­mik­um­fang bei höhe­ren ISO-Zah­len. Ich per­sön­lich hät­te einen etwas nied­ri­ger auf­ge­lös­ten Sen­sor mit bes­se­rer High-ISO Leis­tung und grö­ße­rem Dyna­mik­um­fang bevorzugt.

Es bleibt aber lei­der auch bei der Lei­ca SL2 zu sagen, dass sie für eine Kopf­ent­schei­dung zu teu­er ist. Bei einem Preis von 6.000€ für das Gehäu­se und 4.600€ für das 24–90 f/2.8–4 Objek­tiv, sind wir 5‑stellig.

Im Ver­gleich ist eine Nikon Z 7 (inkl. FTZ Adap­ter) für der­zeit unter 3.000 €, das Z 24–70 f/2.8 unter 2.000€ zu haben, das ist die Hälf­te – aber man bekommt halt kein «Lei­ca-Feel».

Wenn ich mal exem­pla­risch einen ganz gro­ben Ver­gleich zwi­schen der SL2 und der Nikon Z 7 auf tech­ni­scher Ebe­ne machen sollte:

Vorteile Leica SL2:

Vor­tei­le Nikon Z 7:

Hier kommt es also auf die Prä­fe­ren­zen an. Ob der dop­pel­te Preis dann «egal» ist, muss jeder für sich selbst ent­schei­den. Ich befürch­te aller­dings, dass auch die SL2 nicht die Kame­ra sein wird, die User ande­rer Her­stel­ler zu Lei­ca bringt. Zumin­dest nicht, wenn sie Kopf­ent­schei­dun­gen tref­fen. Aber wie ich von Pad­dy gelernt habe, kauft man sich eine Lei­ca ja auch nicht mit dem Kopf, son­dern mit dem Bauch … ;-)

Ich hof­fe, euch mit mei­ner per­sön­li­chen Ein­schät­zung zu die­ser Kame­ra und ihrer Posi­tio­nie­rung gegen­über den Mit­be­wer­bern etwas gehol­fen zu haben. Ich freue mich wie immer über eure Kommentare!

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