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Sterne in Langzeitaufnahme – die Vixen Polarie, der portable Astro-Tracker für die Reise

Mit der Vixen Pola­rie könnt ihr minuen­lan­ge Nach­auf­nah­men machen, ohne dass die Ster­ne zu Stri­chen wer­den. Und das tolls­te ist: sie passt in jede Fototasche.

Eine der größ­ten Her­aus­for­de­run­gen für alle, die sich mal an der Astro-Foto­gra­fie ver­su­chen wol­len, ist die Erd­ro­ta­ti­on. Astro­no­men behel­fen sich hier mit teu­ren Nach­füh­rein­hei­ten, sog. Mon­tie­run­gen. Die­se dre­hen das Tele­skop oder die Kame­ra gegen­läu­fig zur Erd­ro­ta­ti­on, um die­se aus­zu­glei­chen. Nur so ist es mög­lich, auch bei lan­gen Belich­tungs­zei­ten die Ster­ne punkt­för­mig abzu­bil­den. Ansons­ten wür­de sich die Erde samt Kame­ra und Sta­tiv ein­fach unter den Ster­nen wegdrehen.

Die Vixen Pola­rie Astro-Mon­tie­rung auf Reisen

Im Foto­schnack zur Astro-Foto­gra­fie habe ich Euch eine Metho­de vor­ge­stellt, die lan­ge Belich­tungs­zei­ten auch ohne Nach­füh­rung ermög­licht. Die Idee dahin­ter besteht dar­in, eine Viel­zahl von Bil­der mit der maxi­mal mög­li­chen Belich­tungs­zeit, die gera­de noch zu punkt­för­mi­gen Ster­nen führt, zu machen und dann die­se Bil­der mit einer spe­zi­el­len Soft­ware geschickt über­ein­an­der­zu­sta­peln (zu sta­cken). Man simu­liert so eine län­ge­re Belichtungszeit.

Die­se Metho­de hat zwar den Vor­teil, dass man kei­ne Nach­füh­rung benö­tigt, sie stößt aber natür­lich dort an ihre Gren­zen, wo die Ein­zel­be­lich­tung nicht mehr aus­reicht, um ganz schwa­che Objek­te ein­zu­fan­gen. Außer­dem läuft das anvi­sier­te Motiv natür­lich über kurz oder lang aus dem Bild­feld. Im End­ef­fekt arbei­tet man dann auch mit hohen ISO Zah­len, die die Sen­so­ren an Ihre Gren­zen brin­gen. Ein wei­te­rer Nach­teil ist, dass der gesam­te Aufnahme‑, Bear­bei­tungs- und Stack-Pro­zess natür­lich auf­wän­dig ist und Zeit kostet.

Eine rich­ti­ge astro­no­mi­sche Mon­tie­rung hin­ge­gen ist schwer und teu­er und eig­net sich daher nicht für Unter­wegs. Aber genau da wol­len wir ja in der Regel die tol­len Astro­auf­nah­men machen! Unter­wegs, wo es dun­kel ist – und nicht im licht­ver­schmutz­ten hei­mi­schen Gar­ten in der Stadt.

Genau hier kommt die Vixen Pola­rie ins Spiel. Nicht grö­ßer als eine Kame­ra, sieht sie auch ein biss­chen so aus. In Wirk­lich­keit ist sie aber eine hoch­prä­zi­se und sta­bi­le par­al­lak­ti­sche Nach­füh­rein­heit, die selbst eine aus­ge­wach­se­ne DSLR nebst 70–200 f/2.8 auf­nimmt und nachführt.

Die Pola­rie kommt auch mit gro­ßen Objek­ti­ven klar

Das gan­ze Nach­füh­ren hört sich natür­lich erst­mal nach Zau­be­rei an. Woher weiß die Pola­rie, in wel­che Rich­tung sie dre­hen muss?

Nun – mit einem Trick ist das eigent­lich ganz ein­fach. Wenn man weiß, dass die Erde sich um ihre eige­ne Ach­se dreht und die­se Ach­se unge­fähr durch den Nord- und den Süd­pol geht dann muss man die Rota­ti­ons­ach­se der Pola­rie genau so aus­rich­ten, dass sie genau par­al­lel zur Erd­ach­se steht. Und auch hier­für kann man sich eines Tricks bedie­nen. Zum Glück näm­lich befin­det sich auf der Nord­halb­ku­gel ein Stern ziem­lich in der Flucht der Erd­ro­ta­ti­ons­ach­se: näm­lich der Polar­stern. Die­sen visiert man daher an, wenn man die Pola­rie aus­rich­tet. Dafür gibt es ein klei­nes Loch im Gehäu­se, durch das man den Polar­stern anvi­sie­ren kann.

Ihr mon­tiert also als ers­tes die Pola­rie auf Eurem Sta­tiv, am bes­ten auf einem Kugel­kopf oder 3‑We­ge-Nei­ger, dann sucht ihr am nächt­li­chen Him­mel den Polar­stern. Nun dreht und kippt ihr die Pola­rie so, dass ihr die­sen durch das Loch sehen könnt.

Voi­là, die Dreh­ach­se der Pola­rie ist nun (mehr oder weni­ger) par­al­lel zur Erd­ach­se ausgerichtet.

Nun kommt die Kame­ra auf die Pola­rie. Dazu benutzt man am bes­ten einen zwei­ten Kugel­kopf. Das schö­ne ist, dass ihr nun dar­über die Kame­ra in eine (mit Ein­schrän­kun­gen durch die Kame­ra und den Kugel­kopf selbst) belie­bi­ge Rich­tung aus­rich­ten könnt. Solan­ge ihr das Sta­tiv und die Aus­rich­tung der Pola­rie nicht ver­än­dert, wird die Kame­ra auto­ma­tisch nachgeführt.

Tipp: es emp­fiehlt sich, nach dem Auf­set­zen der (schwe­ren) Kame­ra noch ein­mal die Polar-Aus­rich­tung zu prü­fen und ggf. nach­zu­jus­tie­ren, falls sich durch das Gewicht der Kame­ra etwas an der Gesamt­aus­rich­tung ver­än­dert hat.

Nun könnt ihr die Pola­rie ein­schal­ten. Es gibt ver­schie­de­ne Modi. Der wich­tigs­te ist natür­lich die Ster­nen­ge­schwin­dig­keit. In die­sem Modus macht die Pola­rie eine vol­le Umdre­hung alle 24 Stun­den und gleicht so die Erd­ro­ta­ti­on aus.

Das Dreh­rad mit den Geschwin­dig­keits-Modi und rechts das Guck­loch zum ausrichten.

Damit könnt ihr nun Auf­nah­men von meh­re­ren Minu­ten machen. Wie lan­ge exakt das klappt, müsst ihr aus­pro­bie­ren. Es gibt näm­lich eini­ge limi­tie­ren­de Fak­to­ren, die belie­big lan­ge Belich­tun­gen verhindern.

Zum einen ist die Aus­rich­tung auf den Polar­stern nur durch das «Guck­loch» natür­lich nicht beson­ders exakt. Wei­ter­hin steht der Polar­stern auch nicht ganz genau über der Erd­ro­ta­ti­ons­ach­se. Wenn ihr mal ein Star­trails-Bild nach Nor­den gemacht habt, dann wer­det ihr wis­sen, was ich mei­ne. Dar­auf sieht man dann näm­lich, dass aus der Polar­stern einen klei­nen «Kreis­bo­gen» zeich­net und nicht ganz im Zen­trum der Dreh­ach­se steht.

Auch der Polar­stern steht nicht ganz fix, son­dern rotiert ein wenig – im über­tra­ge­nen Sinne.

Um die­se Unge­nau­ig­kei­ten aus­zu­glei­chen, gibt es von Vixen einen spe­zi­el­len Pol­su­cher. Die­ser ermög­licht es, die Aus­rich­tung deut­lich exak­ter vor­zu­neh­men, da man mit ihm nicht nur den Polar­stern bes­ser anvi­sie­ren kann, son­dern die­ser durch ent­spre­chen­de Ein­stel­lung auch sei­ne Exzen­tri­zi­tät berück­sich­ti­gen kann. Dafür stellt man den Monat und die Uhr­zeit mit zwei Dreh­rin­gen ein, dann bringt man den Pol­su­cher mit Hil­fe einer ein­ge­bau­ten Was­ser­wa­ge in Waa­ge und peilt dann ent­we­der den Polar­stern (auf der Nord­halb­ku­gel) oder das Stern­bild Octans (auf der Süd­hab­ku­gel) an. So die Theorie.

Die Pola­rie mit ein­ge­setz­tem Pol-Sucher

Das Anpei­len durch den Pol­su­cher erweist mei­ner Erfah­rung nach im Dun­keln als recht schwie­rig. Die Mar­kie­run­gen in dem Pol­su­cher sind näm­lich ohne Beleuch­tung nicht zu erken­nen und das Bild ist spie­gel­ver­kehrt, so dass ich die Aus­rich­tung als recht müh­sam emp­fand. Man benö­tigt hier auf jeden Fall eine zwei­te Per­son, die mit einer schwa­chen roten Lam­pe schräg von vor­ne in den Sucher leuch­tet, damit man die Mar­kie­run­gen über­haupt erkennt. Es ist mir nicht gelun­gen, mit einer Hand zu leuch­ten und mit der ande­ren die Pola­rie exakt auszurichten.

Mit Hil­fe und ein wenig Gefum­mel habe ich es auf der Nord­halb­ku­gel dann hin­be­kom­men. In der Pra­xis habe ich mich dann aber immer wie­der dabei ertappt, dass ich den Pol­su­cher in der Tasche gelas­sen habe und ein­fach durch das Guck­loch aus­rich­te. Die Ergeb­nis­se waren meist nicht schlechter.

In Peru soll­te nun die Feu­er­tau­fe auf der süd­li­chen Hemi­sphe­re statt­fin­den. Hier nahm ich natür­lich den Pol­su­cher mit, um über­haupt in der Lage zu sein, die Aus­rich­tung anhand des­sen Mar­kie­run­gen für das Stern­bild Okt­ans vorzunehmen.

Auf der Süd­halb­ku­gel ist eine rein opti­sche Aus­rich­tung durch das «Guck­loch» näm­lich viel schwie­ri­ger, da es eben kei­nen «Süd-Polar-Stern» gibt. Den exkak­ten süd­li­chen Him­mels­pol zu fin­den ist selbst für erfah­re­ne Ster­nen­gu­cker immer wie­der eine Herausforderung.

Der Vixen Pol­su­cher bringt hier­für Mar­kie­run­gen für das Stern­bild «Okt­ans» mit, die­se lie­gen eher am Rand des Suchers. Die­ses sehr schwa­che Stern­bild muss man aller­dings erst­mal am Nacht­him­mel fin­den. Uns ist das in Peru lei­der nicht gelun­gen, obo­wohl wir dank unse­rer Astro-Apps ziem­lich genau wuss­ten, wo es ste­hen soll­te. Durch die Nähe unse­res Stand­or­tes zum Äqua­tor, war die­ses Stern­bild bei uns sehr dicht über dem Hori­zont bzw. z.T. durch Ber­ge ver­deckt. Auch die Licht­ver­schmut­zung und ent­spre­chen­de Atmo­sphä­ri­sche Stö­run­gen so dicht über dem Hori­zont taten ihr übri­ges: wir konn­ten es ein­fach nicht aus­ma­chen. Dann nutzt auch die schöns­te Mar­kie­rung im Pol­su­cher nichts.

Hier wird eine der Gren­zen einer jeden Par­al­lak­ti­schen Mon­tie­rung deut­lich: ist man sehr dicht am Äqua­tor bekommt man Pro­ble­me, da die Erd­ro­ta­ti­ons­ach­se sehr flach ver­läuft. Hier fällt es dann oft schwer, die Mon­tie­rung aus­zu­rich­ten, da die Him­mels­po­le zu weit unten ste­hen. Die stei­le Aus­rich­tung der Mon­tie­rung schränkt dann, je nach ver­wen­de­tem Kugel­kopf, auch die Aus­rich­tung der Kame­ra ein. Ähn­li­ches pas­siert, wenn man dicht an den Erd­po­len arbei­tet. Aber wie gesagt, hier­für kann die Pola­rie nichts.

Tol­les Engi­nee­ring, klas­se Design.

Letz­ten Endes haben wir die Pola­rie in Peru dann nach gut Dünk­ten aus­ge­rich­tet. Gut sicht­bar (wenn auch hori­zont-nah) waren die Magel­lan­schen Wol­ken. Kon­stru­iert man aus die­sen bei­den Zwerg­ga­la­xien ein gleich­schenk­li­ges Drei­eck in die rich­ti­ge Rich­tung, so liegt der gedach­te 3. Punkt unge­fähr auf dem Him­mels­süd­pol. Und dar­auf rich­te­ten wir dann aus. Fertig.

LInks die Magel­lan­schen Wol­ken, rechts, im Licht­schein des Ortes und daher nicht wirk­lich aus­zu­ma­chen, der Himmelssüdpol

Die fan­tas­ti­schen Ergeb­nis­se haben mich auf jeden Fall über­zeugt. Das nächs­te Mal las­se ich den Pol­su­cher wahr­schein­lich gleich zuhau­se, wenn ich in eine sol­che Regi­on fahre…

Auch auf der Nord-Halb­ku­gel zei­gen mei­ne Erfah­run­gen, dass man allein durch Anvi­sie­ren des Polar­sterns durch das Guck­loch wirk­lich tol­le Ergeb­nis­se erhält. Liegt die maxi­ma­le Belich­tungs­zeit mit 200mm ganz ohne Mon­tie­rung bei maxi­mal 5 Sekun­den, so kommt man mit der Pola­rie locker auf 90 Sekun­den oder gar mehr. Das ist ein gro­ßer Unterschied.

Die­ses Bild von Andro­me­da habe ich in Nord­de­usch­land auf­ge­nom­men, es ist eine ein­zi­ge Belichtung:

Andro­me­da mit 200mm, f/2.8, ISO 640, 40 Sekunden.

Die längs­te Belich­tungs­zeit, die ihr rea­li­sie­ren könnt, hängt von einer Viel­zahl von Fak­to­ren ab, z.B. der Brenn­wei­te, der Genau­ig­keit der Aus­rich­tung, der Him­mels­rich­tung, in die ihr foto­gra­fiert, der gewünsch­ten Ziel­auf­lö­sung, etc… Ihr soll­tet also auf jeden Fall eini­ge Pro­be­auf­nah­men machen.

Tipp: Es emp­fiehlt sich wei­ter­hin, das Getrie­be der Pola­rie erst­mal «auf Zug zu brin­gen». Wenn ihr z.B. die Rota­ti­ons­rich­tung oder die Aus­rich­tung der Kame­ra geän­dert habt, kann es eini­ge Minu­ten dau­ern, bis ein gewis­ser «Schlupf» im Getrie­be aus­ge­gli­chen ist. Lasst die Pola­rie also am bes­ten 1–2 Minu­ten lau­fen, bevor ihr mit den Pro­be­auf­nah­men startet.

Mit die­ser Metho­de könnt ihr nun schon mit einer ein­zel­nen Belich­tung fan­tas­ti­sche Details am nächt­li­chen Him­mel her­aus­ar­bei­ten, für die ihr sonst einen deut­lich höhe­ren Auf­wand hät­tet betrei­ben müssen.

Möch­tet ihr nun noch mehr «Tie­fe» in Eure Bil­der bekom­men, so könnt ihr die Nach­füh­rung natür­lich mit dem Stack­ing kom­bi­nie­ren. Das heißt, ein­mal aus­ge­rich­tet stellt ihr nach eini­gen Test­auf­nah­men den Inter­vall-Aus­lö­ser an und lasst die Kame­ra meh­re­re Bil­der mit der längs­ten, vor­her aus­pro­bier­ten, Belich­tungs­zeit machen. Im Anschluss «stackt» ihr die­se dann, wie im Foto­schnack beschrieben.

So arbei­ten eigent­lich alle Astro­fo­to­gra­fen auch mit den ganz gro­ßen Mon­tie­run­gen. Die Nach­füh­rung sorgt dafür, dass die Objek­te nicht aus dem Bild­feld ver­schwin­den und ihr ins­ge­samt deut­lich län­ge­re Ein­zel­be­lich­tun­gen machen könnt. Die Stack­ing-Soft­ware rech­net spä­ter die klei­nen Unge­nau­ig­kei­ten zwi­schen den Bil­dern heraus.

Astro-Landschaftsaufnahmen

Mit der vor­ge­stell­ten Tech­nik könnt ihr tol­le Deep-Sky Auf­nah­men machen. Die Andro­me­da Gala­xie oder der Ori­on-Nebel sind klas­se Moti­ve, die in unse­ren Brei­ten ein­fach zu fin­den sind und groß­ar­tig aussehen.

Sol­che Auf­nah­men las­sen aber, bei aller Fas­zi­na­ti­on, irgend­wann ein wenig an Indi­vi­dua­li­tät und Krea­ti­vi­tät mis­sen. Da sie von jedem, der sie auf­nimmt, egal wo auf der Erde er sich befin­det, eher gleich aussehen.

Viel span­nen­der ist es oft, die Umge­bung – sprich Land­schaft – in die Astro-Auf­nah­men mit ein­zu­be­zie­hen. Sei­en es Fel­sen, Bäu­me, eine Wind­müh­le oder ein­fach nur Grä­ser. Die Kom­bi­na­ti­on zwi­schen der cha­rak­te­ris­ti­schen Land­schaft einer bestimm­ten Gegend auf der Erde mit den Him­mels­ob­jek­ten ist eine groß­ar­ti­ge Her­aus­for­de­rung, die zu fan­tas­ti­schen und vor allem sehr viel per­sön­li­che­ren und krea­ti­ve­ren, Bil­dern füh­ren kann.

Hier bekom­men wir aber ein Dilem­ma: arbei­ten wir ohne Nach­füh­rung, so wird zwar alles auf der Erde scharf, die Ster­ne ver­wi­schen aber bei lan­gen Belichtungszeiten.

Nut­zen wir aller­dings die Pola­rie oder einen ande­ren Tra­cker bei «Ster­nen­ge­schwin­dig­keit», so bekom­men wir zwar schar­fe Ster­ne, aber die Land­schaft ver­wischt natür­lich durch die Bewe­gung der Kamera.

240 Sekun­den bei ISO 200 – Tol­le, schar­fe Ster­ne, aber die Land­schaft verwischt…

180mm, 20 Sekun­den bei ISO 3200 – der etwas ver­wisch­te Fel­sen stört nicht.

Die Pleiaden gehen im Nor­den auf – eine Auf­nah­me bei 200mm, 30 Sekun­den und ISO 3200. Ohne Nach­füh­rung unmöglich.

Die Lösung liegt hier, wie so oft, im gol­de­nen Mit­tel­weg. Dafür bringt die Pola­rie einen spe­zi­el­len Modus mit, der es erlaubt, sie mit hal­ber Ster­nen­ge­schwin­dig­keit lau­fen zu las­sen. Dadurch könnt ihr zwar nicht mehr ganz so lan­ge auf die Ster­ne belich­ten, ohne dass sie zu Stri­chen wer­den, aber ich könnt län­ger, als ganz ohne Nach­füh­rung belich­ten und trotz­dem noch sowohl die Ster­ne, als auch den Vor­der­grund unver­wischt abbil­den. Die genaue längs­te Belich­tungs­zeit, die mit die­ser Metho­de mög­lich ist, müsst ihr auch wie­der aus­pro­bie­ren. Sie hängt natür­lich wie­der von den genann­ten Fak­to­ren ab.

Hier eine Auf­nah­me mit hal­ber Ster­nen­ge­schwin­dig­keit, die ich auch in Nord­deutsch­land auf­ge­nom­men habe, bei der sowohl Land­schaft, als auch Milch­stra­ße unver­wischt sind.

Milch­stra­ße auf Feh­marn. 14mm, f/2.8, ISO 640 59 Sekunden.

Fazit

Die Vixen Pola­rie ist aus mei­ner Foto­ta­sche nicht mehr weg­zu­den­ken. Dass ein solch klei­nes Gerät einen solch gro­ßen Effekt haben kann und so viel Spaß machen kann, hät­te ich nicht gedacht. Lan­ge Zeit habe ich das Foto­gra­fie­ren mit einer Astro-Nach­füh­rung auf Rei­sen kate­go­risch aus­ge­schlos­sen, da mir die Nach­füh­run­gen ein­fach zu groß und zu schwer waren. Die Arbeit mit ein­fa­chen und unter Zäh­ne­knir­schen gera­de noch trans­por­ta­blen Gerä­ten, wie dem Mer­lin, ist dar­über hin­aus auch eher kom­pli­ziert, sie sind trotz ihrer Grö­ße weni­ger sta­bil und sie sind sehr anfällig.

Die Pola­rie hin­ge­gen, kommt mit 2 AA Bat­te­rien – vor­zugs­wei­se natür­lich Akkus – aus, wiegt gera­de mal 635 Gramm und ist schon allen von ihrer Bau­wei­se her ein Hin­gu­cker. Auch der optio­na­le Pol­su­cher ist von der Bau­wei­se, Hap­tik und Aus­füh­rung total cool. Lei­der ist er bei der Bedie­nung etwas sper­rig. Dabei kann man ihm natür­lich die Schwie­rig­kei­ten, die wir in Peru auf­grund der Äqua­tor-Nähe nicht anlas­ten, das ist halt so. Dass man auf eine Beleuch­tung ver­zich­tet hat, macht die Bedie­nung ohne Hel­fer aller­dings fast unmög­lich. Dazu kommt, dass der Sucher alles spie­gel­ver­kehrt anzeigt. Das mag für alt­ein­ge­ses­se­ne Astro­no­men kein Pro­blem dar­stel­len (die meis­ten Tele­sko­pe zei­gen ja auch alles spie­gel­ver­kehrt an) aber für den nor­ma­len Foto­gra­fen ist das ver­mut­lich eher ein Frustfaktor… ;-)

Toll wäre, wenn man ein­fach einen han­dels­üb­li­chen Leucht­punkt­su­cher mon­tie­ren könn­te, das hiel­te ich für den bes­ten Kom­pro­miss zwi­schen dem «Guck­loch» und dem hoch­prä­zi­sen Pol­su­cher. Auf der ande­ren Sei­te wird der Pol­su­cher ver­mut­lich dann wert­voll, wenn man auf der süd­li­chen Hemi­sphe­re wei­ter süd­lich unter­wegs ist und das Stern­bild Okt­ans auch wirk­lich aus­ma­chen kann. Dann bekommt man natür­lich eine noch deut­lich exak­te­re Aus­rich­tung, als mit unse­rem Pi*Daumen-Verfahren. Spie­gel­ver­kehrt muss man aller­dings dann gucken können…

Last but not least: Natür­lich kann man mit der Pola­rie auch Zeit­raf­fer-Schwenks machen! Aller­dings eig­net sich dafür nur bedingt die Hoch­kant-Mon­tie­rung auf dem Sta­tiv, da man den Sta­tiv Kugel­kopf dafür dann um 90° kip­pen müss­te und das ganz dadurch an Sta­bi­li­tät ein­büßt. Daher gibt es von Vixen noch einen spe­zi­el­len Time Lap­se Adap­ter, der es erlaubt, die Pola­rie waa­ge­recht auf dem Sta­tiv zu mon­tie­ren. Ein­fa­chen Kame­ra­schwenks im Zeit­raf­fer steht damit dann nichts mehr entgegen.

Natür­lich ist die Pola­rie kei­ne «Bil­lig­wa­re», ich fin­de aber, ihr Preis ist abso­lut gerecht­fer­tigt, für die Qua­li­tät und die Ergeb­nis­se, die man mit ihr bekommt. Auf La Pal­ma habe ich im Ver­gleich ein etwas güns­ti­ge­res Alter­na­tiv-Pro­dukt getes­tet (Nano Tra­cker), das war schon mit einer DX Kame­ra mit Nor­mal­brenn­wei­te über­for­dert und rutsch­te durch. Da hat man dann kei­nen Spaß dran. Ich den­ke gera­de bei sol­chen Anschaf­fun­gen, die man ja nun wirk­lich nur ein­mal tätigt, macht es Sinn auf Qua­li­tät zu set­zen – ansons­ten kauft man ver­mut­lich doppelt.

Habt ihr schon­mal mit einer Astro-Nach­füh­rein­heit Nacht­auf­nah­men gemacht? Wie waren Eure Erfah­run­gen? Ich freue mich über Eure Kommentare!

Wenn ihr ohne­hin bei Ama­zon bestellt, unter­stützt ihr mich wie immer, wenn ihr über mei­ne Links geht – dort fin­det ihr auch die aktu­el­len Preise:

Dis­clai­mer: Die Pola­rie wur­de mir inklu­si­ve Pol­su­cher und Time Lap­se Adap­ter freund­li­cher­wei­se von der Fir­ma Vixen zur Ver­fü­gung gestellt. Auf ihrer Home­page fin­det ihr wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Pola­rie und ihrem Zubehör.

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