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Wir brauchen Geld

«Jua­nes – sag mal, wie kom­men wir hier an Geld?» Nico und ich ste­hen vor dem Rezeptionisten.

«Ach, wenn’s wei­ter nichts ist, Jungs. Setzt Euch ein­fach in das Boot nach Mar­ge­ri­ta, als Hotel­gäs­te könnt ihr kos­ten­los fah­ren, dann schnappt ihr Euch ein Taxi nach Por­la­mar, holt Geld und zum Mit­tag­essen seid ihr zurück!»

Kos­ten­los mit dem Boot rüber­fah­ren – das hört sich ja zu schön an, um wahr zu sein! Was hat­ten wir Rami­rez noch gezahlt? Ich darf gar nicht dar­über nachdenken… 

Schon nach den ers­ten zwei Tagen auf Coche Island war uns klar, dass wir ver­län­gern und auch die rest­li­che Zeit noch hier ver­brin­gen wollen.

So per­fek­te Bedin­gun­gen zum Kitesur­fen wie hier, bekom­men wir so schnell nicht wieder.

Fast zu schön, um wahr zu sein…

«Sag mal,» fra­ge ich «kön­nen wir unser Zim­mer eigent­lich noch verlängern?»

Ein Grin­sen legt sich auf sein Gesicht. «Klar» sagt er. «Wie lan­ge wollt ihr denn?»

«Naja, wie lan­ge brau­chen wir denn von hier um nach Cara­cas zu kom­men? Boot nach Mar­ga­ri­ta – Fäh­re nach Cumaná – Bus über Puer­to la Cruz nach Cara­cas – Bus zum Flug­ha­fen…» bei Erwäh­nen der gan­zen Sta­tio­nen, die wir ja größ­ten­teils auf die­ser Rei­se schon durch­lau­fen haben, mer­ke ich, dass ich über­haupt kei­ne gro­ßen Ambi­tio­nen habe, den gan­zen Schleif noch­mal mit­zu­ma­chen. Hier ist es gera­de so wun­der­schön ent­span­nend… An Nicos Gesicht sehe ich, dass er offen­bar ähn­lich denkt. Für die­se Rei­se haben wir bereits genug Aben­teu­er auf Bus­fahr­ten erlebt

In die­sem Moment fragt Jua­nes: «War­um fliegt ihr nicht von Mar­ga­ri­ta nach Caracas?» 

«Äh – naja, also jetzt noch einen Flug, das ist uns zu teuer…»

«Teu­er? Quatsch. Der Flug von Mar­ga­ri­ta kos­tet pro Per­son 100.000 Bvs., was über­legt ihr da lange?»

«100.000 nur?»

«Ja, ist nur ne hal­be Stun­de – dann seid ihr da!»

100.000 Bvs – und nur eine hal­be Stun­de. Nico und ich schau­en uns an. Ich sage auf Deutsch: «Das ist soviel wie wir Rami­rez für die Boots­fahrt hier­her bezahlt haben!»

«Erin­ner’ mich nur nicht dar­an!» sagt er nur.

Der Preis wäre echt okay. Da kann man nichts sagen. 

«Kannst Du uns zwei Flü­ge für Frei­tag mor­gen besor­gen? Wir müs­sen nur auf jeden Fall nach­mit­tags spä­tes­tens in Cara­cas am Flug­ha­fen sein!»

Wenn das klap­pen wür­de, das wäre ja geni­al! Wir könn­ten am Don­ners­tag gemüt­lich nach El Yaque über­zu­set­zen, da noch eine Nacht ver­brin­gen und dann ent­spannt mor­gens den Flie­ger neh­men. Die gan­ze War­te­rei auf Fäh­re und Bus und den gan­zen Stress in Cara­cas könn­ten wir uns spa­ren und hät­ten mehr Zeit hier im Paradies :-)

«Kein The­ma, Jungs – ich tele­fo­nier’ nach­her mal ein bisschen.»

«Per­fekt! Danke!»

«So, jetzt seht zu, dass ihr zum Strand kommt – das Boot legt gleich ab, ich will schließ­lich das Geld für die rest­li­chen Tage haben!» sagt Jua­nes und zwin­kert uns zu.

Gesagt, getan. Wir gehen an den Strand, stei­gen in das Boot und set­zen tat­säch­lich kos­ten­los über. Am Anle­ger ste­hen Taxis bereit und wir fah­ren mit unse­rem letz­ten Geld nach Porlamar.

Por­la­mar ist die Haupt­stadt Isla Mar­ga­ri­tas und hat knapp 100.000 Ein­woh­ner. Nach der Ruhe auf Coche ist das für mich hier schon wie­der zu viel Trou­bel. Nico gefällt es. Es gibt vie­le güns­ti­ge Geschäf­te, aller­dings größ­ten­teils auf Tou­ris­mus ausgelegt. 

Recht schnell fin­den wir eine Bank und – oh Wun­der – der Auto­mat gibt uns sogar das von uns geor­der­te Geld. Heu­te ist unser Glücks­tag. Mit fri­schem Bar­geld ver­sorgt, las­sen wir es uns nicht neh­men, doch noch durch eini­ge Geschäf­te zu gehen. Die Prei­se sind ein­fach zu ver­lo­ckend. Dem ent­spre­chend kau­fen wir dann auch noch eini­ge güns­ti­ge Boards­horts – wenn man die Prei­se dafür in Deutsch­land kennt…

In der Tat sind wir dann auch pro­blem­los gegen zwei Uhr wie­der zurück auf unse­rer Insel und kön­nen so sogar noch den gan­zen Nach­mit­tag auf dem Was­ser ver­brin­gen. Die kon­stan­ten Bedin­gun­gen und die drei Tage Trai­ning las­sen uns gute Fort­schrit­te machen. Nico macht die ers­ten Sprün­ge und ich übe mich an diver­sen Tricks. 

Nico genießt das spie­gel­glat­te Wasser

Aus­ge­hak­ter Railey

Abends bekom­men wir dann wie­der eine «Lehr­stun­de» von den Pro­fis – da macht es auch Spaß, ein­fach mal nur zuzuschauen!

Es ist aber auch nicht kaputtzukriegen…

Ein Groß­ar­ti­ges Bild, wie ich finde :-)

Als wir wie­der im Hotel sind führt uns unser ers­ter Weg gleich zu Juanes.

«Wie sieht’s aus? Hast Du Flü­ge orga­ni­sie­ren können?»

«Ja, klar, kein Pro­blem. Ich war­te nur noch auf eine Rück­be­stä­ti­gung. Macht Euch kei­ne Sor­gen, das klappt schon!»

Hmm, war­um befrie­digt mich die Aus­sa­ge nicht? Na, wir wer­den sehen…

«Äh – Jungs – habt ihr das Geld für die rest­li­chen Tage? Dann könn­ten wir das doch gera­de schon­mal regeln…»

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