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Meine Gedanken zum Adobe Lightroom Classic Abo-Modell

Sel­ten hat eine Soft­ware-Fir­ma sich so unge­schickt ver­hal­ten wie Ado­be bei der Ein­füh­rung der «Crea­ti­ve Cloud» und danach bei der sinn­lo­sen Umbe­nen­nung von Ligh­t­room in Ligh­t­room Clas­sic. Vie­le stö­ren sich auch an dem Zwang zum Miet­mo­dell. Der Unmut der Benut­zer ist groß, die Unsi­cher­heit auch. Heu­te möch­te ich das gan­ze mal etwas sor­tie­ren und ein paar per­sön­li­che Gedan­ken zu dem The­ma loswerden.

Bevor wir zum The­ma «Soft­ware-Abo» vs. «Kauf­ver­si­on» kom­men, möch­te ich noch ein­mal ver­deut­li­chen, was Ado­be da eigent­lich ange­rich­tet hat.

Um den Arti­kel etwas zu bebil­dern, zei­ge ich euch eini­ge Impres­sio­nen aus dem Pant­anal an der Brasilianisch/Bolivianischen Gren­ze, die auf mei­ner Boli­vi­en XXL-Tour ent­stan­den sind.

Das große Missverständnis

Erst ges­tern schrieb ein Leser auf mei­nen Arti­kel zur Per­for­mance-Ver­bes­se­rung bei Ligh­t­room in den Kommentaren:

Alles gut und schön doch muss ich dann auf CC wech­seln und mei­ne Bil­der in dem Irgend­wo in der Cloud able­gen. Das aber will ich nicht, und somit ist aller Fort­schritt Maku­la­tur für mich.

Die­se und ähn­li­che Aus­sa­gen höre ich immer wie­der, und sie fußen auf einem Miss­ver­ständ­nis, das Ado­be fahr­läs­sig in die Welt gesetzt hat, als sie ihre Pro­dukt-Rei­he «Crea­ti­ve Cloud» genannt haben. Vie­le User den­ken, sie müss­ten ihre Bil­der dafür in die «Cloud» hoch­la­den und ver­lö­ren dadurch die Hoheit darüber.

Den wirt­schaft­li­chen Scha­den, den ihr Mar­ke­ting durch die­se Anein­an­der­rei­hung von gro­ben Feh­lern ver­ur­sacht hat, muss Ado­be selbst aus­ba­den, da fehlt mir auch jedes Mit­leid. Dass aber die lang­jäh­ri­gen und meist auch treu­en Nut­zer dadurch ver­är­gert und ver­un­si­chert wer­den fin­de ich schon mehr als ärgerlich.

Hier mei­ne Ant­wort auf den Kom­men­tar oben, noch ein­mal für alle:

Es ist so bit­ter, dass Ado­be die Kom­mu­ni­ka­ti­on hier der­art ver­geigt hat und sich die­se Mei­nung doch so hart­nä­ckig bei Vie­len fest­ge­setzt hat. Da kann man mal sehen, was schlech­tes Mar­ke­ting bewir­ken kann.

Zum Glück ist das aber ein Irr­glau­be – das aktu­el­le Ligh­t­room Clas­sic hat mit der Cloud erst­mal gar nichts zu tun. Es ist ein­fach der Nach­fol­ger von Ligh­t­room 6. Das ein­zi­ge, was sich geän­dert hat ist, dass man monat­lich (oder jähr­lich zahlt), also das Kauf­mo­dell auf ein Abo-Modell umge­stellt wur­de. Die Bil­der blei­ben wei­ter­hin lokal auf Dei­nem Rech­ner, der Kata­log bleibt lokal, Ligh­t­room sieht aus wie vor­her – an all­dem ändert sich nichts.

Auch Pho­to­shop CC, Pre­mie­re Pro CC, Inde­sign CC usw., also alle ande­ren Appli­ka­tio­nen, die in dem «CC»-Programm ent­hal­ten sind, lau­fen lokal und haben mit «Cloud» erst­mal gar nichts am Hut. Es ist ein­fach eine unge­schick­te Benen­nung sei­tens Ado­be. CC ist ein­fach der neue Name für die alte «Crea­ti­ve Suite» (CS) von der man sich offen­bar mit dem ach so hip­pen Cloud Begriff abset­zen wollte.

Um die Ver­wir­rung kom­plett zu machen: ein ganz neu­es Pro­dukt, wel­ches wirk­lich in der Cloud läuft, hat man dann zunächst auch noch Ligh­t­room CC genannt – und damit dem alten Ligh­t­room den Namen geklaut und ihm die­sem neu­en tat­säch­li­chen Cloud Pro­dukt angeheftet.
Update: Mitt­ler­wei­le hat Ado­be die­ses Pro­dukt in Ado­be Pho­to­shop Ligh­t­room umbe­nannt, was es auch nicht bes­ser macht.

Nur die­ses neue Ado­be Pho­to­shop Ligh­t­room (CC) erfor­dert, dass Du Dei­ne Bil­der in die Cloud hoch­lädst. Des­we­gen las­sen wir am bes­ten die Fin­ger davon. Es funk­tio­niert so ähn­lich, wie die Mobi­le- oder Web-Ver­si­on von Ligh­t­room. Hat aber (außer dem geklau­ten Namen) nichts mit dem Desk­top-Ligh­t­room, wie wir es ken­nen, nut­zen und mögen, zu tun – die­ses heißt jetzt halt Ligh­t­room Clas­sic und hat eben wei­ter­hin nix mit Cloud zu tun.

Ich hof­fe, ich konn­te da mal etwas Licht ins Dun­kel brin­gen, wenn Ado­be das schon nicht hinbekommt.

Update: Mitt­ler­wei­le gibt es eine Sei­te, auf der Ado­be die ein­zel­nen Pro­dukt­va­ri­an­ten und Abo­mo­del­le in der Über­sicht dar­stellt.

 

Pant­anal, Brasilien

Ja, es ist ärger­lich und am Anfang habe ich mich auch sehr über die­se gan­ze Sache geär­gert. Wenn man sich aber mal klar gemacht hat, was wirk­lich dahin­ter steckt – näm­lich letz­ten Endes nur eine unge­schick­te Umbe­nen­nung und die Plat­zie­rung eines neu­en Cloud-Pro­duk­tes (wel­ches mei­ner Mei­nung für ambi­tio­nier­te Foto­gra­fen nach wie vor kei­ne attrak­ti­ve Lösung ist) dann bleibt eigent­lich alles beim Alten. Außer, dass man Ligh­t­room nicht mehr kau­fen kann, son­dern mie­ten bzw. abon­nie­ren muss.

Abo vs. Kauf

Und hier kommt dann der nächs­te Auf­re­ger – die Aller­meis­ten sträu­ben sich beim The­ma Soft­ware-Abo und wol­len das lie­ber nicht.  Ich kann nach­voll­zie­hen, das der Gedan­ke, sich hier in eine Abhän­gig­keit zu bege­ben, unan­ge­nehm ist. Des­we­gen möch­te ich an die­ser Stel­le noch eini­ge wei­te­re Gedan­ken zu dem The­ma Soft­ware-Abo los­wer­den und viel­leicht mal ein paar Argu­men­te ein­brin­gen, die oft ver­nach­läs­sigt werden.

Ich selbst bin ja Soft­ware-Ent­wick­ler und bie­te bei mei­nem LRTi­mel­ap­se kein Abo Modell an, son­dern ein Modell, bei dem ca. alle 2 Jah­re ein kos­ten­pflich­ti­ges Upgrade erscheint. So ähn­lich war es vor «CC» bei Ado­be ja auch.

Aus der Erfah­rung her­aus kann ich euch sagen: egal wie man es als Soft­ware-Anbie­ter macht, es gibt immer User, denen das eine oder das ande­re Modell lie­ber ist.

Inter­es­san­ter­wei­se bin ich aber sowohl als User als auch als Ent­wick­ler der Mei­nung, dass ein Abo-Modell durch­aus auch eini­ge Vor­tei­le hat.

War­um ich es dann bei mei­ner Soft­ware nicht so hand­ha­be? Das hat zum einen den Grund, dass der Ver­wal­tungs­auf­wand für mich bei einem Abo-Modell deut­lich höher wäre und der zwei­te, dass vie­le User es inter­es­san­ter­wei­se eben nicht möch­ten, obwohl sie dadurch eigent­lich Vor­tei­le hätten.

Lasst mich das mal erklä­ren. Bei dem Kauf-Modell muss man als Ent­wick­ler per­ma­nent tol­le neue Funk­tio­nen zurück­hal­ten und sam­meln, um nach 2 Jah­ren wie­der genug «Stoff» für ein kos­ten­pflich­ti­ges Update zu haben (irgend­wann muss man als Soft­ware-Anbie­ter auch Geld ver­die­nen, ich glau­be das steht außer Fra­ge). Bei einem Abo-Modell hin­ge­gen, könn­ten die User also schon viel frü­her von die­sen Funk­tio­nen pro­fi­tie­ren, die Ver­öf­fent­li­chung von Neue­run­gen ver­teilt sich viel regel­mä­ßi­ger – sie kom­men dann, wenn sie ent­wi­ckelt wurden.

Ein wei­te­rer Aspekt: bei einem Kauf-Modell pro­fi­tie­ren die User, die zum Anfang des Zyklus kau­fen, län­ger von kos­ten­lo­sen Updates, als die, die gegen Ende kau­fen. Da kann man noch so groß­zü­gi­ge Über­gangs­sze­na­ri­en anbie­ten, es wird immer User geben, die kurz vor­her gekauft haben und sich dadurch dann unge­recht behan­delt füh­len. Bei einem Abo-Modell zahlt jeder für die glei­che Nut­zungs­dau­er das glei­che – eigent­lich das fai­re­re Modell.

Ich habe oft den Ein­druck, dass eines der wich­tigs­ten Argu­men­te gegen ein Abo-Modell ist, dass die User Ver­sio­nen aus­las­sen wol­len – im End­ef­fekt geht es dann ein­fach dar­um Geld zu spa­ren und dem Anbie­ter ein Schnipp­chen zu schla­gen. Liegt glau­be ich in der Natur des Men­schen und ist auch okay – aller­dings muss man auch die ande­re Sei­te sehen – denn es wird ja trotz­dem erwar­tet, dass die Soft­ware in der Zwi­schen­zeit wei­ter­ent­wi­ckelt wird, neue Kame­ras und Funk­tio­nen unter­stützt wer­den und so wei­ter. Und war­um soll­te das sei­tens des Anbie­ters umsonst erfolgen?

Pant­anal, Brasilien

Software und der Verfall

Vie­le sit­zen auch dem Trug­schluss auf, dass eine Soft­ware die sie heu­te kau­fen, unend­lich lang funk­tio­nie­ren wür­de. Die Pra­xis sieht aber lei­der anders aus: neue Betriebs­sys­tem-Ver­sio­nen erfor­dern Anpas­sun­gen, neue Kame­ras erfor­dern Anpas­sun­gen. Ein Com­pu­ter ist heu­te alles ande­re als ein sta­ti­sches Gebil­de – ohne Updates wird er in eini­gen Jah­ren nicht mehr laufen.

Betriebs­sys­te­me müs­sen schon allein aus Sicher­heits­grün­den aktua­li­siert wer­den. Ich fin­de es nicht fair, von einem Soft­ware­her­stel­ler zu erwar­ten, dass er über Jah­re hin­weg umsonst Updates lie­fern soll, um eine Soft­ware aktu­ell zu hal­ten, nur weil man vor Jah­ren mal dafür gezahlt hat.

Lightroom Classic

Aber zurück zu Ado­be: mit den letz­ten Ligh­t­room Clas­sic Updates hat Ado­be aus mei­ner Sicht gezeigt, dass sie die Wei­ter­ent­wick­lung von Ligh­t­room Clas­sic und das Feed­back der User zum The­ma Per­for­mance ernst neh­men. Sie haben in zwei Ite­ra­tio­nen signi­fi­kan­te Per­for­mance Ver­bes­se­run­gen rea­li­siert, ohne, dass wir als User dar­auf wei­te­re 2 Jah­re war­ten mussten.

Wei­ter­hin gab es bei jedem Ligh­t­room-Update seit der Ein­füh­rung des Abo-Modells auch neue Funk­tio­nen, das war bei kei­ner vor­he­ri­gen Ver­sio­nen bis Ligh­t­room 6 der Fall. Für die Kauf-Soft­ware gab es in der Ver­gan­gen­heit aus­schließ­lich alle 2 Jah­re bei der Ein­füh­rung einer neu­en «gro­ßen» Ver­si­on neue Funktionen.

Was kommt danach?

Kom­men wir zum letz­ten Trugschluss:

Vie­le argu­men­tie­ren, dass sie, wenn sie das Abo kün­di­gen wür­den, alle ihre Bear­bei­tun­gen ver­lie­ren wür­den und nicht mehr auf ihre Bil­der zugrei­fen könn­ten. Auch das ist falsch.

Bei der Ligh­t­room-Abo-Ver­si­on könnt ihr, wenn ihr sie gekün­digt habt, wei­ter­hin im Biblio­theks­mo­dul der Soft­ware eure ent­wi­ckel­ten Bil­der anse­hen und auch expor­tie­ren (z.B. als TIFF oder JPG). Was dann nicht mehr geht, ist das Ent­wi­ckeln-Modul – und zwar solan­ge, bis ihr das Abo fort­führt. Das heißt im Umkehr­schluss: selbst, wenn ihr nicht zahlt, habt ihr nach wie vor die leis­tungs­fä­hi­ge Bild­ver­wal­tung von Ligh­t­room, könnt expor­tie­ren und sogar die sog. «Ad-hoc» Ent­wick­lung in der Biblio­thek nut­zen. Das sind rudi­men­tä­re Bear­bei­tungs­funk­tio­nen, die man­chen Nut­zern sogar aus­rei­chen mögen. Hier gibt es einen aus­führ­li­chen Arti­kel zum The­ma «Ligh­t­room ganz legal kos­ten­los nut­zen» (Dan­ke AndyF_HH für den Tipp zu die­sem Arti­kel in den Kommentaren).

Bei einer ver­al­te­ten, nicht mehr sup­port­e­ten Kauf­ver­si­on kann es euch hin­ge­gen von heu­te auf mor­gen pas­sie­ren, dass ihr sie plötz­lich, z.B. auf­grund eines Betriebs­sys­tem-Updates, gar nicht mehr nut­zen könnt.

Pant­anal, Brasilien

Fazit

Ich fin­de das Abo-Modell von Ado­be – ins­be­son­de­re im sog. Foto­gra­fie-Abo, wel­ches Ado­be Ligh­t­room Clas­sic und Ado­be Pho­to­shop ein­schließt, eigent­lich ein ziem­lich fai­res Modell: immer­hin setzt es Kos­ten und Nut­zen in Rela­ti­on zueinander.

Und auch im Ver­gleich zu Kon­kur­renz­pro­duk­ten wie Cap­tu­re One (29 € pro Monat Mie­te oder 349 € Kauf) ist das das Foto-CC Abo ver­hält­nis­mä­ßig güns­tig mit 11,89 € pro Monat, zumal es eben nicht nur Ligh­t­room son­dern auch Pho­to­shop enthält.

Wenn ihr heu­te noch auf Ver­si­on 6 oder älter seid, über­legt euch, ob das Abo wirk­lich so schlimm ist, wie vie­le immer sagen. Ihr bezahlt dabei für einen Zeit­raum, in dem ihr die Soft­ware nut­zen könnt und wäh­rend­des­sen ihr regel­mä­ßig mit rele­van­ten Updates ver­sorgt wer­det, die ech­te Ver­bes­se­run­gen brin­gen. Neue Kame­ras wer­den unter­stützt, de Per­for­mance signi­fi­kant ver­bes­sert, Feh­ler beho­ben, Sicher­heits­lü­cken geschlos­sen, die Per­for­mance ver­bes­sert und neue Funk­tio­nen implementiert.

Bil­der zu orga­ni­sie­ren und zu bear­bei­ten ist für mich im krea­ti­ven Pro­zess genau­so wich­tig, wie das Foto­gra­fie­ren. Wenn man bedenkt, wie viel Geld für Kame­ras und Objek­ti­ve aus­ge­ben wird, ver­wun­dert mich doch die Hef­tig­keit der Dis­kus­sio­nen über Soft­ware Prei­se immer wie­der. 140€ im Jahr, um alle Bedürf­nis­se bezüg­lich Bild­or­ga­ni­sa­ti­on und ‑bear­bei­tun­gen abge­deckt zu haben ist im Ver­gleich zu ande­ren Aus­ga­ben, die das Hob­by Foto­gra­fie mit sich bringt, nicht zu viel.

Und um eines ganz deut­lich zu sagen: ich habe kei­ner­lei wirt­schaft­li­che Ver­bin­dung zu Ado­be – fin­de vie­les was sie tun ein­fach nur unge­schickt und ärger­lich. Kämp­fe gegen Wind­müh­len, wenn ich Wün­sche bezüg­lich LRTi­mel­ap­se habe. Noch nicht eine ein­zi­ge mei­ner Anfor­de­run­gen dies­be­züg­lich wur­de erfüllt. Ich bin also ein ganz nor­ma­ler User der monat­lich sein Abo zahlt – aber ich ver­su­che bei mei­ner Beur­tei­lung der Din­ge auch immer etwas hin­ter die Kulis­sen zu schau­en und hof­fe, ich konn­te euch mit die­sem Arti­kel auch etwas dazu anregen.

Bezug

Da die rich­ti­ge Opti­on auf der Ado­be Sei­te recht schwer zu fin­den ist in dem gan­zen Kud­del­mud­del der Nomen­kla­tu­ren, hier noch ein­mal der Hin­weis, wo es das rich­ti­ge Ligh­t­room Clas­sic / Pho­to­shop Abo gibt.

Und zwar auf die­ser Sei­te direkt bei Ado­be. Dort müsst ihr das Foto-Abo (20 GB) auswählen.

Hier sind dann Ligh­t­room Clas­sic, Pho­to­shop ent­hal­ten. Dazu noch das neue, eigent­lich unnö­ti­ge Pho­to­shop Ligh­t­room und 20 GB Cloud Spei­cher, die ihr auch nicht braucht.

Alter­na­tiv gibt’s das glei­che auch bei Ama­zon zu kau­fen.

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