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Blaue Stunde und Nachtfotografie – Diana lernt Fotografieren – Folge 8

Was muss ich beach­ten, wenn ich die­se schö­nen Bil­der der Blau­en Stun­de foto­gra­fie­ren möch­te? Wie macht man ein­drucks­vol­le Nacht­auf­nah­men? Die­sen Fra­gen gehen wir in der heu­ti­gen Fol­ge von «Dia­na lernt Foto­gra­fie­ren» nach.

Zum Ver­ständ­nis die­ser Fol­ge wer­den min­des­tens die bei­den letz­ten Fol­gen vor­aus­ge­setzt: Foto­gra­fie­ren im M‑Modus und Das His­to­gramm. Alle bis­he­ri­gen Fol­gen fin­det ihr hier.

Neu: Diana lernt Fotografieren – als Buch oder E‑Book!

Voll­stän­dig über­ar­bei­tet, der kom­plet­te Work­flow von der Aus­wahl der rich­ti­gen Kame­ra bis hin zur Bear­bei­tung und Orga­ni­sa­ti­on der Bil­der am Rech­ner. Drei­mal so umfang­reich wie die alte Online-Serie!

Dia­na: Ich habe ja nun sowohl aus der Hand als auch im M‑Modus vom Sta­tiv schon viel geübt, so wie wir es in den letz­ten Fol­gen bespro­chen haben.  Immer wie­der rufe ich mir dazu auch Dei­ne Tipps für Bild­ge­stal­tung mit Schär­fe­ver­lauf und Per­spek­ti­ve und zum Gol­de­nen Schnitt ins Gedächt­nis. Auch die ers­ten Ver­su­che auf dem Sta­tiv im M‑Modus habe ich hin­ter mir. Ich weiß, wie ich das His­to­gramm zu lesen habe und kann so auch mit schwie­ri­gen Belich­tungs­si­tua­tio­nen umgehen.

Was mich nun aber end­lich bren­nend inter­es­siert ist, wie ich so tol­le «Blaue Stun­de» Bil­der hin­be­kom­men, so wie Du sie oft machst.

Was macht eigentlich die Blaue Stunde aus?

Gun­ther: Ein span­nen­des The­ma, und eigent­lich gar nicht so schwer. Aber lass uns doch zunächst ein­mal dar­über spre­chen, was die Blaue Stun­de ist und war­um man zu der Zeit so tol­le Fotos machen kann. Hast Du eine Idee?

Dia­na: Soweit ich weiß, ist das kurz nach Son­nen­un­ter­gang, da färbt sich der Him­mel blau. Aber war­um das so ist, das weiß ich auch nicht so genau…

Gun­ther: Ja, aber blau erscheint der Him­mel ja tags­über auch schon. Aber Du hast schon recht, das Blau zur Blau­en Stun­de hat eine ande­re phy­si­ka­li­sche Ursa­che als am Tag und daher eine ande­re spek­tra­le Zusam­men­set­zung – daher ist die Wir­kung die­ses Lichts auch anders, als tags­über. Dazu kommt, dass es zu dem Zeit­punkt dann ja auch schon fast dun­kel ist – das heißt, der Him­mel erscheint ganz dun­kel­blau, beson­ders gut ist das dann auf unse­ren Fotos zu sehen.

Wenn Du ganz genau wis­sen willst, wie die­ser Effekt zustan­de kommt, emp­feh­le ich die­sen Wiki­pe­dia-Arti­kel dazu, ich zitie­re mal:

Das Him­mels­blau wäh­rend des Tages wird durch die Ray­leigh-Streu­ung ver­ur­sacht, auf­grund derer mehr Licht kür­ze­rer Wel­len­län­ge – also blau­es Licht – gestreut wird. Wenn das Son­nen­licht im Ver­lauf der Däm­me­rung immer schrä­ger ein­fällt und einen län­ge­ren Weg durch die Erd­at­mo­sphä­re nimmt, ist immer mehr Licht bereits her­aus­ge­streut, bevor es den Him­mel über dem Ort der Däm­me­rung errei­chen kann. Da dies ins­be­son­de­re für das blaue Licht gilt, wür­de das dazu füh­ren, dass der Him­mel im Zenit nach Son­nen­un­ter­gang eher gelb­lich oder grün­lich wäre. Mit dem schrä­gen Licht­ein­fall hat das Licht aber auch einen län­ge­ren Weg durch die Ozon­schicht in 15 bis 30 Kilo­me­ter Höhe, wes­halb ein Effekt zum Tra­gen kommt, der sich wäh­rend des Tages nicht bemerk­bar macht, da er deut­lich schwä­cher als die Ray­leigh-Streu­ung ist, näm­lich die Chap­puis-Absorp­ti­on.

Dia­na: Äh – ja.

Gun­ther: Zum Glück müs­sen wir die­se gan­zen phy­si­ka­li­schen Hin­ter­grün­de nicht so genau ken­nen. Wich­tig für uns Foto­gra­fen ist eigent­lich nur zu wis­sen, dass die Blaue Stun­de eine gewis­se Zeit nach dem Son­nen­un­ter­gang stattfindet.

Dia­na: Und mor­gens? Gibt es sie da auch?

Gun­ther: Ja, mor­gens, vor Son­nen­auf­gang gibt es die­sen Effekt auch. Meist nennt man es dann nicht Blaue Stun­de, aber die Blau­fär­bung ist auch wäh­rend der Mor­gen­däm­me­rung zu beobachten.

Aber schau­en wir uns doch ein­mal einen sol­chen Ver­lauf eines eher grau­en Ham­bur­ger Nach­mit­tags und Abends an:

Nach­mit­tags – die dich­te Wol­ken­de­cke lässt alles eher grau erscheinen…

Begin­nen­de Blaue Stunde

Höhe­punkt der Blau­en Stun­de, die schö­ne Beleuch­tung der Ham­bur­ger Spei­cher­stadt har­mo­niert per­fekt mit dem Blau des Him­mels und sei­ner Spie­ge­lung im Wasser

Vor­bei – die Blau­tö­nung ist weg, es bleibt die eher schmut­zi­ge Far­be des am Him­mel reflek­tier­ten Kunstlichts.

Wann findet die Blaue Stunde statt?

Dia­na: Ok – wann fin­det die Blaue Stun­de denn nun genau statt?

Gun­ther: Wann genau, hängt vor allem von der geo­gra­fi­schen Brei­te ab. Auch ihre Dau­er hängt ganz ent­schei­dend davon ab, wie weit nörd­lich oder süd­lich wir uns auf der Erde befin­den. Nah am Äqua­tor gibt es eigent­lich kei­ne Blaue Stun­de; da geht der Son­nen­un­ter­gang sehr schnell und es wird dann sofort dun­kel. Je wei­ter vom Äqua­tor wir uns jedoch ent­fer­nen, des­to län­ger dau­ert die Blaue Stunde.

Dia­na: Wie ist es denn bei uns hier in (Nord-)Deutschland?

Gun­ther: In der Regel fängt bei uns die Blaue Stun­de ca. eine hal­be Stun­de nach Son­nen­un­ter­gang an und dau­ert dann unge­fähr eine drei­vier­tel Stun­de. In die­ser Zeit wird der Him­mel dann immer dunk­ler und er färbt sich tiefblau.

Dia­na: Und wenn ich es für die Pla­nung mei­ner Auf­nah­men genau wis­sen will?

Gun­ther: Es gibt eini­ge Apps für das Smart­phone, die Dir in Abhän­gig­keit des geo­gra­phi­schen Stand­punkts genau aus­rech­nen, wann Du mit der Blau­en Stun­de rech­nen kannst und wie lan­ge sie dauert.

Dia­na: Hast Du da spe­zi­el­le Empfehlungen?

Gun­ther: Ich habe schon eini­ge die­ser Apps aus­pro­biert. Lei­der zei­gen vie­le die Zei­ten nicht rich­tig an son­dern star­ten die Blaue Stun­de direkt mit dem Son­nen­un­ter­gang, das ist dann nicht ganz rich­tig. Eine kos­ten­lo­se App für Android die sehr gut funk­tio­niert ist z.B. Exsa­te Gol­den Hour.

Dia­na: Was ist mit dem Wet­ter? Spielt das auch eine Rolle?

Gun­ther: Das Wet­ter spielt immer eine Rol­le :-) Aber im Zusam­men­hang mit der Blau­en Stun­de viel­leicht nicht so, wie die meis­ten den­ken. Auch bei «mie­sem» Wet­ter erge­ben sich oft zur Blau­en Stun­de sehr schö­ne Foto-Mög­lich­kei­ten. Oft die schöns­ten des gan­zen (grau­en) Tages. Die Blau­tö­nung erfolgt unab­hän­gig davon, ob der Him­mel bewölkt ist oder nicht.

Dia­na: Okay, dann weiß ich jetzt, wann ich los muss. Was muss ich denn noch beachten?

Gun­ther: Beson­ders inter­es­sant wirkt die Blaue Stun­de natür­lich, wenn dazu dann noch künst­li­che Licht­quel­len kom­men, z.B. in der Stadt. Die­se Lich­ter erschei­nen dann auf den Fotos im Ver­gleich Oran­ge. Und Oran­ge und Blau sind Kom­ple­men­tär­far­ben, die zusam­men sehr har­mo­nisch wirken.

Ein wei­te­rer Aspekt durch den sich die Blaue Stun­de aus­zeich­net ist, dass die Kon­tras­te hier ver­hält­nis­mä­ßig gering sind.

Dia­na: Wie kommt das denn?

Gun­ther: Direkt nach dem Son­nen­un­ter­gang ist der Him­mel noch recht hell, aber wir haben ziem­lich dunk­le Schat­ten. In der Stadt sind die Häu­ser, die sich vor dem Him­mel abzeich­nen im Ver­gleich zum Him­mel sehr dun­kel, das heißt, wir haben sehr star­ke Kontraste.

Je dunk­ler es nun wird, umso dunk­ler wird der Him­mel im Ver­gleich zum Rest. Zusätz­lich gehen dann irgend­wann die Lich­ter an. Die Kon­tras­te wer­den noch gerin­ger. Zum Höhe­punkt der Blau­en Stun­de sind die Kon­tras­te am gerings­ten, die Bil­der sehen am har­mo­nischs­ten aus.

Sehr schön kannst Du das auf den His­to­gram­men Dei­ner Bil­der beob­ach­ten. Über das His­to­gramm haben wir ja in der letz­ten Fol­ge gespro­chen. Zum Höhe­punkt der Blau­en Stun­de, ist das His­to­gramm oft am schmals­ten, das heißt, es ist weder links noch rechts viel abge­schnit­ten, da der Him­mel und die Kunst­lich­ter sich von ihrer Hel­lig­keit her unge­fähr die Waa­ge halten.

Hier noch ein Beispiel:

Begin­nen­de Blaue Stunde

Höhe­punkt der Blau­en Stunde

Schon wie­der fast vorbei

Wie fotografiere ich die Blaue Stunde?

Dia­na: So, dann lass es uns noch ein­mal gemein­sam durch­ge­hen: Ich stel­le die Kame­ra auf mein Sta­tiv, und stel­le die Belich­tung ein. Dazu neh­me ich den A‑Modus erst ein­mal zur Hil­fe, um einen Anhalts­punkt zu haben und wechs­le dann in den M‑Modus.

Gun­ther: Genau. So kannst Du es machen, so hat­ten wir es ja auch in Fol­ge 6 bespro­chen. Um auf einen unge­fäh­ren Aus­gangs­wert für die wei­te­ren Pro­be­auf­nah­men zu kom­men, kannst Du den A‑Modus neh­men. Eine ande­re Mög­lich­keit möch­te ich Dir aber auch noch kurz auf­zei­gen. Du könn­test alter­na­tiv auch gleich in den M‑Modus schal­ten, die ISO auf 100, die Blen­de auf einen mitt­le­ren Wert (z.B. f/8) und dann durch den Sucher schau­en und die Belich­tungs­waa­ge (die ja auch vom Belich­tungs­mes­ser gesteu­ert wird) beob­ach­ten. Das ist die­ser Bal­ken im unte­ren Bereich des Suchers. Er steht genau in der Mit­te, wenn der Belich­tungs­mes­ser der Kame­ra denkt, das Bild sei rich­tig belich­tet. In unse­rem Fall drehst Du nun am hin­te­ren Rad Dei­ner Kame­ra, um die Belich­tungs­zeit ein­zu­stel­len und zwar so lan­ge, bis der Bal­ken in der Mit­te steht. Das gibt Dir nun eine Belich­tung, die die Kame­ra anhand ihres Belich­tungs­mes­sers für «rich­tig» hält.

Dia­na: Dann habe ich eine Aus­gangs­ein­stel­lung, mit der mache ich dann eine Pro­be­auf­nah­me und che­cke das Histogramm.

Gun­ther: Ja, genau – Du machst ein­fach ein paar Auf­nah­men, bist Du die tat­säch­lich kor­rek­te Belich­tung anhand des His­to­gramms ein­ge­stellt hast – also eine, bei der das His­to­gramm bis an den rech­ten Rand reicht, aber rechts nicht nen­nens­wert «hoch­läuft» – genau so wie in Fol­ge 7 besprochen.

Dia­na: Okay – und dann?

Gun­ther: Nun gibt es noch ein paar Din­ge die ich ger­ne mache, wenn ich vom Sta­tiv arbeite:

Ers­tens: Ich stel­le mir die Spie­gel­vor­aus­lö­sung im Kame­ra Menü auf 2 Sekun­den. Dadurch habe ich 2 Sekun­den Vor­lauf zwi­schen dem Drü­cken des Aus­lö­sers und der tat­säch­li­chen Aus­lö­sung der Kame­ra. Dies ermög­licht es mir die Hand von der Kame­ra zu neh­men, so dass die Kame­ra ganz still­steht, wenn sie auslöst.

Dia­na: Kann ich nicht auch einen Fern­aus­lö­ser nehmen?

Gun­ther: Klar, das wäre so der «Stan­dard». Ein Fern- oder Funk­aus­lö­ser ermög­licht Dir eben­so, die Kame­ra berüh­rungs­los aus­zu­lö­sen. Eine Emp­feh­lung für einen guten Aus­lö­ser fin­dest Du in mei­ner Foto­tat­sche. Ich bin aber oft zu faul den Aus­lö­ser anzu­schlie­ßen und fin­de die Vari­an­te mit der Spie­gel­vor­aus­lö­sung recht bequem – zumal ich damit auch nicht auf ein zusätz­li­ches Gerät ange­wie­sen bin. Alter­na­tiv kannst Du auch den Selbst­aus­lö­ser ver­wen­den. 1 oder 2 Sekun­den Vor­lauf rei­chen völlig.

Wel­che die­ser Maß­nah­men Du nutzt, ist egal – wich­tig ist nur, dass Du das Anfas­sen der Kame­ra von dem Aus­lö­sen ent­kop­pelst und so Ver­wack­lun­gen vermeidest.

Dia­na: Gut – was noch?

Zwei­tens: Ich stel­le die Kame­ra in den Live­view-Modus.

Dia­na: Also schaust Du beim Foto­gra­fie­ren vom Sta­tiv nicht durch den Sucher?

Gun­ther: Nein. Ich arbei­te hier eigent­lich immer im Live­view. Das hat meh­re­re Vor­tei­le. Im Dun­keln sehe ich auf dem Live­view meist bes­ser, als durch den Sucher. Wei­ter­hin muss ich mich nicht stän­dig bücken, um durch den Sucher zu sehen und kann die Kame­ra auch in unbe­que­men Lagen, z.B. sehr boden­nah auf­bau­en, um span­nen­de Bild­win­kel zu rea­li­sie­ren. Auch das Fokus­sie­ren funk­tio­niert im Live­view exak­ter und gera­de in der Dun­kel­heit oft besser.

Dia­na: Das ist eine gute Idee. Das mache ich dann auch so. Gibt es denn zum Fokus­sie­ren als sol­ches noch etwas zu beachten?

Gun­ther: Gut, dass Du es ansprichst. Im Live­view nutzt die Kame­ra ja den soge­nann­ten Kon­trast-Auto­fo­kus, das heißt, ver­ein­facht gesagt, sie ver­än­dert den Fokus so lan­ge, bis der Kon­trast am höchs­ten ist, dann ist das Bild scharf. Damit das funk­tio­niert muss die Kame­ra dort, wo das Fokus­feld liegt einen gewis­sen Kon­trast vor­fin­den, sonst funk­tio­niert das fokus­sie­ren nicht und der Fokus «läuft durch». Als ers­tes bewegst Du also das Fokus­feld mit der Wip­pe im Umfeld des­sen wor­auf du fokus­sie­ren willst dort­hin, wo im Bild Kan­ten oder ande­re Kon­tras­te sind.

Über­le­ge Dir, wor­auf Du fokus­sie­ren willst. Vie­le Auf­nah­men in der Blau­en Stun­de sind ja eher «Land­schafts­auf­nah­men», bei denen Du auf unend­lich fokus­sierst. Die eher geschlos­se­ne Blen­de erzeugt ja auch eine gewis­se Schärfentiefe.

Willst Du also auf unend­lich fokus­sie­ren, suche Dir weit ent­fernt irgend­wel­che Lich­ter oder ande­re Struk­tu­ren, auf die Du den Fokus­punkt setzt. Dann drückst Du den Aus­lö­ser so lan­ge halb durch, bis der Fokus «sitzt». Nun schal­test Du an der Kame­ra oder am Objek­tiv den Auto­fo­kus ab.

Dia­na: Abschal­ten? Und vor dem nächs­ten Bild wie­der an?

Gun­ther: Nein, solan­ge Du nun das oder ein ähn­li­ches Motiv foto­gra­fierst, bei dem der Fokus in der glei­chen Ent­fer­nung lie­gen soll, brauchst Du nicht neu zu fokus­sie­ren. Du wirst mer­ken, das ist eine ziem­li­che Erleich­te­rung beim Foto­gra­fie­ren in der Dun­kel­heit – da die Kame­ra nicht bei jedem Bild wie­der neu fokus­siert wer­den muss.

Dia­na: Okay – also schal­te ich den Auto­fo­kus erst wie­der an, wenn ich bewusst neu fokus­sie­ren will.

Gun­ther: Genau. Und wenn Du schon dabei bist, dann schal­te für die Arbeit auf dem Sta­tiv auch gleich noch den Bild­sta­bi­li­sa­tor ab, falls Dein Objek­tiv oder einen hat.

Dia­na: Warum?

Gun­ther: Auf dem Sta­tiv steht Dei­ne Kame­ra ja bewe­gungs­los. Der Bild­sta­bi­li­sa­tor ver­sucht aber trotz­dem das Bild zu sta­bi­li­sie­ren und wür­de dann Bewe­gung erzeu­gen, anstatt sie zu ent­fer­nen. Das heißt, ein ein­ge­schal­te­ter Bild­sta­bi­li­sa­tor erzeugt auf dem Sta­tiv ver­wa­ckel­te Bilder.

Dia­na: Echt? Das wuss­te ich nicht. Und wie schal­te ich den aus?

Gun­ther: Der Bild­sta­bi­li­sa­tor (bei Nikon «VR=Vibration Reduc­tion» genannt, bei Canon «IS=Image Sta­bi­liza­ti­on») lässt sich in der Regel direkt am Objek­tiv abschal­ten. Dort ist bei Objek­ti­ven die einen Sta­bi haben meist ein Schal­ter ange­bracht, ähn­lich dem Schal­ter für den Auto­fo­kus. Am bes­ten Du gewöhnst Dir an, gleich bei­de gleich­zei­tig ein- und aus­zu­schal­ten, wenn Du den Auto­fo­kus ein-/aus­schal­ten willst.

Dia­na: Na, das ist ja dann doch eini­ges, was zu beach­ten ist.

Gun­ther: Des­we­gen habe ich für mei­ne Work­shop-Teil­neh­mer mal eine Über­sicht erstellt, was zu beach­ten ist, wenn man in den «Modus» Sta­tiv-Foto­gra­fie wechselt:

Nach­dem Du alles vor­be­rei­tet hast – irgend­wann geht Dir das in Fleisch und Blut über – machst Du dann Dei­ne Auf­nah­men. Und nach jeder Auf­nah­me prüfst Du dann am bes­ten das His­to­gramm, so wie in der letz­ten Fol­ge bespro­chen. Ach­te dabei wie­der dar­auf, dass kei­ne Über­be­lich­tun­gen, z.B. im Him­mel, auf­tre­ten. Je wei­ter die Blaue Stun­de fort­schrei­tet, umso hel­ler wer­den die Kunst­lich­ter der Stadt im Ver­gleich zum Rest des Bil­des. Irgend­wann lässt es sich nicht mehr ver­mei­den, dass die Spitz­lich­ter der Later­nen, Autos, etc. etwas aus­fres­sen. Hier musst Du dann einen Mit­tel­weg fin­den. Ach­te vor allem dar­auf, dass das auf Haus­wän­den reflek­tier­te Licht der Lich­ter und vor allem der Him­mel nicht aus­frisst. Dass die Licht­quel­len selbst (also die Lam­pe als sol­ches) etwas über­be­lich­tet wer­den, das kannst Du gar nicht vermeiden.

Als eine gute Hil­fe kannst Du in das auf dem Kame­ra­dis­play ange­zeig­te Bild hin­ein­zoo­men, wäh­rend das His­to­gramm ange­zeigt wird (mit der + Tas­te), dann zei­gen zumin­dest die Nikons das His­to­gramm nur noch für die­sen Aus­schnitt an. So kannst Du noch genau­er beur­tei­len, ob wich­ti­ge Tei­le des Bil­des über­be­lich­tet sind oder nicht.

Dia­na: Super, bevor ich das heu­te Abend aus­pro­bie­re noch eine Fra­ge: ich habe schon so oft vom Weiß­ab­gleich gele­sen, muss ich mich dar­um bei den Auf­nah­men der Blau­en Stun­de kümmern?

Gun­ther: Eine berech­tig­te Fra­ge. Die Farb­tem­pe­ra­tur ändert sich in der Tat dra­ma­tisch über die Blaue Stun­de hin­weg. Das heißt, der Weiß­ab­gleich müss­te nor­ma­ler­wei­se per­ma­nent nach­ge­führt wer­den um alle Abschnit­te der Blau­en Stun­de so abzu­bil­den, wie Du sie wahr­nimmst. Da das auf dem Kame­ra­dis­play ziem­lich müh­sam ist und Du die Far­ben auf der Kame­ra auch nicht rich­tig beur­tei­len kannst emp­feh­le ich Dir, das in der Nach­be­ar­bei­tung zu machen. Ich igno­rie­re den Weiß­ab­gleich beim Foto­gra­fie­ren ein­fach. Das heißt, ich las­se ihn ein­fach auf Bewölkt oder Son­nig ste­hen, so wie tagsüber.

Da Du ja im RAW-For­mat foto­gra­fierst kannst Du den rich­ti­gen Weiß­ab­gleich dann spä­ter im Ligh­t­room so ein­stel­len, wie er Dir am bes­ten gefällt – so wie Du die Sze­ne­rie emp­fun­den hast. Ein Rich­tig oder Falsch gibt es hier nicht. Um das rich­ti­ge Vor­ge­hen bei der Bild­be­ar­bei­tung küm­mern wir uns noch in einer spä­te­ren Fol­ge. Wenn Du hier schon mal vor­grei­fen willst, dann schau doch mal in mei­ne Serie Das 3x3 für bes­se­re Fotos, da habe ich eini­ge Tricks zur Bild­be­ar­bei­tung verraten!

Mit dem Abschluss der heu­ti­gen Fol­ge hast Du übri­gens nun auch alle Kennt­nis­se die Du brauchst, um in das The­ma Zeit­raf­fer-Foto­gra­fie ein­zu­stei­gen. Als Lek­tü­re emp­feh­le ich Dir mein EBook Zeit­raf­fer auf­neh­men und Bear­bei­ten.

Dia­na: Wo Du gera­de das The­ma Zeit­raf­fer ansprichst: hast Du für unse­re Leser viel­leicht mal eines der Bei­spie­le, die Du oben gezeigt hast, als Zeitraffer?

Gun­ther: In der Tat habe ich alle hier gezeig­ten Bei­spie­le als Zeit­raf­fer auf­ge­nom­men und zur Illus­tra­ti­on hier ein­fach ein paar Ein­zel­bil­der dort herausgesucht.

Wie gewünscht, hier also mal ein Video der schö­nen Sze­nen in der Ham­bur­ger Spei­cher­stadt zur Blau­en Stun­de, mit etwas Musik untermalt:

Dia­na: Cool! Und dan­ke für die tol­len Tipps! Ich star­te jetzt erst­mal mit ein paar Fotos!

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