Vor einigen Tagen hat Adobe mit der Version 7.2 von Lightroom CC Classic das zweite Update gebracht, in dem vor allem an der Leistungssteigerung des Programms gearbeitet wurde. Ich habe getestet, in wie fern sich das in der Praxis auswirkt.
Meine Tests habe ich zum Einen auf meinem neuen High End Arbeits-PC mit dem AMD Threadripper 1950x mit 16 Kernen (32 Threads) und 64 GB Ram durchgeführt (Details und Zusammenbau dieses PCs habe ich hier beschrieben) und zum anderen auf meinem Lenovo Thinkpad X1 Carbon Notebook mit einem Dual-Core i7-7500U (4 Threads) und 16 GB RAM.
Beide Rechner sind mit schnellen SSDs ausgestattet und die Sequenz lag auch jeweils auf der SSD. Somit habe ich Performance-Engpässe, die durch eine langsame Festplatte entstehen können, von vornherein ausgeschlossen. Ich empfehle jedem, dem sein System zu langsam erscheint, als erstes auf SSD umzusteigen. Das ist die günstigste und effektivste Weise, die Performance in allen Bereichen zu erhöhen. Das Zweite ist, für ausreichend RAM zu sorgen. 8GB sind heute das absolute Minimum.
Getestet habe ich vor allem den Export aus Lightroom, der bisher immer der absolute Flaschenhals war, das Erstellen von Panoramen und natürlich die gefühlte Arbeits- und Bearbeitungsgeschwindigkeit. Für den Test habe ich eine Zeitraffersequenz aus 581 Bildern verwendet, die ich mit der D750 im RAW Format aufgenommen habe und die bereits mit LRTimelapse bearbeitet war.
Das erste was mit nach dem Update auf LR 7.2 auffiel, war, dass der Export die Lüfter meines Rechners endlich hochtreibt – ein Indiz dafür, dass nun die vielen Prozessoren endlich mal ausgenutzt werden. Hier mal der Vergleich im Taskmanager, der die Auslastung beim gleichen Export einmal bei LR 7.1 und dann bei LR 7.2 zeigt.
Und hier nun der gleiche Export nach dem Update:
Schon allein daran sieht man, dass sich hier Erhebliches getan hat. Endlich wird der leistungsfähige Prozessor auch voll ausgenutzt.
Auf dem Laptop mit nur 2 physischen und 4 logischen Kernen ist der Unterschied nicht ganz so drastisch sichtbar:
Aber schauen wir uns mal einige Zeiten im Vergleich an:
Beim Vergleich der Zeiten fallen einige Dinge auf:
- Der Import ist recht unabhängig vom Prozessor und seine Performance hat sich mit LR7.2 auch nicht verändert. Die Performance beim Import finde ich in Ordnung.
- Die Zeit für Metadaten Lesen schwankt bei beiden Lightroom Versionen auf beiden Systemen extrem – teilweise zwischen 40 Sekunden und fünf Minuten, wenn die Bilder, auf die die Operation sich bezieht, in der Rasteransicht gleichzeitig angezeigt werden. Daher empfehle ich schon lange, beim Metadaten lesen in einen anderen Ordner zu wechseln oder einen entsprechenden Filter zu setzen (LRTimelapse 5 installiert einen Filter «Speed up LR!» – genau zu dem Zweck).
Wenn die Bilder nicht angezeigt werden, ist die Operation um ein vielfaches schneller und vor allem kalkulierbar gleich schnell. - Metadaten Schreiben scheint etwas schneller geworden zu sein, kann sich aber auch im Bereich der Messungenauigkeiten bewegen.
- Dass bei den Metadaten Operationen noch eine Menge Luft drin ist, zeigt der Vergleich mit den gleichen Operationen in LRTimelapse: beim Lesen ist LRTimelapse um den Faktor 14 schneller als Lightroom, beim Schreiben immerhin noch um den Faktor 4–5.
- Panoramen erstellt das Multicore-System deutlich schneller, Lightroom 7.2 bringt hier noch einmal einen ordentlichen Schub. Aber auch auf dem Dual-Core System ist das Erstellen der Panoramen in 7.2 schneller, als in 7.1.
- Der große Unterschied zwischen 7.1 und 7.2 liegt beim Export: 7.2 ist auf dem Multicore System mal knapp doppelt so schnell wie 7.1. Und auch auf dem Dual-Core ist es noch einmal ca. 20% schneller geworden (hier hatte Adobe ja schon in einem der letzten Updates an der Performance-Schraube gedreht).
Gefühlt
Gefühlt ist auch das Erstellen der Vorschauen und die Bearbeitung in 7.2 deutlich schneller. Das lässt sich schlecht messen, aber die Wartezeiten beim Blättern durch die Bilder in der Bibliothek liegen bei den großen 46 MP Bilder der D850 um die 1 Sek. (ohne vorher Vorschauen erzeugt zu haben). Vom Klick beim Reinzoomen in ein solches Bild bis es scharf dargestellt wird, vergeht auch weniger als eine Sekunde. Das ist schon eine deutliche Verbesserung.
Natürlich hängt es auch von der Anzahl der Bearbeitungsschritte, der Auflösung der Kamera etc. ab, aber für die tägliche Arbeit, fühlt sich Lightroom doch nun erheblich zackiger an.
Fazit
Lightroom Classic CC 7.2 ist ein ordentlicher Schritt nach vorne, was die Performance angeht. Darüber hinaus gibt es noch einige weitere schöne neue Funktionen, wie die Möglichkeit Favoriten-Ordner festzulegen und nach bearbeiteten/unbearbeiteten Bildern zu filtern. Alle Neuerungen findet ihr direkt im Adobe Blog beschrieben.
Insbesondere mit der erheblich verbesserten Nutzung von multiplen Prozessorkernen auf leistungsfähigen Rechnern, hat Adobe den richtigen Weg eingeschlagen. Während es vorher nur bedingt möglich war, durch die Investition in einen leistungsfähigeren Rechner auch die Lightroom Leistung zu steigern, skaliert Lightroom nun deutlich besser. Das heißt, wem sein Lightroom System zu langsam ist, hat nun endlich die Chance, es durch die Aufrüstung auf einen performanteren Rechner zu beschleunigen.
Ich bin mir sicher, die neu gewonnenen Erkenntnisse bei Adobe bzgl. der Implementierung eines effizienten Multithreadings (angeblich haben sie sich dafür Expertise von Intel geholt) sind erst der Anfang. Weitere Bereiche in Lightroom werden folgen.
Für mich kann ich sagen, dass die Kombination aus a) meinem neuen Rechner und b) diesem Lightroom Update doch zu einer ganz neuen Bearbeitungseffizienz geführt haben. In dieser Kombination hat sich das Warten auf Lightroom (auch beim Generieren der Vorschauen, Reinzoomen auf 1:1 etc.) bei mir minimiert und die Arbeit mach deutlich mehr Spaß.
In den Genuss dieses Updates kommt jeder, der Lightroom Classic CC im Adobe Abo bezieht, die günstigste Variante dafür ist das Adobe Fotografie Abo, welches Lightroom Classic CC und Photoshop CC enthält.