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Tipps zu Video mit der DSLR Teil II – Making of Helgoland Video

So, wie ver­spro­chen möch­te ich heu­te noch eini­ge Tipps zum Fil­men mit der DSLR geben. Anlass sind die 5 Tage Pra­xis­er­fah­rung, die wir auf Hel­go­land sam­meln konnten.

Das Video habe ich Euch ja schon gezeigt – wer es noch nicht gese­hen hat, fin­det es hier:

Gefilmt habe ich mit der Nikon D7000 – als Objek­tiv habe ich das Nikon AF‑S 70–200mm f/2,8 VR* ein­ge­setzt. An der D7000 habe ich damit durch die Brenn­wei­ten­ver­län­ge­rung eine maxi­ma­le Brenn­wei­te von 300mm. Klar, könn­te man immer noch ein biss­chen mehr gebrau­chen – aber ich fand es im gro­ßen und gan­zen aus­rei­chend, da die Rob­ben nicht men­schen­scheu sind und zum Teil von sich aus rela­tiv dicht an uns her­an gekom­men sind.

Stabilität, Stabilität, Stabilität – das Stativ

Als Sta­tiv haben wir das Vel­bon Car­bon Rei­se­sta­tiv* ein­ge­setzt. Das Sta­tiv ist unser treu­er Beglei­ter vor allem auf Ruck­sack­rei­sen, aber für das Fil­men an der Nord­see kommt hier auch schon gleich das ers­te Lear­ning: wäh­rend es bei Ruck­sack­tou­ren auf ein leich­tes Sta­tiv ankommt, ist zum Fil­men – gera­de in win­di­gen Bedin­gun­gen, wie sie auf Hel­go­land herr­schen, ein mög­lichst schwe­res Sta­tiv von Vorteil. 

Bei dem Vel­bon wird ein Haken und ein Sand­sack mit­ge­lie­fert. Lei­der habe ich bei­des nicht dabei gehabt und hat­te bei Wind so lei­der zum Teil Schwie­rig­kei­ten, das Sta­tiv zu stabilisieren.

Bei HD Video sieht man jedes noch so klei­ne Zit­tern. Dazu kommt, dass die D7000 in Full HD nur mit 24 Bil­dern pro Sekun­de filmt, dem Kino­stan­dard. Ihr müsst wirk­lich alles dar­an set­zen, dass nichts wackelt ansons­ten bekommt ihr neben dem Zit­tern auch noch den berüch­tig­ten Rol­ling Shut­ter «CMOS-Wobble»-Effekt und könnt die Auf­nah­men weg­wer­fen. Da hilft auch das Ein­schal­ten des VR nicht. Immer­hin sind Kame­ra und Objek­tiv recht groß, und somit dem Wind ent­spre­chend ausgesetzt.

Hier mal ein Bei­spiel von einem Ver­such bei 8–10bft auf der Klip­pe die Lum­men zu fil­men (hät­te ich das Sta­tiv nicht fest­ge­hal­ten wäre es samt der Kame­ra run­ter­ge­flo­gen) Den Effekt seht ihr beson­ders gut im Voll­bild-Modus – Fazit: kei­ne Chan­ce. Das Wab­beln ver­mei­det kein VR und es rech­net Euch auch kei­ne Soft­ware der Welt im Nach­hin­ein wie­der aus dem Film her­aus. Ein­zi­ge Maß­nah­me: Auf­nah­me wegwerfen.

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Hier nun eini­ge Tipps, um Wackeln und Zit­tern zu verringern:

Die Einstellung der Kamera

Wie immer beim Fil­men mit der DSLR, neh­me ich fol­gen­de Ein­stel­lun­gen vor:

Grundeinstellungen

Bei die­sen Ein­stel­lun­gen muss ich den Auto­fo­kus nicht abstel­len, da er nur dann aktiv wird, wenn ich den Aus­lö­ser antip­pe. Dies ist z.T. prak­tisch, um auf sta­ti­sche Objek­te ein­ma­lig mit dem Auto­fo­kus zu fokus­sie­ren. Wich­tig ist, dass ihr nicht den per­ma­nen­ten Auto­fo­kus (AF‑F) ein­schal­tet. Die­ser wür­de wäh­rend des Fil­mens ver­su­chen nach­zu­füh­ren. Dies führt so gut wie immer dazu, dass unschö­ne Fokus­sprün­ge in den Auf­nah­me auftreten.

Belichtung

Aus­ge­hend von die­sen Belich­tungs­ein­stel­lun­gen stel­le ich die Belich­tung durch visu­el­le Kon­trol­le des Live­View Bil­des dann manu­ell ein, und zwar nach fol­gen­dem Schema:

Die­ses Vor­ge­hen hat den Grund, dass ich aus ästhe­ti­schen Grün­den mög­lichst dicht an 1/30 Sekun­de blei­ben möch­te und die Blen­de mög­lichst offen hal­ten möch­te, um einen schö­nen Schär­fe­ver­lauf zu erhalten.

Das Filmen der Robben

Den Rob­ben auf Hel­go­land darf man sich bis zu 30m nähern. Wenn ihr aller­dings Geduld mit­bringt, zahlt sich das unter Umstän­den aus. Die Rob­ben sind nicht men­schen­scheu und noch dazu sehr neu­gie­rig. Sie kom­men unter Umstän­den von sich aus auf Euch zu. Prak­tisch ist es, eine ISO-Mat­te oder zumin­dest eine Sitz­mat­te mit­zu­neh­men, damit ihr mög­lichst ent­spannt mög­lichst dicht am Boden foto­gra­fie­ren oder fil­men könnt.

Die Perspektive machts

Wählt eine mög­lichst boden­na­he Per­spek­ti­ve. Eine Rob­be, die aus nor­ma­ler Stand­hö­he auf­ge­nom­men wird, wirkt langweilig. 

Im fol­gen­den Bild bin ich in die Hocke gegan­gen, das reich­te mir aber immer noch nicht:

Wenn ihr noch wei­ter run­ter geht und dann aus boden­na­her Per­spek­ti­ve filmt, wirkt das Bild plötz­lich ganz anders. Der Hin­ter­grund löst sich in Unschär­fe auf, die Rob­be wird schön frei­ge­stellt. Im Ide­al­fall deu­tet sich im Hin­ter­grund noch das Meer an, wie in die­sem Bild:

Aus boden­na­her Per­spek­ti­ve, im Hin­ter­grund das Meer…

Bei dem Vel­bon Sta­tiv (und vie­len ande­ren) kann man die Sta­tiv­bei­ne so weit sprei­zen, dass die Kame­ra ganz dicht über dem Boden steht. Um dann noch sinn­voll foto­gra­fie­ren zu kön­nen, muss man sich auf den Boden legen (Stich­wort Iso­mat­te) oder mit dem Live-View arbei­ten, was ich aller­dings nur bei Video nut­ze, da beim Foto­gra­fie­ren der hier akti­ve Kon­trast-Auto­fo­kus ein­fach nicht schnell genug ist.

Gun­ther foto­gra­fiert die ers­te Robbe

Fokussieren

Zum Foto­gra­fie­ren stel­le ich immer AF‑C ein (kon­ti­nu­ier­li­cher Auto­fo­kus) und Ein­zel­feld­mes­sung. Das benö­tig­te Auto­fo­kus­feld wäh­le ich mit der Wip­pe. Die­ser Modus hat auch den Vor­teil, dass das Beep-Beep, das (lei­der) bei vie­len Kame­ras vor­ein­ge­stellt ist, um eine erfolg­rei­che Fokus­sie­rung zu signa­li­sie­ren auto­ma­tisch abge­schal­tet ist. Natür­lich kann man die­se Signal­tö­ne auch beim Ein­zel­au­to­fo­kus abschal­ten, wie wir lei­der fest­stel­len muss­ten, wis­sen aber vie­le offen­bar nicht, wie das geht… (Nikon: Indi­vi­du­al­funk­tio­nen / Auf­nah­me und Anzei­gen / Ton­si­gnal / Laut­stär­ke / OFF)

Aus gege­be­nem Anlass hier also noch­mal an alle die (in der Natur) foto­gra­fie­ren der Appell: bit­te denkt dar­an, dass ihr Euch in den Lebens­raum der Tie­re begebt, um die­se in ihrem natür­li­chen Ver­hal­ten zu beob­ach­ten und zu foto­gra­fie­ren. Es soll­te selbst­ver­ständ­lich sein, sich so unauf­fäl­lig und ange­passt wie mög­lich zu ver­hal­ten. Dazu gehört auch, kei­ne hek­ti­schen Bewe­gun­gen zu machen und mög­lichst ruhig zu sein. Das Abschal­ten von ner­vi­gen und irri­tie­ren­den Signal­tö­nen ist eine wei­te­re Selbst­ver­ständ­lich­keit, die aber offen­bar nicht jedem klar ist. Ich habe dort lei­der mehr­mals Foto­gra­fen erlebt die mit ihrem Beep-Beep die Tie­re irri­tiert haben, und selbst eine vor­sich­ti­ge Bit­te mei­ner­seits führ­te bei den Kol­le­gen lei­der nicht zur Ein­sicht, scha­de. Ehr­lich gesagt kann ich mir über­haupt kei­ne sinn­vol­le Anwen­dung für die­sen Signal­ton vor­stel­len son­dern fin­de ihn extrem ner­vig für mich und ande­re. Ich schal­te ihn bei einer neu­en Kame­ra immer sofort ab.

Für Video stel­le ich die auto­ma­ti­sche Auto­fo­kus-Nach­füh­rung (AF‑F) dann auch immer aus. Wenn ich Zeit habe, schal­te ich sogar den Auto­fo­kus kom­plett ab und fokus­sie­re manu­ell. Dazu zoo­me ich das Bild auf dem Dis­play mit der + Tas­te her­an um so exakt scharf stel­len zu können.
Wenn es schnell gehen muss, dann tip­pe ich den Aus­lö­ser an und las­se den Kon­trast-Auto­fo­kus fokus­sie­ren. Der gewähl­te Fokus bleibt dann wäh­rend der Film­auf­nah­me bestehen. Wäh­rend der Auf­nah­me fokus­sie­re ich manu­ell, wenn es sein muss.

Auf Hel­go­land habe ich hier­für ohne Hilfs­mit­tel nur mit dem Kame­ra-Dis­play gear­bei­tet. So ist das Scharf­stel­len ohne den Zoom-Trick aller­dings oft Glück­sa­che. Mitt­ler­wei­le habe ich mir die LCDVF Dis­play­lu­pe* zuge­legt und muss sagen, ich bin wirk­lich begeis­tert. Dazu aber in Kür­ze mehr…

Gutes und schlechtes Licht

Die Son­ne wärmt…

Wie immer bei der Foto­gra­fie, hängt vie­les, wenn nicht gar alles vom Licht ab. Für das Fil­men gilt das natür­lich min­des­tens genau­so. Aus die­sem Grund sind wir jeden Mor­gen sehr früh los, um die tief ste­hen­de Son­ne zu erwi­schen. Die ers­ten Tage rela­tiv erfolg­los, denn es war meis­tens bewölkt. Jedoch gab es hin und wie­der Son­nen­mo­men­te, an denen man dann wenn mög­lich am rich­ti­gen Ort ist und die Kame­ra dabei hat. Gera­de für die roten Fel­sen ist Son­ne fast uner­läss­lich und die spie­len­den Rob­ben haben natür­lich in der tief­stehen­den Son­ne auch noch ein­mal eine ganz ande­re Wirkung.

Das tol­le am Fil­men mit der DSLR ist, dass alle fast alle Regeln für gute Foto­gra­fie genau­so anwend­bar sind. Wir foto­gra­fie­ren also beweg­te Bil­der. Für mich ist damit das Fil­men mit der Digi­ta­len Spie­gel­re­flex eine wirk­lich fas­zi­nie­ren­de Spiel­art der Fotografie.

Ich hof­fe, ich konn­te Euch eini­ge Tipps geben, und Euch moti­vie­ren selbst los zu zie­hen und Video­auf­nah­men zu machen oder zu foto­gra­fie­ren! Habt ihr Fra­gen? Lasst es mich in den Kom­men­ta­ren wissen!

Wei­te­re Tipps fin­det ihr in der ers­ten Fol­ge der Pra­xis­tipps für das Fil­men mit der DSLR:


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