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Afrika Hautnah – Folge 12 – Xakanaxa im Moremi National Park und Bootsfahrt im Okavango Delta

Heu­te geht unse­re Fahrt von Maún direkt wei­ter Rich­tung Nor­den, wo die asphal­tier­te Pis­te sehr bald wie­der einer Schot­ter­stra­ße weicht. Nun ver­las­sen wir end­gül­tig für fast eine Woche die Zivi­li­sa­ti­on. Auf dem Weg müs­sen wir immer wie­der «Hin­der­nis­sen» aus­wei­chen, was uns aber hier über­haupt nicht stört, son­dern eher ein Lächeln auf die Lip­pen zau­bert. Die Esel machen ihrem stör­ri­schen Ruf alle Ehre und blei­ben ganz ent­spannt auf der Stra­ße ste­hen, egal ob Autos vor­bei­fah­ren oder nicht.

Wei­ter geht es auf immer klei­ne­ren und san­di­ge­ren Pis­ten bis zum Ein­gang des More­mi Natio­nal­parks. Hier müs­sen wir unse­re Per­mits und die Camp-Buchun­gen zei­gen und uns in meh­re­re Lis­ten ein­tra­gen. Büro­kra­tie lässt sich auch in Afri­ka in aus­rei­chen­dem Maße finden…

Der Wäch­ter am Park­ein­gang macht uns nicht viel Hoff­nung auf gute Befahr­bar­keit der Pisten:

«die meis­ten Stra­ßen sind über­flu­tet, da kommt ihr kei­nes­falls mit eurem Auto durch.»

Und so streicht er auf unse­rer Shell Map (die er uns eigent­lich zu ger­ne zum dop­pel­ten Preis, den wir ges­tern an der Tank­stel­le gezahlt haben, ver­kauft hät­te) so gut wie jeden Weg durch und teilt uns mit, wir müss­ten auch mor­gen wie­der zu ihm zurück kom­men, um vom Nord-West­lich gele­ge­nen Xaka­na­xa-Camp V‑förmig zum Nord-Öst­lich gele­ge­nen North-Gate wei­ter­fah­ren zu können.

Ein wenig des­il­lu­sio­niert uns das schon, hat­ten wir doch so gehofft, quer fah­ren zu kön­nen und noch ein paar Pirsch­fahr­ten in die­sem berühm­ten und ‑tier­rei­chen Gebiet unter­neh­men zu können.

Die Hin­fahrt zu unse­rem ers­ten Camp (Xaka­na­xa) ist dann auch nicht sooo reiz­voll, da hohes Busch­werk die Sicht­bar­keit doch recht ein­schränkt. Wir freu­en uns dann doch jedes mal sehr, wenn wir Tie­re im Busch­werk oder sogar mit­ten auf der Stra­ße sich­ten. Wir sehen sogar eine Her­de Ele­fan­ten, die sich in einem Was­ser­loch erfrischen.

Nach wei­te­ren zwei­ein­halb Stun­den errei­chen wir Xaka­na­xa und damit das nach Kubu-Island für uns bis­her schöns­te Camp. Der Name Xaka­na­xa wird übri­gens mit Klick-Lau­ten gespro­chen, dies hat­te uns schon der Gui­de am Ein­gang ver­sucht bei­zu­brin­gen – aber für unse­re euro­päi­schen Zun­gen ist es fast unmög­lich, das hin­zu­be­kom­men. Ver­sucht ein­fach mal, jedes X mit einem Schnalz-Laut der Zun­ge zu erset­zen. Ich kann Euch ver­spre­chen, da kann man sich eine Zeil­ang mit beschäf­ti­gen, und sei­ner Mit­fah­re­rin gehö­rig mit auf die Ner­ven gehen… ;-)

Auf dem «Camp» ist nichts los, wie­der ein­mal sind wir die Ein­zi­gen. Wir ste­hen allei­ne inmit­ten der Natur. Unser Camp liegt unter mäch­ti­gen Bäu­men aber doch mit frei­em Blick nach Süden. Mit Blick über die von Papy­rus über­rag­te Lagu­ne stel­len wir male­risch unser Dach­zelt auf. Dia­na sam­melt Holz und wir orga­ni­sie­ren noch eine abend­li­che Boots­fahrt mit einem Ein­hei­mi­schen, den wir ein oder zwei Kilo­me­ter wei­ter neben sei­nem Boot sit­zend antreffen.

Nach dem wir uns ein­ge­rich­tet haben, ent­span­nen wir uns im Schat­ten des Bau­mes, als wir plötz­lich Gera­schel nicht weit von uns ent­fernt hören. Ein Ele­fant streift in unmit­tel­ba­rer Nähe durch die Lagu­ne und kommt direkt auf uns zu. Wie­der ein­mal füh­len wir uns schutz­los und har­ren mit ange­hal­te­nem Atem, ob er abbie­gen wird oder ob er die Lagu­ne ver­las­sen und zu unse­rem Camp kom­men wird. Offen­bar scheint er aber kei­ne Lust auf Men­schen zu haben, denn er biegt ab uns lässt uns in Ruhe. Wir sind jeden­falls sehr gespannt, wie viel «Ele­fan­ten-Ver­kehr» wir kom­men­de Nacht um uns her­um erle­ben werden…

Kurz vor Son­nen­un­ter­gang geht wir dann also auf Boots­tour und der net­te Gui­de fährt mit uns durch das Geflecht an Kanä­len und Lagu­nen, die hier das nord­öst­li­che Stück des Oka­van­go-Del­tas bil­den. Tol­le Spie­ge­lun­gen erin­nern ein wenig an das klei­ne Pant­anal in der Cha­pa­da Dia­man­ti­na in Bra­si­li­en. Afri­ka kenn­zeich­net natür­lich ganz ein­deu­tig, dass wir Fluss­pfer­de, Otter und eine Viel­zahl von Was­ser­vö­geln sehen.

Unter­wegs im Okavango-Delta

Nach der traum­haf­ten Boots­fahrt fah­ren wir zurück zu unse­rem Lager, machen das Feu­er an und «gril­len» Toast mit Toma­te, Käse, Ore­ga­no und Zwie­beln. Ver­dammt lecker schmeckt das vom offe­nen Feu­er und steht einem Steak in keins­ter Wei­se nach.

Vie­le Tou­ris­ten essen in Afri­ka Gnu‑, Anti­lo­pen- oder Strau­ßen­fleisch. Wir haben das nie ver­stan­den. Wie kann man den gan­zen Tag damit ver­brin­gen, die­se Tie­re zu suchen und zu foto­gra­fie­ren und sie dann abends essen. Ist das nicht zynisch und ignorant?

Kurz nach Anbruch der Dun­kel­heit sit­zen wir dann schon unter der groß­ar­ti­gen Milch­stra­ße und hören die Geräu­sche der Tier­welt, die hier unmit­tel­bar um uns her­um ist. Vie­le Geräu­sche kön­nen wir nicht direkt ein­ord­nen oder sie wer­den von der Geräusch­ku­lis­se der Zika­den über­tönt. Im Schein des Feu­ers füh­len wir uns sicher, nicht zuletzt, weil wir wis­sen, dass wir jeder­zeit ins Auto sprin­gen könnten… ;)

Die Nacht wird dann auch recht unru­hig. Ele­fan­ten lau­fen des öfte­ren unmit­tel­bar an unse­rem Auto vor­bei. Trotz ihrer gewal­ti­gen Grö­ße und ihres Gewich­tes sind sie sehr, sehr lei­se Läu­fer. Aller­dings rei­ßen sie zum Fres­sen klei­ne­re Bäu­me um oder Äste ab und das ist defi­ni­tiv ein Geräusch, das, wenn man sich noch nicht dar­an gewöhnt hat, ein wenig Angst ein­flö­ßend ist. Vor allem, wenn es direkt neben dem Zelt pas­siert. Auch das Bewusst­sein, dass hier weit und breit kein ande­rer Mensch ist, ist zum einen erhe­bend, zum ande­ren doch etwas beun­ru­hi­gend (auch wenn wir ja eigent­lich wis­sen, dass von den Ele­fan­ten kei­ne Gefahr für uns ausgeht).

Immer wie­der haben wir schon im Vor­feld der Rei­se von Freun­den und Ver­wand­te die Fra­ge gehört:

«Und ihr schlaft wirk­lich nur in einem Zelt?»

Ja – schon – wir wuss­ten ja im Vor­feld, das wir nicht die ers­ten sein wür­den, die so etwas machen und ein wenig Aben­teu­er gehört doch auch dazu… ;) Aber etwas spoo­ky ist das schon – auf der ande­ren Sei­te war es uns natür­lich wich­tig, der Natur so nahe wie mög­lich zu sein – und wo könn­te man das bes­ser, als hier?

Natür­lich sind wir schon froh, das sich unser Zelt auf dem Auto­dach befin­det und nicht unmit­tel­bar auf dem Boden steht. Auch wenn dies natür­lich nie pas­sie­ren wür­de, lässt sich der Gedan­ke, dass einer der Ele­fan­ten das Zelt auf dem Boden über­se­hen wür­de nicht ganz ausschalten…

Grund­sätz­lich gilt es fol­gen­de Regeln beim Zel­ten zu beach­ten (egal ob auf dem Boden oder auf einem Autodach):

  1. Stel­le Dein Zelt oder Auto nie­mals auf einen ersicht­li­chen Elefantenpfad
  2. Schla­fe nie­mals außer­halb des Zel­tes, um zum Bei­spiel den Ster­nen­him­mel zu bewundern;)
  3. Lass das Zelt nie­mals offen, beson­ders nicht Nachts
  4. Lass nie­mals Essen, vor allem kei­ne Früch­te – (Ele­fan­ten lie­ben Zitrus­früch­te!) im Zelt!
  5. Ver­hal­te Dich ruhig

Trotz allem (wahr­schein­lich in einem Anflug von wahn­sin­ni­gem Leicht­sinn) habe ich bei begin­nen­der Dun­kel­heit mein Zeit­raf­fe­r­e­quip­ment am Rand der Lagu­ne auf­ge­baut und auf eine nacht­fül­len­de Auf­nah­me ein­ge­stellt. Wenn da ein Ele­fant oder Nil­pferd drü­ber läuft, dann war es das… Was die Ver­si­che­rung wohl sagen würde?

Das Ergeb­nis seht ihr in Afri­can Ski­es… Ich den­ke, das Risi­ko hat sich gelohnt… Die in die­ser Nacht auf­ge­nom­me­ne Sequenz ist übri­gens auch die­je­ni­ge, die auf dem Start­bild­schirm von LRTi­mel­ap­se zu sehen ist.

Nach­dem wir und das Equip­ment die Nacht unbe­scha­det über­lebt haben, ste­hen wir früh auf gön­nen uns ein Früh­stück und begut­ach­ten die fri­schen Ele­fan­ten­spu­ren die wirk­lich sehr dicht am Auto und über unse­ren Platz führen…

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