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Afrika Hautnah – Folge 15 – Savuti und die Känguruh Aliens

Wei­ter geht mit unse­rer Afri­ka Erzäh­lung – heu­te fah­ren wir ins berühm­te Ele­fan­ten­pa­ra­dies «Savu­ti» – bis zu unse­rem dor­ti­gen Camp müs­sen wir uns aller­dings noch durch ca. 100 Kilo­me­ter Tiefsand-Pis­ten mit zum Teil hef­ti­gen Boden­wel­len kämpfen.

Dass wir im Ele­fan­ten­land sind, sehen wir am pro­mi­nen­tes­ten am Wasch­haus auf dem Camp – wie eine Fes­tung wur­de es gebaut, nach­dem Ele­fan­ten immer wie­der Was­ser­häh­ne her­aus­ge­ris­sen, den Gäs­ten beim Duschen «hal­fen» und eini­ges an Zer­stö­rung anrich­te­ten. Nun ist das Wasch­haus von einer 2 Meter hohen Mau­er im Sti­le von Fort Knox umrun­det. Häss­lich aber, wie ich noch fest­stel­len soll­te, offen­bar unumgänglich.

Nach­dem wir am frü­hen Abend noch ein­mal auf einer Pirsch­fahrt waren, gehen wir nur noch schnell unter die nach den letz­ten Tagen nun echt will­kom­me­ne Dusche und kochen uns dann im Dun­keln mit Hil­fe von Taschen­lam­pen und unse­rer Gas­leuch­te noch etwas zu essen. Das ist gar nicht so ein­fach, da wir durch unse­re künst­li­che Licht­quel­le eine Men­ge Mücken und Mot­ten anzie­hen und wir auf­pas­sen müs­sen, das die­se nicht aus Ver­se­hen als Fleisch­bei­la­ge in unse­rem Essen landen… ;)

Nach­dem wir mit Essen fer­tig sind, traue ich mich – ganz vor­sich­tig – mit mei­ner Taschen­lam­pe durch die Dun­kel­heit zum Wasch­haus, um abzu­wa­schen. Heu­te bin ich dran. Geheu­er ist mir das nicht, denn hier gibt es wirk­lich vie­le Ele­fan­ten. Eine Begeg­nung in der Dun­kel­heit möch­te ich auf jeden Fall ver­mei­den. Die­se bleibt dann auch zum Glück aus, aber als ich wie­der zum Auto zurück­kom­me, sitzt Dia­na dort und sagt:

«Ohne Spaß: hier gibt es Kän­ge­ruh Aliens!!»

Ich über­le­ge kurz ob sie even­tu­ell einen Son­nen­stich hat oder zu viel Alko­hol getrun­ken hat, aber bei­des kann ich mir eigent­lich aus­schlie­ßen – also gucke ich sie wei­ter­hin ver­dutzt an.

«Sieh selbst..», sagt Dia­na und rich­tet die Taschen­lam­pe ins Gebüsch aber da ist nichts.…

«Ich schwö­re, ich habe ein Tier mit nur einem leuch­ten­den Auge gese­hen, was wie ein Kän­ge­ruh ganz lag­sam auf und ab gesprun­gen ist. Ok es hört sich ver­rückt an, aber ich habe es wirk­lich gesehen!»

Wir blei­ben noch einen Moment drau­ßen sit­zen und ich amü­sie­re mich über Dia­nas Hal­lu­zi­na­tio­nen. Bevor wir ins Zelt gehen, hält Dia­na die Taschen­lam­pe noch­mal ins Gebüsch und nun sehe ich es tat­säch­lich auch: ein Licht­punkt bewegt sich wie in Zeit­lu­pe, para­bel­ar­tig auf und ab. Das sieht so skur­ril und fremd­ar­tig aus dass eigent­lich nur Dia­nas Bezeich­nung «Kän­gu­ruh Ali­ens» dar­auf passt. Was um alles in der Welt ist das??

Sobald wir uns bewe­gen, ver­schwin­det der Licht­punkt. Und taucht dann ein paar Meter wei­ter seit­lich wie­der auf. Echt merk­wür­dig. Um die Ali­ens nicht wei­ter zu ver­schre­cken, machen wir die Taschen­lam­pe aus und gehen ins Zelt. Wir müs­sen unbe­dingt ver­su­chen, her­aus­zu­fin­den was das für Wesen sind!

Am nächs­ten Mor­gen machen wir uns wie­der ein­mal ganz früh auf den Weg, heu­te steht die aus­gie­bi­ge Erkun­dung des Savu­ti-Natio­nal­parks auf dem Pro­gramm. Bei unse­rer früh­mor­gen­tli­chen Tour erhof­fen wir uns mög­li­cher­wei­se Löwen bei den Res­ten ihres Mahls anzu­tref­fen. Auch wenn wir ab und zu mei­nen, ihren Geruch zu rie­chen, bleibt unser Suche lei­der erfolglos.

Dafür fin­den wir eini­ge Tier-Ske­let­te und einen toten Ele­fan­ten, bei dem sich fast nur noch die Haut über die Kno­chen spannt, alles ande­re wur­de schon ver­speist. Ver­mut­lich von Aas­fres­sern wie Hyä­nen und Gei­ern. Wir sind uns nicht sicher, ob er von Löwen geris­sen wur­de oder ob es auch hier Wil­de­rer gibt. Ein spä­ter befrag­ter Wär­ter konn­te uns dies nicht bestä­ti­gen: Löwen wür­den hier genug Zebras und Anti­lo­pen jagen kön­nen, der Ele­fant sei an Alters­schwä­che gestor­ben. Ob das stimmt, kön­nen wir natür­lich nicht nachprüfen.

Zebras sehen wir in der Savu­ti-Marsch eine Men­ge – die Marsch ist ein gro­ßes Feucht­ge­biet, was sich im Lau­fe der Jah­re und der Jah­res­zei­ten ver­än­dert. Hier haben wir das ers­te Mal die Situa­ti­on, dass unse­re Afri­ka-GPS-Kar­ten nicht aktu­ell sind, weil vie­le der ein­ge­zeich­ne­ten Pfa­de und Ver­bin­dungs­we­ge schlicht über­schwemmt sind oder nicht mehr existieren.

Anhal­ter

Wäh­rend unse­rer mit­täg­li­chen Sies­ta am Camp, besucht uns nun tat­säch­lich ein Ele­fant. In 20–30 Metern Abstand frisst er an eini­gen Bäu­men her­um. Ich muss drin­gend mal ins Wasch­haus und so mache ich einen gro­ßen Bogen um ihn her­um und will gera­de den von ihm nicht ver­sperr­ten Ein­gang auf der ande­ren Sei­te ansteu­ern, da steht plötz­lich ein zwei­ter, rie­si­ger Bul­le vor mir.

Jetzt sind bei­de Ein­gän­ge ver­sperrt – mir rutscht das Herz in die Hose. So ohne Auto um sich her­um fühlt man sich doch gleich um eini­ges hilf­lo­ser. Ganz lang­sam steue­re ich einen schma­len Durch­gang zwi­schen einem Busch und dem Wasch­haus an und ver­su­che mich so unauf­fäl­lig in Rich­tung des Ein­gangs zu bewe­gen, wie mög­lich. Was macht er jetzt?

Er nimmt den Rüs­sel hoch und drück mit der Unter­sei­te gegen die rie­si­ge Aka­zie, vor der er steht – der gan­ze, gro­ße Baum wackelt, als er dage­gen drückt. Mit mehr­fa­chem drü­cken schüt­telt er die Aka­zie so hef­tig, dass ihre klei­nen Äste her­un­ter­fal­len. Nun beginnt er die­se, genüss­lich auf­zu­neh­men und zu fres­sen. Zeit für mich schleu­nigst in das Wasch­haus zu gehen. Tür zu. Aber nicht, ohne vor­her noch ein Foto mit der Lumix zu machen, die ich zufäl­lig dabei habe. Puh. Jetzt erst­mal duschen und rasieren.

Als ich fer­tig bin, wird es noch ein­mal span­nend. Hof­fent­lich blo­ckie­ren die bei­den nicht wei­ter­hin bei­de Ein­gän­ge. Wäh­rend ich in der «Fes­tung» war, ist kein ein­zi­ger ande­rer Mensch in das Haus gekom­men – wie auch…

Ich gehe also dies­mal zu dem ande­ren Ein­gang, dort wo der ers­te Ele­fant war: Pus­te­ku­chen. Hier ste­hen jetzt zwei von ihnen bewa­chend davor. Schnell von innen rüber zur ande­ren Tür – vor­sich­tig raus gucken – die Luft scheint rein zu sein. Jetzt heißt es in gro­ßem Bogen zu unse­rem Stell­platz zurück zu gehen. Als ich dort ankom­me sagt Diana:

«Du, da sind jetzt zwei Ele­fan­ten, guck mal!»

Na, das hab’ ich gemerkt.…

Abends fah­ren wir dann eine ande­re Ste­cke, öst­lich des Savu­ti Chan­nels. Ein­sa­mer als die west­li­che Sei­te des Par­kes, tref­fen wir hier kei­ne Men­schen­see­le. Auch hier ist unser GPS teil­wei­se nicht ganz akku­rat und mehr­fach müs­sen wir abwar­ten, bis grö­ße­re Ele­fan­ten­her­den den Weg wie­der freigeben.

Ohne gro­ße wei­te­re Sich­tun­gen machen wir uns auf den Rück­weg und wol­len noch auf einen Sun­dow­ner um einen der hier typi­schen Insel­ber­ge herumfahren.

Lei­der ist der Weg drum­her­um offen­bar lan­ge nicht mehr befah­ren wor­den und der Sand ist sehr sehr locker und tief, zudem hat der Wind hier die Fahr­spur an eini­gen Stel­len völ­lig ver­weht, so dass ich, bevor ich es über­haupt rea­li­sie­re in einer Situa­ti­on ste­cke, die ich bei der gan­zen Tiefsand­fah­re­rei bis­her noch nicht hat­te – es wird rich­tig brenzelig.

Run­ter­schal­ten, Gas – für die Unter­set­zung bleibt kei­ne Zeit mehr. Jetzt Augen zu und durch. Wir schlin­gern durch den Sand, Dia­na hält sich fest, mein Adre­na­lin­spie­gel schießt rauf – blitz­schnell muss ich ent­schei­den ob links oder rechts um einen Busch her­um bes­ser ist, Still­stand wäre hier ganz sicher­lich mit einer län­ge­ren Gra­be-Akti­on ver­bun­den – denn hier kommt so schnell kei­ner hin – sonst wären ja Spu­ren da. Zudem wird es bald dun­kel und Löwen gibt es hier auf jeden Fall, auch wenn wir sie selbst noch nicht gese­hen haben.

Schlin­gernd schaf­fen wir es die Büsche zu umfah­ren, dann geht es wie­der Berg­ab – ich traue mich nicht, vom Gas zu gehen bis wir wie­der auf etwas fes­te­res Ter­rain tref­fen. Puh. Jetzt atmen wir erst mal tief durch. Hier wol­len wir defi­nitv kei­nen Sun­dower mehr.

Wir fah­ren also noch ein Stück wei­ter und als wir wie­der «unten» sind, hal­ten wir unter einem male­ri­schen Bao­bab gegen­über einer Zebra Her­de, klet­tern auf’s Dach und geneh­mi­gen uns unser Sun­dow­ner Bier – was für ein Tag – was für eine male­ri­sche Gegend.

Ein Zeit­raf­fer davon, wie wir auf dem Auto sit­zen hat es übri­gens auch in unse­ren Film Afri­kan Ski­es geschafft… :-)

Sun dow­ner

Natür­lich lässt uns die Kän­gu­ruh Ali­ens kei­ne Ruhe, wir schau­en also auch heu­te Abend wie­der, ob wir sie sehen. Lei­der aber haben wir dies­mal kein Glück. Dafür durch­fors­tet Dia­na nun die Tier­füh­rer, die wir dabei haben – viel­leicht sind sie ja doch «von die­ser Welt» und wir fin­den irgend etwas.

Und tat­säch­lich, da steht bei einer Beschrei­bung: «Ein Nage­tier (nicht mit unserm Hasen ver­wandt), dass in klei­nen Höh­len lebt, aus­schließ­lich nacht­ak­tiv und sehr sprung­fä­hig mit lan­gen Hin­ter­bei­nen (wie ein Kän­ge­ruh) ist. Sei­ne Augen befin­den sich seit­lich am Kopf, so dass man meist nur eines davon sieht.»

Des Rät­sels Lösung: Wir haben Spring­ha­sen gese­hen! Da wir uns nun sicher sind, dass es kei­ne Ali­ens sind, kön­nen wir beru­higt einschlafen… :-)

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