Weiter geht mit unserer Afrika Erzählung – heute fahren wir ins berühmte Elefantenparadies «Savuti» – bis zu unserem dortigen Camp müssen wir uns allerdings noch durch ca. 100 Kilometer Tiefsand-Pisten mit zum Teil heftigen Bodenwellen kämpfen.
Dass wir im Elefantenland sind, sehen wir am prominentesten am Waschhaus auf dem Camp – wie eine Festung wurde es gebaut, nachdem Elefanten immer wieder Wasserhähne herausgerissen, den Gästen beim Duschen «halfen» und einiges an Zerstörung anrichteten. Nun ist das Waschhaus von einer 2 Meter hohen Mauer im Stile von Fort Knox umrundet. Hässlich aber, wie ich noch feststellen sollte, offenbar unumgänglich.
Nachdem wir am frühen Abend noch einmal auf einer Pirschfahrt waren, gehen wir nur noch schnell unter die nach den letzten Tagen nun echt willkommene Dusche und kochen uns dann im Dunkeln mit Hilfe von Taschenlampen und unserer Gasleuchte noch etwas zu essen. Das ist gar nicht so einfach, da wir durch unsere künstliche Lichtquelle eine Menge Mücken und Motten anziehen und wir aufpassen müssen, das diese nicht aus Versehen als Fleischbeilage in unserem Essen landen… ;)
Nachdem wir mit Essen fertig sind, traue ich mich – ganz vorsichtig – mit meiner Taschenlampe durch die Dunkelheit zum Waschhaus, um abzuwaschen. Heute bin ich dran. Geheuer ist mir das nicht, denn hier gibt es wirklich viele Elefanten. Eine Begegnung in der Dunkelheit möchte ich auf jeden Fall vermeiden. Diese bleibt dann auch zum Glück aus, aber als ich wieder zum Auto zurückkomme, sitzt Diana dort und sagt:
«Ohne Spaß: hier gibt es Kängeruh Aliens!!»
Ich überlege kurz ob sie eventuell einen Sonnenstich hat oder zu viel Alkohol getrunken hat, aber beides kann ich mir eigentlich ausschließen – also gucke ich sie weiterhin verdutzt an.
«Sieh selbst..», sagt Diana und richtet die Taschenlampe ins Gebüsch aber da ist nichts.…
«Ich schwöre, ich habe ein Tier mit nur einem leuchtenden Auge gesehen, was wie ein Kängeruh ganz lagsam auf und ab gesprungen ist. Ok es hört sich verrückt an, aber ich habe es wirklich gesehen!»
Wir bleiben noch einen Moment draußen sitzen und ich amüsiere mich über Dianas Halluzinationen. Bevor wir ins Zelt gehen, hält Diana die Taschenlampe nochmal ins Gebüsch und nun sehe ich es tatsächlich auch: ein Lichtpunkt bewegt sich wie in Zeitlupe, parabelartig auf und ab. Das sieht so skurril und fremdartig aus dass eigentlich nur Dianas Bezeichnung «Känguruh Aliens» darauf passt. Was um alles in der Welt ist das??
Sobald wir uns bewegen, verschwindet der Lichtpunkt. Und taucht dann ein paar Meter weiter seitlich wieder auf. Echt merkwürdig. Um die Aliens nicht weiter zu verschrecken, machen wir die Taschenlampe aus und gehen ins Zelt. Wir müssen unbedingt versuchen, herauszufinden was das für Wesen sind!
Am nächsten Morgen machen wir uns wieder einmal ganz früh auf den Weg, heute steht die ausgiebige Erkundung des Savuti-Nationalparks auf dem Programm. Bei unserer frühmorgentlichen Tour erhoffen wir uns möglicherweise Löwen bei den Resten ihres Mahls anzutreffen. Auch wenn wir ab und zu meinen, ihren Geruch zu riechen, bleibt unser Suche leider erfolglos.
Dafür finden wir einige Tier-Skelette und einen toten Elefanten, bei dem sich fast nur noch die Haut über die Knochen spannt, alles andere wurde schon verspeist. Vermutlich von Aasfressern wie Hyänen und Geiern. Wir sind uns nicht sicher, ob er von Löwen gerissen wurde oder ob es auch hier Wilderer gibt. Ein später befragter Wärter konnte uns dies nicht bestätigen: Löwen würden hier genug Zebras und Antilopen jagen können, der Elefant sei an Altersschwäche gestorben. Ob das stimmt, können wir natürlich nicht nachprüfen.
Zebras sehen wir in der Savuti-Marsch eine Menge – die Marsch ist ein großes Feuchtgebiet, was sich im Laufe der Jahre und der Jahreszeiten verändert. Hier haben wir das erste Mal die Situation, dass unsere Afrika-GPS-Karten nicht aktuell sind, weil viele der eingezeichneten Pfade und Verbindungswege schlicht überschwemmt sind oder nicht mehr existieren.
Während unserer mittäglichen Siesta am Camp, besucht uns nun tatsächlich ein Elefant. In 20–30 Metern Abstand frisst er an einigen Bäumen herum. Ich muss dringend mal ins Waschhaus und so mache ich einen großen Bogen um ihn herum und will gerade den von ihm nicht versperrten Eingang auf der anderen Seite ansteuern, da steht plötzlich ein zweiter, riesiger Bulle vor mir.
Jetzt sind beide Eingänge versperrt – mir rutscht das Herz in die Hose. So ohne Auto um sich herum fühlt man sich doch gleich um einiges hilfloser. Ganz langsam steuere ich einen schmalen Durchgang zwischen einem Busch und dem Waschhaus an und versuche mich so unauffällig in Richtung des Eingangs zu bewegen, wie möglich. Was macht er jetzt?
Er nimmt den Rüssel hoch und drück mit der Unterseite gegen die riesige Akazie, vor der er steht – der ganze, große Baum wackelt, als er dagegen drückt. Mit mehrfachem drücken schüttelt er die Akazie so heftig, dass ihre kleinen Äste herunterfallen. Nun beginnt er diese, genüsslich aufzunehmen und zu fressen. Zeit für mich schleunigst in das Waschhaus zu gehen. Tür zu. Aber nicht, ohne vorher noch ein Foto mit der Lumix zu machen, die ich zufällig dabei habe. Puh. Jetzt erstmal duschen und rasieren.
Als ich fertig bin, wird es noch einmal spannend. Hoffentlich blockieren die beiden nicht weiterhin beide Eingänge. Während ich in der «Festung» war, ist kein einziger anderer Mensch in das Haus gekommen – wie auch…
Ich gehe also diesmal zu dem anderen Eingang, dort wo der erste Elefant war: Pustekuchen. Hier stehen jetzt zwei von ihnen bewachend davor. Schnell von innen rüber zur anderen Tür – vorsichtig raus gucken – die Luft scheint rein zu sein. Jetzt heißt es in großem Bogen zu unserem Stellplatz zurück zu gehen. Als ich dort ankomme sagt Diana:
«Du, da sind jetzt zwei Elefanten, guck mal!»
Na, das hab’ ich gemerkt.…
Abends fahren wir dann eine andere Stecke, östlich des Savuti Channels. Einsamer als die westliche Seite des Parkes, treffen wir hier keine Menschenseele. Auch hier ist unser GPS teilweise nicht ganz akkurat und mehrfach müssen wir abwarten, bis größere Elefantenherden den Weg wieder freigeben.
Ohne große weitere Sichtungen machen wir uns auf den Rückweg und wollen noch auf einen Sundowner um einen der hier typischen Inselberge herumfahren.
Leider ist der Weg drumherum offenbar lange nicht mehr befahren worden und der Sand ist sehr sehr locker und tief, zudem hat der Wind hier die Fahrspur an einigen Stellen völlig verweht, so dass ich, bevor ich es überhaupt realisiere in einer Situation stecke, die ich bei der ganzen Tiefsandfahrerei bisher noch nicht hatte – es wird richtig brenzelig.
Runterschalten, Gas – für die Untersetzung bleibt keine Zeit mehr. Jetzt Augen zu und durch. Wir schlingern durch den Sand, Diana hält sich fest, mein Adrenalinspiegel schießt rauf – blitzschnell muss ich entscheiden ob links oder rechts um einen Busch herum besser ist, Stillstand wäre hier ganz sicherlich mit einer längeren Grabe-Aktion verbunden – denn hier kommt so schnell keiner hin – sonst wären ja Spuren da. Zudem wird es bald dunkel und Löwen gibt es hier auf jeden Fall, auch wenn wir sie selbst noch nicht gesehen haben.
Schlingernd schaffen wir es die Büsche zu umfahren, dann geht es wieder Bergab – ich traue mich nicht, vom Gas zu gehen bis wir wieder auf etwas festeres Terrain treffen. Puh. Jetzt atmen wir erst mal tief durch. Hier wollen wir definitv keinen Sundower mehr.
Wir fahren also noch ein Stück weiter und als wir wieder «unten» sind, halten wir unter einem malerischen Baobab gegenüber einer Zebra Herde, klettern auf’s Dach und genehmigen uns unser Sundowner Bier – was für ein Tag – was für eine malerische Gegend.
Ein Zeitraffer davon, wie wir auf dem Auto sitzen hat es übrigens auch in unseren Film Afrikan Skies geschafft… :-)
Natürlich lässt uns die Känguruh Aliens keine Ruhe, wir schauen also auch heute Abend wieder, ob wir sie sehen. Leider aber haben wir diesmal kein Glück. Dafür durchforstet Diana nun die Tierführer, die wir dabei haben – vielleicht sind sie ja doch «von dieser Welt» und wir finden irgend etwas.
Und tatsächlich, da steht bei einer Beschreibung: «Ein Nagetier (nicht mit unserm Hasen verwandt), dass in kleinen Höhlen lebt, ausschließlich nachtaktiv und sehr sprungfähig mit langen Hinterbeinen (wie ein Kängeruh) ist. Seine Augen befinden sich seitlich am Kopf, so dass man meist nur eines davon sieht.»
Des Rätsels Lösung: Wir haben Springhasen gesehen! Da wir uns nun sicher sind, dass es keine Aliens sind, können wir beruhigt einschlafen… :-)
Weiter geht´s:
Afrika Hautnah – Folge 16 – Fahrt zur Chobe Riverfront und dem Senyati Camp
Wir frühstücken ohne Hast und dann geht es weiter nach Norden. Heute haben wir wieder eine lange Tour von fast 200 Km vor uns. Den Reifendruck nochmals weiter abgesenkt geht es durch Tiefsand zu unser nächsten Station. Wieder sehr anstrengend für Mensch und Maschine. Diana übernimmt für eine Stunde und ist danach fix und alle, […]
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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