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Afrika Hautnah – Folge 6 – Eine Insel inmitten der Wüste: Kubu Island

Ich dre­he mich ein­mal um mich selbst und der ein­zi­ge Anhalts­punkt, den mein Auge fin­det, ist der immer klei­ner wer­den­de Toyo­ta. Ansons­ten nichts. Kei­ne Anhö­he, kei­ne Wol­ke, kein Anhalts­punkt am Boden. Habt ihr so etwas schon­mal gese­hen? Viel­leicht auf offe­nem Meer in einem Boot – aber selbst da sieht man wenigs­tens Tei­le des Boo­tes und nor­ma­ler­wei­se auch Wellen.

Unwill­kür­lich muss ich an den Film Die Tru­mann-Show den­ken. Krass. Den unte­ren Halb­kreis mei­nes Gesichts­fel­des bil­det das Weiß der Salz­pfa­ne und den obe­ren das strah­len­de Blau des Him­mels. Schlag­ar­tig wird mir klar, wie klein ich bin, in die­ser Umge­bung. Ich habe kein Was­ser, und just als ich die­sen Gedan­ken for­mu­lie­re, fällt mir die gna­den­lo­se Hit­ze auf. Die Son­ne knallt und reflek­tiert vom Boden so dass ich mir vor­kom­me, wie in einem Dör­rofen. Jetzt erst stel­le ich mir die alles­ent­schei­den­de Frage:

«Was ist eigent­lich in Dia­na gefahren??»

Die kann mich doch hier nicht sprich­wört­lich in der Wüs­te ste­hen lassen!

Zum Glück kom­me ich aber nicht mehr dazu, mir ernst­haft Sor­gen zu machen, denn jetzt sehe ich, dass das Auto mit ein­ge­schal­te­tem Rück­fahr­schein­wer­fer schon wie­der grö­ßer wird. Eine Minu­te spä­ter hält sie neben mir an und ich muss wohl ein ziem­lich ver­dutz­tes Gesicht machen, denn sie kommt aus dem Lachen gar nicht mehr raus.

Grum­melnd stei­ge ich wie­der ein – Jaja, sehr wit­zig – mit mir kann man es ja machen… :-)

Ihr merkt schon, mit den befürch­te­ten Über­schwem­mun­gen und Unpas­sier­bar­kei­ten haben wir über­haupt kei­ne Pro­ble­me, son­dern kom­men extrem gut durch. Schon nach ca. 3 Stun­den errei­chen wir Kubu-Island, das klei­nen Fel­sen Eiland mit­ten in der Salz­pfan­ne. Hier wird das Mono­ton der Salz­pfan­ne plötz­lich auf­ge­löst. Röt­li­che Fel­sen und wun­der­ba­re Baobabs domi­nie­ren die «Insel». Schlag­ar­tig wird uns klar, war­um Kubu, für die Busch­leu­te schon seit Urzei­ten ein Hei­li­ger Ort war, in ihrer Spra­che heißt er «Lek­hubu».

Ein näch­ti­ger Baobab!

Dort wer­den wir von einem ein­sa­men Park­wäch­ter in Emp­fang genom­men – außer uns und ihm ist hier kei­ner. Erst viel spä­ter, kommt noch ein wei­te­res Fahr­zeug, um die Nacht hier zu ver­brin­gen. Zum Glück stel­len sie sich aber so weit enfernt hin, dass wir von ihnen nichts mit­be­kom­men. Die Neben­sai­son hat ech­te Vor­tei­le – wenn die Pfan­nen befahr­bar sind!

Hier eine Land­kar­te bei Goog­le Maps.

Wir haben es also wirk­lich geschafft. Mein Traum, des­sen Rea­li­sie­rung ich schon in unbe­kann­te Zukunft ver­scho­ben hat­te, wird wahr! Ich freue ich unglaub­lich, hier zu sein und sau­ge die Atmo­sphä­re buch­stäb­lich in mich auf.

Kubu hat eine Län­ge von etwas mehr als einem Kilo­me­ter und eine Brei­te von viel­leicht 300 Metern. Die Insel liegt in der unend­li­chen Wei­te der Salz­pfan­ne und besteht haupt­säch­lich aus Fel­sen und urzeit­li­chen Affen­brot­bäu­men (Baobabs). Die pito­res­ken Bäu­me im Kon­trast zur Lee­re der Salz­pfan­ne und dem Blau des Him­mels wirkt außerirdisch. 

Hier muss man ankommen

Aller­dings fällt uns als ers­tes auch die glei­ßen­de Hit­ze auf. Und – dass es kaum Schat­ten gibt. 

Unser Stell­platz in den Mak­ga­dik­ga­di Pans

Für unser Auto haben wir einen male­ri­schen Stell­platz aus­ge­sucht – da die Bäu­me hier kaum Blät­ter haben, aller­dings lei­der nicht im Schat­ten. Stüh­le und Tisch tra­gen wir daher etwas abseits zu einem der weni­gen Bäu­me, der ein wenig Schat­ten bie­tet. Unheim­lich ist auch die Wind­stil­le und natür­lich die Ruhe. Kei­ne Zivi­li­sa­ti­ons­ge­räu­sche, nichts. Hier muss man ankommen.

Vol­ler Vor­freu­de schaue ich dem Abend ent­ge­gen, wenn die Son­ne tie­fer ste­hen wird und hof­fent­lich die Baobabs und Fel­sen in ihre ganz spe­zi­el­len Far­ben tau­chen wird. Und dann natür­lich auch die Nacht: also, wenn man irgend­wo auf der Erde einen tol­len Ster­nen­him­mel beob­ach­ten kann, dann doch wohl hier!

Den Nach­mit­tag ver­brin­gen wir in dem biss­chen Schat­ten, dass wir fin­den kön­nen. Ich neh­me 2 Vide­os auf und Dia­na ent­spannt sich mit Lesen.

Abends wird es dann ange­neh­mer und je tie­fer die Son­ne steht, um so mehr wird Kubus Farb­reg­ler auf­ge­dreht. Zum Son­nen­un­ter­gang unter­neh­men wir daher eine Wan­de­rung um und über die Insel. Am „Ein­gang“ zu Kubu, steht der größ­te Affen­brot­baum, den ich je gese­hen habe. 25 Män­ner sind erfor­der­lich, um ihn ein­mal zu umspan­nen und er ist eini­ge tau­send Jah­re alt. Von dort aus über­que­ren wir die Insel und gehen an ihrer öst­li­chen Sei­te zurück. 

Einen majes­tä­ti­sche­ren Baum habe ich nur sel­ten gesehen.

Sun­set auf Kubu-Island

Wie lan­ge er da wohl schon so sitzt?

Abends set­zen wir uns mit unse­ren Stüh­len etwas abseits der Bäu­me hin, so dass wir den vol­len 360 Grad Blick zum Him­mel und genie­ßen das natür­li­che Pla­ne­ta­ri­um, des­sen Auf­lö­sung, Tie­fe und Bril­lanz natür­lich von kei­nem men­schen­ge­schaf­fe­nen Pla­ne­ta­ri­um jemals erreicht wer­den kann. 

Dun­kel­heit – Wei­te – Ruhe

Mir feh­len ein­fach die Wor­te, um die­ses Erleb­nis zu beschrei­ben, da die Ein­drü­cke, die wir hier erle­ben mit Adjek­ti­ven zu beschrei­ben wären, die in unse­rer moder­nen Umge­bung nicht mehr so belegt sind, wie wir sie hier erle­ben: Dun­kel­heit – Wei­te – Ruhe.

Wo fin­det man heu­te noch ech­te Dun­kel­heit? Fast immer gibt es irgend­wo ein Licht, ein Auto das vor­bei­fährt oder eine Stadt die am Hori­zont den Him­mel erleuch­tet. Selbst bei den Auf­nah­men zum mei­nem Tene­rif­fa-Zeit­raf­fer Cana­ry Ski­es, hat­te ich in den nächt­li­chen Cana­das mit den Schein­wer­fern spo­ra­disch vor­bei­fah­ren­den Autos zu kämpfen.

Wo fin­det man heu­te noch ech­te Ruhe? Fast immer hört man irgend­wo eine Auto­bahn, ein Flug­zeug, einen Gene­ra­tor oder ande­re Men­schen-gemach­te Geräusche.

Wo fin­det man heu­te noch ech­te Wei­te? Fast immer steht irgend­wo – spä­tes­tens am Hori­zont – ein Bau­werk, ein Mast oder eine ande­re Errun­gen­schaft unse­rer Zivilisation.

Heu­te Nacht auf Kubu Island erle­ben wir alles drei gleich­zei­tig: Dun­kel­heit, Wei­te und Ruhe. 

Und dar­über den end­lo­sen Ster­nen­him­mel und die gran­dio­ses­te Milch­stra­ße, die ihr Euch vor­stel­len könnt!

Wie immer emp­feh­le ich Euch, die Bil­der in groß anzu­se­hen – klickt dazu ein­fach auf ein Bild, dann könnt ihr mit den Pfeil­tas­ten blät­tern. Die ver­klei­ner­te Ansicht in dem Bericht kommt da nicht annä­hernd dran.

Wei­ter lesen:

Alle bis­he­ri­gen Fol­gen fin­det ihr hier:

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