Ich drehe mich einmal um mich selbst und der einzige Anhaltspunkt, den mein Auge findet, ist der immer kleiner werdende Toyota. Ansonsten nichts. Keine Anhöhe, keine Wolke, kein Anhaltspunkt am Boden. Habt ihr so etwas schonmal gesehen? Vielleicht auf offenem Meer in einem Boot – aber selbst da sieht man wenigstens Teile des Bootes und normalerweise auch Wellen.
Unwillkürlich muss ich an den Film Die Trumann-Show denken. Krass. Den unteren Halbkreis meines Gesichtsfeldes bildet das Weiß der Salzpfane und den oberen das strahlende Blau des Himmels. Schlagartig wird mir klar, wie klein ich bin, in dieser Umgebung. Ich habe kein Wasser, und just als ich diesen Gedanken formuliere, fällt mir die gnadenlose Hitze auf. Die Sonne knallt und reflektiert vom Boden so dass ich mir vorkomme, wie in einem Dörrofen. Jetzt erst stelle ich mir die allesentscheidende Frage:
«Was ist eigentlich in Diana gefahren??»
Die kann mich doch hier nicht sprichwörtlich in der Wüste stehen lassen!
Zum Glück komme ich aber nicht mehr dazu, mir ernsthaft Sorgen zu machen, denn jetzt sehe ich, dass das Auto mit eingeschaltetem Rückfahrscheinwerfer schon wieder größer wird. Eine Minute später hält sie neben mir an und ich muss wohl ein ziemlich verdutztes Gesicht machen, denn sie kommt aus dem Lachen gar nicht mehr raus.
Grummelnd steige ich wieder ein – Jaja, sehr witzig – mit mir kann man es ja machen… :-)
Ihr merkt schon, mit den befürchteten Überschwemmungen und Unpassierbarkeiten haben wir überhaupt keine Probleme, sondern kommen extrem gut durch. Schon nach ca. 3 Stunden erreichen wir Kubu-Island, das kleinen Felsen Eiland mitten in der Salzpfanne. Hier wird das Monoton der Salzpfanne plötzlich aufgelöst. Rötliche Felsen und wunderbare Baobabs dominieren die «Insel». Schlagartig wird uns klar, warum Kubu, für die Buschleute schon seit Urzeiten ein Heiliger Ort war, in ihrer Sprache heißt er «Lekhubu».
Dort werden wir von einem einsamen Parkwächter in Empfang genommen – außer uns und ihm ist hier keiner. Erst viel später, kommt noch ein weiteres Fahrzeug, um die Nacht hier zu verbringen. Zum Glück stellen sie sich aber so weit enfernt hin, dass wir von ihnen nichts mitbekommen. Die Nebensaison hat echte Vorteile – wenn die Pfannen befahrbar sind!
Hier eine Landkarte bei Google Maps.
Wir haben es also wirklich geschafft. Mein Traum, dessen Realisierung ich schon in unbekannte Zukunft verschoben hatte, wird wahr! Ich freue ich unglaublich, hier zu sein und sauge die Atmosphäre buchstäblich in mich auf.
Kubu hat eine Länge von etwas mehr als einem Kilometer und eine Breite von vielleicht 300 Metern. Die Insel liegt in der unendlichen Weite der Salzpfanne und besteht hauptsächlich aus Felsen und urzeitlichen Affenbrotbäumen (Baobabs). Die pitoresken Bäume im Kontrast zur Leere der Salzpfanne und dem Blau des Himmels wirkt außerirdisch.
Allerdings fällt uns als erstes auch die gleißende Hitze auf. Und – dass es kaum Schatten gibt.
Für unser Auto haben wir einen malerischen Stellplatz ausgesucht – da die Bäume hier kaum Blätter haben, allerdings leider nicht im Schatten. Stühle und Tisch tragen wir daher etwas abseits zu einem der wenigen Bäume, der ein wenig Schatten bietet. Unheimlich ist auch die Windstille und natürlich die Ruhe. Keine Zivilisationsgeräusche, nichts. Hier muss man ankommen.
Voller Vorfreude schaue ich dem Abend entgegen, wenn die Sonne tiefer stehen wird und hoffentlich die Baobabs und Felsen in ihre ganz speziellen Farben tauchen wird. Und dann natürlich auch die Nacht: also, wenn man irgendwo auf der Erde einen tollen Sternenhimmel beobachten kann, dann doch wohl hier!
Den Nachmittag verbringen wir in dem bisschen Schatten, dass wir finden können. Ich nehme 2 Videos auf und Diana entspannt sich mit Lesen.
Abends wird es dann angenehmer und je tiefer die Sonne steht, um so mehr wird Kubus Farbregler aufgedreht. Zum Sonnenuntergang unternehmen wir daher eine Wanderung um und über die Insel. Am „Eingang“ zu Kubu, steht der größte Affenbrotbaum, den ich je gesehen habe. 25 Männer sind erforderlich, um ihn einmal zu umspannen und er ist einige tausend Jahre alt. Von dort aus überqueren wir die Insel und gehen an ihrer östlichen Seite zurück.
Abends setzen wir uns mit unseren Stühlen etwas abseits der Bäume hin, so dass wir den vollen 360 Grad Blick zum Himmel und genießen das natürliche Planetarium, dessen Auflösung, Tiefe und Brillanz natürlich von keinem menschengeschaffenen Planetarium jemals erreicht werden kann.
Mir fehlen einfach die Worte, um dieses Erlebnis zu beschreiben, da die Eindrücke, die wir hier erleben mit Adjektiven zu beschreiben wären, die in unserer modernen Umgebung nicht mehr so belegt sind, wie wir sie hier erleben: Dunkelheit – Weite – Ruhe.
Wo findet man heute noch echte Dunkelheit? Fast immer gibt es irgendwo ein Licht, ein Auto das vorbeifährt oder eine Stadt die am Horizont den Himmel erleuchtet. Selbst bei den Aufnahmen zum meinem Teneriffa-Zeitraffer Canary Skies, hatte ich in den nächtlichen Canadas mit den Scheinwerfern sporadisch vorbeifahrenden Autos zu kämpfen.
Wo findet man heute noch echte Ruhe? Fast immer hört man irgendwo eine Autobahn, ein Flugzeug, einen Generator oder andere Menschen-gemachte Geräusche.
Wo findet man heute noch echte Weite? Fast immer steht irgendwo – spätestens am Horizont – ein Bauwerk, ein Mast oder eine andere Errungenschaft unserer Zivilisation.
Heute Nacht auf Kubu Island erleben wir alles drei gleichzeitig: Dunkelheit, Weite und Ruhe.
Und darüber den endlosen Sternenhimmel und die grandioseste Milchstraße, die ihr Euch vorstellen könnt!
Wie immer empfehle ich Euch, die Bilder in groß anzusehen – klickt dazu einfach auf ein Bild, dann könnt ihr mit den Pfeiltasten blättern. Die verkleinerte Ansicht in dem Bericht kommt da nicht annähernd dran.
Weiter lesen:
Afrika Hautnah – Folge 7 – Sonnenaufgang mit Verletzungsrisiko
Die Nacht auf Kubu Island war kalt und kurz. Nachdem ich noch lange die fantastische Milchstraße betrachtet und fotografiert habe, wirft mich der Wecker schon wieder um 5 Uhr aus dem Bett – ich will den Sonnenaufgang auf der anderen Seite der „Insel“ fotografieren. Noch im Halb-Dunkel ziehe ich mit meinen Kameras los. Gleich müsste […]
Alle bisherigen Folgen findet ihr hier:
Afrika Hautnah – unsere Botswana Reise
Zurück aus Afrika. 3 Wochen mit Allrad und Dachzelt durch die endlose Weite Botswanas. Vorbei an der mystischen Kalahari, quer durch die sagenumwobenen Magkadikadi-Pans, hoch zum grünen Juwel in dieser sonst so trockenen Gegend: dem Okavango-Delta. Durch den Moremi-Nationalpark über Savuti zum Elefantenparadies Chobe Nationalpark am Sambesi, der wenige Kilometer später die weltberühmten Victoria-Fälle speist. […]
Hat Dir der Artikel gefallen?
Dann melde Dich doch bitte zu meinem kostenlosen Newsletter an. Dann bekommst Du eine Nachricht bei neuen Artikeln und Du wirst auch exklusiv als erstes über neue Workshops und Reisen informiert! Außerdem gibt es dort auch immer wieder Hintergrund-Infos, die so nicht im Blog stehen.
Natürlich freue ich mich auch sehr, wenn Du mir bei YouTube, Instagram und Facebook folgst.
Alle Inhalte © Gunther Wegner
*) Mit einem Stern gekennzeichnete Links sind externe Partner-Links. Ihr unterstützt mich, wenn ihr darüber bestellt. Alternativ könnt ihr auch über folgende Direktlinks in die Shops wechseln:
Amazon.de, Amazon.at, Amazon.com, Foto Koch, Augenblicke-Eingefangen, camforpro.com.
Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!