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Die «Geisterstadt» Kolmanskop – und meine Art mit HDR umzugehen – Afrika Hautnah 2, Folge 3

Kol­man­skop, auch bekannt als Kol­manns­kup­pe, ist die wohl bekann­tes­te «Geis­ter­stadt» in Nami­bia und liegt mit­ten in der Namib-Wüs­te. Die­se Wüs­te ist es auch, die die Stadt für uns Foto­gra­fen so inter­es­sant macht: erobert sie doch mit Ihren Dünen das Land auf das die Stadt einst gebaut wur­de Schritt-für-Schritt zurück. Übrig blei­ben pit­to­res­ke Räu­me, an denen der Zahn der Zeit nagt und die ins­be­son­de­re jeden Foto­gra­fen auf­grund ihrer Far­ben und der sagen­haf­ten Kulis­sen in Ent­zü­cken ver­set­zen. Hier zu foto­gra­fie­ren ist aller­dings kein Kin­der­ge­burts­tag: die kras­sen Kon­tras­te ver­füh­ren gera­de dazu, mit der HDR Tech­nik zu arbei­ten. Ob das immer sinn­voll ist und wel­chen Weg ich gewählt habe, um die­se Impres­sio­nen foto­gra­fisch umzu­set­zen, erfahrt ihr nun.

Kol­mans­kup­pe ent­stand als deut­sche Kolo­ni­al-Stadt im Zuge des Dia­man­ten­booms in Nami­bia, Anfang des 20. Jahr­hun­derts. Sie liegt etwa 12 Km von Lüde­ritz in der Wüs­te und galt einst als die reichs­te Stadt Afrikas.

Inmit­ten der  lebens­feind­li­chen Namib-Wüs­te, die durch ihre star­ken Sand­stür­me und ihre Tro­cken­heit bekannt ist, leb­ten damals bis zu 400 Men­schen in gro­ßem Luxus. Neben den Unter­künf­ten für die im Dia­man­ten­ab­bau täti­gen Arbei­ter, den Ver­wal­tungs­ge­bäu­den, einem Kran­ken­haus und einer Schu­le gab es fast alles, was das Herz begehrte.

Kol­man­skop

Auch ein Elek­tri­zi­täts­werk, Lebens­mit­tel­ge­schäf­te sowie eine Eis­fa­brik, die Block­eis für die Eis­schrän­ke der Bewoh­ner her­stell­te, gab es. Ja, sogar ein Thea­ter und ein Salz­was­ser-Schwimm­bad. Alles Süß­was­ser für die Ver­sor­gung der Stadt, muss­te aus dem rund 1.000 km ent­fern­ten Kap­stadt her­an­ge­schafft wer­den. Die meis­ten Bau­ma­te­ria­li­en kamen aus Deutsch­land. Geld spiel­te hier damals kei­ne Rolle.

Die Deut­schen waren es…

Aber wie auch bei ande­ren «Boom-Städ­ten» hielt die­ser Boom und Reich­tum nicht ewig – als näm­lich die Dia­men­ten­fel­der abge­baut waren, wur­de 1930 der Abbau wei­ter Rich­tung Süden ver­la­gert. Nach und nach ver­lie­ßen auch die Bewoh­ner Kol­mans­kup­pes die Stadt und über­lie­ßen Kol­mans­kup­pe wie­der der Wüs­te, die sich schnell zurück­hol­te, was man ihr einst abge­run­gen hatte.

Kol­mankop – Namibia

Erst in den 1990er Jah­ren begann man, einen gere­gel­ten Muse­ums­be­trieb zu eta­blie­ren. Der Auf­schwung des nahe gele­ge­nen Lüde­ritz brach­te vie­le Besu­cher und man begann die Geis­ter­stadt vor dem voll­stän­di­gen Ver­fall zu ret­ten. Eini­ge Häu­ser sind mitt­ler­wei­le restau­riert und wur­den auch von innen in den Urzu­stand ver­setzt. Aber im gro­ßen und gan­zen macht den Charme Kol­mans­kup­pes natür­lich gera­de ihr Ver­fall aus.

Heu­te ist die Stadt ein Tou­ris­ten­ma­gnet. Für die meis­ten Nami­bia-Rei­sen­den ist es ein Pflicht­stopp auf dem Weg nach Lüde­ritz. Es ist ein­fach wahn­sin­nig beein­dru­ckend die Häu­ser und Räu­me, in denen zum Teil meter-hoher Sand liegt, zu besich­ti­gen und in eine kom­plett ande­re Zeit einzutauchen.

Natür­lich woll­ten auch wir Kol­man­skop unbe­dingt besich­ti­gen. Schon wäh­rend der Fahrt in das an der Küs­te gele­ge­ne Lüde­ritz bemer­ken wir jedoch, wie sich das Wet­ter änder­te. Je näher wir der Atlan­tik-Küs­te kamen, um so stär­ker wur­de der Wind. Er blies den Sand der Namib sand­strahl­ar­tig über die Stra­ße, so dass die­se an eini­gen Stel­len schon kom­plett unter dem Sand zu ver­schwin­den drohte.

Lüde­ritz

Da ich noch eine Nami­bi­sche Pre­paid Kar­te kau­fen woll­te, fuh­ren wir zunächst nach Lüde­ritz und besorg­ten die Kar­te. Hat­ten wir ursprüng­lich noch in Erwä­gung gezo­gen, zunächst Lüde­ritz zu besich­ti­gen, dort auf dem Cam­ping-Platz zu über­nach­ten und dann am kom­men­den Tag Kol­man­skop zu besich­ti­gen, nah­men wir davon schnell wie­der Abstand. Der Sturm war hier mitt­ler­wei­le fast als orkan­ar­tig zu bezeich­nen und der Cam­ping­platz liegt auf einer schutz­lo­sen Land­zun­ge direkt am Meer – hier hät­ten wir unser Dach­zelt ver­mut­lich nur ein­mal aus­ge­klappt – und danach nie wie­der. Lei­der mach­ten uns die Ein­hei­mi­schen in Lüde­ritz auch kei­ne Hoff­nung auf eine Wet­ter­bes­se­rung in den nächs­ten Tagen.

Wir ent­schlos­sen uns also, noch am sel­ben Tag Kol­man­skop zu besich­ti­gen, obwohl es schon nach Mit­tag war.

Dia­na und ich nah­men also je eine Kame­ra, eine mit dem 35er und eine mit dem 14–24. Wir steck­ten sie unter unse­re Jacken, stemm­ten uns gegen den Wind und dann rann­ten wir zum ers­ten Haus. Drin­nen war es etwas bes­ser. Bei die­sen Bedin­gun­gen Zeit­raf­fer auf­zu­neh­men, wäre aber so gut wie unmög­lich gewe­sen. Das unver­meid­li­che Knir­schen, das sich schon nach kur­zer Zeit in den Objek­ti­ven ein­stell­te, berei­te­te mir so schon fast kör­per­li­che Schmer­zen… Der Weg von einem Haus zum nächs­ten glich dann auch einem Spieß­ru­ten­lauf gegen den Wind. Die Kame­ras nur not­dürf­tig geschützt, ver­such­ten wir das schlimms­te zu verhindern.

Die Her­aus­for­de­rung beim Foto­gra­fie­ren in den Häu­sern war dann neben dem umher­flie­gen­den Sand vor allem der hohe Dyna­mik-Umfang der Moti­ve. In den Häu­sern ohne künst­li­che Beleuch­tung waren die ein­zi­gen Licht­quel­len die offe­nen Fens­ter, durch die die nur leicht durch Schlei­er­wol­ken gedämpf­te Son­ne fiel. Har­te Schat­ten und dunk­le Ecken in den Zim­mern kon­tras­tier­ten also mit der hel­len Wüs­ten­sze­ne­rie drau­ßen. Bei die­sen Moti­ven war es mir sehr wich­tig, auch die Details drau­ßen zu erhal­ten – z.B. die Wol­ken vor dem blau­en Him­mel. Mit «normal»-belichteten Fotos wäre mir das jedoch nicht gelun­gen. Hier wären die Fens­ter ein­fach nur als wei­ße Flä­che abge­bil­det wor­den. Ich muss­te also anders vorgehen.

Und obwohl ich eigent­lich kein Freund von der HDR Tech­nik bin, waren das Situa­tio­nen, in denen ich mit dazu ent­schloss, Belich­tungs­rei­hen zu machen. Ein­fach, um einen grö­ße­ren Dyna­mik­um­fang ein­zu­fan­gen. Ich mach­te also jeweils 5 Bil­der mit jeweils einer Blen­den­stu­fe Unter­schied. Immer wie­der ver­flu­che ich in einer sol­chen Situa­ti­on die D800, die bei auto­ma­ti­schen Belich­tungs­rei­hen kei­ne grö­ße­ren Schrit­te als 1‑Blendenstufe machen kann. Selbst die D5300 kann 2 Blen­den­stu­fen, die D600/D610 sogar 3!
5 Bil­der mit 1‑Blendenstufe Abstand sind bei einer Kame­ra mit dem Dyna­mik­um­fang der D800 eigent­lich tota­ler Unsinn, 3 Bil­der mit 2 oder 3‑Blendenstufen Abstand wären hier die deut­lich bes­se­re Wahl. Nikon, wie wäre es mit einem Firm­ware Update für die D800?!

Jeden­falls woll­te ich Euch hier kurz davon berich­ten, wie sich die Bear­bei­tung die­ser «HDR»-Bilder gestal­tet hat.

HDR oder nicht-HDR – das ist hier die Frage

Zunächst habe ich mir in Ligh­t­room ein­fach «nur» das­je­ni­ge Bild aus jeder Sequenz her­aus­ge­sucht, wel­ches einer idea­len Belich­tung am nächs­ten kam. Sprich: das­je­ni­ge, das gera­de so in den Lich­tern nicht über­be­lich­tet war, also auch in den Fens­ter­be­rei­chen noch Zeich­nung hat­te. Das über­prüft man am bes­ten, in dem man tem­po­rär den «Belichtungs»-Regler in Ligh­t­room etwas zurück­zieht – so erkennt man, ob in den Lich­tern noch Zeich­nung ist.

Hier mal ein Bei­spiel: so kam das «per­fekt belich­te­te» Foto aus der Kamera:

So sieht das JPG aus der Kame­ra aus

Sieht erst­mal nach einem Lösch­kan­di­da­ten aus – oder? :-)

Die­ses habe ich dann ganz nor­mal in Ligh­t­room bear­bei­tet, ins­be­son­de­re muss­te ich natür­lich die Schat­ten-Par­tien auf­hel­len. Hier kam mir zugu­te, dass die RAW-Auf­nah­men aus den Nikons einen wirk­lich extrem guten Dyna­mik-Umfang haben. So konn­te ich noch unwahr­schein­lich vie­le Details aus den zunächst fast schwarz anmu­ten­den Schat­ten­par­tien her­aus­ho­len. Die­se Ergeb­nis­se waren für mich eigent­lich schon perfekt.

So sieht das Bei­spiel­bild von eben nach der Bear­bei­tung des RAWs mit Ligh­t­room aus. Ach­tet mal auf das Fens­ter, auch hier ist die kom­plet­te Zeich­nung zu sehen!

Nur mit Ligh­t­room bearbeitet

Als «Gegen­ver­such» pro­bier­te ich nun, ob ich mit Pho­to­ma­tix und dem Zusam­men­set­zen der kom­plet­ten Belich­tungs­rei­he zu einem HDR-Bild noch bes­se­re Ergeb­nis­se bekom­men würde.

Hier mal der Ver­gleich eines ech­ten HDRs, das ich mit Pho­to­ma­tix zu einem 32 bit Tif mit hoher Dyna­mik zusam­men­ge­setzt und anschlie­ßend in Ligh­t­room bear­bei­tet habe. Klickt am bes­ten mal auf eines der Bil­der und schal­tet dann mit dem Pfeil­tas­ten hin und her, um den Unter­schied bes­ser zu sehen.

HDR – Zusam­men­ge­setzt mit Pho­to­ma­tix und mit Ligh­t­room bearbeitet

gegen­über dem «per­fekt belich­te­ten» Bild aus der Rei­he, wel­ches ich direkt in Ligh­t­room bear­bei­tet habe.

Nur mit Ligh­t­room aus einem RAW entwickelt.

Der ein­zi­ge Vor­teil des HDRs ist hier ein gerin­ge­res Rau­schen in den Schat­ten­par­tien, da hier das mehr an Infor­ma­tio­nen aus den hel­ler belich­te­ten Bil­dern zum tra­gen kommt. Aller­dings seht ihr den Unter­schied hier ver­mut­lich gar nicht – der kommt höchs­tens zum Tra­gen, bei einer 1:1 Ansicht – nicht jedoch bei Verkleinerungen.

Mein Fazit

HDR ver­liert mehr und mehr an Bedeu­tung. Kame­ras mit moder­nen Sen­so­ren, wie die Nikon D800, die D600/D610 aber auch schon die «klei­nen» – Nikon D5x00 und D7x00 bie­ten mit ihren 14 bit RAW-Datei­en mitt­ler­wei­le einen der­art hohen Dyna­mik-Umfang, dass man fast in allen Situa­tio­nen auf eine ech­te HDR-Bear­bei­tung ver­zich­ten kann. Vor­aus­set­zung für sol­che Ergeb­nis­se ist aller­dings, dass man genau die rich­ti­ge Belich­tung trifft – sprich die Lich­ter nicht aus­fres­sen. Erleich­tern kann man sich das durch die Auf­nah­me einer Belichtungsreihe.

Eine wei­te­re Vor­aus­set­zung, ist die rich­ti­ge Soft­ware zur Bear­bei­tung der RAW-Datei­en. Ligh­t­room 5 (und 4) machen beim Auf­hel­len der Schat­ten und «Ret­ten» der Lich­ter einen wirk­lich außer­ge­wöhn­li­chen Job. Mit Ligh­t­room 3 und ande­ren Pro­gram­men funk­tio­niert das, mei­ner Erfah­rung nach, lan­ge nicht so gut.

Im End­ef­fekt waren es aus­schließ­lich die aus Ein­zel­bil­dern bear­bei­te­ten Fotos, die es hier auf die Sei­te geschafft haben – sie haben mir vom Look her ein­fach noch ein biss­chen bes­ser gefal­len und waren mit deut­lich weni­ger Auf­wand bearbeitet.

Kol­man­skop – Ein Traum für Fotografen

Wei­ter­le­sen:

Alle bis­he­ri­gen Fol­gen von Afri­ka Haut­nah 2 fin­det ihr hier:

 

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