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Nord-Norwegen und die Nordlichter reloaded

Zwei­mal hin­ter­ein­an­der im Win­ter nach Nor­we­gen? Und dann noch nörd­lich des Polar­krei­ses? Da friert man sich doch was-auch-immer ab und es ist die gan­ze Zeit dunkel!
Stimmt zum Glück bei­des nicht – wie attrak­tiv der Win­ter dort oben auch im Dezem­ber sein kann, möch­te ich euch heu­te mit eini­gen Impres­sio­nen mei­ner zwei­ten Rei­se zu den Nord­lich­tern zeigen.

Unse­re Gruppe

Manch­mal muss man sich auf Din­ge, die man nor­ma­ler­wei­se nicht tun wür­de, ein­fach mal ein­las­sen, um dann ein gro­ßer Fan zu wer­den. So bin ich nor­ma­ler­wei­se jemand der, wie ein Zug­vo­gel, ab Novem­ber einen stark Drang nach Süden ver­spürt. Raus aus der Käl­te – irgend­wo­hin, wo man T‑Shirt tra­gen kann. Dass ich dadurch auch etwas ver­pas­sen könn­te, kam mir nur sel­ten in den Sinn. Die­ses Jahr nun war es anders – end­lich woll­te ich ein­mal zusam­men mit ande­ren Foto-begeis­ter­ten die Nord­lich­ter foto­gra­fie­ren und auf­grund der über­wäl­ti­gen­den Reso­nanz auf die Aus­schrei­bung die­ser Tour, sag­te ich dann auch spon­tan zu, das gan­ze gleich zwei­mal anzugehen!

Auch so ein Ding – zwei­mal, mit nur 3 Wochen Abstand an den glei­chen Ort? Ist das nicht lang­wei­lig? – Kein Stück! Ers­tens hat­te ich eine neue Grup­pe, mit wie­der sehr net­ten und inter­es­san­ten Teil­neh­mern und zwei­tens foto­gra­fie­ren wir die Natur – und die schafft es, auf wun­der­ba­re Art und Wei­se immer neue Facet­ten von Schön­heit und Ästhe­tik zu gene­rie­ren indem sie ihre Hel­fer, die Jah­res­zei­ten und das Wet­ter zur Hil­fe bittet.

Als Foto­gra­fen ist es an uns, die Natur jeweils in unse­ren Fotos so umzu­set­zen wie wir sie sub­jek­tiv emp­fin­den. Die Natur und der Foto­graf schaf­fen also gemein­sam das Bild.

Sur­rea­le Stim­mung jen­seits des Polarkreises

Nord Nor­we­gen im Win­ter: kein Son­nen­auf- und Son­nen­un­ter­gang. Kei­ne Gol­de­ne Stunde.

Jah­res­zei­ten? Win­ter ist Win­ter, ob Novem­ber oder Dezem­ber, oder? Nun ja, wäh­rend der ers­ten Tour im Novem­ber, stand die Son­ne um die Mit­tags­zeit immer noch über dem Hori­zont – bei der zwei­ten Tour im Dezem­ber, ging sie dann gar nicht mehr auf. Das macht vom Licht her einen ganz gro­ßen Unter­schied und so las­sen sich auch ganz unter­schied­li­che Fotos machen.

Bei der ers­ten Tour gab es dar­über hin­aus nur wenig Schnee – bei der zwei­ten deut­lich mehr.

Die Bil­der der ers­ten Tour hat­tet ihr gese­hen? Wenn nicht – hier könnt ihr noch mal reinschauen:

 

Aber das Wet­ter kann natür­lich auch tückisch sein: als wir nun das zwei­te mal in Trom­sø anka­men, sah die Wet­ter­pro­gno­se alles ande­re als rosig aus.

Eigent­lich war für die gan­ze Woche Schiet­wet­ter ange­sagt. Dank der gan­zen Han­dy-Regen-und-Wol­ken-Radar-Apps blieb das natür­lich auch den Teil­neh­mern nicht ver­bor­gen und so muss­te ich doch eini­ges an Opti­mis­mus ver­brei­ten. Aber ich muss­te das gar nicht vor­täu­schen, son­dern ich war wirk­lich opti­mis­tisch! Hat­te ich das doch schon bei der ers­ten Tour erlebt: die Vor­her­sa­gen sind dort oben an der Küs­te alles ande­re als genau, und unser Gui­de Vidar hat­te es noch immer geschafft, uns kla­re Ecken zu fin­den, an denen wir die Nord­lich­ter beob­ach­ten konn­ten. Ihm galt mein volls­tes Vertrauen.

Apro­pos Vidar: mit der Aus­wahl unse­res Part­ners vor Ort hat Mar­tin von Zoom-Expe­di­ti­ons, mit dem ich die­se Tou­ren ja zusam­men anbie­te, wie­der ein­mal ein sehr gutes Händ­chen bewie­sen. Vidar und sei­ne Frau Syl­via betrei­ben mit crea​ti​ve​va​ca​ti​ons​.no ein klei­nes aber fei­nes Unter­neh­men, mit dem sie im Win­ter Tou­ren zu den Nord­lich­tern anbie­ten. Und das auf eine unglaub­lich enga­gier­te, per­sön­li­che und net­te Art und Wei­se. An die­ser Stel­le auch noch ein­mal mein ganz lie­ber Dank an die Beiden!

Equipment

Die Fra­ge nach dem von mir genutz­ten Equip­ment kommt ja ohne­hin – spä­tes­tens in den Kom­men­ta­ren – also hier kurz etwas dazu ;-)

Ich habe die­ses mal zwei Nikon D750 dabei gehabt. Ich habe bei der letz­ten Tour, auf der ich eine D810 und eine D750 dabei hat­te fest­ge­stellt, dass es ein­fach ungüns­tig ist, nachts zwei unter­schied­li­che Kame­ras blind bedie­nen zu müs­sen. Wei­ter­hin kommt die D750 mei­ner Arbeits­wei­se viel stär­ker ent­ge­gen, da für mei­ne Zeit­raf­fer weni­ger die hohen Auf­lö­sun­gen brau­che, und eher das Klapp­dis­play und die WLAN-Fähig­keit. Schwe­ren Her­zens tren­ne ich mich daher nun von mei­ner Nikon D810 mit gera­de ein­mal 17.000 Aus­lö­sun­gen und in sehr gutem Zustand. Bei Inter­es­se, schreibt mir doch ger­ne eine Email über das Kon­takt­for­mu­lar.

Sig­ma 20mm f/1.4 Art mit Fil­ter­hal­ter von Logo­de­ckel und Hai­da ND Filter

Aber zurück zum Equip­ment: an Objek­ti­ven hat­te ich das ganz neue Sig­ma 20 f/1.4 Art dabei, dazu in Kür­ze mehr in mei­nem Test­be­richt; dann das Sig­ma 24 f/1.4 Art, das Sig­ma 35 f/1.4 Art, das Nikon 70–200 und das Nikon 300 f/2.8, wel­ches ich in letz­ter Minu­te noch ein- und das 300mm f/4 wie­der aus­ge­packt habe. Die eine Licht­stär­ke mehr hat mir bei den Walen doch tat­säch­lich sehr gehol­fen. Ach ja, und das 10.5er Fishe­ye hat­te ich für die 360° Pan­ora­men auch noch mit dabei.

Nordlichter und dunkle Nächte

Als an einem Abend in Küs­ten­nä­he eine super-dicke Wol­ken­de­cke herrsch­te, fuh­ren wir halt nach Finn­land. Drei­ein­halb Stun­den Fahrt. Pro Stre­cke. Sol­che Stre­cken mal eben zu fah­ren, ist für den Nor­we­ger offen­bar ganz nor­mal und wir hat­ten tat­säch­lich Glück – Vidars Pro­gno­se bewahr­hei­te­te sich und hin­ter einem Pass war der Schnee­sturm plötz­lich vor­bei, die Wol­ken weg und die Nord­lich­ter zu sehen. Zurück waren wir mor­gens um 4. Aber hey – es hat sich wirk­lich gelohnt!

Die vom Schnee­sturm ver­schmier­te Lin­se wirkt wie ein Dif­fu­sor und bringt Ori­on, Alde­ba­ran und die Pleiaden wun­der­schön hervor.

Wun­der­schö­ne Auro­ra in Schwarz-Weiss

Im Lau­fe der Woche wur­de das Wet­ter dann immer bes­ser, so dass wir die rest­li­chen Aben­de tol­le Bil­der und Zeit­raf­fer in der nähe­ren Umge­bung machen konn­ten. Tags­über von der Land­schaft in der Nähe unse­rer Unter­kunft und nachts von den Polarlichtern.

Bei der Arbeit für eine Zeitraffer-Sequenz

Auch die­ses Mal konn­ten wir eini­ge Zeit­raf­fer machen. Der­zeit sit­ze ich gera­de an einem Film in dem ich die schöns­ten Zeit­raf­fer die­ser bei­den Nor­we­gen Expe­di­tio­nen zei­ge. Die­ses mal gibt es auch eine Pre­mie­re: ich habe die Musik selbst kom­po­niert und ein­ge­spielt. Lasst euch über­ra­schen, den Film zei­ge ich euch in Kür­ze hier im Blog…

Bei der Arbeit

Zeit­raf­fer mit Slider

Hier aber nun eini­ge beein­dru­cken­de Fotos der Nord­lich­ter, die wir beob­ach­ten konnten.

Vol­ler Ein­satz bei den Teil­neh­mern! Die Reflek­to­ren und Reflek­tor­wes­ten sind hier übri­gens überlebenswichtig.

Das tra­di­tio­nel­le Grup­pen­bild als Litt­le Planet

Eines Abends lief uns ein jun­ges Ren­tier qua­si direkt vor die Kame­ra. Ein Beweis­fo­to muss­te her! Aber foto­gra­fiert ein Ren­tier mal in fast voll­stän­di­ger Dun­kel­heit. Das hell erleuch­te­ten Haus im Hin­ter­grund mach­te das Fokus­sie­ren nicht gera­de ein­fa­cher und dann hält das Tier ja auch nicht still… :-)

Immer­hin ein Beweis­bild ist eini­ger­ma­ßen geworden:

Jun­ges Ren­tier mit Nord­licht: 1/3 Sek, f/1.4, ISO 6400

Zu den Walen

Am letz­ten Tag ging es dann noch ein­mal mit einem Kata­ma­ran hin­aus, auf der Suche nach Buckel­wa­len. Bei den nun herr­schen­den Licht­ver­hält­nis­sen eine ech­te Her­aus­for­de­rung. Hat­ten wir 4 Wochen zuvor noch die Son­ne vom Boot aus gese­hen, so muss­ten wir dies­mal zunächst durch einen Schnee­sturm. Als sich die­ser gelegt hat­te, war es immer noch recht dun­kel. Dafür waren die Wale aber sehr aktiv.

Dies­mal gab es noch mehr Buckel­wa­le, als letz­tes Mal, und sie waren gut dabei. Mehr­fach schos­sen sie in Grup­pen aus dem Was­ser – die gro­ße Her­aus­for­de­rung war, die­sen Moment zu erwi­schen und die Kame­ra dann in der rich­ti­gen Rich­tung schuss­be­reit zu haben.

Ein ganz groß­ar­ti­ges Foto «mit Hin­ter­grund» gelang zum Bei­spiel Karl-Heinz, den ihr in dem Bild oben hin­ter sei­ner 1Dx und dem gro­ßen Tele seht (bit­te unbe­dingt kli­cken, um es in groß zu sehen):

Foto: Karl-Heinz Berghus

Die Dun­kel­heit mach­te es nicht leich­ter. Um so einen Wal zu foto­gra­fie­ren, der aus dem Was­ser schießt braucht man ja auch eine sehr kur­ze Belich­tungs­zeit. Eine 1/640. Sekun­de soll­te es schon sein, ggf. kür­zer. Dann lan­det man aber schnell bei ISO 6400 und muss dann in der Bear­bei­tung immer noch pushen. Eine Her­aus­for­de­rung für Foto­graf und Kame­ra, die die Teil­neh­mer aber sehr gut gemeis­tert haben.

300mm, f/2.8, ISO 3200, 1/640 Sek.

Aber wie auch schon die Nord­lich­ter, sind die Wale ein Erleb­nis, das ohne Kame­ra eigent­lich noch beein­dru­cken­der ist. Und so war es zum Teil ein­fach nur schön, das Schau­spiel zu beob­ach­ten, ohne die Kame­ra per­ma­nent am Auge zu haben. Mit dem gro­ßen 300er kann man sie ohne­hin nicht so lan­ge am Stück halten… :-)

Foto: Hans-Chris­ti­an

Ich hof­fe, Euch haben die Impres­sio­nen von jen­seits der Polar­krei­ses gefal­len. Mei­ne nächs­te Rei­se geht nun Ende Janu­ar in wär­me­re Gefil­de, näm­lich nach Cos­ta Rica. End­lich wie­der T‑Shirt… :-)

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