Website-Icon gwegner.de

Patagonien Foto-Reise – Teil 4 – Walbegegnungen in der Magellan Straße

2014-04-24_132000_GW8_9669

Nach dem herbst­li­chen Peri­to Moreno, dem glut­ro­ten Fitz-Roy und dem Tor­res del Pei­ne Natio­nal­park sag­ten schon eini­ge der Teil­neh­mer, sie könn­ten sich nicht vor­stel­len, dass die­se foto­gra­fi­schen Erleb­nis­se noch zu top­pen sein. Aber nun stand ja noch ein wei­te­res High­light auf dem Pro­gramm – die Fahrt zu den Walen in der sagen­um­wo­be­nen Magellanstraße.

Soll­tet ihr die bis­he­ri­gen Fol­gen ver­passt haben, fin­det ihr sie alle hier:

Ich gebe an die­ser Stel­le offen zu, dass ich im Vor­feld skep­tisch war. Wale-Wat­ching. Das ist so eine der Sachen, die bei mir als Tier­freund und Natur­schüt­zer erst ein­mal die Alarm­glo­cken klin­geln las­sen. Zoom-Expe­di­ti­ons hat­te mir aber ver­si­chert, dass das eine beson­de­re Expe­di­ti­on sein wür­de. Wir wür­den mit einer Grup­pe von Wis­sen­schaft­lern unter­wegs sein, die dem Mari­ne Natio­nal­park vor­stün­den und vor allem für die Erfor­schung und den Schutz der Wale zustän­dig wären. Nun war mein Inter­es­se geweckt.

Von Nata­les fah­ren wir nach Pun­ta Are­nas und von dort aus dann noch wei­ter süd­lich bis zur Anle­ge­stel­le des Boots. Schon das Ein­boo­ten ist span­nend – mit einem klei­nen Schlauch­boot muss erst das Gepäck zum Boot gebracht wer­den, dann wir. Spä­tes­tens jetzt fra­gen wir uns, ob wir nicht doch etwas Gepäck hät­ten in Pun­ta Are­nas las­sen sol­len – aber irgend­wie woll­te so gut wie kei­ner, ein­schließ­lich mir, auf mög­li­cher­wei­se wich­ti­ges Equip­ment ver­zich­ten. Alles dabei haben ist nun mal bes­ser, als spä­ter etwas zu ver­mis­sen. Und irgend­wie klappt es dann auch, wir bekom­men alles auf’s Boot und verstaut.

Nach zwei Stun­den ver­hält­nis­mä­ßig ruhi­ger Boots­fahrt, errei­chen wir unser ers­tes Zwi­schen­ziel, den alten Leucht­turm. Hier haben die For­scher eine klei­ne Hos­te­ria ein­ge­rich­tet, in der wir sehr herz­lich emp­fan­gen wer­den. Nach der Ver­ga­be der Zim­mer gibt es Abend­essen, und zwar vom Aller­feins­ten. Und dann unter­neh­men wir noch einen klei­nen Fuß­marsch zum Leucht­turm. Eine tol­le Kulis­se für Nacht­auf­nah­men. Hier zeigt sich nun, wer im Lau­fe der Rei­se sei­ne Kame­ra schon so gut ken­nen gelernt hat­te, dass er kei­ne Lam­pe mehr braucht – eigent­lich ein Muss bei Nacht­auf­nah­men, auf das ich immer wie­der hin­ge­wie­sen habe. Die eine oder ande­re Lam­pe geht aber dann doch noch an – vor­sich­tig mit der Hand abgeschattet… :-)

Am nächs­ten Mor­gen geht es dann mit dem Schiff wei­ter. Die Magel­lan-Stra­ße ist für ihre wid­ri­gen Bedin­gun­gen bekannt. Nicht umsonst sind dort schon unzäh­li­ge Schif­fe ver­un­glückt und selbst heu­te noch ist den gro­ßen Schif­fen ein Lot­se vor­ge­schrie­ben. Aller­dings hat die­se Ver­bin­dung seit dem Bau des Pana­ma­ka­nals stark an Bedeu­tung ver­lo­ren. Zwei bis drei Schif­fe am Tag – mehr fah­ren da heu­te nicht durch. Um so ein­sa­mer kom­men wir uns vor – und das ist gut so.

Jeden­falls tref­fen hier unten nicht nur die unter­schied­lich war­men Strö­mun­gen von Atlan­tik und Pazi­fik sowie die Glet­scher-Ablfüs­se aus den Anden auf­ein­an­der, nein, auch die über den gesam­ten Süd­ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nent durch die Anden-Kor­dil­lie­re auf­ge­stau­ten Win­de fin­den hier ihr Ven­til. Unser Gui­de hat­te daher am letz­ten Abend noch aus­gie­big die Wet­ter­kar­ten stu­diert, uns aber beru­higt, dass der­zeit ein unge­wöhn­li­ches Hoch über dem Atlan­tik läge, dass uns den Wind fern­hal­ten wür­de. Gut für uns!

Schon kurz nach­dem wir in See gesto­chen sind, haben wir dann die Begeg­nung mit dem ers­ten Wal. Ein Sei­wal, eher unge­wöhn­lich, ihn hier anzu­tref­fen! Die Kame­ras aller Teil­neh­mer arbei­ten auf Hoch­tou­ren – damit haben wir so schnell nicht gerechnet!

Der Vor­her­sa­ge ent­spre­chend ent­spannt ist die wei­te­re Fahrt. Aber alles ande­re als lang­wei­lig. Eine Viel­zahl von Tie­ren las­sen sich beob­ach­ten und auch die Land­schaft ist so ganz anders, als wir sie uns vor­ge­stellt hat­ten. An den stei­len Berg­hän­gen wächst Aus­tra­ler Regen­wald – alles ist grün und satt.

Selbst nach dem Umfah­ren des süd­lichs­ten Fest­lands­punkts der Erde, des Cap Fro­ward, bliebt die See ruhig und so müs­sen wir uns nicht vor­sich­tig in Ufer­nä­he hal­ten, son­dern kön­nen quer über die Magel­lan­stra­ße fah­ren – das spart Zeit, die wir ggf. am Nach­mit­tag nut­zen kön­nen, die ers­ten Buckel­wa­le zu beobachten.

Und dann ist es tat­säch­lich soweit. Schon in der Fer­ne sehen wir die Fon­tä­ne («Blas») und nähern uns behut­sam. Schnell ler­nen wir das Ver­hal­ten der Tie­re zu deu­ten, um die bes­ten Fotos machen zu kön­nen. Es ist alles eine Fra­ge des Timings! Die Schwanz­flos­se kommt dann aus dem Was­ser, wenn der Wal beson­ders tief Luft geholt hat und für eini­ge Minu­ten abtau­chen will.

Es ist fan­tas­tisch. Wir füh­len uns sau­wohl! Außer uns ist hier kein Schiff, kein Boot, kein Mensch, kei­ne Stra­ße, kein Han­dy­mast zu sehen. Unse­re Crew passt auf, dass die Wale nicht gestört wer­den. Immer wie­der schal­ten sie den Motor aus, wenn wir in der Nähe eines Wales sind und wir ver­hal­ten uns mucks­mäus­chen­still. Nur die Aus­lö­sun­gen der Kame­ras sind zu hören.

Und als wir schon glau­ben, das alles sei nicht mehr zu top­pen, ent­de­cken wir eine Grup­pe von drei Walen, die in der nähe einer klei­nen Insel spie­len. Lang­sam glei­tet das Boot in ihre Nähe, aber sie las­sen sich nicht stö­ren. Im Gegen­teil: als der Motor aus ist, kom­men sie von sich aus näher. Und näher.

Viel zu nah für mein 300mm Objek­tiv, das mir bis­her, auf die Ent­fer­nung, her­vor­ra­gen­de Diens­te geleis­tet hat! Aber nun ste­he ich damit hilf­los an der Reling und kann nichts wei­ter tun, als Aus­schnitts­auf­nah­men zu machen. Nie hät­te ich damit gerech­net, dass die Wale uns so nah kom­men würden!

An einen Objek­tiv­wech­sel ist jetzt natür­lich nicht zu den­ken. Aber was soll’s – ich mer­ke, dass es ist mir gera­de total egal ist! Viel zu bewe­gend ist der Moment – ich ste­he ein­fach da und genie­ße den Augen­blick. Das Boot dreht sich und plötz­lich scheint die Son­ne durch das glas­kla­re Was­ser und ich sehe nun den Rest des gigan­ti­schen, ca. 14 Meter lan­gen Wales direkt vor mir, von dem vor­her nur die Flos­sen aus dem Was­ser rag­ten! Wie ein Flug­zeug liegt er vor mir unter Was­ser. Ein unglaub­li­ches Erleb­nis, das nicht nur mir son­dern allen Teil­neh­mern unter die Haut geht.

Foto: Stef­fen Faradi

Die­ses Foto hat Stef­fen, einer der Teil­neh­mer gemacht und ich bin ihm unend­lich dank­bar dafür, dass er das rich­ti­ge Objek­tiv auf sei­ner Olym­pus hatte! :-)

Die Wale tei­len ihre Lebens­freu­de mit uns. Kei­ne Agres­si­on, kei­ne Flucht. Sie spie­len und stö­ren sich nicht an uns. Sie ken­nen das Boot. Die Crew hat ihnen Namen gege­ben. Anhand der Flos­sen kön­nen sie über 200 Wale in die­ser Regi­on iden­ti­fi­zie­ren. Und alle hof­fen, von ihrer Rei­se in den Nor­den, die sie in einer Woche antre­ten, im Früh­jahr alle wie­der heil zurück kom­men werden.

Unse­re gan­ze Grup­pe ist tief bewegt von die­sem Erleb­nis und auch die For­scher freu­en sich. Eine sol­che Begeg­nung ist auch für sie nicht all­täg­lich. Ich selbst habe einen sol­chen Moment nur weni­ge Male in mei­nem Leben erlebt. Ein­mal war es sicher­lich nach der Begeg­nung mit den Ele­fan­ten in Afri­ka. Ein ande­res Mal, als ich auf dem Rorai­ma in Vene­zue­la stand. Und immer war ich es, der sich klein vor­kam im Ange­sicht der groß­ar­ti­gen Natur. Und der sich irgend­wie fehl am Platz fühl­te. Und doch nicht. Der unglaub­lich glück­lich war – und trau­rig zugleich – im Ange­sicht des­sen, das die­se Momen­te so sel­ten sind und man buch­stäb­lich an’s Ende der Welt rei­sen muss, um sie noch zu erleben.

2007 schrieb ich in Mit dem Ruck­sack durch Vene­zue­la:

Die Suche nach unbe­rühr­ter, per­fek­ter Natur gestal­tet sich heu­te, und das ist ein wirk­lich glo­ba­les Pro­blem, immer schwie­ri­ger. Wie weni­ge Fle­cken gibt es noch auf die­ser Erde, an der die Natur unbe­rührt ist? Man muss sie mitt­ler­wei­le lan­ge suchen.
Was hät­te die Gene­ra­ti­on vor uns gesagt, wenn man sie in unse­rem Alter gefragt hät­te? Was hät­ten die Men­schen zwei Gene­ra­tio­nen vor uns gesagt? Und was wird die Gene­ra­ti­on nach uns vor­fin­den? Wie kurz ist doch die Zeit­span­ne, in der die Bevöl­ke­rung auf der Welt explo­diert ist. In der mit der Indus­tria­li­sie­rung die scho­nungs­lo­se Aus­beu­tung aller natür­li­cher Res­sour­cen ein­ge­läu­tet wurde.
Kein Mensch kann jemals das wie­der­her­stel­len, was die Natur über Jahr­mil­lio­nen erschaf­fen hat wenn es erst­mal zer­stört wur­de. Und das Zer­stö­ren, das sehen wir tag­täg­lich, das geht in weni­gen Jahr­zehn­ten. Wo gibt es noch die­se unbe­rühr­ten Landschaften?

Alle waren sich im Nach­hin­ein einig, das das nun wirk­lich nicht mehr zu top­pen sei. Und so war es. Die­ses Erleb­nis mit den Walen war ein ein­zig­ar­ti­ges Geschenk.

Die Nacht ver­brach­ten wir auf der Insel Car­los III in den Kup­pel­zel­ten, die die For­scher dort auf­ge­stellt haben. Abends stei­gen wir noch auf einen Hügel und bli­cken über die Fjor­de und die Magel­lan-Stra­ße. Und wie­der die­ses Gefühl. Jemand sagt: «Ist Euch eigent­lich klar, wo wir hier sind?»

Am nächs­ten Tag fah­ren wir in die Fjor­de ein, dort sehen wir wie­der Wale, See­lö­wen, Pin­gui­ne, Con­do­re, Alba­tros­se. Und alle sind glück­lich und ein wenig melan­cho­lisch – wis­sen wir doch, dass unse­re Zeit hier schon bald wie­der zuen­de geht.

Denn bald nun heißt es Abschied neh­men, von die­sem tol­len «Ende der Welt» und sei­nen Bewoh­nern. Ein Stück unse­res Her­zens bleibt zurück. Und für mich ist eines klar: ich kom­me wie­der. Pata­go­ni­en hat mich in sei­nen Bann gezogen…

Einer der Teil­neh­mer sag­te zu mir: «Mehr High­lights als in die­se Rei­se kann man in eine Rei­se nicht packen». Ein tol­les Kom­pli­ment, auch an den Ver­an­stal­ter Zoom-Expe­di­ti­ons – dem ich nur zustim­men kann. Aber auch der Grup­pe muss ich mein Kom­pli­ment aus­spre­chen. Alle­samt Foto-Ver­rück­te im posi­ti­ven Sin­ne, natür­lich mit unter­schied­li­chen Schwer­punk­ten – aber alle mit Lie­be zur Natur, die sich zum Teil vor­her noch nie gese­hen haben, haben unglaub­lich har­mo­nisch die 3 Wochen mit­ein­an­der ver­bracht, sich gegen­sei­tig gehol­fen, von­ein­an­der gelernt und die­se schö­nen Erleb­nis­se geteilt. Auch ein Grund, war­um es mir unglaub­lich viel Spaß gemacht hat.

Die Rück­fahrt ist dann zwar lan­ge nicht so ruhig, wie die Hin­fahrt, aber zur Beloh­nung erstrahlt der höchs­te Berg Feu­er­lands am Hori­zont, der 2.246 Meter hohe Mon­te Sar­mi­en­to – der so gut wie immer in Wol­ken ver­hüllt ist und auf­grund sei­ner wid­ri­gen Bedin­gun­gen über­haupt erst ein­mal bestie­gen wur­de. Man sagt, dass er gera­de mal an 10 Tagen im Jahr frei sicht­bar wäre.

Nun heißt es Abschied neh­men von Pata­go­ni­en. Bevor es für die Grup­pe zurück nach Deutsch­land geht, besu­chen wir noch die wun­der­schö­ne Stadt Val­pa­rai­so in Chi­le – aber dar­über erzäh­le ich viel­leicht ein ande­res Mal.

Mittendrin und Live dabei!

Die nächs­ten Tou­ren ste­hen – und es gibt noch eini­ge Plät­ze. Möch­test Du mich auch ein­mal bei einer sol­chen Tour beglei­ten? Ganz viel Spaß und vie­le neue foto­gra­fi­sche Erkennt­nis­se sind auf jeden Fall garantiert! :-)

Die nächs­te Rei­se geht nach Peru – ein foto­gra­fisch hoch­in­ter­es­san­tes Land, bei denen wir natür­lich auch die High­lights, wie Machu Pic­chu, besu­chen, aber uns dar­über hin­aus auch abseits der tou­ris­ti­schen Pfa­de bewe­gen, um das Ursprüng­li­che ein­fan­gen zu kön­nen. Ich freue mich schon sehr darauf!

Und auch für die Thai­land-Rei­se, die ich gemein­sam mit Dia­na durch­füh­re, sind noch ein paar Plät­ze frei:

Die mobile Version verlassen