Nach dem herbstlichen Perito Moreno, dem glutroten Fitz-Roy und dem Torres del Peine Nationalpark sagten schon einige der Teilnehmer, sie könnten sich nicht vorstellen, dass diese fotografischen Erlebnisse noch zu toppen sein. Aber nun stand ja noch ein weiteres Highlight auf dem Programm – die Fahrt zu den Walen in der sagenumwobenen Magellanstraße.
Solltet ihr die bisherigen Folgen verpasst haben, findet ihr sie alle hier:
Patagonien
Patagonien ist eine malerische Gegend am Südzipfel Südamerikas. Es erstreckt sich bis hin zur Magellanstraße und umfasst die Patagonischen Inlands-Eisfelder sowie Weltbekannte Sehenswürdigkeiten wie den Perito Moreno Gletscher, das Fitz-Roy Massiv und den Torres del Paine Nationalpark. Im Jahr 2014 habe ich mit Zoom-Expeditions und 9 Teilnehmern die erste Foto-Reise nach Patagonien durchgeführt. Patagonien Reisebericht […]
Ich gebe an dieser Stelle offen zu, dass ich im Vorfeld skeptisch war. Wale-Watching. Das ist so eine der Sachen, die bei mir als Tierfreund und Naturschützer erst einmal die Alarmglocken klingeln lassen. Zoom-Expeditions hatte mir aber versichert, dass das eine besondere Expedition sein würde. Wir würden mit einer Gruppe von Wissenschaftlern unterwegs sein, die dem Marine Nationalpark vorstünden und vor allem für die Erforschung und den Schutz der Wale zuständig wären. Nun war mein Interesse geweckt.
Von Natales fahren wir nach Punta Arenas und von dort aus dann noch weiter südlich bis zur Anlegestelle des Boots. Schon das Einbooten ist spannend – mit einem kleinen Schlauchboot muss erst das Gepäck zum Boot gebracht werden, dann wir. Spätestens jetzt fragen wir uns, ob wir nicht doch etwas Gepäck hätten in Punta Arenas lassen sollen – aber irgendwie wollte so gut wie keiner, einschließlich mir, auf möglicherweise wichtiges Equipment verzichten. Alles dabei haben ist nun mal besser, als später etwas zu vermissen. Und irgendwie klappt es dann auch, wir bekommen alles auf’s Boot und verstaut.
Nach zwei Stunden verhältnismäßig ruhiger Bootsfahrt, erreichen wir unser erstes Zwischenziel, den alten Leuchtturm. Hier haben die Forscher eine kleine Hosteria eingerichtet, in der wir sehr herzlich empfangen werden. Nach der Vergabe der Zimmer gibt es Abendessen, und zwar vom Allerfeinsten. Und dann unternehmen wir noch einen kleinen Fußmarsch zum Leuchtturm. Eine tolle Kulisse für Nachtaufnahmen. Hier zeigt sich nun, wer im Laufe der Reise seine Kamera schon so gut kennen gelernt hatte, dass er keine Lampe mehr braucht – eigentlich ein Muss bei Nachtaufnahmen, auf das ich immer wieder hingewiesen habe. Die eine oder andere Lampe geht aber dann doch noch an – vorsichtig mit der Hand abgeschattet… :-)
Am nächsten Morgen geht es dann mit dem Schiff weiter. Die Magellan-Straße ist für ihre widrigen Bedingungen bekannt. Nicht umsonst sind dort schon unzählige Schiffe verunglückt und selbst heute noch ist den großen Schiffen ein Lotse vorgeschrieben. Allerdings hat diese Verbindung seit dem Bau des Panamakanals stark an Bedeutung verloren. Zwei bis drei Schiffe am Tag – mehr fahren da heute nicht durch. Um so einsamer kommen wir uns vor – und das ist gut so.
Jedenfalls treffen hier unten nicht nur die unterschiedlich warmen Strömungen von Atlantik und Pazifik sowie die Gletscher-Ablfüsse aus den Anden aufeinander, nein, auch die über den gesamten Südamerikanischen Kontinent durch die Anden-Kordilliere aufgestauten Winde finden hier ihr Ventil. Unser Guide hatte daher am letzten Abend noch ausgiebig die Wetterkarten studiert, uns aber beruhigt, dass derzeit ein ungewöhnliches Hoch über dem Atlantik läge, dass uns den Wind fernhalten würde. Gut für uns!
Schon kurz nachdem wir in See gestochen sind, haben wir dann die Begegnung mit dem ersten Wal. Ein Seiwal, eher ungewöhnlich, ihn hier anzutreffen! Die Kameras aller Teilnehmer arbeiten auf Hochtouren – damit haben wir so schnell nicht gerechnet!
Der Vorhersage entsprechend entspannt ist die weitere Fahrt. Aber alles andere als langweilig. Eine Vielzahl von Tieren lassen sich beobachten und auch die Landschaft ist so ganz anders, als wir sie uns vorgestellt hatten. An den steilen Berghängen wächst Australer Regenwald – alles ist grün und satt.
Selbst nach dem Umfahren des südlichsten Festlandspunkts der Erde, des Cap Froward, bliebt die See ruhig und so müssen wir uns nicht vorsichtig in Ufernähe halten, sondern können quer über die Magellanstraße fahren – das spart Zeit, die wir ggf. am Nachmittag nutzen können, die ersten Buckelwale zu beobachten.
Und dann ist es tatsächlich soweit. Schon in der Ferne sehen wir die Fontäne («Blas») und nähern uns behutsam. Schnell lernen wir das Verhalten der Tiere zu deuten, um die besten Fotos machen zu können. Es ist alles eine Frage des Timings! Die Schwanzflosse kommt dann aus dem Wasser, wenn der Wal besonders tief Luft geholt hat und für einige Minuten abtauchen will.
Es ist fantastisch. Wir fühlen uns sauwohl! Außer uns ist hier kein Schiff, kein Boot, kein Mensch, keine Straße, kein Handymast zu sehen. Unsere Crew passt auf, dass die Wale nicht gestört werden. Immer wieder schalten sie den Motor aus, wenn wir in der Nähe eines Wales sind und wir verhalten uns mucksmäuschenstill. Nur die Auslösungen der Kameras sind zu hören.
Und als wir schon glauben, das alles sei nicht mehr zu toppen, entdecken wir eine Gruppe von drei Walen, die in der nähe einer kleinen Insel spielen. Langsam gleitet das Boot in ihre Nähe, aber sie lassen sich nicht stören. Im Gegenteil: als der Motor aus ist, kommen sie von sich aus näher. Und näher.
Viel zu nah für mein 300mm Objektiv, das mir bisher, auf die Entfernung, hervorragende Dienste geleistet hat! Aber nun stehe ich damit hilflos an der Reling und kann nichts weiter tun, als Ausschnittsaufnahmen zu machen. Nie hätte ich damit gerechnet, dass die Wale uns so nah kommen würden!
An einen Objektivwechsel ist jetzt natürlich nicht zu denken. Aber was soll’s – ich merke, dass es ist mir gerade total egal ist! Viel zu bewegend ist der Moment – ich stehe einfach da und genieße den Augenblick. Das Boot dreht sich und plötzlich scheint die Sonne durch das glasklare Wasser und ich sehe nun den Rest des gigantischen, ca. 14 Meter langen Wales direkt vor mir, von dem vorher nur die Flossen aus dem Wasser ragten! Wie ein Flugzeug liegt er vor mir unter Wasser. Ein unglaubliches Erlebnis, das nicht nur mir sondern allen Teilnehmern unter die Haut geht.
Dieses Foto hat Steffen, einer der Teilnehmer gemacht und ich bin ihm unendlich dankbar dafür, dass er das richtige Objektiv auf seiner Olympus hatte! :-)
Die Wale teilen ihre Lebensfreude mit uns. Keine Agression, keine Flucht. Sie spielen und stören sich nicht an uns. Sie kennen das Boot. Die Crew hat ihnen Namen gegeben. Anhand der Flossen können sie über 200 Wale in dieser Region identifizieren. Und alle hoffen, von ihrer Reise in den Norden, die sie in einer Woche antreten, im Frühjahr alle wieder heil zurück kommen werden.
Unsere ganze Gruppe ist tief bewegt von diesem Erlebnis und auch die Forscher freuen sich. Eine solche Begegnung ist auch für sie nicht alltäglich. Ich selbst habe einen solchen Moment nur wenige Male in meinem Leben erlebt. Einmal war es sicherlich nach der Begegnung mit den Elefanten in Afrika. Ein anderes Mal, als ich auf dem Roraima in Venezuela stand. Und immer war ich es, der sich klein vorkam im Angesicht der großartigen Natur. Und der sich irgendwie fehl am Platz fühlte. Und doch nicht. Der unglaublich glücklich war – und traurig zugleich – im Angesicht dessen, das diese Momente so selten sind und man buchstäblich an’s Ende der Welt reisen muss, um sie noch zu erleben.
2007 schrieb ich in Mit dem Rucksack durch Venezuela:
Die Suche nach unberührter, perfekter Natur gestaltet sich heute, und das ist ein wirklich globales Problem, immer schwieriger. Wie wenige Flecken gibt es noch auf dieser Erde, an der die Natur unberührt ist? Man muss sie mittlerweile lange suchen.
Was hätte die Generation vor uns gesagt, wenn man sie in unserem Alter gefragt hätte? Was hätten die Menschen zwei Generationen vor uns gesagt? Und was wird die Generation nach uns vorfinden? Wie kurz ist doch die Zeitspanne, in der die Bevölkerung auf der Welt explodiert ist. In der mit der Industrialisierung die schonungslose Ausbeutung aller natürlicher Ressourcen eingeläutet wurde.
Kein Mensch kann jemals das wiederherstellen, was die Natur über Jahrmillionen erschaffen hat wenn es erstmal zerstört wurde. Und das Zerstören, das sehen wir tagtäglich, das geht in wenigen Jahrzehnten. Wo gibt es noch diese unberührten Landschaften?
Alle waren sich im Nachhinein einig, das das nun wirklich nicht mehr zu toppen sei. Und so war es. Dieses Erlebnis mit den Walen war ein einzigartiges Geschenk.
Die Nacht verbrachten wir auf der Insel Carlos III in den Kuppelzelten, die die Forscher dort aufgestellt haben. Abends steigen wir noch auf einen Hügel und blicken über die Fjorde und die Magellan-Straße. Und wieder dieses Gefühl. Jemand sagt: «Ist Euch eigentlich klar, wo wir hier sind?»
Am nächsten Tag fahren wir in die Fjorde ein, dort sehen wir wieder Wale, Seelöwen, Pinguine, Condore, Albatrosse. Und alle sind glücklich und ein wenig melancholisch – wissen wir doch, dass unsere Zeit hier schon bald wieder zuende geht.
Denn bald nun heißt es Abschied nehmen, von diesem tollen «Ende der Welt» und seinen Bewohnern. Ein Stück unseres Herzens bleibt zurück. Und für mich ist eines klar: ich komme wieder. Patagonien hat mich in seinen Bann gezogen…
Einer der Teilnehmer sagte zu mir: «Mehr Highlights als in diese Reise kann man in eine Reise nicht packen». Ein tolles Kompliment, auch an den Veranstalter Zoom-Expeditions – dem ich nur zustimmen kann. Aber auch der Gruppe muss ich mein Kompliment aussprechen. Allesamt Foto-Verrückte im positiven Sinne, natürlich mit unterschiedlichen Schwerpunkten – aber alle mit Liebe zur Natur, die sich zum Teil vorher noch nie gesehen haben, haben unglaublich harmonisch die 3 Wochen miteinander verbracht, sich gegenseitig geholfen, voneinander gelernt und diese schönen Erlebnisse geteilt. Auch ein Grund, warum es mir unglaublich viel Spaß gemacht hat.
Die Rückfahrt ist dann zwar lange nicht so ruhig, wie die Hinfahrt, aber zur Belohnung erstrahlt der höchste Berg Feuerlands am Horizont, der 2.246 Meter hohe Monte Sarmiento – der so gut wie immer in Wolken verhüllt ist und aufgrund seiner widrigen Bedingungen überhaupt erst einmal bestiegen wurde. Man sagt, dass er gerade mal an 10 Tagen im Jahr frei sichtbar wäre.
Nun heißt es Abschied nehmen von Patagonien. Bevor es für die Gruppe zurück nach Deutschland geht, besuchen wir noch die wunderschöne Stadt Valparaiso in Chile – aber darüber erzähle ich vielleicht ein anderes Mal.
Mittendrin und Live dabei!
Die nächsten Touren stehen – und es gibt noch einige Plätze. Möchtest Du mich auch einmal bei einer solchen Tour begleiten? Ganz viel Spaß und viele neue fotografische Erkenntnisse sind auf jeden Fall garantiert! :-)
Die nächste Reise geht nach Peru – ein fotografisch hochinteressantes Land, bei denen wir natürlich auch die Highlights, wie Machu Picchu, besuchen, aber uns darüber hinaus auch abseits der touristischen Pfade bewegen, um das Ursprüngliche einfangen zu können. Ich freue mich schon sehr darauf!
Und auch für die Thailand-Reise, die ich gemeinsam mit Diana durchführe, sind noch ein paar Plätze frei:
Reise mit uns zum Fotografieren nach Thailand
Anfang des Jahres waren wir in Thailand. Die Foto-Motive dort und das ganze Ambiente haben uns so gut gefallen, dass wir uns entschlossen haben, noch einmal dort hin zu reisen und Euch die Gelegenheit zu geben, uns zu begleiten. Eine Woche bzw. 10 Tage möchten wir mit einer kleinen, exklusiven Gruppe (max. 6 Personen) dort […]
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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