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Ein reisetauglicher Nodalpunktadapter – das Novoflex VR-System Slim

Wäh­rend ich ein­zei­li­ge Pan­ora­men bis­her her­vor­ra­gend mit mei­ner kos­ten­güns­ti­gen Selbst­bau-Lösung auf­neh­men konn­te, scheu­te ich bis­her das Pack­maß und den Preis eines «gro­ßen» Nodal­punkt­ad­ap­ters für mehr­zei­li­ge Pan­ora­men. Dar­über sprach ich auf der Pho­to­ki­na auch mit der Fir­ma Novo­flex und sie zeig­ten mir ihr brand­neu­es VR-Sys­tem Slim und erklär­ten sich bereit, mir eines zum Test zu über­las­sen. Wie es sich das eigent­lich für etwas klei­ne­re Kame­ras kon­zi­pier­te Sys­tem mit mei­ner gro­ßen D810 geschla­gen hat, erfahrt ihr nun.

Laut Beschrei­bung ist das VR-Sys­tem Slim zwar eher für Sys­tem­ka­me­ras gedacht, aber was soll’s – Ver­such macht kluch… – also kam auch die­ser Noda­punkt­ad­ap­ter mit auf die Pack­lis­te für Peru. :-)

Einen aus­ge­wach­se­nen Nodal­punkt­ad­ap­ter wür­de ich nor­ma­ler­wei­se nicht mit auf eine Rei­se neh­men. Die sind mir eigent­lich zu groß und sper­rig neben dem gan­zen ande­ren Zeug, das ich so mit­schlep­pe. Aber die­ses «VR-Slim» ist zusam­men­ge­legt nicht viel grö­ßer, als mein Selbst­bau-Nodal­punkt­ad­ap­ter und wiegt nur 750g mit Rotator.

Ein­ge­stellt habe ich ihn bereits zuhau­se. Wie das geht, erklä­re ich hier jetzt mal nicht, denn die deut­sche Anlei­tung ist so gut, dass ihr wirk­lich nichts hin­zu­zu­fü­gen ist. Die gan­ze Ein­stel­lung ist in maxi­mal 10 Minu­ten erle­digt, ich habe sie für 2 Kame­ras (Nikon D810 und Nikon D750) sowie zwei Objek­ti­ve (Nik­kor Fishe­ye 10.5 f/2.8 und Sig­ma 35 f/1.4 Art) vor­ge­nom­men. Die Kame­ras haben dann auf der einen Schie­ne klei­ne Auf­kle­ber bekom­men und die Objek­ti­ve auf der ande­ren. Das war’s. Durch die Auf­kle­ber weiß ich immer genau, wo ich die Kame­ra anset­zen muss.

Unter­wegs war der Zusam­men­bau dann ein Kin­der­spiel. Zir­ka eine Minu­te dau­er­te es jeweils, bis aus dem kom­pak­ten Pack­maß der voll auf­ge­bau­te Nodal­punkt­ad­ap­ter wur­de. Dank der Auf­kle­ber saß die Kamera/Objektivkombination dann sofort im Nodal­punkt bei­der Achsen.

Mit dem ras­ten­den Rota­tor, der auf 16, 30, 36 oder 48 Klicks pro Umdre­hung ein­ge­stellt wer­den kann, kann die Auf­nah­me dann, ohne indi­vi­du­el­le Fest­le­gung der Über­lap­pun­gen durch den Sucher erfol­gen. Statt­des­sen zählt man ein­fach die Klicks.

Die Anzahl der Klicks hängt natür­lich von der Brenn­wei­te des Objek­tivs ab. Beim Fishe­ye brau­che ich nur 4 Bil­der, daher muss ich in der Ein­stel­lung 16 Klicks nach jedem Bild 4 Klicks wei­ter­dre­hen. Mit dem Fishe­ye brau­che ich aller­dings ohne­hin nur eine Zei­le, daher ist der mehr­zei­li­ge Nodal­punkt­ad­ap­ter hier­für eigent­lich überdimensionert.

Span­nen­der wird es beim 35mm, 50mm oder gar 70mm: hier bie­tet es sich an, mehr­zei­li­ge Pan­ora­men zu machen. Ansons­ten ist es häu­fig so, dass oben und/oder unten etwas fehlt. Mit dem VR-Sys­tem Slim kein Pro­blem. Nach der ers­ten Zei­le, stellt man die ver­ti­ka­le Ach­se um eine der Brenn­wei­te ange­pass­te Anzahl von Ras­tun­gen nach oben und wie­der­holt die Auf­nah­men hori­zon­tal. Danach setzt man das Sys­tem wie­der in Waa­ge und bringt es anschlie­ßend um die glei­che Anzahl Ras­tun­gen nach unten. Nun wie­der­holt man wie­der die hori­zon­ta­len Aufnahmen.

Am Ende lädt man die Bil­der in PTGui und in 99% aller Fäl­le bekommt man auto­ma­tisch ein per­fek­tes Ergebnis.

Es ist wirk­lich so ein­fach, wie es sich anhört.

Alles kompatibel

Wie die meis­ten Novo­flex-Pro­duk­te, setzt auch die­ses Sys­tem auf den bewähr­ten Arca-Swiss Stan­dard. Das heißt es passt direkt auf jeden Arca-Swiss kom­pa­ti­blen Kopf und auch die ein­zel­nen Pro­fi­le ent­spre­chen ent­spre­chen dem Arca-Schwal­ben­schwanz. Alles kompatibel.

Der Rotator

Der Pan­ora­ma 48 Rota­tor von Novo­flex ist unglaub­lich flach im Ver­gleich zu dem sonst von mir ein­ge­setz­ten Rota­tor von PT4Pano. Wei­ter­hin kann man ihn per Hebel ein­stel­len, beim Rota­tor von PT4Pano braucht man dafür einen Inbus. Ob man den Hebel braucht, hängt natür­lich von den ver­wen­de­ten Objek­ti­ven ab. Ich bin bis­her immer ohne Ver­stel­lung aus­ge­kom­men. Lei­der steht der Hebel etwas weit raus und ver­stellt sich in der Tasche ger­ne mal.

Für mei­ne Anwen­dungs­zwe­cke brau­che ich nicht so vie­le Klicks. 12 Klicks sind nor­ma­ler­wei­se das, was ich mit 35mm brau­che. Dar­auf habe ich mei­nen PT4Pano Rota­tor ein­ge­stellt und gut ist. Die Anzahl der Klicks muss ich dann in der Pra­xis nicht mehr verstellen.

Der Novo­flex Rota­tor hin­ge­gen fängt erst bei 16 Klicks an und geht bis 48 Klicks. Das braucht man eigent­lich nur, wenn man mit Brenn­wei­ten ab 50mm bis hin in den Tele­be­reich arbei­tet. Da ich die D810 habe mit 36 Mega­pi­xeln, nut­ze ich sel­ten län­ge­re Brenn­wei­ten als 50mm für Pan­ora­men. Hat man aller­dings eine Kame­ra mit gerin­ge­rer Auf­lö­sung, macht es Sinn, mit län­ge­ren Brenn­wei­ten und ent­spre­chend klei­ne­ren Rast­schrit­ten (also mehr Abstu­fun­gen) zu arbeiten.

Für mei­ne per­sön­li­chen Zwe­cke gefällt der PT4Pano Rota­tor einen Ticken bes­ser, aber ich kom­me auch mit dem Novo­flex Rota­tor gut zurecht – für mich bleibt die Ein­stel­lung dann bei 16 und ich brau­che eigent­lich kei­ne Ver­stell­mög­lich­keit, womit wir wie­der beim Hebel wären… ;-)

Char­mant ist natür­lich, dass der Novo­flex Rota­tor so unglaub­lich flach ist. Wenn ich mir etwas wün­schen dürf­te, dann wäre es eine Vari­an­te die­ses fla­chen Rota­tors mit 8, 12 und 16 und 24 Klicks – oder so – das wäre für mich perfekt.

Litt­le Pla­net aus einem 360° Panorama

Fazit

Das leich­te und kom­pak­te VR-Sys­tem Slim kommt pro­blem­los auch mit der D810 und dem ver­hält­nis­mä­ßig schwe­ren Sig­ma Objek­tiv zurecht. Natür­lich zollt die Bau­wei­se ein wenig der Sta­bi­li­tät ihren Tri­but, aber sol­che Auf­nah­men mache ich ohne­hin immer nur mit Fern­aus­lö­ser oder Spie­gel­vor­aus­lö­sung plus 2 Sekun­den Selbst­aus­lö­ser. Damit löst auch die schwe­re Kame­ra abso­lut ruhig aus und ich bekom­me per­fek­te Ergebnisse.

Ich hät­te nie gedacht, dass ich ein­mal einen 2‑Achsigen Nodal­punkt­ad­ap­ter mit auf eine Rei­se neh­men wür­de. Mit dem VR-Sys­tem Slim fiel es mir im wahrs­ten Sin­ne nicht schwer. Auch hier merkt man, dass die Inge­nieu­re eini­ges an Zeit und vie­le Gedan­ken inves­tiert haben, um das Sys­tem so gut und trotz­dem so leicht und kom­pakt zu machen.

Aller­dings muss ich auch sagen, dass ich den größ­ten Anteil mei­ner Pan­ora­men ein­zei­lig auf­neh­me. Das heißt, oft wür­de mir nach wie vor mein Selbst­bau-Nodal­punkt­ad­ap­ter aus­rei­chen. Das liegt aber vor allem dar­an, dass ich oft 360° mit dem rasier­ten 10.5er Fishe­ye an der ultra hoch­auf­lö­sen­den D810 mache und da eben kei­ne wei­te­ren Zei­len brau­che. Für höher­auf­lö­sen­de Pan­ora­men mit dem 35mm oder gar einem 50mm ist mehr­zei­li­ges Arbei­ten dann aber oft erfor­der­lich. Und hier ist das VR-Sys­tem Slim ein­fach prak­tisch, da es kaum grö­ßer ist, als mei­ne ein­zei­li­ge Variante.

Sicher­lich gibt es eine Viel­zahl güns­ti­ge­rer Pro­duk­te am Markt. Für ein sol­chen Nodal­punkt-Adap­ter gilt aller­dings das schon in dem Sta­tiv-Arti­kel gesag­te: ein sol­cher Adap­ter ist eine Anschaf­fung fürs Leben. Es tut bei der Anschaf­fung ein­mal weh, aber danach hat man nur noch Freu­de dar­an. Bes­ser als umge­kehrt. Außer­dem bekom­men bei sol­chen Pro­duk­ten Fak­to­ren wie der Kun­den­ser­vice von Novo­flex für mich einen ganz beson­de­ren Stel­len­wert. Wenn in 5 Jah­ren eine Schrau­be abbre­chen soll­te, dann möch­te ich dafür noch ein Ersatz­teil bekom­men kön­nen, und nicht neu kau­fen müssen.

In die­sem Sin­ne – ich jeden­falls habe viel Spaß mit die­sem Pano-Adap­ter und er ermög­licht mir tol­le Aufnahmen!

Hier nun zum Abschluss noch ein inter­ak­ti­ves Pan­ora­ma, das ich mit dem VR-Slim in Are­qui­pa, Peru auf­ge­nom­men habe. Schaut es Euch am bes­ten im Voll­bild­mo­dus an und schaut Euch mit der Maus um. Das Sta­tiv habe ich unten extra dringelassen.

Alle wei­te­ren Infos zum VR-Sys­tem Slim fin­det ihr auf der Sei­te von Novoflex.

Dis­clai­mer: Novo­flex hat mir den Adap­ter freund­li­cher­wei­se zum Test zur Ver­fü­gung gestellt. Was ich hier schrei­be ist mei­ne per­sön­li­che Mei­nung, ich habe kei­ne Ver­pflich­tun­gen der Fir­ma gegen­über und die­ser Arti­kel wur­de auch nicht bezahlt. Falls es Euch inter­es­siert, fin­det ihr hier mein aus­führ­li­ches State­ment zu der Art und wei­se, wie ich mit Her­stel­lern in Bezug auf Test­be­rich­te zusammenarbeite.

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