Die DJI OSMO Action ist in einigen Punkten die bessere GoPro. Beim Anschluss eines Mikrofons sind allerdings beide gleich zickig. Wie es geht und was ihr dafür an Zubehör braucht, erkläre ich euch in diesem Artikel – dazu gibt es auch noch ein Video, in dem ich unterschiedliche Mikrofone an der OSMO Action vergleiche.
Gerade die OSMO Action ist gut für VLOGs und das Filmen aus der Hand geeignet, weil sie ein Frontdisplay mitbringt, bei dem man sich z.B. für Tutorials etc. auch selbst filmen kann und trotzdem während der Aufnahme sieht, was man aufnimmt. Das, ihre gute Bildqualität und der gute Stabilisator machen die kleine ActionCam zu einer Kamera, die man immer dabei haben kann, um auch einmal ein schnelles Video aufzunehmen. Allerdings ist beim Filmen ein gutes Bild nicht alles, sondern ihr solltet auch auf einen guten Ton achten.
Die meisten Kameras haben Mikrofone eingebaut – die OSMO Action macht da keine Ausnahme. Diese eingebauten Mikrofone haben für Aufnahmen mit Sprechern allerdings zwei Nachteile:
- Sie sind an der Kamera angebracht, und somit vom Sprecher relativ weit weg.
- Sie haben keine Richtcharakteristik und nehmen dadurch Umgebungsgeräusche im Vergleich zum Sprecher viel zu laut auf.
- Sie sind sehr anfällig für Windgeräusche und andere Nebengeräusche und man kann diese nicht sinnvoll durch Anbringen von Schutzfellen reduzieren.
Der wichtigste Erfolgsfaktor für einen guten Ton ist daher, ein vernünftiges, externes Mikrofon einzusetzen. Die grundsätzliche Möglichkeit, ein solches anzuschließen, bieten eigentlich alle aktuellen ActionCams. Aber ohne Weiteres geht es leider nicht …
Zunächst einmal geht ohne einen speziellen Mikrofon-Adapter weder bei GoPro (mein Testbericht), noch bei OSMO Pocket (mein Testbericht) oder OSMO Action etwas.
Jetzt denkt ihr vielleicht, dass wenigstens der Mikrofon-Adapter für die OSMO Pocket auch an der OSMO Action passen würde – schließlich kommen beide Kameras aus dem Hause DJI – aber Pustekuchen: Weder funktioniert der Adapter für die Action an der Pocket noch umgekehrt. Ich habe es ausprobiert.
Auch könnt ihr nicht einfach ein USB‑C Mikrofon anschließen – das wäre zu einfach. Obwohl sowohl Action als auch Pocket einen USB‑C Anschluss haben, funktionieren praktische USB Mikrofone, wie das von mir benutzte Lavalier-Mikrofon (alle Produktlinks am Ende des Artikels), nicht an den ActionCams. Auch generische USB-Soundadapter funktionieren NICHT.
Das einzige, was funktioniert, sind die speziellen USB-Audio-Adapter für die jeweilige Kamera (Alle Produktlinks am Ende des Artikels):
- OSMO Action: USB Audio Adapter von Cynova oder baugleich (das sind die gleichen, die auch DJI selbst in ihrem eigenen Store für noch mehr Geld verkaufen)
- OSMO Pocket: USB Audio Adapter von DJI
- GoPro Hero 7 Black: USB Adapter von GoPro
Alles andere funktioniert nicht!!
Wenigstens ist der Adapter für die OSMO Action (oben links im Bild) verhältnismäßig klein und kompakt und kostet die Hälfte von dem unverschämt teuren Adapter für die GoPro (oben rechts im Bild), der zudem noch von seinem Formfaktor her eine echte Zumutung ist.
Wenn ihr nun den Adapter habt, könnt ihr ein Mikrofon anschließen. Als Mikrofon empfehle ich entweder ein Lavalier oder ein Richtmikrofon.
Ein Lavalier clipst ihr dem Sprecher (oder euch selbst) an – hier seid ihr nur durch die Kabellänge begrenzt. Ein Lavalier hat den Vorteil, dass es sehr dicht beim Sprecher sitzt, also Nebengeräusche reduziert werden. Bei eigenen Sprachaufnahmen nutze ich daher sehr gerne ein Lavalier, auch kabelgebunden, hier ist die begrenzte Kabellänge nicht von Nachteil.
Wenn ihr ein Lavalier-Mikrofon verwenden wollt, könnt ihr einfach die Klappe über dem USB-Port an der Kamera abziehen, dann die Kamera in den originalen Rahmen setzen und den Mikrofon-Adapter anstecken, das passt. Das Mikro steckt ihr dann in den Adapter.
Ansonsten seid ihr mit einem Richtmikrofon auch sehr gut bedient, und eben flexibler unterwegs, da es gerichtet von dort aufnimmt, wo es hinzeigt. Auch dadurch wird der Fokus auf den Sprecher gelegt, und Nebengeräusche reduziert. Ich nutze z.B. seit Jahren das bewährte Rode VideoMicro. Es hat den Vorteil, dass es keinerlei Batterien benötigt (man es also auch nicht separat einschalten muss – und das dementsprechend auch nicht vergessen kann :-)).
Wenn ihr ein Richtmikrofon mit der OSMO Action nutzen wollt, dann braucht ihr allerdings einen anderen Rahmen, denn der originale Kamerarahmen der OSMO Action bietet keine Möglichkeit, ein Mikrofon auf oder neben der Kamera zu montieren.
Bei den im Zubehör angebotenen Rahmen müsst ihr etwas aufpassen:
- Dass der Mikrofon-Adapter sich noch an die Kamera stecken lässt (leider nicht bei allen Kamerarahmen aus dem Zubehör möglich).
- Dass das Mikro in einer gewissen Höhe befestigt wird und nicht direkt auf dem Rahmen – ansonsten hängt der Windschutz im Bild.
Der Rahmen, der sich für mich bewährt hat, ist der von PGYTECH. Hier passt der Mikrofon-Adapter und es wird ein Abstandshalter mitgeliefert, um das Mikrofon etwas erhöht zu stecken.
Zusätzlich bietet der Rahmen an der gegenüberliegenden Seite der Kamera noch eine Möglichkeit, entweder das Mikrofon oder ein anderes Zubehörteil anzustecken.
Damit der «Puschel» des Mikrofons auch dann nicht ins Bild ragt, wenn die Kamera bewegt wird und das Mikrofon etwas schwingt, habe ich einfach ein Gummiband um das Mikrofon unten um den Mikro-Halter gespannt, das Gummi drückt das Mikro hinten etwas nach unten und somit vorne etwas nach oben – ein Bild sagt mehr als viele Worte:
Alternativ könnt ihr das Mikrofon auch an dem Blitzschuhhalter an der Seite des Rahmens anbringen, dann ist es auch nicht im Bild.
Die Beispiele im Video
Damit ihr euch das Ganze besser vorstellen könnt, habe ich für euch auch noch ein Video aufgenommen, in dem ich das hier vorgestellte Equipment nutze und die verschiedenen Mikrofone vergleiche: zunächst das Rode VideoMicro, dann das interne Mikrofon der OSMO Pocket und danach das Lavalier-Mikrofon. Die Kamera hatte auf dem Manfrotto Pixi Evo, die zweite Kamera, mit der Diana gefilmt hat, war die OSMO Pocket (mein ausführlicher Testbericht). Für diese gilt das Thema «Mikrofonierung» natürlich ganz genauso. Das Video haben wir draußen am Beach mit ziemlichen Nebengeräuschen von Wellen und Wind aufgenommen – ein Hardcore Test für die Mikros also!
Ich hoffe, ich konnte mit meinem Beitrag zum guten Ton mit ActionCams etwas helfen und euch ersparen, falsche Adapter oder Gehäuse zu kaufen.
Ich finde es übrigens nach wie vor ein Unding, dass die Kamerahersteller auf proprietäre Adapter setzen, die bei jeder Kamera neu gekauft werden müssen und zu nichts sonst kompatibel sind. Das ist reine Abzocke und vergrößert den Elektronik-Müllberg unnötig. Es gibt für USB‑C standardisierte Möglichkeiten, Audiosignale zu übertragen. Es wäre schön, wenn die Hersteller sich hier an die entsprechenden Standards halten würden.
Produktlinks
- USB Mikrofon Adapter for OSMO Action (bei Amazon, Alternative, bei CamForPro)
- USB Mikrofon Adapter für OSMO Pocket (bei Amazon, bei CamForPro)
- USB Mikrofon Adapter für GoPro Hero 5–8: (bei Amazon, bei CamForPro)
- Rode VideoMicro (bei Amazon, bei CamForPro)
- Lavalier Mikrofon (bei Amazon, bei CamForPro)
- PGYTECH Rahmen für OSMO Action (bei Amazon)
- Manfrotto Pixi Evo (bei Amazon)
Filmt ihr regelmäßig mit einer ActionCam? Welche Lösung nutzt ihr für Audioaufnahmen? Ich freue mich, wenn ihr sie mit uns in den Kommentaren teilt!
Falls ihr euch darüber hinaus für das Thema «Ton zum Video» interessiert, möchte ich hier noch einmal auf die ausführliche Artikelstrecke vom Tontechnik-Experten Michael Schubert aufmerksam machen:
Der perfekte Ton zum Video – Teil 1: interne versus externe Mikrofone
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