Der Pilanesberg Nationalpark in Südafrika ist für Reisende nach Botswana ein willkommener Zwischenstopp. Zwar gibt es hier noch nicht die Ruhe und Einsamkeit, die man sich von den weiteren Stationen der Reise erhofft, aber eine erste Begegnung mit Afrikas Tierwelt ist garantiert und die Landschaft ist sehr, sehr schön.
Ganz früh fahren wir also in den Park und verbringen die nächsten Stunden damit, die kleinen Schotterpisten abzufahren. Am Eingang des Nationalparks haben wir eine Karte des Gebiets erstanden aber auch in unserem GPS ist jede noch so kleine Piste, dank des neusten Tracks for Africa Kartenmaterials verzeichnet. Das GPS sollte uns später noch lebenswichtig gute Dienste leisten, hier im Nationalpark ist es allenfalls ganz angenehm, das Pistennetz auf dem Display zu sehen und direkt ablesen zu können, wo wir schon waren (die bereits gefahrene Strecke wir eingefärbt) und wo noch nicht.
Die Landschaft ist sehr schön und absolut „Afrika-Like“, eine super Einstimmung. Sehr bald treffen wir auf die ersten Tiere und schalten innerlich in den „Safari-Modus“. Es macht unheimlich Spaß, links und rechts der Pisten die Gegend nach Tieren abzusuchen und sie zu fotografieren.
Um aus dem Auto heraus besser fotografieren zu können, habe ich mir einen speziellen Bohnensack besorgt, den man bei heruntergelassener Scheibe in das offene Autofenster legen kann. Das Teil sieht ein bisschen aus wie eine abgeschnittene Jeans, die oben am Bund und an den Beinen zusammengenäht wurde. Man „setzt“ ihn dann quasi rittlings auf die herabgelassene Scheibe und legt die Kamera auf. Soweit die Theorie.
Natürlich nimmt man einen solchen Bohnensack nicht voll mit, sondern transportiert ihn in leerem Zustand, um ihn dann vor Ort zu befüllen. Damit hatte ich allerdings ein Problem, genauer gesagt: zwei Probleme.
8–10 Liter fasst das gute Teil und als ich im Laden vor den Bohnen stand, stellte ich erst mal fest, wie viele von den verdammten Bohnen ich dafür brauchen würde. Zum Einen waren die relativ teuer und zum Zweiten stellte ich mir unwillkürlich die Frage, was ich denn nach den 3 Wochen mit den ganzen Bohnen anfangen sollte? 10 Kilogramm Lebensmittel einfach wegwerfen? In Afrika? Wo ein Großteil der Bevölkerung nicht genug zu Essen hat?
Wohl kaum. Nach Wochen des Einsatzes würden die Bohnen in dem Stoffstack auch total eingestaubt sein, so dass ein Verschenken an Einheimische auch nicht in Frage käme. Außerdem käme ich mir dabei ziemlich dekadent vor. Also schaute ich weiter. Ich stieß auf eine Art Maisschrot, welches viel billiger war, als die Bohnen und so aussah, als ob es als Tierfutter verwendet würde. Da mir partout keine andere Lösung einfiel, kaufte ich davon also schweren Herzens einen Sack. Allerdings zwang mich mein schlechtes Gewissen dazu, nur einen 5 Kilo-Sack zu kaufen. Das wird schon reichen, dachte ich mir. Als ich den Sack dann gestern befüllt habe, merkte ich natürlich schon, dass da noch einiges an Platz drin war. Die Kamera liegt nun also recht „tief“ – aber es funktioniert einigermaßen und hilft mir, das schwere 300mm f/2.8 Objektiv mit der Nikon D7000 zu stabilisieren.
Apropos Kameras: wir haben 3 Kameras am Start. Ich fotografiere die meiste Zeit mit der D7000 und dem großen 300mm f/2.8. Dazu habe ich den 2x Tele-Konverter griffbereit liegen. Diana hat eine der D5100, mit dem 70–200 f/2.8 bestückt, in der Hand und griffbereit auf dem Rücksitz liegt die zweite D5100 mit dem Weitwinkel Zoom 10–24 f/3.5–4.5. So sind wir eigentlich für alle Eventualitäten erst mal gerüstet. Diana übernimmt die linke Seite ich die rechte.
Plötzlich steht direkt neben dem Weg eine riesige Giraffe. Wahnsinn. Wenn man das erste Mal ein solches Tier in freier Wildbahn sieht ist man wirklich überwältigt. Groß aber doch so anmutig pflücken diese hübschen Tiere die Blätter aus den Baumwipfeln und wirken dabei so entspannt, wie kaum ein anderes Tier.
An einem kleinen Wasserloch sehen wir dann zum ersten mal Hippos. Eine ganze Familie! Und sie haben sogar ein Baby dabei! Wir halten an einer geeigneten Stelle an und nun ist es Zeit, das erste mal ernsthaft die Kombination aus dem 300er und dem 2x Tele-Konverter auszuprobieren. Die Tiere sind so weit weg, dass Diana lieber zum Fernglas greift – hier reichen 200mm definitiv nicht mehr. Das Ergebnis seht ihr hier. Alles aus der Hand aufgenommen, kein Stativ.
Bei der weiteren Erkundung des Parks sehen wir Gnus, Zebras, Giraffen, viele Antilopen und sogar eines der mittlerweile so seltenen Rhinos. Inmitten der Savanne ergeben sich tolle Motive.
An einem See haben wir dann riesiges Glück und sehen schon vom weiten eine Elefantenherde, von denen einer gerade genüsslich ein Bad nimmt.
Wow. Das ist das erste Mal, dass wir Elefanten in Freiheit sehen und hier hat einer von Ihnen offenbar noch dazu einen Riesen Spaß beim Baden und Schwimmen in dem See. Als wir uns genähert haben, ist er schon wieder auf dem Weg zum Ufer, steigt heraus und gesellt sich wieder zu den anderen Tieren.
Im Gegensatz zu unseren späteren Erlebnissen in Botswana ist hier in Südafrika – auch aufgrund der Oster-Feiertage – einiges los. Wir sind nicht das einzige Fahrzeug, dass den Weg zu diesem See gefunden hat. Außer uns stehen hier noch 3 oder 4 weitere Autos herum. In sicherem Abstand stellen wir uns hin. Das ist unsere erste Begegnung mit Elefanten und wir haben eine Menge Respekt vor diesen Riesen. Gerade als die Elefanten den Weg vor uns kreuzen wollen, kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Anstatt nun anzuhalten, wie es die Verhaltensregeln gebieten würden, fährt der Knallkopf mitten durch die Herde, die noch dazu auch ein Jungtier dabei hat.
Regel Nummer 1: trenne nie eine Elefantenkuh von ihrem Jungen, indem Du zwischen ihnen hindurch fährst, wenn Dir Dein Leben lieb ist!
Der Mutter des Kalbs gefällt das natürlich gar nicht, sie Stellt die Ohren auseinander, hebt den Rüssel und trompetet einmal ohrenbetäubend, bevor sie dem Fahrzeug nachstellt und dabei direkt auf uns zu kommt.
Puh, das war aber ein intensives, erstes Elefantenerlebnis. Uns ist eines klar: zu viele Menschen sind nicht gut. Es gibt so viele Deppen, die den Tieren wenig bis keinen Respekt entgegen bringen. Warum kann man nicht einfach mal abwarten, bis die Elefanten weitergezogen sind. Wenn sie sich wehren, sind sie ja im Recht! Das ist ihr Revier, wir sind hier nur zu Gast!
Später, in den Elefantengebieten Savuti und Chobe sollten sollten wir noch Situationen erleben, wo wir über eine halbe Stunde warten würden, bis uns eine Elefantenherde den Weg freigegeben hat. Na und? – wir sind hier Gäste in der Natur, in ihrem Lebensaum – da ist es doch nur selbstverständlich , sich auch ihrem Rhythmus anzupassen.
Die zweite Nacht in Pilanesberg wollen wir auf dem zweiten Campingplatz, am Nordrand des Parks verbringen. Von dort können wir morgen gleich früh unsere Weiterreise nach Botswana antreten. Am frühen Nachmittag fahren wir dort hin, um schon einmal einen Platz zu organisieren und eine kleine Siesta zu halten. Die Mittagszeit ist einfach für die Tierbeobachtung nicht ideal. Zum einen ist es zu heiß und zum anderen ist das Licht auch lange nicht so schön wie in den Morgen- und Abendstunden.
Auf diesem Campingplatz ist es noch voller, Auch hier gibt es einen Pool und das komplette Programm. Aber einen so idyllischen Platz wie gestern finden wir leider nicht, sondern müssen uns mitten zwischen die anderen Camper stellen. Insbesondere Diana ist da gar nicht so glücklich drüber. Wir hatten uns einfach mental komplett auf Wildnis eingestellt und sind noch ganz überwältigt von den Erlebnissen des Tages – und hier ist halt Halli Galli.
Wir trösten uns mit der Aussicht, dass es sicherlich in Botswana deutlich ruhiger wird. Und wie recht wir damit haben würden…
Nach dem Aufbauen warten wir bei einem kühlen Cider (hmm lecker ;-)) die größte Hitze ab und beobachten die Südafrikaner. Es ist für uns als Europäer schon extrem befremdlich, dass sie sich zum Teil von den schwarzen Angestellten des Parks die Zelte aufbauen lassen, während sie daneben stehen, Bier trinken und sich ziemlich Großspurig aufführen. Wir hinterfragen das jetzt mal nicht weiter.
Als es etwas kühler wird, fahren wir nochmal los zu einer kleinen abendlichen Pirschfahrt. Leider zieht es sich nun recht schnell zu und wir enden in einem heftigen Regenguß, der auch noch anhält, als wir schon wieder zurück am Platz sind. Heute abend machen wir nicht mehr viel sondern fallen nur noch müde von den ganzen Eindrücken in unser Dachzelt-Bett.
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Afrika Hautnah – Folge 3 – Grenzübertritt mit Hindernissen
485 Kilometer und den Grenzübertritt nach Botswana zeigt das GPS für heute an – und die ziehen sich hier ganz schön hin. Landschaftlich ist gerade der erste Teil, noch in Südafrika, sehr schön. Immer wieder kreuzen Rinder, Esel, Hühner und gelegentlich Paviane die Fahrbahn. Die meisten Straßen sind hier schnurgerade bis zum Horizont, so dass […]
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