Gleich hinter unserer Hütte beginnt die Weite der Llanos. Ich kann es kaum erwarten, mehr davon zu sehen!
Leider scheint es aber so, als ob Montezuma jetzt mich erwischt hätte. Zunächst denke ich noch, das letzte Bier gestern abend sei schlecht gewesen, oder es läge an der ungewohnten Schlafweise in der Hängematte, aber irgendwie fühlt sich mein Magen anders an. Das kann ich jetzt aber überhaupt nicht gebrauchen! Ich bin schließlich nicht hier her gekommen um krank zu sein!Für heute morgen haben wir nämlich eine erste Tour mit dem Jeep geplant. Wir möchten natürlich möglichst viele Tiere sehen und vielleicht haben wir ja sogar das Glück, eine Anaconda zu entdecken! Bei der großen Vorfreude, die ich jetzt schon so lange habe, kommen mir irgendwelche körperlichen Unpässlichkeiten natürlich völlig ungelegen.
Das Frühstück lasse ich vorsorglich aus und, trotz etwas schwachen Befindens, setze ich mich mit in den Jeep.
Über die schon von gestern bekannten roten Erdwege geht es über die weite Ebene. Zwischendrin kommen wir immer wieder an Wasserlöchern vorbei, an denen sich Tiere tummeln. Vor allem sind es Vögel, Kaimane, Rinder, wilde Schweine. Aber wir sehen auch die drolligen Capivaras, Schildkröten und auch einmal eine Art Hirsche. Immer wieder fliegen Schwärme von bunten Vögeln über uns hinweg. Das übertrifft absolut meiner Erwartungen. Ich kann nicht genug bekommen und fotografiere, was das Zeug hält!An einem etwas größeren Wasserloch halten wir an und gehen zu Fuß weiter. Überall sehen wir im Schlamm die Spuren von allen möglichen Tieren, nur eine Anaconda sehen wir nicht.
Wir fahren weiter und kommen zu einem weiteren Wasserloch. Hier gibt es kaum Bewuchs, man hat eine ewige Aussicht über die Ebene der Llanos.
Während ich noch eine Familie kleiner wilder Schweine Fotografiere, höre ich Nico aufgeregt rufen: Hier ist eine, hier ist eine! Und in der Tat, da liegt sie, eingerollt in der Sonne, ein wunderschönes Anaconda-Männchen. In freier Wildbahn. Das ist schon ein imponierender Anblick!
Die Schlange ist ca. 2 1/2 Meter lang und damit für ein männliches Tier fast ausgewachsen. Wenn wir dieses nur aus Muskeln bestehende Tier hier vor uns betrachten und uns dann vorstellen, dass die größten Anaconda-Weibchen 6–8 Meter groß werden können, kriegen wir eine Gänsehaut.
Der ganze Rummel und die Kameras sind ihm offenbar dann doch etwas zu viel und so beginnt er, seine eingerollte Lage aufzugeben und kriecht in Richtung Wasserloch, worin er dann auch lautlos verschwindet. Im gestreckten Zustand wird seine Größe jetzt erst so richtig deutlich.
Dieser Ausflug hat sich jetzt schon gelohnt! Ich bin wirklich froh, dass ich mitgefahren bin, auch wenn es mir überhaupt noch nicht besser geht, sondern eher das Gegenteil der Fall ist. Die Sonne, die jetzt schon ziemlich hoch steht und uns auf die Köpfe knallt, tut ihr übriges.
Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, mich mit auf das Autodach zu setzen, während wir weiter durch diesen Freiluftzoo fahren. Von hier oben aus kann man fantastisch fotografieren. Überall sehen wir Vögel, Krokodile und andere Tiere. Nach weiteren zwei Stunden sind wir gegen Mittag wieder am Camp.Hier hat die Familie schon das Mittagessen vorbereitet. Auch ich möchte versuchen, ein Kleinigkeit zu essen und hoffe, dass es mir dadurch dann besser geht.
Ein schöner Wunsch. Ich schaffe genau einen Bissen. Bei dem zweiten springe ich auf und renne zu dem etwas ausserhalb aufgestellten Häuschen. Keine Sekunde zu früh. Der Drang, mir das alles nochmal durch den Kopf gehen zu lassen, ist übermächtig. Und nicht nur durch den Kopf. Ohne in Details gehen zu wollen kann ich sagen, dass mein Körper alles von sich gibt, was er für überflüssig (im wahrsten Sinne des Wortes) hält.Das ist ja eigentlich ein toller Mechanismus des Körpers. Alles muss raus. Es dauert auch nicht wirklich lange, aber danach fühle ich mich ziemlich erleichtert – und es geht mir sofort etwas besser!
An Essen ist erstmal nicht mehr zu denken, so wie ich mich fühle, lockt mich gerade nur die Hängematte. Für den Nachmittag haben wir einen Ausflug mit dem Boot geplant, vom Fluss aus soll man hervorragend Tiere beobachten können. Da ich das natürlich auf keinen Fall verpassen will, gebe ich mir jetzt genau 2 1/2 Stunden, um wieder fit zu werden. Danach soll mich Nico wecken.Ich bin gerade in Begriff einzudösen, als die Mamma des Hauses zu mir kommt. Sie ist eine sehr alte Frau mit indianischen Zügen und sie hält mir ein dampfendes Getränk unter die Nase. Ohne große Worte bedeutet sie mir, dass ich das trinken solle. Ich bedanke mich und nehme den Becher in die Hände. Ein seltsamer, fremder Geruch steigt mir in die Nase. Undefinierbar, aber nicht unangeehm. Ich koste und es schmeckt etwas bitter, etwas süß, etwas fruchtig. Langsam trinke ich das Gebräu, und ein wohliges Gefühl macht sich in meinem angeschlagenen Magen breit. Sehr schnell schlafe ich ein.
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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