Unser Abschiedstag vom Amazonas. Nach der gestrigen Kanutour und deren großartigen Abschluss mit den Flussdelfinen und dem fantastischen Sonnenuntergang, gibt es wohl auch nicht mehr viel hinzuzufügen. Dem entsprechend regnet es. Nein, es schüttet. Wie aus Kübeln. Der Wald liegt in einem undurchdringlichen Nebel aus Regen.
Ja, heute passt der Name Regenwald wirklich! Und uns wird noch einmal klar, wie viel Glück wir in den Tagen, in denen wir hier waren, mit dem Wetter hatten! Nur ganz selten haben wir einen der kurzen, tropischen Regengüsse erlebt!
Wir packen also unsere klammen Sachen in die klammen Rucksäcke und machen uns auf den Weg zum Boot. Während wir auf dem Hinweg einfach fünf Stunden den Rio Negro flussaufwärts geschippert sind und uns einen Sonnenbrand geholt haben, müssen wir nun auf dem Rückweg aus Zeitgründen mit dem Boot bis an die Stelle fahren, an der die letzte Strasse aus Manaus endet und dort in einen Geländewagen umsteigen der uns zum Flughafen bringen soll. Unser Flug soll nämlich schon um 13:00 ab Manaus starten.
Aufgrund des Wetters werden wir mit dem überdachten Amazonasboot gefahren. Das ist uns jetzt wirklich recht, denn obwohl all unsere Sachen feucht sind, würde dieser Regen hier in kürzester Zeit allem wasserempfindlichen Equipment inklusive den Kameras das Ende bereiten. Der Nachteil ist allerdings, dass dieses Boot die schmalen Abkürzungen durch die Igapós aufgrund seiner Größe und seines Tiefgangs nicht befahren kann und wir deswegen einen ziemlichen Umweg in Kauf nehmen müssen.
Dem entsprechend zieht sich die Fahrt auch hin. Es regnet in einem fort, deswegen können wir die zweifelsohne wunderschöne Vegetation, durch die wie fahren, kaum ausmachen. Zudem ertappe ich mich immer wieder, wie ich auf die Uhr schaue.
Nach über zwei Stunden erreichen wir endlich die Straße. Einerseits schade, denn dies ist jetzt der definitive Wiedereintritt in die Zivilisation, andererseits sind wir aufgrund des Zeitplans wirklich froh, endlich da zu sein.
Von Straße zu sprechen ist – gerade bei dem Wetter – natürlich maßlos übertrieben. Vom Boot aus sehen wir eine Aneinanderreihung von rotem Schlamm und Pfützen. Zum Glück wartet der Wagen schon auf uns. Aber diesen müssen wir erstmal erreichen.
Nachdem unser Kapitän das Boot auf das schlammige Ufer gesetzt hat, legt er eine schmale Planke von der Reling zum Ufer um die fast 3 Meter Höhenunterschied zu überbrücken. Die Planke ist natürlich nass und glitschig, erscherend kommen unsere 15–20 Kilo schweren Rucksäcke dazu, die auf unserem Rücken beim balancieren recht kopflastig wirken.
Gemeinsam schaffen wir es dann aber doch da runter, ohne uns die Knochen zu brechen. Schnell laden wir alles ins Auto inklusive des Schlammes unter unseren Füßen und fahren los. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir die Fähre über den Rio Negro, die – gerade ablegt. Shit. Ich schaue wieder einmal auf die Uhr. 11:00. Um 13:00 geht der Flieger. Die nächste Fähre kommt bald, aber als wir sehen, wer und was da aller drauf soll, schreiben wir den Flieger vorsichtshalber schonmal ab.
Menschen mit riesigen Schubkarren voller Obst, Menschen mit Tieren, Menschen ohne Tiere, Tiere ohne Menschen, Autos, Mofas, LKWs und was man sich noch so vorstellen kann. Alles soll auf die Fähre drauf.
Interessanterweise funktionier das Be- und Entladen aber deutlich schneller und organisierter, als wir das erwartet hätten und so können wir eine halbe Stunde später schon mit der nächsten Fähre ablegen.
Und da ist sie wieder, die Moloch-Stadt im Urwald. Am Horizont sehen wir die Skyline. Ein unwahrscheinlicher Kontrast nach der letzten Woche in der Ruhe und Abgeschiedenheit. Und wir stellen fest, dass wir schneller als uns lieb ist wieder in der Hektik des Alltags angekommen sind: die Uhr fordert plözlich wieder ihre Daseinsberechtigung – wir wollen unseren Flieger bekommen!
Die Überfahrt dauert eine halbe Stunde und unser Fahrer gibt sich im Anschluß wirklich alle Mühe uns so schnell wie möglich durch den Verkehr zum Flughafen zu bringen. Um 12:30 sind wir da, geben schnell ein großzügiges Trinkgeld und eilen in die Abfertigungshalle. Jetzt bitte nur keine Schlange und keinen Fluglotsenstreik!
Und was soll ich sagen, wir haben Glück! Alles geht relativ schnell und bevor wir uns versehen, sitzen wir wieder in dem Flieger Richtung Santarém, mit dem wir auch gekommen sind. Zurücklehnen und sacken lassen.
Als wir wieder den gleichen Snack wie auf dem Hinflug gereicht bekommen, kommen uns die letzten Tage im Urwald plötzlich wie ein Traum vor. Haben wir das alles wirklich erlebt?
Mit zwei Zwischenstopps in Santarém und Belém wollen wir São Luís erreichen, wo die nächste Etappe unserer Reise beginnen soll. Es steht die Erkundung der Lençois Maranhenses, des einzigartigen Wüstengebiets im Nordosten Brasiliens, an.
Weiterlesen: Amazonas – Traurige Entwicklungen
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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