Die Nacht ist bereits um kurz nach 4 Uhr morgens zu Ende. Auch wenn wir alle noch etwas müde sind, freuen wir uns doch auf die bevorstehende Tour zum Sossusvlei und Dead Vlei.
Um fünf Uhr öffnet das Gate für die Campinggäste, von hier aus benötigt man zum Dead Vlei noch knapp eine Stunde. Allerdings warten nicht nur wir vor dem Gate sondern reihen uns in eine Schlange von bereits wartenden Autos ein. Immerhin haben wir eine Stunde Vorsprung zu den Bustouristen, da die „offizielle“ Gate-Öffnungszeit erst um sechs Uhr ist. Wir hoffen daher, das wir den Sonnenaufgang bei möglichst wenig Trubel im Zeitraffer festhalten können.
Auf zunächst befestigter Straße fahren wir nach Öffnung des Gates nun also Richtung Dead Vlei.
Die Gegend besticht durch ihre roten Sanddünen, die vor allem bei tiefstehender Sonne ihre Leuchtkraft entfalten und sicherlich ein Highlight Namibias darstellen. Vorbei geht unsere Fahrt auch an der bekannten Düne 45, die man des öfteren bei Naturdokumentationen zu sehen bekommt. Wir heben sie uns für später auf.
Einige Kilometer vor dem Ziel geht die asphaltierte Straße in eine Sandpiste über. Ein Schild weist darauf hin, das ab hier 4x4 Antrieb erforderlich sei. Ich versuche es trotz Dianas Protest erstmal ohne 4x4 – mal schauen, wie weit wir kommen – Einschalten kann ich es ja immer noch. Wir schlingern ein bisschen aber wir kommen durch. Ein bisschen Spaß am Morgen muss auch sein. :-)
Mittlerweile ist es hell. Schnell packen wir alles zusammen, was wir brauchen: Fotoequipment, Zeitraffer Slider, Stative, und, und, und… Ja – wichtig – das Wasser nicht vergessen! Schon jetzt ist es heiß, obwohl die Sonne gerade erst aufgegangen ist.
Mit dem ganzen Zeug bepackt, ist der Fußmarsch über die ersten Dünen hin zum mythischen Dead Vlei eine ganz schön anstrengende Angelegenheit. Zum Glück ist es nicht besonders weit. Nach ca. 20 Minuten erreichen wir die zwischen Dünen gelegene Salz-Ebene mit den abgestorbenen, zum Teil 500 Jahre alten, Akazienbäumen. Ein Motiv, das sicherlich jeder schon einmal im Fernsehen oder sogar live gesehen hat.
Wie genial wäre es, an diesem Ort Fotos und Zeitrafferaufnahmen in der Nacht machen zu können. Ich komme wieder in’s Träumen. Leider waren unsere Bemühungen hierfür ein offizielles Permit zu erhalten, erfolglos. Entweder braucht man dafür sehr gute Beziehungen oder muss bereit sein, genügend Geld auf einen noch zu findenden Tisch zu legen… Mit beidem konnten und wollten wir dann nicht aufwarten.
Aber auch jetzt zur Morgendämmerung ist das Tal atemberaubend. Wir haben Glück, denn es ist tatsächlich bisher kaum ein Tourist hier. Jetzt heißt es, schnell eine Postition zu finden, von der aus später möglichst wenige Leute durch’s Bild laufen. Schwer zu sagen natürlich, wenn man noch nie hier war. Wir finden eine Stelle und bauen dort schnell unser Zeitrafferequipment auf. Jede Minute zählt, denn wir wollen die Schattenwanderung an den Dünen entlang und in das Tal hinein festhalten. Die Ergebnisse könnt ihr in unserem Film African Skies 2 sehen.
Als die Aufnahmen laufen, haben wir Gelegenheit, uns richtig auf die Umgebung zu konzentrieren. Es ist einfach eine unwirkliche Szenerie. Das tiefe Blau des Himmel kontrastiert mit dem unwirklichen Rot der Dünen und dem Weiß des salzigen Untergrundes. Zum Glück habe ich neben den zwei Kameras, die gerade Zeitraffer aufnehmen, noch eine dritte dabei. Damit können wir noch ein paar schöne Details festhalten.
Gegen späten Vormittag, als die Sonne schon recht hoch steht und sich das Licht für weitere Aufnahmen nicht mehr so gut eignet, haben auch die letzten Touristen den Weg ins Tal gefunden. Ungestörte Aufnahmen sind nun fast ein Ding der Unmöglichkeit. Zeit für uns, aufzubrechen. Der Rückmarsch mit dem ganzen Equipment durch den tiefen Sand und in der gnadenlosen Sonne, ist dann eine schweißtreibende Angelegenheit.
Unsere Touri-Dosis haben wir weg – wir sehnen uns nach Ruhe und einsamer Natur. So schön das hier ist, es ist doch ziemlich überlaufen. Einen weiteren Tag wollen wir daher nicht hier bleiben.
Auf dem Rückweg halten wir dann noch einmal an der Düne 45. Leider ist der wunderbare, vom Wind geformte Grat von den Touristen, die ausgerechnet auf dem Grat hoch gehen müssen, völlig zertrampelt, so dass von der ursprünglichen Attraktivität nicht viel übrig ist. Zum Glück gibt es aber hier noch andere, weniger bekannte Dünen, die genauso schön und fotogen sind.
Mit den Aufnahmen, die wir gemacht haben, sind wir sehr zufrieden, daher entscheiden wir uns, schon heute weiter Richtung Homeb auf einen abgelegenen Stellplatz zu fahren, der gute 300 Km entfernt liegt.
Auf der Weiterfahrt Richtung Homeb halten wir in dem bekannten Örtchen Solitaire an, das vermutlich jeder Namibia Reisender mindestens einmal besucht hat.
Schlicht und einfach, weil es an einem zentralen Knotenpunkt mitten im Nichts liegt, wo die meisten vorbei müssen. Die Raststätte, vor der verrostete Oldtimer stehen, ist für viele ein willkommener Foto- und Erfrischungsstopp. Joe und Jonelle erzählten uns bereits im Vorwege begeistert von dem weltberühmten Apfelstrudel, den es hier gäbe und der deutsche Wurzeln hat. Wir sind gespannt, wie er uns schmecken würde.
Hmm – der «Apfelstrudel» stellt sich eher als eine Art Apfelkuchen heraus, mit einem «Strudel» aus Blätterteig, hat der nicht viel zu tun. Uns reißt er nicht vom Hocker – aber das mag auch daran liegen, das es für unseren Geschmack einfach zu warm für solch deftiges Gebäck ist. Das schönste daran ist auf jeden Fall, wie hier alle das Wort «Apfelstrudel» auf Englisch aussprechen: Äääppljdruuudll.. :-)
Diana nutzt lieber die Gelegenheit, um ihren Kopf unter einen Wasserhahn zu stecken, der eigentlich zur Bewässerung der Blumen gedacht ist, um ein wenig Abkühlung zu erhalten. Als Jonelle sie beobachtet, guckt sie erst skeptisch, entscheidet sich dann aber, das es scheinbar eine gute Idee ist und tut es Diana gleich… Bei beiden Mädels kann man es förmlich zischen hören. :-)
An der Tankstelle füllen wir noch einmal unsere Wasservorräte auf, machen die obligatorischen Fotos von den Oldtimern und dann geht es weiter.
Homeb liegt etwas abseits im Naukluft Nationalpark. Direkt an der Grenze zwischen den Sanddünen der Wüste und der staubigen, kargen Landschaft östlich davon. Die Grenze bildet ein ausgetrocknetes Flussbett. Je weiter wir uns diesem Ort näheren, desto abgeschiedener wird die Gegend. Genau nach unserem Geschmack. Wir sind von der Landschaft, die wir durchfahren und den Zebra-Herden, die unseren Weg kreuzen, beeindruckt.
Beim Überqueren des Wendekreises des Steinbocks (Tropic of Capricron) machen wir einen letzten Stopp, dann erreichen wir Homeb, ein kleines Camp direkt an dem ausgetrockneten Flusslauf, der die Grenze zur Namib bildet.
Alle bisherigen Folgen unserer Erzählung findet ihr hier:
Afrika Hautnah 2 – Unsere zweite Afrika Reise
Es liegen wieder spannende und ereignisreiche sechs Wochen Afrika-Reise hinter uns. Dieses Mal führte uns unsere Reise unter anderen in einsame Gegenden des Naukluftparks in Namibia und in die Kahlari in Botswana. Als Kontrast zu den großartigen Landschaften, dem fantastischen Sternenhimmel und den wunderbaren Tieren Afrikas, durften wir dieses Mal zum Abschluss auch Kapstadt von seiner […]
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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