Das Sigma 18–35 ist das erste Objektiv in diesem Brennweitenbereich, das eine durchgehende Offenblende von 1.8 bietet. Blende 1.8 an 18mm – das mus man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Ob es hält, was es verspricht, habe ich in der Atacama Wüste in Chile getestet.
Das Sigma 18–35 1,8 ist für Kameras mit APS‑C (DX) Sensor und es ist für Nikon, Canon, Sony, Pentax und Sigma-Kameras zu haben.
Umgerechnet auf Kleinbildformat entspricht der Brennweitenbereich des Sigmas etwa 27–52mm – das Objektiv deckt somit einen ordentlichen Weitwinkel bis hin zur «Normalbrennweite» ab. Und das alles bei einer durchgehenden Offenblende von 1,8.
Diese Blende 1.8 an einem Crop-Objektiv entspricht von der visuellen Anmutung her einer Blende 2.8 an Vollformat. Das bedeutet, das auf den halb so großen Crop Sensor doppelt so viel Licht fällt, was wiederum der Bildqualität sowie dem Rauschverhalten zugute kommt und somit einen der größten Vorteile, die ein gleich geartetes System an einer Vollformat Kamera böte, 1:1 relativiert.
Sprich: mit diesem Objektiv entfallen für diesen Brennweitenbereich wesentliche Aspekte, die das Vollformat für manche Fotografen attraktiver erscheinen lassen.
Als ich von diesem Objektiv hörte, war ich natürich Feuer und Flamme. Viele von Euch wissen ja, dass ich trotz einiger Vollformat-Boliden in meiner Fototasche sehr gerne nach wie vor auch mit den «kleinen» Nikons mit Crop-Sensor fotografiere. Hier am liebsten mit dem Nikon 35mm f/1.8, das ich nach wie vor jedem ans Herz lege – einfach, weil es nicht nur gut, sondern auch günstig ist – und in der Brennweite somit ziemlich alternativlos.
Für den Weitwinkelbereich habe ich bisher das 10–24mm DX Nikon, auch ein sehr gutes Objektiv, das durch den extremen Weitwinkel tolle Aufnahmen erlaubt. Aber eines kann es nicht so gut – nämlich trotz Super-Weitwinkel noch freizustellen. Also diese Aufnahmen, bei denen im Vorderund das Motiv scharf ist und der Hintergrund in die Unschärfe läuft.
Hier ist die D800 mit dem großen Nikkor 14–24 f/2.8 unangefochten Spitze. Aber die Kombo bringt natürlich auch ein ganz anderes Gewicht auf die Waage und ruft nicht zu letzt auch ein hübsches Sümmchen auf.
Auch wenn der Vergleich mit dem 14–24 natürlich hinkt, da dieses ein noch viel krasseren Weitwinkel erlaubt, sollte das Sigma mit den Spezifikationen nun Besitzer von Kameras mit APS‑C (Crop) Sensor in die Lage versetzen, Aufnahmen zu machen, die vorher an diesen Kameras so nicht möglich waren, die also der Vollformat-Fraktion vorbehalten waren.
Nach der Ankündigung fragten sich natürlich alle, ob Sigma die Versprechungen halten könnte.
Meine Wünsche
Freistellen und Offenblende sind natürlich nur die halbe Miete. Ein Objektiv muss natürlich noch mindestens 3 weitere Faktoren erfüllen um zu einem echten «must have» zu werden:
- Bildqualität – sicherlich das Allerwichtigste. Nachdem auch dieses Sigma der neuen «Art»-Serie angehört, wie auch schon das Sigma 35mm f/1.4 – von dem ich ja nach wie vor restlos begeistert bin, lagen die Messlatte und somit meine Erwartungen natürlich hoch.
- Funktionalität – Fokussieren muss selbstverständlich schnell, leise und akkurat funktionieren, das Objektiv muss an allen Kameras funktionieren.
- Haptik und Bauweise – natürlich wirken sich diese Dinge nicht auf die Bildergebnisse aus – aber mal ganz ehrlich – ich stehe auf gut konstruierte Objektive und Kameras. Schlimm genug, dass viele Nikon Objektive mittlerweile so einen hohen Plastik-Anteil aufweisen – das ist etwas, das früher wirklich einmal besser war. Mit dem 35er f/1.4 hat Sigma ja gezeigt, dass es geht. Und das zu einem absolut reellen Preis. Das gute Stück fühlt sich an und ähnelt deutlich eher einem guten Leica Objektiv (welches allerdings viel teurer ist und an die Optik des Sigmas nicht herankommt), als den ganzen anderen Plastik-Boliden.
Mein Eindruck
Nun also das 18–35er. Nachdem ich es endlich hatte, war ich erstmal etwas überrascht, wie lang es doch ist. An der Nikon D5300 trägt es schon etwas auf – zumindest im Vergleich zum 35er DX-Nikon. Aber das ist schnell vergessen, wenn man es in die Hand nimmt und dann erst recht, wenn man damit fotografiert. Insgesamt ist eine solche Combo aber natürlich trotzdem immer noch deutlich, deutlich kleiner, als z. B. ein 24–70 f/2.8 an einer Vollformat Kamera.
Was soll ich sagen – die Haptik ist auch hier wieder der Hammer. Ein Traum aus schwarzem Metall und Gummierung. Der Zoom und der Fokusring laufen absolut smooth und mit einer schönen Dämpfung. Die Ringe sind schön breit und so jederzeit leicht zu greifen. Über einen Schieber kann man den Autofokus direkt am Objektiv an und aus schalten.
Der Autofokus ist so leise, dass ich im Weitwinkelbereich manchmal unsicher bin, ob die Kamera überhaupt fokussiert. Er ist schnell, und er trifft bei mir auch sehr akkurat.
Berichte von Kollegen, die attestieren, dass der Autofokus nicht immer treffsicher sei, kann ich so nicht bestätigen. Ich habe viel diesbezüglich hier vor Ort während meiner Chile Reise getestet. Vielleicht liegt es daran, dass ich einen Tag vor Reiseantritt noch die neuste Firmware auf das Objektiv aufgespielt habe, die anderen Testberichte sind älter und basieren daher nicht auf der neusten Firmware für das Objektiv (s.u.). Ich vermute, dass Sigma hier nachgearbeitet hat.
Dazu möchte ich noch anfügen, dass insbesondere bei f/1.8 immer exaktes Fokussieren gefragt ist, bei jedem Objektiv mit großer Offenblende – der Schärfebereich ist extrem gering, die geringste Schwankung des Fotografen oder Subjekts kann zu einer Verschiebung der Schärfeebene und somit einem nicht ganz scharfen Bild führen. Das muss man bei Offenblende einfach einkalkulieren und so mache ich auch meist ohnehin mehrere Aufnahmen, wenn ich mit sehr naher Fokussierungen und offener Blende arbeite.
Last but not least – die Bildqualität. Sie ist unglaublich gut, um nicht zu sagen überragend für ein Zoom Objektiv. Das Sigma ist das erste Zoom Objektiv, dass die Schärfe einer Festbrennweite hat – ich habe natürlich keine Labor-Tests gemacht, aber ich traue meinen Augen – und andere Kollegen bestätigen das mit ihren Tests – das 18–35er ist eines der schärfsten Zoom-Objektive überhaupt und sogar schärfer als so manche Festbrennweite, und das schon bei Blende 1.8. Bravo Sigma!
Kompatibilitäten
Ich erhielt das Sigma fünf Tage vor meiner Abreise ins Altiplano und die D5300 drei Tage vorher. Ich stellte fest, dass das Sigma an dieser brandneuen Nikon im Liveview nicht fokussierte. Noch am gleichen Tag kündigte Sigma ein Firmware-Update für das Objektiv für den nächsten Tag (sic!) an! Man kann diese Firmware selbst über das Sigma-USB dock einspielen, oder das Objektiv kostenlos zu Sigma schicken. Also bestellte ich das USB-Dock, bekam ihn am Tag der Abreise und spielte das Firmware-Update auf. Fortan fokussierte das Sigma auch im Liveview an der D5300.
Besser kann Customer-Service meiner Meinung nach nicht funktionieren. Das USB-Dock ermöglicht darüber hinaus auch ein Fine-Tuning des Autofokus über den PC, sollte dies einmal notwendig sein, dazu aber vielleich später mehr – derzeit brauche ich das nicht, da der Fokus mit Werkseinstellungen akkurat «sitzt».
Fazit
Früher habe ich nicht die besten Erfahrungen mit Sigma gemacht und lange die Finger von diesen Objektiven gelassen. Mit der neuen Art-Serie hat Sigma in mir aber einen Fan gewonnen. Das 18–35er für Crop/APS‑C sowie das 35er f/1.8 an Vollformat gehören zu meinen absoluten Lieblingsobjektiven.
Um zu verdeutlichen, was ich meine: ich habe gerade mal meine Lightroom Statistik geprüft: ich habe hier im Altiplano über die Hälfte aller Aufnahmen mit der D5300 und dem Sigma gemacht, obwohl ich die Vollformatboliden Nikon D800 und Canon 6D dabei habe sowie unter anderem das Nikon 14–24, Sigma 35mm f/1.8 sowie Nikon 70–200 f/2.8.
Natürlich ist der Brennweitenbereich des Sigma auf beiden Seiten etwas eingeschränkter, als z.B. ein 24–70 f/2.8 an Vollformat, aber für Besitzer von Crop-Kameras ist es eine großartige Linse und ziemlich gleichwertige Alternative!
Sigma zeigt mit der Schärfe, Lichtstärke und Bauweise dieses Zoom-Objektives den anderen Herstellern, wie es gemacht wird – und dass die optischen Grenzen lange nicht so fest sind, wie gerne behauptet wird.
Vielleicht an dieser Stelle der Hinweis, dass ich alle meine Kameras und Objektive, also natürlich auch dieses Objektiv, selbst kaufe und bezahle und in keinster Weise von Sigma oder einem anderen Hersteller für einen solchen Testbericht bezahlt werde. Was ich hier von mir gebe, ist meine ganz persönliche Meinung.
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Dankeschön!
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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