Seit einigen Jahren nun setze ich die GoPro Kameras ein und bin im großen und ganzen recht zufrieden. Trotzdem finde ich es sehr interessant zu sehen, was die Mitbewerber in diesem Bereich auf die Beine stellen, immerhin ist die GoPro ja eine recht teure Kamera und gewiss ist nicht jeder bereit, so viel Geld auszugeben.
Vor einigen Wochen bekam ich die Drift HD Ghost Kamera zugesandt, und versprach, sie zu testen. Gerne wollte ich sie beim Kitesurfen einer Härteprobe unterziehen, aber leider ergab sich auf Korsika, mangels Wind, keine Gelegenheit. Nun aber ließen die ersten Herbststürme doch noch einmal Spaß auf dem Wasser aufkommen, und die Drift war dabei.
Gehäuse
Die Drift folgt einem etwas anderen Konzept, als die GoPro. Sie hat eine eher längliche Bauform mit dem Objektiv vorne und ist auch etwas größer, weil sie ein Farbdisplay eingebaut hat, welches auch das Kamerabild anzeigt. Bei der GoPro benötigt man dafür ja ein extra Display zum Andocken sowie ein größeres Gehäuse.
Apropos Gehäuse: die Trennung zwischen Gehäuse und Kamera gibt es bei der Drift nicht. Die Kamera ist, ohne separates Gehäuse, wasserdicht. Eine Relativ massive Klappe, die mit eine Schraube befestigt wird, schützt dabei die Anschlüsse sowie den Akku und Micro-SD-Karten Slot vor Wasser.
Befestigungen / Halterungen
Eine Action-Cam ist nur so gut wie die Möglichkeiten, die sie zur Befestigung an allen möglichen und unmöglichen Orten bietet. Hier überschlagen sich Hersteller und Zubehör-Lieferanten förmlich mit Innovationsfreude, um alle Eventualitäten von der Surfboard-halterung, über die Mountain-Bike Halterung bis zur Helm-Befestigung zu bieten.
Natürlich / leider passen die GoPro-Halterungen nicht an die Drift, sondern hier gibt es ein eigenes System – bei der Drift Kamera werden eigene Klebepads mitgeliefert, und es gibt natürlich auch weiteres Zubehör zur Befestigung zu kaufen. Insgesamt fand ich den Befestigungsmechanismus, den ich schon bei der GoPro als zu labil für manche Situationen erachte auch bei der Drift nicht ideal. Ich musste sehr genau aufpassen, die Kamera wirklich fest-«geklickt» zu haben, beim einfachen, schnellen Einschieben kann es passieren, dass die Arretierung nicht greift – fatal, wenn man das nicht merkt und die Kamera am Drachen/Surfboard oder Helm befestigt. Mit etwas Nachdruck klappt es dann aber.
Bei der Drift lässt sich die Kamera nur von einer Seite aus einschieben, dafür kann man die Halterung an der Kamera in Beliebigen Winkeln drehen.
Das hat vor und Nachteile: einerseits ist ein schneller Wechsel der Richtung so durch einfaches ein- und ausklicken der Kamera nicht möglich, auf der anderen Seite kann man so, durch lösen einer Schraube, relativ schnell beliebige Winkel einstellen. Insgesamt eine pfiffige Lösung.
Sehr interessant ist auch, dass man das Objektiv (inklusive Sensor) vorne im Gehäuse drehen kann, so dass man deutlich mehr Möglichkeiten zur Ausrichtung der Kamera hat. Man kann also das Kamerabild drehen, ohne das Gehäuse zu drehen.
Display
Der Blick auf das Display ist etwas gewöhnungsbedürftig, da das Display oben auf der Kamera angebracht ist und auch noch um 90° gedreht, die Kamera aber nach vorne raus filmt. Das heißt, beim Ausrichten der Kamera muss man immer «umdenken».
Neben dem «Live-Bild» kann man über das Display und die 4 Tasten an der Seite der Kamera auch die Einstellungen vornehmen.
Leider kann man das Display bei hellem Sonnenschein nur schlecht ablesen, zudem muss man immer von oben auf die Kamera schauen. Je nach Befestigungsposition ist das zum Teil nur schwer möglich. Beim Bedienen des Menüs erkennt man den gerade hervorgehobenen Menüpunkt vornehmlich daran, dass er leicht grün hervorgehoben ist, währen die anderen leicht rot sind. In der Praxis ist das leider nur ganz schwer zu erkennen. Weiterhin sind die Einstellungsmenüs und die Aufnahmemodi mit sehr ähnlichen Piktogrammen visualisiert, auch das geht alles ganz gut, wenn man zuhause sitzt, aber draußen, z.B. auf dem Wasser war das Menü für mich so gut wie unbenutzbar.
WLan Steuerung
Insgesamt ist mir persönlich das LCD-Display der GoPro lieber, da ich das immer erkennen kann, auch wenn ich dafür auf das Live-Bild verzichten muss. Dazu kommt, dass die GoPro ihr Display 1:1 auf der WLan-Fernbedienung widerspiegelt. Die Drift bietet zwar auch eine WLan-Fernbedienung an, diese hat aber leider kein Display, so dass man die Kamera dann blind bzw. nur durch Feedback durch Rote und Grüne LEDs steuern muss. Alternativ kann man sie aber mit Hilfe einer Smartphone-App steuern, die für Android und iOS verfügbar ist.
Bei meinem Test konnte ich die Kamera auf einem Samsung Galaxy SII mit der App zwar steuern, allerdings habe ich keine Live-Vorschau hinbekommen. Die App wirkt auch darüber hinaus noch etwas unausgereift. Eine Smartphone/Tablet Steuerung ohne Live-Bild macht irgendwie nicht soviel Sinn. Ich muss aber auch gestehen, ich habe mich da nicht reingekniet – vielleicht bringt ja ein Update da Abhilfe.
Technische Daten
Im Großen und Ganzen entsprechen die Fähigkeiten der Kamera denen der GoPro HD Hero 2 bzw. GoPro Hero 3 Silver. Bei 720p sind 60fps möglich, in Full HD leider nur maximal 30 fps.
Neben der Foto und Video-Funktion ist auch eine Zeitraffer-Funktion mit den Intervallen zwischen 0.5 und 60 Sekunden sowie eine «Burst»-Funktion, in der die Kamera 5 oder 10 Bilder pro Sekunde schießt, vorhanden.
Hier die technischen Daten laut Hersteller:
1/4 Zoll Gewinde | Ja (Unterseite) |
Abmessungen | H52 x L105 x T33 mm |
Akku | Lithium-Ionen-Akku 3.7 V, 1700 mAh |
Akkulaufzeit | 3h 30min |
Anschlüsse | Mini HDMI Mini USB MicroSD 3.5 mm Mikrofon |
Audioformat | AAC |
Auflademöglichkeit | USB |
Aufladezeit | 3h |
Auflösung: 1080p | Bildschirmauflösung: 1920 x 1080 Weitwinkel: 150°, 127°, 90° Frame-Rate (PAL): 30, 25 fps |
Auflösung: 720p | Bildschirmauflösung: 1280 x 720 Weitwinkel: 150° Frame-Rate (PAL): 60, 50, 30, 25 fps |
Auflösung: 960p | Bildschirmauflösung: 1280 x 960 Weitwinkel: 150° Frame-Rate (PAL): 50, 48, 30, 25 fps |
Auflösung: WVGA | Bildschirmauflösung: 848 x 580 Weitwinkel: 150° Frame-Rate (PAL): 120, 100, 60, 50, 30, 25 fps |
Bildschirm | 2.0 Zoll LCD (Gorilla Glass®) |
Blende | ƒ/2.8 |
Blickwinkel | 1080p: 170°, 127°, 90° 960p: 170° 720p: 170° WVGA: 170° |
Bluetooth-Funktion | Nein |
Einsetzbarer Temperaturbereich | Bis zu ‑10° Celsius |
Fernbedienung/Reichweite | Ja (10 m) |
Fotoauflösung | 11, 8, 5 MP |
Fotoaufnahmemodus | Ja |
Fotoaufnahmemodus: Selbstauslöser | Ja |
Fotoaufnahmemodus: Serienbildaufnahme | 1.5 Fotos pro Sekunde |
GPS-Funktion | Nein |
Hersteller | DRIFT INNOVATION |
Hersteller Artikelnummer | 10–005-00 |
Hersteller Garantie | 1 Jahr |
Lieferumfang | DRIFT HD Ghost Kamera Fernbedienung Universal-Clip wiederaufladbarer Akku 1 gebogene Klebehalterung 1 gerade Klebehalterung Brillenhalterung Verbindungsklappe Handgelenksschlaufe Mini USB-Kabel Mikrofon-Verlängerung |
Linse | 7 Elements Linse |
Mikrofon, extern | Nein (optionales Zubehör) |
Mikrofon, intern | Ja |
Produktgewicht | 167 g |
Rotation | 300° stufenlos drehbare Linse |
Saison | Ganzjährig |
Sensor | CMOS |
Speicherkapazität extern | MicroSD bis 64 GB (optionales Zubehör) |
Speicherkapazität intern | 256 MB |
Videoformat | H.264 codec .mp4 / .mov Dateiformat (wählbar) |
Wasserdichtigkeit | 3 m |
Zoom | Ja (10-fach Digital-Zoom) |
Bildqualität
Einen wissenschaftlichen Vergleich oder Test habe ich nicht angestellt. Die Videos errinnern mich vom Look her sehr an die der GoPro HD Hero 2, ich kann da keinen großen Unterschied feststellen. Die Fotos erscheinen mir sehr komprimiert, gerade beim reinzoomen stellt man doch starke Artefakte fest, bei der GoPro ist mir das nie so aufgefallen. Die GoPros der letzten Generation (HD Hero 3 Black) liefern meiner Einschätzung nach eine bessere Bildqualität – wobei der Unterschied im Fotobereich drastischer sein dürfte, als bei den Videos.
Fazit und meine Einschätzung
Die Drift HD Ghost ist eine interessante Kamera, die ein etwas anderen Ansatz, als GoPro und Ähnliche verfolgt. Vorteile sind die flexiblere Ausrichtungsmöglichkeiten mit Boardmitteln (also ohne viel mit den Halterungen zu basteln), die Wasserdichtigkeit ohne externes Gehäuse sowie das integrierte Display und die lange Akkuleistung.
Nachteile sind das mangelnde Display an der Fernbedienung, die schlechte Ablesbarkeit des Displays bei Sonnenlicht und der fehlenden schnellen Full-HD-Modi mit 60fps und 720p in 120fps. Auch die Foto-Qualität hat mich nicht 100% überzeugt, aber das ist auch nicht das Haupt-Metier der Action-Kameras.
Insgesamt macht die Kamera aber gute Aufnahmen und verfolgt mit ihrer «anderen» Bauweise einen interessanten Ansatz. Gerade für Benutzer, die eine leicht zu bedienende All-in-one-Kamera suchen, die die wesentlichen Funktionen bietet, ohne dass man noch in viel teures Zubehör investieren muss, ist die Drift HD Ghost sicherlich einen zweiten Blick wert.
Ihr bekommt die Drift HD Ghost (bitte nicht mit der alten Drift HD verwechseln) – z.B. bei Amazon.
Wie findet ihr das Konzept mit dem eingebauten Display an einer Action Cam? Wir freuen uns über Eure Kommentare!
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!