Ich durfte den neuen 4K Monitor von EIZO vorab testen. Hier mein Review und meine Einschätzung, wie gut er sich für die Bildbearbeitung und den Videoschnitt eignet.
Seit fast 5 Jahren arbeite ich nun mit einem seiner Vorgänger, dem EIZO ColorEdge CS 270 als primären Monitor und schätze ihn sehr für seine Farbtreue. Bilder die ich daran in den letzten Jahren bearbeitet habe, konnte ich z.B. problemlos an Druckereien schicken, z.B. für die Produktion meiner Bücher. Die Druckergebnisse waren immer bereits ohne weitere Eingriffe auf einem extrem hohen Niveau. Mit diesem Monitor fühle ich mich sicher, dass das was ich auf ihm sehe, eine gewisse Verbindlichkeit hat, die dann auch bei anderen, die einen ähnlich farbtreues Equipment einsetzen, z.B. in der Druckvorstufe, genauso ankommt.
Nun bot mir EIZO an, ihren neuen 4K Monitor zu testen – da habe ich nicht nein gesagt, zumal der EIZO ColorEdge CS 2740 für mich schon eine Art Nachfolger zum CS 270 ist und 4K mittlerweile auch von Windows ziemlich gut unterstützt wird – die Zeiten, in denen Anwendungen und Betriebssystem mit den hohen Auflösungen Schwierigkeiten haben, sind zum Glück (größtenteils) vorbei.
Die EIZO Modelle im 27″-CS-Segment sind übrigens wie folgt benannt:
- Mit WQHD Auflösung (2560 x 1400): CS 270 (mein bisheriger) => CS 2730 => CS 2731 (im Februar 2020 auf den Markt gekommen)
- Mit 4K-Auflösung: Der hier getestete CS 2740.
Alle diese Monitore haben ein 27″ Panel, sind also von der Schirmfläche her gleich groß. Daher hat es mich natürlich besonders gereizt, beide Monitore, meinen CS 270 (mit 2.7 K Auflösung, also 2560 x 1440) und den CS2740 (4K Auflösung, 3840 x 2160 Pixel) direkt nebeneinander zu stellen und zu vergleichen. Würden sie bei gleicher Kalibrierung die Farben gleich anzeigen? Würde man bei der normalen Arbeit einen Unterschied zwischen dem 4K Panel im direkten Vergleich zum 2.7 K Panel sehen? Wie würden die Anwendungen sich tatsächlich in der Praxis bei 4K verhalten?
Optik
Der CS 2740 sieht moderner und schicker aus als der CS 270. Der umlaufende Rand ist auf alle Seiten nur 1.8 cm schmal, auf ein auffälliges EIZO Logo wurde verzichtet. Im Vergleich, wirkt der neue 4K Monitor deutlich schlanker als der CS 270, obwohl sie die gleiche Schirmfläche haben.
Der Eizo ColorEdge CS 2740 ist höhenverstellbar, neigbar und auch pivotierbar, also hochkant einsetzbar.
Anschlüsse
Der ColorEdge CS 2740 bietet USB‑C, Display Port- und einen HDMI Eingang.
Mit 4 USB-Ports zum Downstream (2x USB 3.1, 2x USB 2) bietet der CS 2740 einen USB Hub, um weitere Geräte anzuschließen. Die USB 2 Downstream Ports und der Upstream-Anschluss sind dabei auf der Rückseite angebracht. Die USB 3.1 Ports sind auf der linken Seite angebracht, aber an der Rückseite, in einer Aussparung, so dass sie auch zugänglich sind, wenn links noch ein weiterer Monitor steht.
Über ein einziges USB‑C kann sogar ein Notebook angeschlossen werden. Der Monitor nimmt dann sowohl die Bildsignale über dieses Kabel entgegen und versorgt über das gleiche Kabel das Notebook mit bis zu 60 Watt Strom. Ziemlich praktisch.
Ich habe den CS 2740 parallel zu meinem CS 270 per Displayport an meine Grafikkarte angeschlossen, das Bild war sofort da. Unter Windows lässt sich die Skalierung der Oberfläche für jeden Monitor separat einstellen, der vorgeschlagene Wert von 150% für den 27″ 4K Schirm passte perfekt und zeigt die Bedienelemente, Schriften und die Taskbar in der gleichen Größe an, wie auf meinem anderen Monitor bei 100% Skalierung.
Bildqualität
Genau wie der CS 270 kommt auch der CS 2740 schon von Werk aus mit einer Hardwarekalibrierung. Und wie der CS 270 deckt er mit 99% Adobe RGB einen extrem großen Farbraum ab. Das heißt, man kann sofort loslegen und hat bereits eine sehr gute Farbverbindlichkeit.
Trotz der Werkskalibrierung empfiehlt es sich aber, jeden Monitor mit einem entsprechenden Colorimeter selbst zu kalibrieren, vor allem, wenn man mehr als einen Monitor einsetzen möchte. In dem Fall sollten beide Monitore natürlich auch die gleichen Zielwerte bezüglich Helligkeit, Farbtemperatur und Gamma eingestellt werden.
Dazu stellt EIZO mit dem Colornavigator 7 eine eigene Software zur Verfügung, die man kostenlos auf ihrer Webseite herunterladen kann. Die Software funktioniert mit den gängigen Colorimetern, ich habe den Spyder 5 Elite verwendet.
Der Color Navigator lässt einen eigene Kalibrierziele definieren und diese dann auch für mehrere Monitore anwenden. Leider erfolgt die Definition der Kalibrierziele nicht für alle Monitore global, sondern man muss ein Kalibrierziel, dass man für einen Monitor angelegt hat zunächst exportieren und es dann für den zweiten Monitor wieder importieren. Nicht ganz logisch, aber auch kein Beinbruch. Man kann jeden Monitor bei Bedarf auf unterschiedliche Ziele kalibrieren und diese auf Wunsch jederzeit über die im Tray laufende Colornavigator App umschalten.
Das funktioniert auch für mehrere Monitore. Die Kalibrierungsdaten werden dabei im Monitor selbst gespeichert, daher kann man sie alternativ auch über die Tasten am Monitor umschalten.
Egal, wo man das Ziel umschaltet (im Color Navigator, über den Tray oder direkt am Monitor), immer wird im Betriebssystem das passende Profil aktiviert, damit Anwendungen wissen, in welchem Farbraum das Anzeigegerät arbeitet.
Nachdem ich beide Monitore auf das gleiche Ziel kalibriert hatte, zeigten sie auch ein wirklich sehr ähnliches Bild an. Überprüft habe ich das in Lightroom in der Multi-Monitor Ansicht. Dadurch lässt sich sehr schön das gleiche Bild auf beiden Monitoren anzeigen. Und vor allem: Lightroom beherrscht korrektes Farbmanagement, so dass der Vergleich Sinn macht.
Die Farbwiedergabe und Homogenität ist bei den EIZO-Monitoren wirklich große Klasse, hier gibt es definitiv nichts auszusetzen.
Bringt 4K nun wirklich einen Vorteil?
Tja – das ist natürlich die allesentscheidende Frage! Macht es Sinn, in einen 27″ 4K Monitor zu investieren?
Ich zeige euch jetzt mal Vergleichsbilder, die ich von beiden Monitoren abfotografiert habe:
Es ist eindeutig und mit bloßem Auge sichtbar, dass der 4K Monitor eine deutlich höhere Auflösung anzeigt. Bei Bildern sieht man es bei genauem Hinschauen, bei Text sieht man es aber sofort und ohne große Anstrengung. Hier mal ein Vergleich eines Ausschnitts meiner Webseite:
Ich denke, der Unterschied ist deutlich sichtbar, auch wenn ich die Bilder hier nicht extra beschrifte.
Hier noch ein Beispiel in unterschiedlichen Zoom Stufen. Das erste Bild ist jeweils fast der komplette Monitor abfotografiert, danach entsprechend reingezoomt.
Zunächst wieder der 2.7 K Monitor:
Und nun der 4K Monitor:
Wenn man es in Zahlen ausdrücken möchte, dann löst WQHD mit 110 ppi (Pixel pro Zoll) auf und UHD-4K mit 164 ppi.
Um nun aber die Frage zu beantworten, ob 4K tatsächlich in der Praxis einen Vorteil bringt – ich sag es mal so – ich will den Monitor eigentlich nicht wieder hergeben, auch wenn ich muss.
Bei einem 27″ Monitor sieht man bei normalem Betrachtungsabstand mit bloßem Auge einen Unterschied in der Schärfe. Während feine Strukturen wie z.B. Schriften auf dem 2.7 K Monitore mit kleinen Treppchen erscheinen, sehen sie auf dem 4K Monitor gestochen scharf aus. Wenn man einmal mit einem 4K Monitor gearbeitet hat, ist man eigentlich «versaut». Dann fallen die geringeren Auflösungen erst recht auf.
Ist also 4K heute ein «Must have» für Bildbearbeitung und Videoschnitt?
Nicht unbedingt. Natürlich werden viele Filme und Videos heute in 4K geschnitten und da ist ein 4K Monitor zur 1:1 Wiedergabe natürlich schon attraktiv – aber nicht unbedingt ein absolutes Muss. Man kann auch an niedriger aufgelösten Monitoren in 4K schneiden – sieht aber dann natürlich auch nicht die volle Auflösung.
Ich finde, viel wichtiger ist bei der Bild- oder Videobearbeitung die korrekte Wiedergabe von Farben und Kontrasten. In diesem Bereich ist EIZO seit Jahren führend und man kann sich bei einem solchen Monitor, egal welcher Auflösung darauf verlassen, dass man eine hervorragende und farbverbindliche Wiedergabe bekommt. Ein gebrauchter EIZO CS 270 oder CS 2730 ist auch heute noch eine super Sache, und gerade der CS 270 vom Preis-Leistungsverhältnis wohl kaum geschlagen. Um Details wie das Rauschen beurteilen zu können, muss man ohnehin in das Bild reinzoomen, ob nun mit 4K oder mit geringeren Auflösungen.
Aber wie man so schön sagt: das bessere ist der Feind des guten – und klar, wenn man den direkten Vergleich sieht, ist der CS2740 ein echter Hingucker. Nicht nur mit seinem schlanken Rahmen und dem gewollten Understatement in seiner Optik. Nein auch, die Schärfe des 4K Screens fällt zunächst im direkten Vergleich auf und wenn man diese Schärfe einmal gesehen hat, dann fällt einem die nicht ganz so saubere Textdarstellung bei geringeren Auflösungen durchaus auch negativ auf. Das betrifft aber vor allem Schriften und Bedienelement. Bei Fotos muss man schon genauer hinsehen – aber auch hier sieht man im direkten Vergleich natürlich mehr Details auf einem 4K Screen. Arbeiten kann man aber natürlich mit beiden Monitoren sehr gut.
Als ich vor einigen Jahren das letzte Mal einen 4K Screen getestet habe, habe ich schnell wieder davon Abstand genommen. Kaum ein Programm konnte damals seine Inhalte korrekt skalieren und auch Windows hatte damals noch ziemliche Probleme damit. Zum Glück hat sich hier viel getan. Heute skalieren die meisten Programme unter den aktuellen Betriebssystemen auf High-DPI Bildschirmen korrekt. Man kann sogar Monitore mit verschiedenen Auflösungen und DPI Einstellungen nebeneinander betreiben und das Betriebssystem (zumindest bei Windows 10 ist das so) stellt auch beim Verschieben eines Fensters von einem Monitor zum anderen in der Regel die Skalierung entsprechend um, so dass die Anwendung dann nicht plötzlich riesengroß oder winzig klein erscheint.
Mein Fazit
Wenn ihr das Geld habt, und einen 27″ Monitor für Bildbearbeitung und/oder Videoschnitt anschaffen wollt, ist der EIZO Coloredge 2740 sicher eine hervorragende Wahl. Der Monitor ist farbverbindlich, liefert eine gestochen scharfe 4K Auflösung und sieht dazu auf dem Schreibtisch schlicht, aber sehr schick aus. Seine Anschlussmöglichkeiten und auch die Bedienung lassen aus meiner Sicht nichts zu wünschen übrig. Ihr solltet aber auf jeden Fall ein aktuelles Betriebssystem (Windows 10 oder Mac OS Catalina) einsetzen und auch die neuste Version der Adobe Programme, um zu gewährleisten, dass die Anwendungen auf 4K auch vernünftig skaliert werden.
Wenn ihr Geld sparen wollt, sind der CS 270 und CS 2730 immer noch sehr guter 27″ Monitore und hervorragend für Bildbearbeitung und Videoschnitt geeignet. Meinen Testbericht zum CS 270 findet ihr hier. Gebraucht ist er mittlerweile zu attraktiven Preisen zu haben und auch der CS 2730 ist ab und an gebraucht erhältlich. Mein 5 Jahre alter CS270 muss von der Farbwiedergabe und dem abgedeckten Farbraum den Vergleich mit dem neuen CS 2740 nicht scheuen.
Wenn ihr ein aktuelles Gerät haben wollt, aber nicht unbedingt Wert auf 4K legt, schaut euch mal den neuen EIZO CS 2731 an, das Pendant zum CS 2740, nur eben mit der etwas geringeren WQHD Auflösung.
Amazon Links zu den Neugeräten:
- EIZO CS 2731
- EIZO CS 2740
Ich persönlich warte jetzt, bis der CS2740 offiziell erhältlich ist und dann werde ich wohl nicht widerstehen können… :-)
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Alle Inhalte © Gunther Wegner
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Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!