Tipps zur Stativ Stabilisierung – so hoch wie nötig, so niedrig wie möglich…

26062018

…ist eine der wich­tigs­ten Lek­tio­nen bei der Arbeit mit dem Sta­tiv. Dies­mal hat mein Reden mir selbst nichts genutzt und ich muss­te selbst eine schmerz­haf­te Erfah­rung machen…

Bei jedem Work­shop, bei jeder Fotorei­se wei­se ich mei­ne Teil­neh­mer dar­auf hin, dass es kei­ne gute Idee ist, die Sta­tiv­bei­ne zu weit aus­zu­fah­ren oder gar die Mit­tel­säu­le aus­zu­zie­hen. Auch soll­ten die Sta­tiv­bei­ne immer maxi­mal gespreizt wer­den, wenn man das Sta­tiv ausfährt.

«…die Sta­bi­li­tät lei­det ansons­ten, unter Umstän­den kann sogar die Kame­ra bei einem Wind­stoß umfallen».

Und ich sage das ja nicht ohne Grund. Schon mehr­fach habe ich auf mei­nen Fotorei­sen erlebt, dass die Sta­ti­ve von Teil­neh­mern samt Kame­ra umge­fal­len sind. Das kann im Dun­keln pas­sie­ren, wenn jemand dage­gen läuft oder auch bei hell­lich­tem Tag, zum Bei­spiel wenn eine Wind­böe das Sta­tiv erfasst. Und das ging lei­der nicht immer gut für das Mate­ri­al aus.

Dass auch ich nicht vor sol­chen Erleb­nis­sen gefeit bin, muss­te ich nun auf La Pal­ma erfahren.

Wir waren im Süden von La Pal­ma bei den Leucht­tür­men und woll­ten den Son­nen­un­ter­gang bei den Sali­nen im Zeit­raf­fer fest­hal­ten. Ich hat­te mei­nen Slider auf­ge­stellt um Rich­tung Wes­ten die unter­ge­hen­de Son­ne neben den Leucht­tür­men auf­zu­neh­men. Mit der zwei­ten Kame­ra woll­te ich das Farb­spiel im Osten auf­neh­men. Um einen mög­lichst stei­len Win­kel auf die Was­ser­be­cken zu bekom­men, stell­te ich mein Sta­tiv (wel­ches wirk­lich ver­hält­nis­mä­ßig sta­bil ist) voll aus­ge­fah­ren neben die Sali­ne und rich­te­te die Kame­ra nach unten, um mög­lichst viel von der Spie­ge­lung der Wol­ken drauf zu bekom­men. Ich hat­te natür­lich die Mit­tel­säu­le nicht aus­ge­fah­ren und selbst­ver­ständ­lich die Sta­tiv­bei­ne maxi­mal aus­ein­an­der gestellt.

Eine der letzten Aufnahmen vor dem Malheur...

Eine der letz­ten Auf­nah­men vor dem Malheur…

Zu mei­ner «Ent­schul­di­gung» kann ich wenigs­tens sagen, dass ich das Sta­tiv ganz bewusst und aus bild­ge­stal­te­ri­schen Grün­den so hoch aus­ge­fah­ren habe. In 95% der Fäl­le, die ich ansons­ten immer wie­der sehe, wenn ich z.B. abends Foto­gra­fen an den Hot­spots in Ham­burg beob­ach­te, ist das nicht der Fall. Der Grund für ein extrem weit aus­ge­fah­re­nes Sta­tiv ist da meist Bequem­lich­keit. Obwohl – manch­mal ste­hen die Leu­te sogar auf den Zehen­spit­zen, um noch durch den Sucher schau­en zu kön­nen. Eigent­lich soll­ten sol­che Ver­ren­kun­gen ja mit den heu­ti­gen Live­views und Klapp­dis­plays end­gül­tig vor­bei sein.

Aber zurück zu mei­ner Erfah­rung. Ich wuss­te natür­lich, dass es win­dig war – aller­dings hät­te ich den Wind nicht im Traum als so stark ein­ge­schätzt, dass er mei­ne Kame­ra umwer­fen wür­de. Ich stell­te den Zeit­raf­fer an und lief wie­der los, um mich um mei­ne Teil­neh­mer zu kümmern.

Als ich dann eine hal­be Stun­de spä­ter wie­der nach mei­nem Zeit­raf­fer sehen woll­te, stell­te ich fest, dass offen­bar eine Wind­böe das Sta­tiv samt Kame­ra umge­wor­fen hat­te. Und das schon nach ca. 10 Aus­lö­sun­gen. Der Rest des Zeit­raf­fers war weiß, da der Fil­ter zer­bro­chen ist und dem­entspre­chend alle Bil­der danach total über­be­lich­tet waren.

Mein Sta­tiv samt Kame­ra, Fil­ter und Fil­ter­hal­ter hat der Wind nach nur weni­gen Auf­nah­men umgeworfen.

Zum Glück haben Kame­ra und Objek­tiv es über­lebt, mei­nen auf­grund sei­ner Farb­neu­tra­li­tät und Vignet­tie­rungs­frei­heit sehr geschätz­ten Hai­da ND 3.0 Nano Fil­ter hat es  jedoch in unzäh­li­ge Stü­cke zer­legt, die ich dann natür­lich alle auf­ge­sam­melt habe. Auch den Fil­ter­hal­ter von Logo­de­ckel hat es lei­der zer­ris­sen. Ver­mut­lich haben bei­de zusam­men aber so viel Ener­gie absor­biert, dass Kame­ra und Objek­tiv es dafür unbe­scha­det über­lebt haben.

Wie hätte ich das verhindern können?

Ich hät­te ein­fach ein Gewicht an das Sta­tiv hän­gen müs­sen, um es nach unten hin zu beschwe­ren. Gut kann man dafür den wäh­rend der Auf­nah­me unge­nutz­ten Foto­ruck­sack ver­wen­den. Wich­tig ist es, dar­auf zu ach­ten, dass die­ser nicht frei schwingt, son­dern mit min­des­tens 1/3 sei­nes Gewichts auf dem Boden aufliegt.

Am bes­ten eig­net sich dafür ein Zelt­ab­spann­seil, da man damit die Län­ge ganz ein­fach über die Plas­tik­ver­stel­lung ein­stel­len kann und den Ruck­sack so auf Zug bringt. Etwas der­ar­ti­ges gehört m.E. nach in jeden Foto­ruck­sack (note to mys­elf: und soll­te dann auch zum Ein­satz kommen).

Mit einem Zeltabspannseil kann man ganz easy den Rucksack als Gewicht verwenden und den Zug genau einstellen.

Mit einem Zelt­ab­spann­seil kann man ganz easy den Ruck­sack als Gewicht ver­wen­den und den Zug genau einstellen.

Aber natür­lich funk­tio­niert es auch mit einer ein­fa­chen Reep-Schnur oder Dynee­ma-Lei­ne. Die­se wird ent­we­der am dafür vor­ge­se­he­nen Haken befes­tigt, falls das Sta­tiv einen hat, oder an der Sta­tiv­ba­sis, hier muss man ggf. etwas impro­vi­sie­ren. Ziel ist es, mög­lichst viel Zug ver­ti­kal von der Kame­ra aus gese­hen nach unten aus­zu­üben, ohne dass das Gewicht sich bewegt.

Mir gefällt die Vari­an­te mit dem Zelt­ab­spann­seil bes­ser, weil das Ablän­gen des Seils damit natür­lich viel schnel­ler geht und man nicht lan­ge fum­meln muss, um den Zug des Ruck­sacks rich­tig «ein­zu­stel­len», das ein­fa­che Seil hat mir aber auch schon oft gute Diens­te geleis­tet (dan­ke Jens :-)).

Fazit

Schon bei Wind, der sich noch lan­ge nicht so anfühlt, als ob er ein Sta­tiv umwer­fen könn­te, soll­ten unbe­dingt Maß­nah­men ergrif­fen wer­den, um das zu ver­hin­dern. Am wich­tigs­ten ist beim Auf­stel­len des Sta­tivs ohne­hin der Tipp «so hoch wie nötig, so nied­rig wie mög­lich». Ein nied­rig auf­ge­stell­tes Sta­tiv ist viel weni­ger anfäl­lig für Wind, als ein hoch auf­ge­stell­tes. Wenn aus bild­ge­stal­te­ri­schen Grün­den die Kame­ra, wie in die­sem Fall, wirk­lich so hoch auf­ge­stellt wer­den muss, dann soll­te ein Ruck­sack oder ein ande­res Gewicht von unten an das Sta­tiv gehängt wer­den – und zwar so, dass die­ser nicht im Wind bau­melt, son­dern mit ca. der Hälf­te sei­nes Gewichts auf dem Boden auf­liegt und mit der ande­ren Hälf­te das Sta­tiv nach unten zieht.

Die Sta­bi­li­sie­rung des Sta­ti­ves emp­feh­le ich übri­gens auch in unse­rem Buch Dia­na lernt Foto­gra­fie­ren. Ich geh’ das jetzt noch­mal lesen… ;-)

Ist euch auch schon mal etwas ähn­li­ches pas­siert? Habt ihr noch ande­re Tipps für die Sta­bi­li­sie­rung des Sta­tivs? Lasst es uns in den Kom­men­ta­ren wissen!

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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