…ist eine der wichtigsten Lektionen bei der Arbeit mit dem Stativ. Diesmal hat mein Reden mir selbst nichts genutzt und ich musste selbst eine schmerzhafte Erfahrung machen…
Bei jedem Workshop, bei jeder Fotoreise weise ich meine Teilnehmer darauf hin, dass es keine gute Idee ist, die Stativbeine zu weit auszufahren oder gar die Mittelsäule auszuziehen. Auch sollten die Stativbeine immer maximal gespreizt werden, wenn man das Stativ ausfährt.
«…die Stabilität leidet ansonsten, unter Umständen kann sogar die Kamera bei einem Windstoß umfallen».
Und ich sage das ja nicht ohne Grund. Schon mehrfach habe ich auf meinen Fotoreisen erlebt, dass die Stative von Teilnehmern samt Kamera umgefallen sind. Das kann im Dunkeln passieren, wenn jemand dagegen läuft oder auch bei helllichtem Tag, zum Beispiel wenn eine Windböe das Stativ erfasst. Und das ging leider nicht immer gut für das Material aus.
Dass auch ich nicht vor solchen Erlebnissen gefeit bin, musste ich nun auf La Palma erfahren.
Wir waren im Süden von La Palma bei den Leuchttürmen und wollten den Sonnenuntergang bei den Salinen im Zeitraffer festhalten. Ich hatte meinen Slider aufgestellt um Richtung Westen die untergehende Sonne neben den Leuchttürmen aufzunehmen. Mit der zweiten Kamera wollte ich das Farbspiel im Osten aufnehmen. Um einen möglichst steilen Winkel auf die Wasserbecken zu bekommen, stellte ich mein Stativ (welches wirklich verhältnismäßig stabil ist) voll ausgefahren neben die Saline und richtete die Kamera nach unten, um möglichst viel von der Spiegelung der Wolken drauf zu bekommen. Ich hatte natürlich die Mittelsäule nicht ausgefahren und selbstverständlich die Stativbeine maximal auseinander gestellt.
Zu meiner «Entschuldigung» kann ich wenigstens sagen, dass ich das Stativ ganz bewusst und aus bildgestalterischen Gründen so hoch ausgefahren habe. In 95% der Fälle, die ich ansonsten immer wieder sehe, wenn ich z.B. abends Fotografen an den Hotspots in Hamburg beobachte, ist das nicht der Fall. Der Grund für ein extrem weit ausgefahrenes Stativ ist da meist Bequemlichkeit. Obwohl – manchmal stehen die Leute sogar auf den Zehenspitzen, um noch durch den Sucher schauen zu können. Eigentlich sollten solche Verrenkungen ja mit den heutigen Liveviews und Klappdisplays endgültig vorbei sein.
Aber zurück zu meiner Erfahrung. Ich wusste natürlich, dass es windig war – allerdings hätte ich den Wind nicht im Traum als so stark eingeschätzt, dass er meine Kamera umwerfen würde. Ich stellte den Zeitraffer an und lief wieder los, um mich um meine Teilnehmer zu kümmern.
Als ich dann eine halbe Stunde später wieder nach meinem Zeitraffer sehen wollte, stellte ich fest, dass offenbar eine Windböe das Stativ samt Kamera umgeworfen hatte. Und das schon nach ca. 10 Auslösungen. Der Rest des Zeitraffers war weiß, da der Filter zerbrochen ist und dementsprechend alle Bilder danach total überbelichtet waren.
Zum Glück haben Kamera und Objektiv es überlebt, meinen aufgrund seiner Farbneutralität und Vignettierungsfreiheit sehr geschätzten Haida ND 3.0 Nano Filter hat es jedoch in unzählige Stücke zerlegt, die ich dann natürlich alle aufgesammelt habe. Auch den Filterhalter von Logodeckel hat es leider zerrissen. Vermutlich haben beide zusammen aber so viel Energie absorbiert, dass Kamera und Objektiv es dafür unbeschadet überlebt haben.
Wie hätte ich das verhindern können?
Ich hätte einfach ein Gewicht an das Stativ hängen müssen, um es nach unten hin zu beschweren. Gut kann man dafür den während der Aufnahme ungenutzten Fotorucksack verwenden. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass dieser nicht frei schwingt, sondern mit mindestens 1/3 seines Gewichts auf dem Boden aufliegt.
Am besten eignet sich dafür ein Zeltabspannseil, da man damit die Länge ganz einfach über die Plastikverstellung einstellen kann und den Rucksack so auf Zug bringt. Etwas derartiges gehört m.E. nach in jeden Fotorucksack (note to myself: und sollte dann auch zum Einsatz kommen).
Aber natürlich funktioniert es auch mit einer einfachen Reep-Schnur oder Dyneema-Leine. Diese wird entweder am dafür vorgesehenen Haken befestigt, falls das Stativ einen hat, oder an der Stativbasis, hier muss man ggf. etwas improvisieren. Ziel ist es, möglichst viel Zug vertikal von der Kamera aus gesehen nach unten auszuüben, ohne dass das Gewicht sich bewegt.
Mir gefällt die Variante mit dem Zeltabspannseil besser, weil das Ablängen des Seils damit natürlich viel schneller geht und man nicht lange fummeln muss, um den Zug des Rucksacks richtig «einzustellen», das einfache Seil hat mir aber auch schon oft gute Dienste geleistet (danke Jens :-)).
Fazit
Schon bei Wind, der sich noch lange nicht so anfühlt, als ob er ein Stativ umwerfen könnte, sollten unbedingt Maßnahmen ergriffen werden, um das zu verhindern. Am wichtigsten ist beim Aufstellen des Stativs ohnehin der Tipp «so hoch wie nötig, so niedrig wie möglich». Ein niedrig aufgestelltes Stativ ist viel weniger anfällig für Wind, als ein hoch aufgestelltes. Wenn aus bildgestalterischen Gründen die Kamera, wie in diesem Fall, wirklich so hoch aufgestellt werden muss, dann sollte ein Rucksack oder ein anderes Gewicht von unten an das Stativ gehängt werden – und zwar so, dass dieser nicht im Wind baumelt, sondern mit ca. der Hälfte seines Gewichts auf dem Boden aufliegt und mit der anderen Hälfte das Stativ nach unten zieht.
Die Stabilisierung des Statives empfehle ich übrigens auch in unserem Buch Diana lernt Fotografieren. Ich geh’ das jetzt nochmal lesen… ;-)
Ist euch auch schon mal etwas ähnliches passiert? Habt ihr noch andere Tipps für die Stabilisierung des Stativs? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Hat Dir der Artikel gefallen?
Dann melde Dich doch bitte zu meinem kostenlosen Newsletter an. Dann bekommst Du eine Nachricht bei neuen Artikeln und Du wirst auch exklusiv als erstes über neue Workshops und Reisen informiert! Außerdem gibt es dort auch immer wieder Hintergrund-Infos, die so nicht im Blog stehen.
Natürlich freue ich mich auch sehr, wenn Du mir bei YouTube, Instagram und Facebook folgst.
Alle Inhalte © Gunther Wegner
*) Mit einem Stern gekennzeichnete Links sind externe Partner-Links. Ihr unterstützt mich, wenn ihr darüber bestellt. Alternativ könnt ihr auch über folgende Direktlinks in die Shops wechseln:
Amazon.de, Amazon.at, Amazon.com, Foto Koch, Augenblicke-Eingefangen, camforpro.com.
Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!