Farbmanagement Tutorial Teil 2 – Korrektes Farbmanagement in Anwendungen

4082020

In der heu­ti­gen Fol­ge geht es um die Unter­stüt­zung von Farb­ma­nage­ment in Anwen­dun­gen. Also vor allem in Bild­be­ar­bei­tun­gen und Bild­an­zei­ge­pro­gram­men – aber auch Web­brow­sern und Betriebs­sys­te­men. Wir schau­en uns an, wel­che Anwen­dun­gen alles rich­tig machen, wel­che noch ent­spre­chend kon­fi­gu­riert wer­den müs­sen, und wel­che mit dem The­ma Farb­ma­nage­ment gar nichts anfan­gen können. 

Die­sen Arti­kel illus­trie­re ich mit eini­gen far­ben­fro­hen Bil­dern aus Bra­si­li­en – sie wer­den defi­ni­tiv zu kräf­tig ange­zeigt, wenn euer Brow­ser kein Farb­ma­nage­ment beherrscht ;-)

In Teil 1 die­ses Tuto­ri­als habt ihr gelernt, dass ein Bild nur dann kor­rekt auf einem Moni­tor dar­ge­stellt wer­den kann, wenn die Bild­da­ten ein ein­ge­bet­te­tes Farb­pro­fil haben und außer­dem kor­rekt von der Anwen­dung, die das Bild anzei­gen soll, auf das Farb­pro­fil eures idea­ler­wei­se kali­brier­ten Moni­tors umge­wan­delt wer­den. Dort habe ich euch auch erklärt, war­um ihr hier umso stär­ke­re Unter­schie­de und Abwei­chun­gen bemer­ken wer­det, je grö­ßer der Farb­raum eures Moni­tors ist. Falls ihr Teil 1 ver­passt habt, soll­tet ihr den noch mal nachlesen:

Klar könn­tet ihr nun ein­fach euren Moni­tor auf den sRGB Farb­raum ein­schrän­ken. Man­che Moni­to­re (z.B. die von mir genutz­ten Eizo-Moni­to­re) bie­ten bestimm­te vor­ka­li­brier­te Pro­fi­le, z.B. sRGB oder Ado­beRGB. Wenn ihr hier z.B. sRGB aus­wählt, wer­den alle Inhal­te auf den kleins­ten gemein­sa­men Nen­ner sRGB her­un­ter­ge­rech­net und damit ein sRGB Moni­tor «simu­liert». Ihr wer­det dann kaum Pro­ble­me mit fal­schen Far­ben haben – aber eben auch nicht von den leuch­ten­den Far­ben pro­fi­tie­ren kön­nen, die die­se Moni­to­re bie­ten. Wenn ihr das tut (oder wenn ihr einen ein­fa­chen Moni­tor habt, der über­haupt nur sRGB dar­stel­len kann), soll­tet ihr aber auch kei­ne Fotos in erwei­ter­ten Farb­räu­men wie Ado­beRGB aus­ge­ben, schlicht und ergrei­fend, weil ihr dann gar nicht seht, was ihr da in den Grenz­be­rei­chen bear­bei­tet – ande­re ggf. aber dann schon.

Für den Dau­er­be­trieb ist eine sol­che Ein­schrän­kung auf sRGB des­we­gen aus mei­ner Sicht nicht sinnvoll.

Idea­ler­wei­se nutzt ihr also einen Moni­tor mit erwei­ter­tem Farb­raum (Wide-Gamut) und lasst ihn die­sen auch dar­stel­len. Und dann ist es eben ganz wich­tig, dass die von euch genutz­ten Anwen­dun­gen die­sen auch berück­sich­ti­gen, damit die Far­ben kor­rekt trans­for­miert und ange­zeigt werden.

Die Anwen­dun­gen müs­sen also ein sog. Farb­ma­nage­ment beherr­schen – lei­der ist das immer noch nicht selbstverständlich.

Historisch war da nur sRGB

Vor 10 Jah­ren noch, waren 99% aller Moni­to­re gera­de mal dazu in der Lage, sRGB dar­zu­stel­len. Dem­entspre­chend muss­ten sich auch die Her­stel­ler der gän­gi­gen Betriebs­sys­te­me und Anwen­dun­gen nicht wirk­lich um das The­ma küm­mern. Man ist ein­fach davon aus­ge­gan­gen, dass sRGB das Maxi­mum war, das dar­ge­stellt wer­den konn­te – alles was dar­über hin­aus ging wur­de ohne­hin nicht ange­zeigt. Bis heu­te ist sRGB der fac­to Stan­dard im Web, weil es der kleins­te gemein­sa­me Nen­ner ist, den so gut wie jeder Moni­tor oder Fern­se­her anzei­gen kann.

Dann kamen die Wide-Gamut Monitore

Dann kamen nach und nach immer mehr Moni­to­re mit Wide-Gamut auf den Markt. Eigent­lich eine tol­le Sache – denn die­se erlaub­ten doch deut­lich mehr Far­ben und dif­fe­ren­zier­te­re Grenz­be­rei­che dar­zu­stel­len. Aber dadurch wur­de es nun auch kom­pli­ziert. Zumal auch das «Wide» bei den Moni­to­ren über­haupt nicht ein­heit­lich ist, son­dern jedes Moni­tor­pa­nel hier ganz unter­schied­li­che Farb­be­rei­che abdeckt. In der Tat ent­spre­chen die Gamuts der Moni­to­re in der Regel über­haupt kei­nem gän­gi­gen Farb­raum, son­dern über­schnei­den sich mehr oder weni­ger mit diesen.

Was dann pas­siert, wenn ein­fach nur unpro­fi­lier­te Infor­ma­tio­nen wie 100% Grün (sie­he letz­te Fol­ge) auf einen sol­chen Moni­tor aus­ge­ge­ben wer­den, ist wenig deterministisch.

Die meis­ten Anwen­dun­gen und dama­li­ge Betriebs­sys­tem­ver­sio­nen konn­ten also zunächst mit die­sen erwei­ter­ten Gamuts nichts anfan­gen. Sie sand­ten wei­ter­hin die glei­chen als sRGB ange­nom­me­nen Signa­le wie vor­her an den Moni­tor. Die­ser zeig­te nun aber Bil­der im sRGB Farb­raum auf­grund sei­nes grö­ße­ren Farb­raums deut­lich sat­ter und leuch­ten­der an – zu satt und zu leuch­tend. Ihr erin­nert euch? 100% Grün auf einem gro­ßen Farb­raum wie Ado­beRGB ist viel leuch­ten­der als 100% Grün auf sRGB. Schaut euch am bes­ten noch mal die Bei­spie­le in Teil 1 an und voll­zieht sie nach.

Wow, dach­te sich der eine oder ande­re viel­leicht – was für tol­le Far­ben. Mit dem «Ori­gi­nal» hat­ten die aber dann nichts mehr zu tun. Haut­tö­ne wur­de viel zu rot dar­ge­stellt, Him­mel zu blau und Blät­ter zu grün. Und das ist heu­te in vie­len Berei­chen noch so. Z.B. merkt ihr das, wenn ihr eines eurer Bil­der aus Ligh­t­room expor­tiert und auf einem Wide-Gamut Moni­tor unter Win­dows als Bild­schirm­hin­ter­grund ein­rich­tet. Das Bild sieht als Hin­ter­grund­bild anders, in der Regel deut­lich gesät­tig­ter aus, als in Lightroom.

Wir brauchen Farbmanagement

Die­ses The­ma betrifft natür­lich bei­de Sei­ten: den Pro­du­zen­ten (Foto­gra­fen) und den Kon­su­men­ten (Betrach­ter). Aller­dings wur­de das Pro­blem von den Her­stel­lern der Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gram­me mit Ziel­grup­pe Pro­du­zen­ten (Ligh­t­room, Pho­to­shop etc.) sehr früh erkannt: Sie imple­men­tier­ten in die Anwen­dun­gen zur Bild­be­ar­bei­tung ein ent­spre­chen­des Farbmanagement.

Um das in Fol­ge 1 erklär­te hier noch ein­mal zu wiederholen:

Die­ses Farb­ma­nage­ment nimmt die Bild­da­ten plus das ein­ge­bet­te­te Farb­pro­fil und trans­for­miert sie auf das im Betriebs­sys­tem hin­ter­leg­te Pro­fil des Moni­tors.

Sowohl Bild­be­ar­bei­tung beim Pro­du­zen­ten als auch das Bild­an­zei­ge­pro­gramm beim Kon­su­men­ten müs­sen Farb­ma­nage­ment beherr­schen. Dabei trans­for­mie­ren sie die Bild­da­ten mit Hil­fe des im Bild ein­ge­bet­te­ten Pro­fils (ICC) auf das Moni­tor­pro­fil (M.ICC).

In sol­chen Pro­gram­men sahen und sehen die Far­ben «kor­rekt» aus, immer vor­aus­ge­setzt, der Moni­tor wur­de kali­briert und pro­fi­liert.

Der ers­te Schritt ist also, dass der Pro­du­zent alles rich­tig macht: sei­ne Bil­der am kali­brier­ten Moni­tor bear­bei­tet und inklu­si­ve Farb­pro­fil aus­lie­fert. Aller­dings ist es auch wich­tig, dass auf Kon­su­men­ten­sei­te dann Bild­an­zei­ge­pro­gram­me und Web­brow­ser ver­wen­det wer­den, wel­che das Pro­fil auch aus­wer­ten und die Bild­da­ten ent­spre­chend auf das eige­ne Moni­tor­pro­fil trans­for­mie­ren. Nur dann stimmt das Ergeb­nis auch mit der Inten­ti­on des Foto­gra­fen überein.

Je mehr Wide-Gamut Moni­to­re auf den Markt kamen und kom­men, umso drän­gen­der wur­de und wird die For­de­rung nach kor­rek­tem Farb­ma­nage­ment in Anwendungen.

Erst mit der Zeit wur­de das Farb­ma­nage­ment, also die Trans­for­ma­ti­on vom Bild­pro­fil in das ent­spre­chen­de Moni­tor­pro­fil auch von Bild­an­zei­ge­pro­gram­men, Brow­sern und ande­ren Anwen­dun­gen unter­stützt. Auch die Betriebs­sys­te­me lern­ten dazu – Apple hier etwas frü­her als Win­dows – und imple­men­tier­ten ent­spre­chen­de Möglichkeiten.

Heu­te unter­stüt­zen prin­zi­pi­ell alle moder­nen Betriebs­sys­te­me kor­rek­tes Farb­ma­nage­ment auf Anwen­dungs­ebe­ne. Aller­dings ist das nur eine Grund­vor­aus­set­zung:

Auch die Anwen­dun­gen selbst müs­sen es unterstützen!

Das kön­nen sie ent­we­der über die ent­spre­chen­den Betriebs­sys­tem­funk­tio­nen oder über eige­ne rea­li­sie­ren. Die Anzahl der Anwen­dun­gen, die prin­zi­pi­ell Farb­ma­nage­ment unter­stüt­zen, wächst ste­tig, ins­be­son­de­re im Bereich der Bild­be­ar­bei­tungs- und ‑anzei­ge­pro­gram­me.

Aber halt – bevor ihr denkt, das The­ma hat sich damit erle­digt, lest erst mal wei­ter. Denn lei­der ist es nach wie vor so, dass eini­ge zen­tra­le Anwen­dun­gen immer noch kein Farb­ma­nage­ment kön­nen und man es bei sehr vie­len ande­ren erst manu­ell akti­vie­ren muss. Sol­che Anwen­dun­gen zei­gen dann die meis­ten Bil­der auf Moni­to­ren mit erwei­ter­tem Farb­raum über­sät­tigt an. Das glei­che gilt lei­der auch nach wie vor für eigent­lich zen­tra­le Betriebs­sys­tem­funk­tio­nen wie die Bild­schirm­hin­ter­grund­bil­der in Windows.

Um also die glei­chen Far­ben beim Sen­der und Emp­fän­ger anzu­zei­gen, müs­sen meh­re­re Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sein:

  1. Der Pro­du­zent muss sei­ne Bil­der an einem kali­brier­ten und pro­fi­lier­ten Moni­tor bear­bei­ten, idea­ler­wei­se an einem Wide-Gamut Moni­tor.
  2. Jedes Foto muss neben den Bild­da­ten auch Infor­ma­tio­nen über den nach Ent­wick­lung und Bear­bei­tung beim Export gewähl­ten Farb­raum ent­hal­ten. Das geschieht über die ICC-Pro­fi­le, die als Meta­da­ten in die Fotos ein­ge­bet­tet werden.
  3. Jede Anwen­dung, die Bil­der dar­stellt, muss die­se Infor­ma­tio­nen aus­wer­ten und die Bild­da­ten mit­hil­fe des ein­ge­bet­te­ten Pro­fils in das vom Betriebs­sys­tem des dar­stel­len­den Com­pu­ters ver­wen­de­ten Pro­fils trans­for­mie­ren. Wenn kein Pro­fil ein­ge­bet­tet wur­de, soll­te sRGB ange­nom­men wer­den und nicht ein­fach das Quell­ma­te­ri­al 1:1 auf den Aus­ga­be­farb­raum pro­ji­ziert werden.
  4. Zumin­dest wenn der Moni­tor des dar­stel­len­den Sys­tems beim Kon­su­men­ten einen grö­ße­ren Gamut als sRGB abbil­det, soll­te auch die­ser ent­spre­chend kali­briert und pro­fi­liert sein. Wenn das nicht der Fall ist, gehen die Betriebs­sys­te­me und Anwen­dun­gen von sRGB aus – das stimmt dann umso weni­ger, je grö­ßer der Gamut des Moni­tors ist.

Farbverbindlichkeit bei Anwendungen

Bildbearbeitungsprogramme

So gut wie alle pro­fes­sio­nel­len Bild­be­ar­bei­tun­gen unter­stüt­zen schon seit Jah­ren kor­rek­tes Farb­ma­nage­ment. Ligh­t­room, Pho­to­shop und Co. machen es schon lan­ge richtig.

Kein Wun­der, ist das farb­ver­bind­li­che Arbei­ten hier ja eine Grund­vor­aus­set­zung. Die­se Anwen­dun­gen berück­sich­ti­gen bei der Anzei­ge in die Bil­der ein­ge­bet­te­te ICC Pro­fi­le, wer­ten das im Betriebs­sys­tem hin­ter­leg­te Moni­tor­pro­fil aus und schrei­ben auch beim Export selbst ent­spre­chen­de ICC Pro­fi­le in die Bil­der. Im Zwei­fels­fall könnt ihr euch bei Ligh­t­room, Pho­to­shop und Co. immer dar­auf ver­las­sen, dass das was ihr dort seht eine ent­spre­chen­de Ver­bind­lich­keit hat (Vor­aus­set­zung ist natür­lich, dass ihr euren Moni­tor kali­briert habt).

Browser

Auch die Web-Brow­ser beherr­schen seit eini­gen Jah­ren Farb­ma­nage­ment und kön­nen in die Bil­der ein­ge­bet­te­te ICC Pro­fi­le aus­wer­ten. Sie kön­nen also die Far­ben eines Bil­des kor­rekt anzei­gen, sofern die Bil­der mit einem ent­spre­chen­den Pro­fil in den Meta­da­ten aus­ge­lie­fert wer­den. Das ist lei­der nach wie vor nicht unbe­dingt die Regel: Vie­le Web­sei­ten spa­ren sich die Ein­bet­tung von ICC-Pro­fi­len in die Bil­der aus Grün­den des Spei­cher­plat­zes und Trans­fer­vo­lu­mens. Ein sol­ches Pro­fil hat eine Grö­ße von meh­re­ren Kilo­byte und bei etli­chen Hun­dert klei­nen Bil­dern auf einer ein­zi­gen Web­sei­te, führt das natür­lich zu ver­län­ger­ten Ladezeiten.

Fol­gen­des Bild hat Fehl­far­ben, aber ein ein­ge­bet­te­tes Pro­fi­le, wel­ches die­se kor­ri­giert. Wenn euer Brow­ser das ein­ge­bet­te­te Pro­fil rich­tig aus­liest, dann zeigt er das fol­gen­de Bild zumin­dest nicht in Fehl­far­ben an (ROT ist Rot und GRÜN ist Grün). Ihr könnt euch das Bild ger­ne auch her­un­ter­la­den und mit ande­ren Pro­gram­men tes­ten, ob die­se ein­ge­bet­te­te ICC Pro­fi­le anwenden.

TESTBILD: Falsch­far­ben­bild mit ein­ge­bet­te­tem ICC-Pro­fil, das die Falsch­far­ben kor­ri­giert. Wird das Pro­fil ange­wandt, wer­den die Far­ben kor­rekt dar­ge­stellt, ansons­ten ist ROT Blau und GRÜN Rot. Dann stimmt auch mei­ne Gesichts­far­be nicht mehr… :-)

Aber Ach­tung: dass das Bild nicht in inver­sen Fehl­far­ben ange­zeigt wird, heißt zunächst nur, dass das ein­ge­bet­te­te ICC-Pro­fil ange­wen­det wird, noch nicht, dass auch das Moni­tor­pro­fil berück­sich­tigt wird!

Moder­ne Brow­ser tun dies aber meist – sie wer­ten das im Betriebs­sys­tem hin­ter­leg­te Moni­tor Pro­fil aus und berück­sich­ti­gen auch dieses.

Hier stellt sich dann nur noch die Fra­ge, was der Brow­ser mit Bil­dern macht, die ohne Pro­fil abge­spei­chert wur­den. Für die Brow­ser besteht eigent­lich eine Ver­ein­ba­rung, dass sie bei feh­len­dem Pro­fil immer sRGB anneh­men sol­len, den de fac­to Stan­dard im Web. Wenn euer Brow­ser das tut, soll­te das fol­gen­de Bild genau­so kor­rekt ange­zeigt wer­den, wie das ers­te – sprich: Bil­der ohne Pro­fil­da­ten als sRGB inter­pre­tiert werden.

Hier nun das glei­che Bild ohne ein­ge­bet­te­tes Profil:

Bild ohne ein­ge­bet­te­tes Pro­fil: Wenn der Brow­ser alles kor­rekt macht, wen­det er hier auto­ma­tisch sRGB an. Wenn nicht, wird das Bild auf Wide-Gamut Moni­to­ren über­sät­tigt angezeigt.

Ihr ahnt es viel­leicht schon – nicht alle Brow­ser hal­ten sich stan­dard­mä­ßig dar­an, z.B. der Fire­fox. Wenn das Bild leuch­ten­der erscheint als das dar­über, dann inter­pre­tiert euer Brow­ser das Bild nicht kor­rekt als sRGB.

Firefox

In Fire­fox müsst ihr erst manu­ell ein­stel­len, dass sol­che unpro­fi­lier­ten Bil­der als sRGB behan­delt wer­den, so wie es sein soll­te. Ich emp­feh­le euch sehr, die­se Ein­stel­lung vor­zu­neh­men, wenn ihr an einem Wide-Gamut Moni­tor arbei­tet. Dazu müsst ihr:

  • about:config in die Brow­ser­leis­te ein­ge­ben -> Enter
  • in das Such­feld: color_management eingeben
  • gfx.color_management.enablev4=true (dadurch wer­den auch icc Pro­fi­le in Ver­si­on 4 unterstützt)
  • gfx.color_management.mode=1 (dadurch wird das Farb­ma­nage­ment auch für Bil­der ohne ICC Pro­fil akti­viert, die­se wer­den als sRGB angesehen).

Star­tet im Anschluss den Brow­ser neu und ladet die­se Sei­te noch ein­mal – dann seht ihr, dass auch das zwei­te Bild kor­rekt ange­zeigt wird.

Eine Sei­te, auf der ich noch viel mehr Bei­spiel­bil­der und Erklä­run­gen dazu fin­det, ist die­se hier.

Andere Browser

Ins­ge­samt, nach mei­ner Erfah­rung nach, arbei­tet Fire­fox mit die­sen Zusatz­ein­stel­lun­gen bezüg­lich Farb­ma­nage­ment kon­sis­tent und kor­rekt. Bei ande­ren Brow­sern hängt es von der Ver­si­on ab. Die auf der Chro­mi­um Engi­ne basie­ren­den Brow­ser wie Chro­me und Edge schei­nen sich in der aktu­el­len Ver­si­on kor­rekt zu ver­hal­ten, lei­der wur­de hier im Lau­fe der Ver­sio­nen immer mal wie­der etwas umge­stellt. Ich per­sön­lich mei­de die­se Brow­ser ohne­hin aus Grün­den des Datenschutzes.

Wenn die bei­den Bil­der oben auf einem Wide-Gamut Moni­tor gleich und kor­rekt aus­se­hen, dann ste­hen die Chan­cen gut, dass euer Brow­ser kor­rek­tes Farb­ma­nage­ment sowohl bezüg­lich des ein­ge­bet­te­ten Pro­fils als auch bezüg­lich des Moni­tor-Pro­fils durchführt.

Bildanzeigeprogramme

Bei der wich­ti­gen Kate­go­rie der Bild­an­zei­ge­pro­gram­men sieht es lei­der deut­lich dün­ner aus. Eini­ge davon kön­nen zwar ein­ge­bet­te­te ICC Pro­fi­le anwen­den, igno­rie­ren aber die Monitorprofile.

Tes­tet es selbst: Ihr könnt das mit dem ers­ten Bild oben tes­ten, wenn ihr es euch her­un­ter­la­det. Wenn es «farb­echt» ange­zeigt wird, wird zumin­dest das ein­ge­bet­te­te Pro­fil eva­lu­iert. Wenn ROT und GRÜN extrem gesät­tigt erschei­nen (gesät­tig­ter als im Brow­ser) wen­det das Anzei­ge­pro­gramm das Moni­tor­pro­fil nicht an.

Nach wie vor kann z.B. die mit Win­dows 10 ein­ge­führ­te Fotos-App, die seit Win­dows 10 als Stan­dard-Bild­be­trach­ter vor­de­fi­niert ist, kein kor­rek­tes Farb­ma­nage­ment. Maxi­mal wird ein ein­ge­bet­te­tes Pro­fil erkannt (auch nicht alle), das Moni­tor-Pro­fil wird hin­ge­gen nicht ange­wandt. Das bedeu­tet, dass das ers­te Bild oben in der Win­dows Fotos-App zwar nicht farb­ver­kehrt ange­zeigt wür­de, aber auf einem Wide-Gamut Moni­tor zu stark gesät­tigt. Das ist wirk­lich ein Armutszeugnis.

Das Glei­che gilt für die Bild­schirm­hin­ter­grund­bil­der bei Win­dows 10. Auch sie wer­den nach wie vor ohne Berück­sich­ti­gung des Moni­tor-Pro­fils dar­ge­stellt.

Die alte Foto­an­zei­ge von Win­dows 7 konn­te das para­do­xer­wei­se schon und hat Bil­der farb­ver­bind­lich ange­zeigt. Die­se ist aller­dings ohne Tricks in Win­dows 10 nicht mehr erreich­bar. Wie ihr die­se trotz­dem zurück bekom­men könnt, habe ich hier beschrie­ben. Ist die­ser Rück­schritt nicht seltsam?

Bevor ihr jetzt aber das alte Anzei­ge­pro­gramm wie­der auf­er­ste­hen lasst, über­legt euch lie­ber, gleich einen alter­na­ti­ven Bild­be­trach­ter ein­zu­set­zen. Da gibt es eini­ge sehr gute Optio­nen, die nur Vor­tei­le gegen­über den Stan­dard-Vari­an­ten haben.

XnView MP – ein sehr guter, frei­er Bildbetrachter.

Ich per­sön­lich nut­ze z.B. den XnView­MP (für Win­dows / Mac / Linux ver­füg­bar). Gut ist auch der Faststone-View­er (nur Win­dows). Auch Irfan­View kann Farb­ma­nage­ment, hier muss man aller­dings auch die Plug­ins instal­lie­ren, sonst klappt es nicht.

Bei allen drei Pro­gram­men müsst ihr ein­ma­lig zunächst in den Ein­stel­lun­gen das Farb­ma­nage­ment aktivieren.

Bei XnView­MP akti­viert ihr das Farb­ma­nage­ment über: Werk­zeu­ge / Ein­stel­lun­gen / All­ge­mein / Farbprofil:

  • Haken bei Für Dar­stel­lung ein­ge­bet­te­tes ICC Pro­fil verwenden.
  • RGB Pro­fil bei Bil­dern ohne ein­ge­bet­te­tes Pro­fil: sRGB (das ent­spricht der Ein­stel­lung, die ihr auch im Fire­fox vor­ge­nom­men habt)

Bei Faststone und Irfan-View (inkl. Plug­ins) funk­tio­niert das ähn­lich: Anwen­dung instal­lie­ren, Farb­ma­nage­ment ein­ma­lig akti­vie­ren und auf der siche­ren Sei­te sein.

Alle drei Pro­gram­me sind kos­ten­los. Per­sön­lich fin­de ich XnView­MP am run­des­ten, das Pro­gramm lässt kaum Wün­sche offen und taugt auch als schnel­les Bild­ver­wal­tungs­pro­gramm, wel­ches auch Vor­schau­en für Raw-Datei­en und Meta­da­ten anzeigt und noch vie­le wei­te­re Funk­tio­nen bietet.

Dass ein akti­ves Farb­ma­nage­ment in man­chen Anwen­dun­gen immer noch kein Stan­dard ist, hat aus mei­ner Sicht ver­schie­de­ne Gründe:

  1. Kor­rek­tes Farb­ma­nage­ment kos­tet Rechen­leis­tung und somit Zeit. Idea­ler­wei­se lässt man das die Gra­fik­kar­te machen, weil es rechen­in­ten­siv ist.
  2. Vie­le Kon­su­men­ten inter­es­siert das The­ma nicht, hier gilt eher «je bun­ter, des­to bes­ser». Wide-Gamut Moni­to­re und Anzei­ge­ge­rä­te sind auf dem Vor­marsch, aber eben immer noch teu­rer und weni­ger ver­brei­tet als Standardmonitore.
  3. Das The­ma ist kom­plex und das Ent­wi­ckeln von Anwen­dun­gen, die kor­rek­tes Farb­ma­nage­ment beherr­schen, ist noch kom­ple­xer (ich weiß, wovon ich spre­che… ich habe gera­de ein paar Wochen damit ver­bracht, ein sol­ches Farb­ma­nage­ment in LRTi­mel­ap­se zu imple­men­tie­ren ;-). Tes­ten könnt ihr das in der Beta von LRTi­mel­ap­se 5.5)

Zusammenfassung

Mit ein wenig Ver­ständ­nis für die The­ma­tik und gerin­gem Auf­wand lässt sich sowohl auf Pro­du­zen­ten- als auch auf Kon­su­men­tensei­te dafür sor­gen, dass Far­ben auch auf Wide-Gamut Moni­to­ren kor­rekt ange­zeigt wer­den kön­nen. Dazu gehört:

  1. Ihr soll­tet einen ver­nünf­ti­gen Moni­tor ein­set­zen, vor­zugs­wei­se einen mit erwei­ter­tem Farb­raum. Reviews zu den von mir ein­ge­setz­ten Moni­to­ren fin­det ihr hier.
  2. Ihr soll­tet den eige­nen Moni­tor kali­brie­ren und ein ent­spre­chen­des Farb­pro­fil im Betriebs­sys­tem hin­ter­le­gen. Das machen Werk­zeu­ge wie der Spy­der von Dat­a­co­lor sehr ein­fach. Hier mein Review des Spy­der 5. Mitt­ler­wei­le gibt es mit dem Spy­der X ein neue­res Modell, die­ses stel­le in Kür­ze hier im Blog vor. Das neue Modell kali­briert deut­lich schnel­ler. Das Prin­zip ist aber das glei­che. Die Anschaf­fung eines Colo­ri­me­ters zur Moni­tor-Kali­brie­rung ist eine der Grund­vor­aus­set­zun­gen für die Dar­stel­lung von kor­rek­ten Far­ben. Nicht nur könnt ihr euren Moni­tor damit kali­brie­ren, erst die Soft­ware des Kolo­ri­me­ters ermög­licht es, die rich­ti­gen Pro­fi­le für das Betriebs­sys­tem und die Anwen­dun­gen zu erstel­len und bereitzustellen.
    Wenn ihr euren Moni­tor nicht kali­briert, ris­kiert ihr als Pro­du­zent bei Online-Ver­öf­fent­li­chung, dass ande­re die Bil­der nicht so sehen, wie es eure Inten­ti­on war. Beim Druck ver­schwen­det ihr mög­li­cher­wei­se Geld und Res­sour­cen, weil ihr ver­meid­ba­re Fehl­dru­cke pro­du­ziert bei denen Hel­lig­keit und Far­ben nicht stim­men. Und auch als Kon­su­ment seht ihr die Bil­der Ande­rer nie so, wie sie gedacht waren.
  3. Expor­tiert eure Bil­der immer mit den ent­spre­chen­den Farb­pro­fi­len, am bes­ten auch dann, wenn ihr die­se in sRGB expor­tiert. Pro­gram­me wie Ligh­t­room machen das i.d.R. automatisch.
  4. Bei jeder Bild­be­ar­bei­tungs­stu­fe (z.B. beim Ver­klei­nern vor dem Hoch­la­den ins Inter­net) soll­tet ihr dar­auf ach­ten, dass das Farb­pro­fil nicht ver­lo­ren geht. Ob ein Bild noch ein ein­ge­bet­te­tes Farb­pro­fil hat, seht ihr z.B. in der Meta­da­ten­an­zei­ge in XnViewMP.

Die Meta­da­ten­an­zei­ge in XnView MP zeigt euch, ob ein Bild ein Farb­pro­fil ein­ge­bet­tet hat und wenn ja, welches.

  1. Beim Betrieb von Web­sei­ten oder Blogs soll­ten Fotos in sRGB hoch­ge­la­den wer­den und bei Fotos immer das Farb­pro­fil ein­ge­bet­tet wer­den, da ihr nicht davon aus­ge­hen könnt, dass die Kon­su­men­ten die oben beschrie­be­ne Brow­ser­ein­stel­lung vor­neh­men. Klei­ne­re Gra­fi­ken wie Icons etc. kön­nen ohne Pro­fil aus­ge­lie­fert wer­den, die­se erschei­nen dann ggf. zu bunt – das ist aber eher ver­schmerz­bar, als bei den Bil­dern. So hand­ha­be ich es auch auf mei­nen Webseiten.
  2. Beim Hoch­la­den von Bil­dern auf Foto­platt­for­men wie Insta­gram und Flickr müsst ihr euch anse­hen, wie die Anbie­ter das hand­ha­ben. In der Regel macht ihr nichts falsch, wenn ihr Bil­der mit ein­ge­bet­te­tem sRGB Pro­fil hochladet.
  3. Wenn ihr Bil­der an Druck­dienst­leis­ter gebt, checkt vor­her, wel­che Quell­farb­räu­me die Dienst­leis­ter unter­stüt­zen und ladet die Bil­der dann mit dem größ­ten unter­stütz­ten Pro­fil hoch. In der Pra­xis ist das im Ide­al­fall Ado­beRGB, oft aber auch nur sRGB. Die Umwand­lung in das Pro­fil des Dru­ckers macht dann der Druckanbieter.
  4. Sowohl bei der Bild­be­ar­bei­tung als auch bei der Bild­an­zei­ge müs­sen Anwen­dun­gen ver­wen­det wer­den, die Farb­ma­nage­ment unter­stüt­zen und die­ses dort auch akti­viert wer­den. Bei Ligh­t­room, Pho­to­shop etc. ist das stan­dard­mä­ßig der Fall, bei Bild­an­zei­ge­pro­gram­men müsst ihr in der Regel das Farb­ma­nage­ment extra ein­schal­ten und soll­tet das auch tun. Beim Fire­fox soll­tet ihr die oben genann­ten Ein­stel­lun­gen vornehmen.

In der nächs­ten Fol­ge küm­mern wir uns dann um das Farb­ma­nage­ment bei Vide­os und Zeit­raf­fern!

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Alle Inhalte © Gunther Wegner

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